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Veröffentlicht am 01.08.2017

Carly auf der Suche nach sich selbst

Das Meer in deinem Namen
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Carly ist Ende 20, wohnt in Berlin, hat einen Job an der Uni und ist heimlich in Thore, den Professor, für den sie arbeitet, verliebt. Dieser weiß ihre Arbeit zwar zu schätzen, schafft es aber nicht, Gelder ...

Carly ist Ende 20, wohnt in Berlin, hat einen Job an der Uni und ist heimlich in Thore, den Professor, für den sie arbeitet, verliebt. Dieser weiß ihre Arbeit zwar zu schätzen, schafft es aber nicht, Gelder aufzutreiben, damit er ihren Vertrag verlängern kann und da es für Astronomen nicht sonderlich viele Stellen gibt, steht sie vor einem Problem. Glücklicherweise hat Thore eine etwas andere Aufgabe für sie: Er hat von seiner Tante Henny ein Haus an der Ostsee geerbt, dass Carly für ihn entrümpeln und verkaufsfertig machen soll. Also fährt Carly nach Ahrenshoop, wo das Häuschen steht - und fühlt sich schnell wie zu Hause. Dabei hat sie schon immer Angst vor dem Meer... Doch gleichzeitig fühlt sie sich Thores verstorbener Tante sehr nahe - ohne, dass sie sie jemals kennengelernt hat.

Ich hatte am Anfang mit einem Buch im Stil von Lucinda Riley und Konsorten gerechnet. In gewisser Weise habe ich das auch bekommen, allerdings liegt hier der Fokus viel deutlicher auf der Gegenwart. Es gibt einige Kapitel, in denen wir Henny als Jugendliche und als Erwachsene kennenlernen, aber die Mehrzahl der Kapitel spielt in Carlys Gegenwart, erst in Berlin und dann in Ahrenshoop.

Carly hat auf mich zunächst eher naiv und unsicher gewirkt. Sie hat zwar ein abgeschlossenes Studium und ihre Arbeit wird an der Uni geschätzt, aber sie definiert sich nur darüber, dass sie einem Professor zuarbeitet, hat zwar ein paar Freunde, aber insgesamt wirkt sie eher einsam. Dazu kommen die Erinnerungen an ihre Kindheit, in der sie ihre Eltern verloren hat und die sie deshalb bei ihrer Tante Alissa verbracht hat, die viel mehr Wissenschaftlerin als Mutter-Ersatz war. Carly macht eine große Entwicklung durch, sie wird mutiger, gewinnt an Selbstvertrauen und trotzt Rückschlägen.

Das Buch liest sich sehr flüssig. Anfangs hatte ich wegen seines Umfangs (530 Seiten) Sorge, dass es vielleicht Längen haben könnte, aber diese Sorgen haben sich nicht bestätigt, im Gegenteil. Carly erlebt viel und wächst an ihren Aufgaben, was spannend beschrieben ist und vor allem so, dass man das Gefühl hat, Carly gut zu kennen und mit ihr zu leben. Manchmal habe ich zwar den Kopf geschüttelt, warum sie etwas nicht sofort umsetzt aber gleichzeitig konnte ich sie auch gut verstehen, dass sie erst manches geklärt haben wollte, bevor sie einen Plan angeht. Auch die anderen Figuren sind so beschrieben, dass man gerne mitten unter ihnen wäre oder es an manchen Punkten auch ist. Ich kann gut nachvollziehen, dass Carly sich in Ahrenshoop sofort wohlgefühlt hat.

Fazit: Klare Empfehlung für alle, die Familiengeheimnisse und Menschen, die zu Entwicklungen fähig sind, mögen.

Reihenfolge:
1. Das Meer in deinem Namen
2. Das Licht in deiner Stimme
3. Der Horizont in deinen Augen

Veröffentlicht am 01.08.2017

leider mäßiger Abschluss der Trilogie

Die Känguru-Offenbarung (Känguru 3)
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Das Känguru wurde am Ende von Band 2 ausgewiesen und seitdem weiß Marc-Uwe nicht mehr viel mit sich anzufangen, ertappt sich bei Selbstgesprächen... Einmal bittet er sogar den Pinguin zu sich herein, weil ...

