Ich habe "New Berlin: Die Kinder der Ikarus" innerhalb weniger Stunden gelesen, so gut hat mir der Roman gefallen.
Der Roman spielt in der Zukunft. Berlin bzw. New Berlin wird komplett von Rauchschwaden ...
Ich habe "New Berlin: Die Kinder der Ikarus" innerhalb weniger Stunden gelesen, so gut hat mir der Roman gefallen.
Der Roman spielt in der Zukunft. Berlin bzw. New Berlin wird komplett von Rauchschwaden verdunkelt. Keine Sonne ist zu sehen, dafür aber Brandgeruch allerorten und ein Pilz, der überall wuchert. Die Bewohnerinnen wohnen wegen der Pilzsporen und der Rauchschwaden im Untergrund. Kopfgeldjäger Max Hofstetter ist einer dieser Menschen. Er arbeitet als Kopfgeldjäger, um Spione und Überläufer ausfindig zu machen. Eines Tages setzt ihn seine Chefin Charlotte auf einen Mordfall an. Was mehr oder weniger als Routinefall beginnt, entpuppt sich dank Max' Beharrlichkeit bald als weitaus größer als ursprünglich angenommen.
Autor Karsten Krepinsky verknüpft verschiedene Genres wie Dystopie, Kriminalroman und Science-Fiction zu einer spannenden Mixtur. Ich persönlich konnte mich ihr schwer entziehen; Pausen einzulegen, fiel mir schwer.
Mir hat die Länge des Romans sehr gut gefallen. Mit gerade einmal 208 Seiten (inklusive Danksagung und einer Werbeseite für andere Werke des Autors) bleibt das Tempo gleichmäßig hoch und es kommen keine Längen auf. Genau das ist der Grund, weshalb es so schwer fällt, eine Pause einzulegen. Weil der Roman kompakt erzählt ist, gibt es keinen Grund, ihn beiseite zu legen.
Erzählt wird aus der Ich-Perspektive, wodurch Beschreibungen New Berlins und seiner Strukturen eher beiläufig eingeflochten werden. Hier hat mir besonders gefallen, dass sich die Beschreibungen gut in die Erzählung einfügen und nie ausufernd sind. Es wird gerade genug erzählt, damit die Leserinnen sich ein Bild vor Augen führen können und zum Teil selbst ihre Phantasie einsetzen können.
Die Story an sich entfaltet sich nach und nach: Das repressive System, die Charaktere und eben auch die Entdeckungen, die Brick - der Spitzname, mit dem Hofstetter von allen anderen Menschen angesprochen wird - im Verlauf der Erzählungen macht, fügen sich nach und nach wie verschiedene Puzzleteile zusammen. Mir hat die Auflösung gefallen, sie hat für mich ins Gesamtgefüge gepasst, und auch das Ende war für mich befriedigend, auch wenn es ein bisschen abrupt kam.
Alles in allem hat mich "New Berlin: Die Kinder der Ikarus" sehr gut unterhalten.
Die "InvestiGATORS" sind eine Comic-Reihe, die nun endlich in deutscher Übersetzung erscheint. Meinem neunjährigen Sohn hat der erste Band so gut gefallen, dass er ihn nicht nur am Stück, sondern innerhalb ...
Die "InvestiGATORS" sind eine Comic-Reihe, die nun endlich in deutscher Übersetzung erscheint. Meinem neunjährigen Sohn hat der erste Band so gut gefallen, dass er ihn nicht nur am Stück, sondern innerhalb weniger Tage gleich mehrmals gelesen hat.
"InvestiGATORS - Im Kampf gegen das Böse" hat nicht den Anspruch, pädagogisch wertvoll zu sein. Vielmehr will der Comic - der als Hardcover-Ausgabe vorliegt - unterhalten. Das gelingt ihm sehr gut. Mein Sohn hat während der Lektüre geschmunzelt und gelacht, fand das Buch aber auch durchaus streckenweise spannend (aber nicht zu spannend) und war erpicht auf die Auflösung.
