Profilbild von Sassenach123

Sassenach123

Lesejury Star
offline

Sassenach123 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sassenach123 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2018

Überzeugend

Die Gewitterschwimmerin
0

Überzeugend

Die Gewitterschwimmerin von Franziska Hauser

Da ich die Nominierung zum Deutschen Buchpreis immer rege verfolge, bin ich schnell über diesen Roman gestolpert. Nun da ich ihn gelesen habe, ...

Überzeugend

Die Gewitterschwimmerin von Franziska Hauser

Da ich die Nominierung zum Deutschen Buchpreis immer rege verfolge, bin ich schnell über diesen Roman gestolpert. Nun da ich ihn gelesen habe, kann ich sagen, dass er zu meinen persönlichen Favoriten gehört.

Worum geht es?
Tamara erfährt zu Beginn des Romans vom Tod ihrer Mutter Adele.
Die Familie Hirsch wohnt im Berliner Osten. Der Vater, Alfred, ist mit seiner zweiten Frau verheiratet, seine erste Frau, Esther, war Jüdin. Das Ehepaar lässt seine Töchter Tamara und Dascha, oft in der Obhut der Haushälterin Irmgard.
Tamara und ihre jüngere Schwester Dascha wuchsen in einem Umfeld auf, das von Missbrauch gezeichnet war. Tamara kann sich durchsetzen, ganz im Gegensatz dazu Dascha, die eher der Spielball aller wird. Dies hat zur Folge, dass sie bereits in jungen Jahren sehr viel trinkt und daran zu Grunde geht.
Die Familie kam über Umwege in sowjetische Besatzungszone. Alfred fühlte sich dort wohl, war beruflich erfolgreich. Tamara fühlte sich dort nie wohl, haderte mit dem gesamten Konzept. Als Dascha stirbt verändert sich aber auch der ansonsten fröhliche Alfred.
Hauser erzählt hier eine erschreckende Geschichte, bei der man oft betroffen reagiert, sehr einfühlsam, aber dennoch direkt. Ich konnte mich sehr gut in die Gefühlswelt von Tamara hineinversetzen, und hatte das Gefühl an einem Stück deutscher Geschichte teilzunehmen, einem der unschönen Sorte.

Veröffentlicht am 06.10.2018

Spannender siebter Teil

Er will dein Herz (Ein Marina-Esposito-Thriller 7)
0

Spannender siebter Teil

Er will dein Herz von Tania Carver

Dies ist bereits der siebte Teil der Reihe die ich von diesem Autorenduo lese. Ich mag die Entwicklung der Charaktere, allen voran die Psychologin ...

Spannender siebter Teil

Er will dein Herz von Tania Carver

Dies ist bereits der siebte Teil der Reihe die ich von diesem Autorenduo lese. Ich mag die Entwicklung der Charaktere, allen voran die Psychologin Marina Esposito und DI Phil Brennan. Hier in diesem Teil steht wieder einmal ein grausames Verbrechen im Vordergrund.

Gemma wollte mit ihrer Tochter Carly vor ihrem gewalttätigen Ehemann ins Frauenhaus fliehen, kam dort aber nie an. Sie wurde bestialisch getötet, vor den Augen ihrer Tochter wurde ihr das Herz herausgeschnitten. Marina und Phil, sonst ein Paar, haben sich aufgrund der Vorkommnisse im letzten Band getrennt, müssen nun durch den aktuellen Fall aber zusammenarbeiten. Ein Fall der an die Substanz geht, denn es bleibt nicht bei einem Mord, der Mörder scheint es auf Frauen abgesehen zu haben, die von ihren Mann misshandelt werden.
Das neue Team um Phil macht seine Sache sehr gut, ein wenig Trauer ich aber immer noch den altbekanntenErmittlern nach, die einem aus den ersten Teilen noch geläufig sind.
Privat leiden sowohl Phil, als auch Marina, kann beide verstehen, und hoffe das im nächsten Teil einiges wieder in die Spur kommt.
Der Fall war spannend, teilweise leider etwas vorhersehbar, aber alles war schlüssig und stimmig konzipiert. Sehr gut gefallen hat mir der Sichtweise des Mörders. Alles in allem ein spannender Fall, aber sicher nicht der stärkste Band aus dieser Reihe.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Direkt und schonungslos