Das Känguru wurde am Ende von Band 2 ausgewiesen und seitdem weiß Marc-Uwe nicht mehr viel mit sich anzufangen, ertappt sich bei Selbstgesprächen... Einmal bittet er sogar den Pinguin zu sich herein, weil er so allein ist. Doch plötzlich steht das Känguru wieder vor der Tür - zwar etwas fremd aussehend, da es auf der Flucht ist, aber es lebt und ist gesund. Gemeinsam mit dem Asozialen Netzwerk machen sie sich auf die Jagd nach dem Pinguin. Denn es gibt handfeste Beweise, dass der Pinguin die Welt in ein großes Ministerium für Produktivität zu verwandeln will, dessen Controller er sein wird...

Nachdem ich von den ersten beiden Hörbüchern restlos begeistert war, hat mich das Finale der Trilogie leider enttäuscht. Der Anfang war ziemlich deprimierend und verlor sich auch ein bisschen in der Trostlosigkeit, so dass ich wirklich nicht wusste, was noch kommen sollte und nur gehofft habe, dass das Känguru bald wieder auftaucht. Wäre es eine Kassette gewesen, hätte ich wohl zwischendurch vorgespult... Als das Känguru wiederkommt, hatte das Hörbuch für eine Zeit wieder den gewohnten Spaßfaktor. Allerdings hatte ich oft das Gefühl, dass Marc-Uwe Kling ganz dringend noch einen draufsetzen wollte und dadurch wirken viele Situationen bemüht und überspitzt. Wo ich bei den Vorgängern oft vor Lachen kaum noch autofahren konnte, war das bei diesem Buch (leider) problemlos möglich. Es gab viele gute Ideen, aber leider auch viele, die einfach zu viel waren.

Dazu kam, dass dieses Mal das Känguru entweder von jemand anderem gesprochen wurde oder Marc-Uwe Kling es nicht so gesprochen hat, wie bei den Vogängern, so dass ich seine Stimme dieses Mal ziemlich anstrengend fand.

Fazit: Leider bleibt das Finale weit hinter den Vorgängern zurück - aber es ist nett für zwischendurch.

Reihenfolge:
1. Die Känguru-Chroniken
2. Das Känguru-Manifest
3. Die Känguru-Offenbarung

Veröffentlicht am 01.08.2017

turbulente Mehrgenerationen-WG

Allein kann ja jeder
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Eigentlich hatte Rosa mit ihrem Lebensgefährten Robert eine Wohnung in einem Mehrgenerationenhaus gekauft, das gerade gebaut wird. Doch dann wird Robert ermordet aufgefunden und kurz darauf stellt sich ...

Eigentlich hatte Rosa mit ihrem Lebensgefährten Robert eine Wohnung in einem Mehrgenerationenhaus gekauft, das gerade gebaut wird. Doch dann wird Robert ermordet aufgefunden und kurz darauf stellt sich heraus, dass sie bei dem Mehrgenerationenhaus einem Betrüger aufgesessen ist. Bleibt nur Plan B: Bei ihrer Tochter Ellen und deren Tochter Kim einziehen. Doch die Beiden sind gerade selbst auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Dank Rosas Einfallsreichtum kommen die drei zu einer neuen Bleibe, indem sie zusammen mit Kims Physiklehrer und Konrad Schmitt eine alte Villa besetzen...

Das Cover strahlt zwar mehr Ruhe und Harmonie aus, als der Roman vermittelt, aber irgendwie passt es doch, weil die Protagonisten die Momente, in denen sie sich alle zum gemeinsamen Essen treffen, sehr genießen.