Der Comic ist gespickt mit allerlei falschen Fährten, witzigen Einfällen und schönen Wortspielen, die nicht nur Kinder unterhalten, sondern auch Erwachsene - zum Beispiel solche, die den Comic gemeinsam mit ihren Kindern lesen - amüsieren.
Die Paneele sind ordentlich und kindgerecht gemalt, so dass sich die Geschichte schnell lesen lässt. Trotzdem gibt es immer wieder einiges zu entdecken. Es lohnt sich, den Comic mehrmals zu lesen und anzugucken.
Alles in allem ist die Geschichte super gelungen. Mein Sohn war und ist begeistert!
"Das falsche Blut" ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie rund um die - im zweiten Teil - ehemalige Auftragskiller Ishikli Caner. Die ist mittlerweile als Agentin des deutschen militärischen Abwehrdienstes ...
"Das falsche Blut" ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie rund um die - im zweiten Teil - ehemalige Auftragskiller Ishikli Caner. Die ist mittlerweile als Agentin des deutschen militärischen Abwehrdienstes (MAD) tätig und in Paris untergetaucht. Doch mit dem Untertauchen ist das so eine Sache: Als nämlich ein kleines Mädchen auftaucht, dessen Mutter in einem Schusswechsel getötet wurde, wird Ishikli auf den Fall angesetzt.
"Das falsche Blut" ist nicht nur das zweite Buch einer geplanten Trilogie, sondern auch erst der zweite (veröffentlichte) Roman - und Thriller! - von Philipp Gravenbach.
Gravenbach schafft es, dass "Das falsche Blut" zwar eine Fortsetzung ist, aber dennoch auch dann sehr gut funktioniert, wenn man den Vorgänger nicht gelesen hat. Das schreibe ich aus eigener Erfahrung, denn ich habe "Der 8. Kreis" tatsächlich noch nicht gelesen, werde das aber definitiv nachholen.
"Das falsche Blut" hat mir aus verschiedenen Gründen gefallen: Zum einen gefällt mir die Heldin des Thrillers. Ishikli Caner war mir sofort sehr sympathisch. Sie hat einerseits aufgrund ihrer bisherigen Lebensweise eine harte Schale, andererseits ist sie sehr menschlich - ein bisschen wie zum Beispiel Ellen Ripley aus den "Alien"-Filmen oder Furiosa aus "Mad Max: Fury Road".
Mir hat auch sehr gefallen, dass Philipp Gravenbach so schreibt, dass ich oft vor meinem inneren Auge einen Film laufen hatte. Tatsächlich kann ich mir durchaus vorstellen, mir eine Serie oder einen Film rund um Ishikli Caner anzusehen.
Auch die Nebenfiguren sind stark. Da gibt es Hauptkommissar Meissner, der nebst Kollegin Yvonne Cassel zum Mordschauplatz gerufen wird und mit ihr gemeinsam versucht, aus dem Mädchen schlau zu werden. Außerdem gibt es mit Vincent und Gislayne O'Connor sowie deren Boss Ikarus interessante Antagonisten.
Mir persönlich hat auch gefallen, dass ganz reale Missstände, wie zum Beispiel Menschenhandel, moderne Sklaverei mitten in Europa und so weiter, sehr unterhaltsam und ohne erhobenen Zeigefinger in die Story eingeflochten wurden.
Vor allem aber stimmt das Tempo. Der Thriller lässt sich super lesen und mir fiel es teilweise schwer, ihn beiseite zu legen. "Das falsche Blut" ist ein Pageturner im wahrsten Sinne des Worte.
Es gibt einzelne Schwächen: Teilweise hätte ich mir etwas mehr Details gewünscht. Bei einem Thriller sind mir Tempo und Spannung sehr wichtig. Ich muss also nicht seitenlange Charakterisierungen oder Proust'sche Detailverliebtheit geboten bekommen, aber manche Interaktionen hätten für mich mit etwas mehr Hintergrund-Informationen besser funktioniert, weil sie mehr Sinn ergeben hätten. Zudem hat mich persönlich gestört, dass Wörter kursiv geschrieben wurden, um Betonungen zu verdeutlichen. Das ist ein Mittel, das ich generell nicht besonders mag.