Mit der Faust in die Welt schlagen
0

Direkt und schonungslos

Mit der Faust in die Welt schlagen
Lukas Rietzschel

Der Titel drückt in etwa das aus, was man als Leser gedanklich während der Lektüre gern tun würde. Vielleicht nicht gleich ...

Direkt und schonungslos

Mit der Faust in die Welt schlagen
Lukas Rietzschel

Der Titel drückt in etwa das aus, was man als Leser gedanklich während der Lektüre gern tun würde. Vielleicht nicht gleich in die Welt, aber zumindest auf den Tisch, um die Erwachsenen in diesem wachzurütteln, ihnen zu sagen, dass sie doch bitte mal ihre Augen öffnen sollen, damit sie sehen, was um sie herum alles falsch läuft.

Philipp und Tobias ziehen mit den Eltern bald ins gemeinsame Haus, die Familie freut sich darauf. In Sachsen ist es beruflich gesehen sehr schwierig nach der Wende, nicht jeder hat Arbeit, ein Eigenheim für viele unerschwinglich. Uwe, ein entfernter Bekannter der Familie, hilft beim Bau, ansonsten hat er wenig zu tun, seine Frau hat ihn verlassen, er schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durch , trinkt viel. Als Uwe Suizid begeht, haben es alle irgendwie geahnt, dass es mal dazu kommen wird, unternommen hat aber irgendwie niemand etwas.
Philipp und Tobi bekommen häufig mit, dass viele Bewohner etwas gegen Ausländer haben. Ein Hakenkreuz verschandelt einen Stein in der Schule, doch die Schüler werden nicht aufgeklärt. Das dahin geschriebene Wort Jude am Rand des Schulheftes, was nur wegradiert werden muss, ohne darüber zu sprechen. Die angezettelte Prügelei gegen Ausländer...
Bald schon kommt eins zum anderen, die Jugendlichen reagieren auf ihre Weise auf das Thema. Philipp und Tobi erliegen dem Reiz der älteren Jugendlichen, finden dort Bestätigung.

Lukas Rietzschel, selbst Ostdeutscher, versucht mit seinem Roman dem Leser aufzuzeigen, wie Fremdenhass oft entsteht. Er zeigt die Perspektivlosigkeit in den neuen Bundesländern auf. Er prangert nicht direkt an, regt aber zum nachdenken an. Das Beispiel der beiden Brüder ist dabei maßgeblich beteiligt, er zeigt auf, dass beide Richtungen möglich sind. Es muss nicht immer in einer Sackgasse enden. Dennoch macht der Autor klar, dass es vor allem für Kinder und Jugendliche nicht leicht ist, einen Weg zu finden ohne die richtige Unterstützung. Wegschauen bringt nichts, das hat mir der Roman noch einmal bewusst vor Augen geführt.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Skurril - einfach genial

Sommerfrauen, Winterfrauen
0

Skurill - einfach genial

Sommerfrauen
Winterfrauen

Chris Kraus

Jonas Rosen ist Filmstudent und arbeitet mit dem exzentrischen Regisseur Lila Dornbusch an einem Projekt über Sex, welches in New York ...