Der Roman liest sich sehr flüssig. Am Anfang musste ich bei den ganzen Charakteren ein bisschen den Überblick gewinnen, aber mit der Zeit klappte das ganz gut, zumal in der Regel nicht nur der Name genannt wird, sondern durch eine Bezeichnung oder einen Nebensatz die Figur auch in ihren Kontext eingeordnet wird. Das hat mir ziemlich geholfen, weil umgekehrt auch klar ist, dass allein die Besetzung der WG nicht einfach nur aus zwei Personen bestehen kann - dann wäre das Chaos ja nur einen Bruchteil so groß und die Geschichte nur halb so amüsant. Die Geschichte an sich ist an vielen Stellen zwar dramatisch, aber das Buch verliert dadurch nicht seine Leichtigkeit, zumal nichts übertrieben wirkt - obwohl schon einiges zusammen kommt.

Die Charaktere sind ziemlich unterschiedlich und haben alle ihre Ecken und Kanten, aber da man bei allen erfährt, woher das kommt - und sei es, weil sie wie Kim gerade in der Pubertät stecken oder wie Ellen zeitlebens von der Unstetigkeit ihrer Hippiemutter genervt sind. Bei manchen kommt auch erst später raus, warum sie so sind, wie sie sind. Für mich hat diese Konstellation das Buch so interessant gemacht, weil man eben auch nie so wirklich wusste, wie die eine Person auf die andere reagieren würde. Gleichzeitig machen die meisten Charaktere im Buch auch eine ziemliche Entwicklung durch, womit ich auch nicht immer so gerechnet hätte.

Nur eine Sache hat mich gestört, wofür ich auch einen Stern abziehe: Am Ende bleiben doch noch einige, für mich wesentliche Fragen offen. Das ist schade, zumal ich bisher nicht wüsste, dass es einen zweiten Band geben sollte.

Fazit: Ein Buch, das skurril und ernst und lustig und dramatisch und einfach gut ist - genau das richtige für einen sommerlichen Leseabend!

Veröffentlicht am 01.08.2017

spannender Jugendkrimi

Schlusstakt
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Eigentlich ist Vicky eher zufällig bei dem Casting zu Germany's Mega Star gelandet, der härtesten Castingshow Deutschlands, die unter absolut realen Bedingungen stattfindet. Dass sie die ersten beiden ...

Eigentlich ist Vicky eher zufällig bei dem Casting zu Germany's Mega Star gelandet, der härtesten Castingshow Deutschlands, die unter absolut realen Bedingungen stattfindet. Dass sie die ersten beiden Runden problemlos übersteht und nun mit den Top 50 im Flieger nach Male sitzt, grenzt für sie an ein Wunder. Umso geschockter ist sie, als erst die Regeln auf der Insel bekanntgegeben werden und sie dann ziemlich schnell merkt, dass manches einfach noch anders läuft, als sie sich das gedacht hat...

Vicky ist 18 und so beschrieben, dass selbst ich als 29jährige sie gut verstehen konnte. Sie ist kein überdrehter Teenager mit Allüren, sondern selbst überrascht, wie weit sie mit ihrer spontanen Teilnahme an der Castingshow gekommen ist. Dadurch gehört sie auch zu denjenigen, die sich darum kümmern, wie es ihren Mitkandidaten geht und nicht einfach nur auf auf jeden Fall gewinnen wollen. Von der Sorte gibt es einige auf der Insel, die aber höchstens mäßig sympathisch rüberkommen. Insgesamt hat mich die Verteilung der Charaktere ein bisschen an "Die Tribute von Panem" erinnert: Die Karrieros, die auf jeden Fall gewinnen wollen und dafür auch über Leichen gehen und der Rest.

Das Buch liest sich von Anfang an sehr flüssig, so dass ich es kaum weglegen wollte. Ab dem Moment, wo alle auf der Insel ankommen, herrscht außerdem eine Grundspannung, die sich zwar immer wieder steigert, aber umgekehrt nie so wirklich einen Höhepunkt findet. Das könnte aber auch daran liegen, dass es sich hier um einen Jugendkrimi handelt, der ab 14 Jahren empfohlen wird. Zwar habe ich aus diesem Bereich auch schon Bücher gelesen, die ich als spannender empfunden habe, aber da kann man ja durchaus unterschiedlich ansetzen - zumal hier die Grundspannung eine andere ist, als bei z.B. den Büchern von Monika Feth.

