Profilbild von Sanne

Sanne

Lesejury Star
online

Sanne ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sanne über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2020

Unwertes Leben- gibt es das?

Die Unwerten
0

Ein schwieriger Balanceakt zwischen erschütternden historischen Geschehnissen, einem Abenteuerroman und einem erstaunlichen Mädchen.
Hannah ist einer wahren Person nachempfunden, einiges an ihrer Geschichte ...

Ein schwieriger Balanceakt zwischen erschütternden historischen Geschehnissen, einem Abenteuerroman und einem erstaunlichen Mädchen.
Hannah ist einer wahren Person nachempfunden, einiges an ihrer Geschichte wurde natürlich ins Geschehen eingepasst. Das Mädchen, Epileptikerin, erlebt Unglaubliches: als Halbjüdin schon in der Schule ausgegrenzt, als „nicht abrichtbares Kind“ ärztlicher Willkür preisgegeben, soll sie entsprechend dem Euthanasiegesetz im faschistischen Hitlerdeutschland umgebracht werden.
Autor Volker Dützer stellt ihr eine wunderschöne, Begehrlichkeiten weckende Mutter und den stummen Joschi als Beschützer zur Seite. Ein Widerpart, zunächst unsicher und voller Zweifel, später eiskalt und brutal, versucht alles, um Hannah zu schaden, sie als „minderwertig“ nach Hadamar zu schicken und dort töten zu lassen. Persönliche Rachegefühle bestärken seinen Vorsatz.
Hannah und ihre Mutter fliehen, lernen verschiedenste Charaktere kennen, werden gefasst. Gibt es Rettung?
So viele Geschehnisse, so viele Schicksale, eine grausame und erschütternde Welt. Historische Fakten, umfassende Recherche geben einen Einblick in die damalige Zeit.
Es könnte eine spannende Abenteuergeschichte sein, bei mir aber überwog das Gefühl, diese Unmenschlichkeiten nicht unterhaltsam, sondern abartig zu sehen. Natürlich kennt man schon viele Fakten, mich hätte interessiert, wie der Autor diese einbettet und wie diese Epoche aufgearbeitet wird. Hannah als eine Art unbedarfte Superwoman war mir suspekt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.02.2020

Starke Frauen

Das Haus der Frauen
0

Solène ist erfolgreich, gut situiert und attraktiv. Beneidenswert? Nein, der Erfolg fordert einen hohen Preis, sie erleidet einen Burn-Out. Alles ist zu viel, alles nervt, jede Motivation ist dahin, Tabletten ...

Solène ist erfolgreich, gut situiert und attraktiv. Beneidenswert? Nein, der Erfolg fordert einen hohen Preis, sie erleidet einen Burn-Out. Alles ist zu viel, alles nervt, jede Motivation ist dahin, Tabletten sind unerlässlich. Der Rat sich sozial zu engagieren, scheint dumm. Und dann auch noch in einem Frauenhaus? Nein!
Ein Versuch soll es sein, etwas Lohnendes entwickelt sich. Solène lernt im Palast der Frauen unterschiedlichste Schicksale kennen, alle Bewohnerinnen haben Schweres erlebt, jede Biographie ist erschütternd. Die „Strickerin“, die Serbin, eine von den Tatas, die Dame mit den Taschen, Salma, Iris; alle sind Frauen mit eigener Geschichte.
Aber: lohnt sich der Kampf um zwei Euro, um ein Autogramm der Queen, um die Liebe eines weit entfernten Kindes? Kann Solène mit ihrem Geschreibsel etwas bewirken?
Auf zweiter Ebene wird Blanche gewürdigt. Ihr Kampf um soziale Gerechtigkeit, um Anerkennung der Arbeit der Heilsarmee, von der hier wenig bekannt ist, wird emotional beschrieben. Welch eine bewunderungswürdige Frau! Selbstlos, engagiert, hartnäckig gelingt es ihr, aus einem ehemaligen Heim für alleinstehende Männer, einem prächtigen Gebäude mit 743 Zimmern, einen Palast für Frauen zu erschaffen. Zimmer mit 3x4 Metern, aber für jede Frau eines plus Gemeinschaftsräumen und Betreuung, welch eine Errungenschaft für Obdachlose, Verfolgte , Geprügelte!
Wunderschön geschrieben, faszinierend, beeindruckend hat sich Laetitia Colombani der Geschichte eines besonderen Hauses, einer Kämpferin für die Grundrechte der Unterdrückten und einiger Frauen, die symbolisch für viele von ihnen stehen, angenommen.
Sehr lesenswert, ausserdem schön gestaltet, aus dem Fischer Verlag, aus dem Französischen von C. Marquardt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.02.2020

Ein Stofflädchen an der Nordsee

Oma kriegt die Kurve
0

Cara plagt sich mit den Wechseljahren herum, aber sonst geht es ihr gut. Hübsche Wohnung an der Nordsee, geliebter Mann, selbständige erwachsene Kinder, ein netter Teilzeitjob. Aber sie will mehr: Rückkehr ...