Skurill - einfach genial

Sommerfrauen
Winterfrauen

Chris Kraus

Jonas Rosen ist Filmstudent und arbeitet mit dem exzentrischen Regisseur Lila Dornbusch an einem Projekt über Sex, welches in New York gedreht werden soll. Jonas reist in die Metropole um für seine Mitstudenten und Lila alles vorzubereiten.
In NY angekommen wendet er sich an den Kontakt den Lila vermittelt hat, so landet er bei Professor Jeremiah Fulton. Dessen Wohnung ist eine Katastrophe, er selbst lebt sehr unkonventionell und Jonas fällt es nicht leicht sich dort niederzulassen.
Jonas plagen Gewissensbisse, dass er seine Freundin Mah zurückgelassen hat. Mah ist ein Mensch der viele Probleme hat, sie ist weit davon entfernt ausgeglichen zu sein. Jonas kennt sie aber gut und weiß meistens wie er damit umgehen muss. Sein schwerer Unfall hat ihn mit Mah bekannt gemacht, die beiden haben sich darauf eine Beziehung aufgebaut.
Jonas Tante Paula, die in NY lebt, bestreitet einen weiteren Teil dieser brisanten Story. Paula leidet an Krebs im Endstadium, möchte Jonas aber unbedingt noch ihre Lebensgeschichte erzählen. Die Geschichte, die sie ins Leben Jonas Großvaters geführt hat, damals im zweiten Weltkrieg. Jonas belastet dieses Thema sehr.
Durch seine Arbeit lernt er Nele Zapp, seine Sommerfrau, kennen, da sie ihm bei dem Projekt behilflich sein soll.

Dies ist das Grundgerüst der Handlung, das dem Leser in Tagebuchform näher gebracht wird. Wir erleben auf skurille und lustige Art, wie Jonas sich in New York durchschlägt. Wie aus dem zurückhaltenden Menschen eine Person wird, die sich behaupten kann und will. Es passiert so viel aberwitziges was zum schmunzeln aber auch zum nachdenken anregt, so dass der Film über Sex nicht nur bei Jonas in den Hintergrund gerät.

Chris Kraus ist ein Autor der sehr viele Facetten für den Leser bereithält. Er lässt bewusst vieles im unklaren, um den Leser herauszufordern sich eigene Gedanken zu machen. Mir hat dieses Konzept sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 04.10.2018

Ein Roman der mich überrascht hat

Hier ist noch alles möglich
0

Ein Roman der mich überrascht hat

Hier ist noch alles möglich von Gianna Molinari. Der Roman der Autorin wurde nominiert für die Longlist des Deutschen Buchpreises, zurecht wie mir scheint, denn der Roman ...

Ein Roman der mich überrascht hat

Hier ist noch alles möglich von Gianna Molinari. Der Roman der Autorin wurde nominiert für die Longlist des Deutschen Buchpreises, zurecht wie mir scheint, denn der Roman ist erfrischend anders und ein wenig gewagt.

Die Erzählerin dieses Buches tritt einen Nachtwächterposten in einer Verpackungsfabrik an. Sie zieht dort sogar ein und widmet sich voll und ganz ihrer Tätigkeit. Einige Dinge, wie Löcher im Zaun, lassen sie stutzig werden. Als der Verdacht aufkommt, das ein Wolf dort herumschleicht, wird eine Grube gegraben. Der Wolf soll weichen, die Erzählerin beginnt sich sehr auf dieses Problem zu konzentrieren. Die Frage warum, drängt sich dem Leser auf, da die Fabrik nur noch pro forma existiert.

Der Autorin ist ein beachtliches Werk gelungen. Durch die Kargheit in der die Erzählerin lebt, legt sich auf das Tier ein enormer Fokus. Es nimmt eine sehr zentrale Rolle ein. Es lässt sich schwer beschreiben, man muss es glaube ich wirklich selbst lesen, um zu erkennen, was diesen Roman zu etwas Besonderem macht. Ich habe bisher nichts vergleichbares gelesen, allein das übt schon einen gewissen Reiz aus, an etwas teilzuhaben, was neu und anders ist. Mir hat der Roman sehr gut gefallen, und werde ihn auch weiterempfehlen.

Das E-Book wurde mir von Netgalley zur Verfügung gestellt