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Veröffentlicht am 15.09.2018

Mord im Kloster?

Rentner günstig abzugeben
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Alt und allein - nichts für Helmut. Alt ja, aber als ehemaliger Seebär an Abwechslung gewöhnt, arbeitet er als Berater bei einer Tarot-Telefonhotline, Servicekraft für Haushalte, Gourmetkoch für verwöhnte ...

Alt und allein - nichts für Helmut. Alt ja, aber als ehemaliger Seebär an Abwechslung gewöhnt, arbeitet er als Berater bei einer Tarot-Telefonhotline, Servicekraft für Haushalte, Gourmetkoch für verwöhnte Damen. Und träumt von Jugendliebe Nicoletta. Mysteriöse Anrufe, die einen Mord anzukündigen scheinen, lassen ihn, Freundin Hildchen, Neffen Alexander (unfreiwillig) und andere zu einer Klosterwoche aufbrechen.
Dort trifft er auf Nicoletta, die aber – Überraschung - verheiratet ist. Die große Liebe scheint es nicht, ihr Partner ist offenbar ein Betrüger und Schwindler. Als der verschwindet, tritt das obige „Ermittlerteam“ an, ihn zu suchen und ausserdem herauszufinden, wer das Gewächshaus zertrümmert hat. Eingebettet in tägliche Klosterarbeit, Gourmetessensvorbereitungen für zahlungskräftige Kunden und Liebesgeschichten, forscht die umtriebige Truppe nach Hinweisen.
Ellen Jacobi hat eine turbulente Story mit verschiedensten Charakteren geschrieben. Liebenswerte Personen mit kleineren und größeren Macken agieren mit und ohne Plan.
Eine bunte Mischung verschiedener Arbeitsfelder zeigen das Leben und die Probleme in einem Kloster anschaulich. Interessant, wie historische Fliesen oder mittelalterlicher Verputz hergestellt werden.
Dieses Buch aus dem Bastei Lübbe Verlag liefert unterhaltsame Lesezeit.

Veröffentlicht am 14.09.2018

Warum November?

Nenn mich November
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Die Idee - essbares Geschirr. Gründung eines Kleinunternehmens, Verschuldung, Bankrott. Stolz und dennoch kein anderer Ausweg als Insolvenz anzumelden. Das geschieht Marthe, die gern „November“ genannt ...

Die Idee - essbares Geschirr. Gründung eines Kleinunternehmens, Verschuldung, Bankrott. Stolz und dennoch kein anderer Ausweg als Insolvenz anzumelden. Das geschieht Marthe, die gern „November“ genannt würde und mit David verheiratet ist. Marthe, die ihren Arm als Fremdkörper sieht und ihn loswerden möchte. Marthe, die Meldungen über bevorstehende Umweltkatastrophen katalogisiert. Einziger Ausweg: ein ererbtes, heruntergekommenes Haus in einem überalterten Dorf, weit weg im Osten. Ohne Internet. Mit zwei um Vorherrschaft konkurrierenden Männern. Und in Erwartung von 200 Flüchtlingen.
Novembers Gedanken, ungefiltert und irritierend mit Sätzen, die abrupt enden und erst später weitergeführt werden, wirken authentisch. Zuerst zufrieden in gutbürgerlichen Verhältnissen, dann die neue, ärmliche Lebensweise erfassend, kann der Leser ihre Gemütslage miterleben. Anhand ihrer und der Gedanken einiger Dorfbewohner fühlt man sich in diese überalterte, deprimierende Gegend hineinversetzt, meint, die Bewohner, die die Hoffnung auf ein besseres Leben in Alkohol ertränken oder sich total gehen lassen, zu kennen.
Faszinierend, diese November zu beobachten, das Dorf mitzuerleben, Intrigen und Betrügereien der Cleverles zu betrachten. Mit ganz spitzer Feder zeichnet Katrin Gerlof aktuelle Zeitgeschichte. Ein sehr realistisches, sehr lesenswertes Buch aus dem Aufbau Verlag.

Veröffentlicht am 12.09.2018

Gork, das Weichei

Gork der Schreckliche
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Gork ist ein eigenartiger Drache, ins Leben gerufen von Gabe Hudson. Da dieser auf Englisch schreibt, waren Wieland Freund und Andrea Wandel so nett, eine Übersetzung für die deutschen Leser zu verfassen. ...