Cara plagt sich mit den Wechseljahren herum, aber sonst geht es ihr gut. Hübsche Wohnung an der Nordsee, geliebter Mann, selbständige erwachsene Kinder, ein netter Teilzeitjob. Aber sie will mehr: Rückkehr in ihren lukrativen Bürojob. Schön gedacht, aber plötzlich kommt es knüppeldick. Die Tochter steht nach Eheende mit zwei Kleinkindern vor der Tür, der Sohn hat eine schwangere Freundin, aber keine Bleibe, der Gatte ist komisch geworden und im Laden gibt es einen Wasserschaden. Caras schönes ruhiges Leben ist Geschichte.
Regine Kölpin lädt ihrer Protagonistin eine Menge Probleme, die viele Frauen haben könnten, auf. Vielleicht nicht so viele auf einmal, aber dass eigene Probleme aus Rücksicht auf andere nicht realisiert werden können - wer kennt das nicht? Es folgen turbulente Zeiten und unglückliche Zufälle in rascher Folge, Cara kommt an ihre Grenzen.
Leicht überspitzt, aber durchaus humorvoll erfährt man einiges über ein turbulentes Familienleben, ein nettes Nordseestädtchen, ein Schneiderlädchen und die Tücken des Alltags.
Leichte Unterhaltung aus dem Hause Knaur.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.01.2020

Allisons Welt

180 Seconds - Und meine Welt ist deine
0

Allison mag keine Menschen. Oft enttäuscht, von vielen Pflegeeltern weitergereicht, traut sie Niemandem. Doch halt - eine Ausnahme gibt es: Steffi, ihre einzige Freundin. Beide verbindet viel.
Fast aus ...

Allison mag keine Menschen. Oft enttäuscht, von vielen Pflegeeltern weitergereicht, traut sie Niemandem. Doch halt - eine Ausnahme gibt es: Steffi, ihre einzige Freundin. Beide verbindet viel.
Fast aus Versehen stolpert sie in ein Experiment, soll 180 Sekunden Augenkontakt zu einem Fremden halten. Dieser Fremde ist Esben, ein Student, der zu perfekt ist, um echt zu sein. Oder? Was macht dieses Erlebnis mit Allison?
Genau das schildert Jessica Park. Sehr ausführlich wird Allisons Leben mit all ihren Zweifeln, Entwicklungen, Dramen und Erlebnissen beschrieben. Esben ist genial, alle lieben ihn ( ausser einigen boshaften Neidern), seine Aktionen sind einfach fantastisch. Allein die Sache mit den Hunden! Das ist schön zu lesen, sehr ansprechend. Dann gibt es noch Simon, ebenfalls perfekt. Solche Menschen hätte man gern um sich. Natürlich nehmen Gefühle einen großen Raum ein, sie sind groß, leidenschaftlich, aber auch von Bestand?
Ein gefühlvoller Liebesroman aus dem Lyx Verlag, ins Deutsche übertragen von Hannah Brosch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.01.2020

Die Hebammen-Saga geht weiter

Jahre der Veränderung
0

Berlin, 1929. Margot, Edith und Luise arbeiten nun schon einige Jahre als Hebammen. Ihr Leben ist abwechslungsreich, nicht nur Entbindungen, auch Pflege, Beratungen und Hausbesuche prägen den Berufsalltag. ...

Berlin, 1929. Margot, Edith und Luise arbeiten nun schon einige Jahre als Hebammen. Ihr Leben ist abwechslungsreich, nicht nur Entbindungen, auch Pflege, Beratungen und Hausbesuche prägen den Berufsalltag. Ein meistens wunderbarer Beruf. Der Leser begleitet die Frauen und nimmt teil an privaten Sorgen, Problemen, aber auch an Glücksmomenten. Außerdem erfährt man viel Interessantes über die gar nicht so goldenen 20-er Jahre in Berlin, den „Tanz auf dem Vulkan“ und erkennt die Vorboten des drohenden Faschismus.
So unterschiedlich die drei Frauen sind, alle sind sympathisch, haben ein erfülltes und abwechslungsreiches Leben. Anschaulich geschildert, gut zu lesen. Ein schöner Roman aus dem Aufbau Verlag, unterhaltsam geschrieben von Linda Winterberg.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere