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Sanne

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2018

Über die Liebe ... zum Boot und mehr

Hafenkino
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Vor mich hin grienend, lautes Herausplatzen vor Lachen, dezentes Lächeln – als das konnte mein Mann bei mir registrieren, während ich das „Hafenkino“ las. Punktgenaue Beschreibungen von Situationen, die ...

Vor mich hin grienend, lautes Herausplatzen vor Lachen, dezentes Lächeln – als das konnte mein Mann bei mir registrieren, während ich das „Hafenkino“ las. Punktgenaue Beschreibungen von Situationen, die nur ein Bootsliebhaber vollständig nachvollziehen kann. Irrwitzige Begegnungen, leidenschaftliche Liebe (zum Boot natürlich), Urlaube, die erholsam waren oder auch nicht, all das beschreibt Steffi von Wolff. Geärgert habe ich mich aber auch: wie kann frau dermaßen unterwürfig auf die Launen ihres Mannes reagieren? Aber sicher war alles nur aus literarischen Gründen überspitzt dargestellt … Wenn mal wollte, konnte man auch viele nautische Begriffe erlesen, sich über selbstironische Bemerkungen amüsieren, seltsame Mitmenschen kennenlernen, eigene Verhaltensweisen hinterfragen.
Flott und locker geschrieben, auf alle Fälle unterhaltsam.

Veröffentlicht am 25.01.2018

Prioritäten setzen

Mein Herz in zwei Welten
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Lou, die manchmal unbeholfene, eigenwillig gekleidete, zu viel redende, aber immer sympathische junge Frau, probiert etwas Neues aus: „Ja“, sagen zu neuen Erfahrungen. Also soll es ein Jahr im aufregenden ...

Lou, die manchmal unbeholfene, eigenwillig gekleidete, zu viel redende, aber immer sympathische junge Frau, probiert etwas Neues aus: „Ja“, sagen zu neuen Erfahrungen. Also soll es ein Jahr im aufregenden New York als Assistentin einer verunsicherten Millionärsgattin sein.Ein winziges Zimmer, Dienstkleidung aus Polyester, ständige Verfügbarkeit – so sieht ihr neuer Alltag aus. Eine abweisende Haushälterin, zwei hilfsbereite Kollegen, merkwürdige Ansprüche ihrer Arbeitgeberin, eine zickige Tochter aus erster Ehe, herablassende Gesellschaftsladies, ein verzogener Mops, ein sympathischer aufstrebender Manager, all das kommt dazu. Trotzdem macht sie ihren Job so gut, dass die zweite Ehefrau des schwerreichen Mr. Gopik sie nennt. Allerdings tut die räumliche Entfernung zu Sam, ihrem Geliebten, ihrer Beziehung überhaupt nicht gut. Dann ist da auch noch Katie, die Sam umgarnt.
Und Mrs. Gopik ist ganz anders, als es Lou erscheint. Wird Lou ihren Weg finden?
Jojo Moyes hat wieder überzeugt. Lous Geschichte ist emotional, spannend, berührend. Man wünscht ihr einfach Glück und will ihr öfter zurufen: „Sei nicht so gutgläubig, setz auch einmal deine Interessen durch!“ Aber so ist Lou nicht, geradlinig, hilsbereit, loyal und darum so liebenswert. Auch die anderen Charaktere werden passend beschrieben, die krassen Unterschiede und abwertende Gemeinheiten der Ober- zur Unterschicht werden treffend aufgezeigt. Mrs. de Witts Grantigkeit wird verständlich in einer oberflächlichen, karriereorientierten Gesellschaft, in der mitunter dennoch menschliche Wärme bewahrt wird.
Welche Prioritäten sollte man für sich selbst setzen? In diesem Buch wird es deutlich.

Veröffentlicht am 28.12.2017

So sollte das nicht enden...

Woman in Cabin 10
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Lo, eigentlich Laura Blacklock, erhält die Chance, sich auf einer Fjordkreuzfahrt als ernsthafte Journalistin zu etablieren. ...