Gut finde ich, wie mit dem Thema "Castingshow" umgegangen wird und gezeigt wird, wie es da oft zugeht. Ob Jugendliche, die sich da Illusionen machen, dieses Buch lesen werden, bezweifle ich zwar, aber die das Buch lesen, werden anschließend ihre Meinung vielleicht noch mal überdenken bzw. auch manche Medienberichte aus/über Castingshows mit anderen Augen sehen, insofern hat das Buch auch ein bisschen eine pädagogische Funktion, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger dazustehen.

Fazit: Für Jugendliche und Fans von Jugendkrimis sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 01.08.2017

Sommer auf der Klippe

Sommer am Abgrund
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Jess ist 16 und verbringt mit ihrer Mutter den Sommer in dem idyllischen kleinen Küstenort, aus dem ihre Mutter stammt. Jess war dort noch nie, weil ihre Mutter eigentlich nie dorthin zurückkehren wollte ...

Jess ist 16 und verbringt mit ihrer Mutter den Sommer in dem idyllischen kleinen Küstenort, aus dem ihre Mutter stammt. Jess war dort noch nie, weil ihre Mutter eigentlich nie dorthin zurückkehren wollte - den Grund hierfür kennt Jess nicht. Dabei wohnt dort noch Jess' Tante mit Jess' Cousins und Cousine - und im letzten Sommer ist Freya, eine weitere Cousine, verstorben, ohne, dass Jess sie je kennengelernt hat. Als sie nun ankommen, muss Jess erst mal damit klarkommen, dass alle sie anstarren, da sie nicht nur so alt ist wie Freya es war, sondern ihr auch noch äußerst ähnlich sieht. Durch diese Ähnlichkeit kommt sie schnell mit Menschen in Kontakt, die Freya gekannt haben und muss dabei erfahren, dass nicht wirklich sicher ist, dass Freya bei einem Unfall von den Klippen gestürzt war, sondern auch die Varianten "Suizid" oder "Mord" nicht ausgeschlossen werden können, davon aber niemand etwas wissen will...

Über dieses Buch bin ich wirklich gestolpert und habe es als Sommerbuch sofort in Angriff genommen. Jess ist sympathisch, denkt sehr rational und spricht aus, was sie denkt bzw. stellt die Fragen, die sie bewegen - dass sie damit möglicherweise anecken könnte, ist ihr egal, dem Rest des Ortes aber nicht. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich: die einen haben Angst, dass die Touristen möglicherweise wegbleiben, die anderen haben etwas zu verbergen. Die anderen Charaktere sind sehr unterschiedlich sympathisch, wobei oft sehr deutlich wird, dass die Personen sehr bewusst so dargestellt werden, wie sie dargestellt sind. Nur bei einer habe ich mich komplett vertan...

Das Buch liest sich ziemlich flüssig, aber leider gabs auch einige Passagen, die ich ziemlich zäh fand. Das hängt auch mit meinem Kritikpunkt zusammen: Ich habe den Eindruck, dass die Liebesgeschichte und das Drama nicht so richtig zusammen in dieses Buch passen. Hätte sich die Liebe so ergeben, hätte es gepasst, aber da das nicht so der Fall war, fand ich das Buch zwischendurch eher anstrengend. Ich habe auch überlegt, nur 3 Sterne zu vergeben, aber dafür waren die dramatischen Passagen doch zu gut und alles zusammen zu schlüssig, zumal ich auch das Thema als solches wirklich gut umgesetzt fand.

Fazit: Es war nicht das leichte Sommerbuch, mit dem ich gerechnet hatte, das aber trotzdem ein sehr interessantes Thema hat.