Gork ist ein eigenartiger Drache, ins Leben gerufen von Gabe Hudson. Da dieser auf Englisch schreibt, waren Wieland Freund und Andrea Wandel so nett, eine Übersetzung für die deutschen Leser zu verfassen. Erschienen ist das Buch bei Klett-Cotta.
Wir lernen Gork als Baby kennen, hübsch grün, schuppig, kein Vegetarier. Unwissend bringt er sich in gefährliche Situationen. Großvater wird zu Hilfe gerufen. Nach seinem Vorbild soll Gork ein brutaler, rücksichtsloser Eroberer werden, kommt dazu in eine Militärakademie. Nur: Gorks Herz ist zu groß, er hat den Status Kuschelbär, den Spitznamen Weichei und viel zu kleine Hörner, um einen weiblichen Drachen zu motivieren, seine Königin zu werden, seine Eier zu legen und einen Planeten zu erobern. Aber da ist noch Runcita, eine attraktive Drakette, seine Traumpartnerin, die er hartnäckig zu erobern sucht.
Eine nette Idee, die jedoch derartig ausgewalzt wird, durch ständige Wiederholungen nervt, ins Vulgäre abrutscht, so dass auch originelle Wortschöpfungen nichts mehr reißen. Weniger wäre mehr.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Helikoptereltern

Ich muss mit auf Klassenfahrt - meine Tochter kann sonst nicht schlafen!
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Schon der Titel verrät, dass hier Helikoptereltern in Reinform präsentiert werden. Das gelingt den Autorinnen Lena Greiner und Carola Padtberg dank der Hilfe der Spiegel online- Leser hervorragend.
Was ...

Schon der Titel verrät, dass hier Helikoptereltern in Reinform präsentiert werden. Das gelingt den Autorinnen Lena Greiner und Carola Padtberg dank der Hilfe der Spiegel online- Leser hervorragend.
Was für eine abstruse Vorstellung: schon im Mutterleib wird der Nachwuchs zu allumfassenden Lebenszweck der Eltern erklärt. Klassische Musik am Ohr des Fötus wird es bringen. Die werdende Mutti kann selbstverständlich nicht mehr arbeiten gehen, muss sie doch ihre Zeit für das Baby aufwenden.
Nach der Entbindung wird es nicht besser, das Baby darf auf Mutti schlafen, auch wenn diese dadurch wund liegt und Thrombose bekommt. Oder die Toilettenspülung könnte den geheiligten Schlaf unterbrechen. Für Kita und Schule werden Erziehern und Lehrern strengste Vorschriften gemacht, das Premiumkind (!!!) genießt Vorrang, darf alles ablehnen oder erzwingen. Sogar Ärzte werden bevormundet; das Kind könnte durch Untersuchungen oder Spritzen traumatisiert werden. Und es hört nicht auf. Für Azubis sollen Arbeitszeiten verschoben, für Studenten Zensuren gerechtfertigt werden. Wenn das nicht wahre Begebenheiten wären, könnte man über solche Übereltern herzhaft lachen.
Ein tolles Buch, bereitet es doch den Leser darauf vor, welche Herausforderungen auf einen zukommen können. Man darf schon mal überlegen, wie man in solchen Situationen reagieren könnte, anstatt sprachlos dazustehen vor diesen Unverschämtheiten. Oder - man überdenkt, ob man nicht selber manchmal....? Denn: man tut den Kindern nichts Gutes mit Übervorsichtigkeit und dem Bewahren vor allen Herausforderungen. Gut, dass zum Schluss auch auf diese Folgen eingegangen wird. Gut gefallen hat mir die Gliederung in die Lebensabschnitte des Nachwuchses.
Ein wenig ermüdend wirkt die Vielzahl ähnlicher Vorfälle, aber auf mehrere Tage verteilt, lässt sich das Buch aus dem Ullstein Verlag gut lesen. Illustrationen von Hauck & Bauer grenzen die einzelnen Abschnitte ab und lockern das Ganze auf.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Wie läufts im Buckingham Palast

Die Queen und ich – aus dem Leben eines königlichen Corgis
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Henry hat eine Aufgabe: den Rest der Familie Walker zu trösten, hat sich doch der Vater für seine Freundin entschieden und ist ausgezogen. Nicht so leicht, wenn man ein Corgi ist. Allerdings wird das nahezu ...

Henry hat eine Aufgabe: den Rest der Familie Walker zu trösten, hat sich doch der Vater für seine Freundin entschieden und ist ausgezogen. Nicht so leicht, wenn man ein Corgi ist. Allerdings wird das nahezu unmöglich, als Corgi Henry für einen Hund der Queen gehalten und in den Buckingham Palast einquartiert wird. Dort trifft er nicht nur auf arrogante Artgenossen, muss Rangfolgen einhalten, Fotoshootings absolvieren, sondern begegnet auch netten Menschen, die seiner Hilfe bedürfen.
Henry ist pfiffig, kreativ und liebenswert. Das Leben im Palast ist eine Herausforderung für ihn. Faszinierend und eine Offenbarung ist es, das Geschehen dort durch Hundeaugen zu beobachten.
Ein wunderbares Buch aus dem HarperCollins Verlag. Georgie Crawley hat eine amüsante und anrührende Geschichte aus unterhaltsamer Perspektive geschrieben.