Das Thema Schnarchen ist originell und scheint für ein humoristisches Buch genau das richtige Sujet zu sein: es liefert schier unendliche Möglichkeiten zur Erzeugung von Situationskomik. Leider hapert es im konkreten Fall von „Nachts im Sägewerk“ gewaltig an der Umsetzung. Das fängt schon bei den Charakteren an- sie sind allzu stromlinienförmig. Der schnarchende Protagonist Markus ist ein „zuagroaster“ Münchner, Journalist und Schreiberling, der ein rotes Cabrio fährt, nichts im Kühlschrank hat wenn er Single ist und auch sonst einen Lebensstil pflegt, der sich in die Kategorie „Yuppie“ einordnen lässt. Eines Tages läuft er am Altpapiercontainer der hübschen Nachbarin Lena über den Weg – dem klischeehaften Abziehbild einer Superfrau. Sie wird Objekt seiner Begierde und schließlich seine Freundin. Damit beginnt der Spießrutenlauf der Hauptfigur, die anfangs versucht ihr Schnarchen zu vertuschen und später mit allerlei Mittelchen aufwartet, die die nächtlichen Geräusche und die verärgerte Lebensgefährtin besänftigen sollen. Das Potential zur Zeichnung einer tragikomischen Figur, mit der der Leser Mitgefühl hat, bleibt im Großen und Ganzen unausgeschöpft. Markus ist nur in dem Sinne mitleiderregend, weil er eine Freundin hat, die alles andere als sympathisch erscheint. Mit faschistischem Gehabe reagiert sie stets auf die Beschwichtigungsversuche von Markus, anstatt diesen in seinem Kampf gegen sein Problem zu unterstützen. Warum sollte man eine so durch und durch platte und negative Charakterzeichnung in einem Unterhaltungsroman lesen wollen? Man versteht nicht, was er an einer Frau findet, die permanent „dagegen“ ist und dies wo sie geht und steht äußert.
Der Roman ist mehr als weniger autobiographisch, nicht umsonst heißt der Protagonist wie der Autor mit Vornamen, nicht umsonst ist er Journalist. Götting selbst hat bereits einen renommierten Medizinjournalistenpreis für eine Story über sein Schnarcherleiden erhalten, wie der Klappentext und die Anmerkung verraten. Das Selbsterlebte ist somit Programm und man fragt sich, ob man es mit einem Roman oder einem Erlebnis- und Produktbericht zum Thema Schnarchen und die Gegenmittel zu tun hat.
Alles in allem: statt brillanter Komik, die einen selbst vom Schlafen abhält findet man nur die Aneinanderreihung von bemüht witzigen Situationen und Charaktere, die so flach sind, dass man sich wundert wie sie bei aller Plattheit noch ein Schnarchen erzeugen können.
PS: Der namensgebende Protagonist der amerikanischen Sitcom „Seinfeld“ heißt nicht Larry, sondern Jerry (siehe S. 157).