Lo, eigentlich Laura Blacklock, erhält die Chance, sich auf einer Fjordkreuzfahrt als ernsthafte Journalistin zu etablieren. Zugleich ist die Fahrt auf dem luxuriösen Schiff eine Flucht vor ihrem Freund, der sie zu einer Entscheidung drängen will und vor der Einsamkeit in ihrer Wohnung, in der sie überfallen wurde.
Die Aurora erweist sich als wirklich exquisit ausgestattet, bietet Platz für 10 Passagierkabinen, weitere excellente Räumlichkeiten und verfügt über handverlesenes Personal. Lord Bullmer, der Eigentümer, residiert mit seiner reichen, aber schwerkranken Frau an Bord. Welches Ziel hat diese Kreuzfahrt? Ebenfalls auf dem Schiff: ein bekannter Abenteurer, andere Reporter, auch ein ehemaliger Kollege, Ben Howard. Der ist immer noch an Lo interessiert.
Am Anreisetag ist Lo übermüdet, traumatisiert, angeheitert. In der Nacht hört sie in der Nachbarkabine, wie ein schwerer Gegenstand (ein Körper?) ins Wasser fällt. Seitdem ist die junge Frau aus Kabine 10 verschwunden. Lo fürchtet, dass der mutmaßliche Mörder es jetzt auch auf sie als Zeugin abgesehen haben könnte. Sie macht sich auf die Suche nach der verschwundenen Frau. Aber Niemand glaubt ihr. Sie spricht mit allen Personen an Bord, jedoch hat Keiner die Vermisste je gesehen. Es wird immer unheimlicher, die Route wird geändert, der Funkverkehr ist gestört, Fotoapparate werden unbrauchbar... Lo findet sich eingesperrt in einer winzigen Kabine unter Deck wieder. Einblendungen von Freunden und Familienmitgliedern, die verzweifelt auf ein Lebenszeichen von ihr hoffen, lassen Schlimmes ahnen. Dann wird eine unbekannte Frauenleiche gefunden.
Als Leser ist man hin- und hergerissen. Wie glaubwürdig ist Lo? Überraschende Wendungen halten die Spannung aufrecht. Auf eine positive Begebenheit kommt eine Wende zum Schlechten. Wie wird das enden? Sehr spannend, sehr packend geschrieben.

Veröffentlicht am 07.12.2017

So ist das Leben

Lied der Weite
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Amerika, kleinstädtisch-ländliche Gegend. Verschiedenste Charaktere, durchschnittliche Menschen, Einzelschicksale. Zum Beispiel Victoria: sie ist 17, Schülerin und schwanger. Die Mutter wirft sie aus der ...

Amerika, kleinstädtisch-ländliche Gegend. Verschiedenste Charaktere, durchschnittliche Menschen, Einzelschicksale. Zum Beispiel Victoria: sie ist 17, Schülerin und schwanger. Die Mutter wirft sie aus der Wohnung, der Freund verschwindet. Bobby, Ike, ihr Vater. Die Mutter dazu ist schwer depressiv und lässt die Familie im Stich. Die Jungs kämpfen sich ziemlich allein gelassen durch. Ihr Vater ist überfordert, müht sich mit Erziehung und Job.
Die McPherons: sympathisches altes Bruderpaar. Bewirtschaften eine Rinderfarm, arbeiten hart, sind sich eigentlich selbst genug. Beweisen viel Herz.
Sie und andere werden unaufgeregt beschrieben. So gut, dass man sie förmlich vor sich sieht. Man könnte sie kennen. Ihr Leben beinhaltet so schmerzhafte Erlebnisse, dass das Lesen schwerfällt. Ein wunderbarer Roman, zutiefst menschlich, zutiefst anrührend, trotz allen Widrigkeiten optimistisch.

Veröffentlicht am 24.11.2017

Eine Literaturdozentin auf fremden Pfaden

Dunkel Land
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Verena beginnt einen neuen Job auf einem Gut in Meck–Pom, ihre verwaiste Nichte im Schlepptau. Sie soll sich um Jemanden kümmern, der einen Unfall hatte und in dessen Folge an Gedächtnisproblemen leidet. ...

Verena beginnt einen neuen Job auf einem Gut in Meck–Pom, ihre verwaiste Nichte im Schlepptau. Sie soll sich um Jemanden kümmern, der einen Unfall hatte und in dessen Folge an Gedächtnisproblemen leidet. Dieser Jemand ist ein attraktiver Profiler, der auf dem luxuriösen Anwesen seiner Tante residiert. Optimale Bedingungen für Verena und Nichte, die absolut verwöhnt werden. Nur: der smarte Carl ermittelt in einem Mordfall und braucht dabei Hilfe. Anfangs zögerlich, kniet sich Verena voll in die Ermittlungen hinein, erlebt aufregende Dinge, gerät in eine Prügelei und hat gute Ideen. Und sie greift aktiv ins Geschehen ein. Mehrere Leichen werden gefunden. Treibt hier ein Serienmörder sein Unwesen? Leicht und gut zu lesende Lektüre. Sogar die Liebe kommt nicht zu kurz. Manches ist zu vorhersehbar. Schön der Bezug zur Fontaneschen Ribbeck– Ballade. Nicht so schön, das abwertende „Dunkel Land“ im Titel. Passt zum Cover. Dieses wiederum passt nicht ganz so gut zum Inhalt. Trotzdem drei Sterne für entspannende Lesezeit.