Ein Buch mit Höhen und Tiefen
Eiskalt ist die ZärtlichkeitKurzfassung
Aufgewachsen in einer gewalttätigen und lieblosen Familie, findet sich Mary Grace Winters schon früh in einer ebensolchen Ehe wieder. Hinter verschlossenen Türen erleben sie und ihr Sohn ...
Kurzfassung
Aufgewachsen in einer gewalttätigen und lieblosen Familie, findet sich Mary Grace Winters schon früh in einer ebensolchen Ehe wieder. Hinter verschlossenen Türen erleben sie und ihr Sohn Robbie körperliche Misshandlungen, Demütigungen und psychischen Terror durch Rob, der nach außen hin den liebe- und verantwortungsvollen Vater und Gatten mimt. Niemand scheint ihr Martyrium wahrzunehmen, an die Polizei kann sie sich nicht wenden, denn Rob ist selbst Polizist. Eines Tages ergreift Mary Grace mit Robbie die Chance zur Flucht, sie flieht in ein Frauenhaus und erkämpft sich dank einer neuen Identität und gefälschten Papieren Schritt für Schritt ein neues Leben. Dennoch ist die Angst vor Rob ihr ständiger Begleiter, wiegen die psychischen Verletzungen schwer. Sie nennt sich nun Caroline, ihr Sohn heisst nun Tom, und sieben Jahre nach ihrer Flucht stellt sich langsam so etwas wie Normalität ein. Caroline begegnet ihrem neuen Chef Max und spürt zum ersten Mal in ihrem Leben, dass die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau etwas Wunderbares sein kann. Während sie sich auf diese neue Welt einlässt, brauen sich dunkle Wolken am Schicksalshimmel zusammen, denn Rob, der jahrelang glaubte, Frau und Sohn seien entführt worden und tot, kommt durch einen Zufall zu der Erkenntnis, dass sie doch noch leben könnten und macht sich auf die Suche nach ihnen. Als er erkennt, dass Mary Grace davongelaufen ist, schwört er bittere Rache dafür, dass sie ihm seinen Sohn genommen hat. Er setzt alles daran, sie ausfindig zu machen und hinterlässt dabei eine blutige Spur der Rache, während er der nichtsahnenden Caroline immer näher kommt.
Handlung
Die Geschichte ist zugegebenermaßen nicht neu: eine Ehefrau befreit sich aus ihrer gewalttätigen Ehe, taucht unter und erkämpft sich in einer anderen Stadt unter falscher Identität ein neues Leben, während der psychopathische Ehemann alles daran setzt, die Frau aufzuspüren und zurück in seine Gewalt zu bringen. Dennoch schafft es Karen Rose in "Eiskalt ist die Zärtlichkeit" diesen Teil der Handlung aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und nimmt sich dabei auch der Folgen des physischen und psychischen Missbrauchs an, die sowohl das neue Leben der geschundenen Ehefrau als auch des neuen potentiellen Partners, sowie die kindliche Entwicklung des traumatisierten Sohnes, der viel zu früh erwachsen werden musste, für lange Zeit beeinflussen.
Charaktere
Karen Rose schafft es in meinen Augen sehr leicht, den Charakteren Leben einzuhauchen. Sie sind Menschen mit Ecken und Kanten, deren Eigenheiten einem als Leser manchmal den letzten Nerv rauben und deren Handlungen und Gedankengänge nicht immer vollkommen nachvollziehbar sind. Doch das macht sie für mich gerade umso menschlicher. Besonders gelungen finde ich, dass einige der Nebenakteure dieses Buches in den Folgeromanen zu Hauptfiguren werden, so dass sie dem Leser immer mehr ans Herz wachsen können. Um die Entwicklung dieser Charaktere am besten nachzuvollziehen, empfiehlt es sich, die Bücher in der chronologischen Reihenfolge zu lesen.
Schreibstil
Der Schreibstil von Karen Rose ist leicht zu lesen und hat keinerlei literarischen Tiefgang, doch das erwarte ich von einem (Lady)Thriller auch gar nicht. Ich möchte unterhalten werden, möchte das Prickeln der Spannung erleben und dies gelingt der Autorin mühelos. Einzig die Beschreibungen der erotischen Szenen sind für meinen Geschmack etwas merkwürdig, was jedoch auch an der Übersetzung liegen kann. Das sich wiederholende "Erbarmen!", jedes Mal wenn die Protagonistin in Wallung gerät, ist nur ein Beispiel dafür.
Fazit
Viele Kritiker werfen Karen Rose und ihrem Buch "Eiskalt ist die Zärtlichkeit" vor, dass die Handlung zu vorhersehbar sei, doch gerade dies macht für mich den Reiz des Buches aus. Es geht nicht darum, ob Rob Caroline aufspürt, sondern wie. Ihn auf diesem Weg zu begleiten, zu erleben wie sich die Schlinge um Caroline und Tom immer enger zieht und wie Rob in seiner Gewalt und Aggression immer mehr eskaliert, das macht das Prickeln dieser Geschichte für mich aus.
Im Gegensatz zur dichten Atmosphäre der Jagd auf Caroline, sind andere Teile der Geschichte für mich zu plump, zu schwülstig, zu hanebüchen. Eine zutiefst verunsicherte, misshandelte Frau, die sich sofort Hals über Kopf auf den ersten Mann einlässt, der sie interessiert, nach zwei Tagen mit ihm sexuell aktiv wird und das obwohl Sex für sie bisher nur aus Schmerzen und Missbrauch bestand, das ist doch sehr unrealistisch. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin der Handlung mehr Zeit gibt, sich zu entwickeln.
Insgesamt gesehen, vergebe ich drei von fünf möglichen Sternen.