Alles in allem wurde ich aber super unterhalten. Ishliki Caner ist eine tolle Protagonistin, das Tempo ist rasant und auch wenn es zum Ende hin die Action nicht allzu realistisch ist, hatte ich einen Riesenspaß bei der Lektüre - und im Finale erfährt man sogar, was es mit dem falschen Blut auf sich hat.
Leslie Connors "Hat irgendjemand Oscar gesehen?" wird vom Verlag für Leserinnen ab 10 Jahren empfohlen, also habe ich es gemeinsam mit meinem Sohn gelesen.
Erzählt wird die Freundschaft zwischen Aurora ...
Leslie Connors "Hat irgendjemand Oscar gesehen?" wird vom Verlag für Leserinnen ab 10 Jahren empfohlen, also habe ich es gemeinsam mit meinem Sohn gelesen.
Erzählt wird die Freundschaft zwischen Aurora und Oscar, die in einer Kleinstadt in Maine leben. Auch wenn es im Roman nie direkt erwähnt wird, ist Oscar offenbar Autist, während Aurora anscheinend ADHS hat.
Grundsätzlich spielt die Geschichte in einer heilen, stark romantisierten Welt: Die Eltern von Aurora freunden sich ebenso schnell mit der (alleinerziehenden) Mutter von Oscar an wie Aurora mit Oscar. Sie verdienen ihr Geld unter anderem damit, dass sie ihr altes Haus am Strand an Touristen vermieten. Die Nachbarn haben eine Blaubeer-Plantage und verdienen sich ein Zubrot mit frisch gebackenem Blaubeer-Kuchen und so weiter und so fort. Es gibt keine nennenswerten Konflikte.
Probleme werden allenfalls am Rande thematisiert: dass Aurora wegen ihrer lauten, impulsiven Art ab und zu Probleme mit den Mitschülerinnen hat, Oscar von den meisten Mitschüler*innen komplett ignoriert wird, Hänseleien finden praktisch nicht statt und so weiter. Die Erwachsenen aber sind alle auffallend verständnisvoll - vor allem in Bezug auf Oscar.
Gut herausgearbeitet sind einige Aspekte von Oscars Autismus-Spektrum; allerdings ist schade, dass Frau Connor - obwohl sie eigentlich Vorbehalte abbauen und Toleranz bzw. Akzeptanz für Autisten und andere Ausprägungen der Neurodiversität vermitteln möchte - ziemlich viele Klischees verarbeitet. Von allen Möglichkeiten hat sie sich dafür entschieden, dass Oscar als kindliche Version von Raymond Babbitt aus dem Film "Rain Man" (allerdings statt "Zahlengenie" ein Vogelliebhaber) endet.
Zudem wird die Geschichte zwar vor allem aus Auroras Perspektive beschrieben, auch andere Personen bekommen eigene Kapitel und viele Seiten spendiert. Von all diesen Figuren erhält ausgerechnet Oscar die wenigsten Kapitel, die sich mit seiner Sicht befassen. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass er die Hauptfigur des Romans ist. Und es ist schade.
Hier zeigt sich leider, dass Leslie Connor nur die Außenperspektive zum Thema Neurodiversität "recherchiert" hat. Menschen mit Asperger-Syndrom oder ADHS etc. wurden von ihr nicht kontaktiert, sondern nur zwei Eltern und ein Geschwisterteil. Dafür, dass sie laut eigener Aussage (in ihren Anmerkungen zum Buch) "die Figuren gut hinbekommen" wollte, ist das zu wenig.
Ohne Frage: Bei "Hat irgendjemand Oscar gesehen?" handelt es sich - für Außenstehende - um einen warmherzigen Wohlfühl-Roman, der das Thema Neurodiversität für Kinder aufarbeitet - wenn auch einseitig, weil der Heile-Welt-Charakter im Vordergrund steht. Und ganz offensichtlich ist Leslie Connor mit viel gutem Willen ans Werk gegangen. Aber wenn man bedenkt, welchen Anspruch sie in ihren Anmerkungen formuliert, dann muss man konstatieren, dass sie gescheitert ist.
Mein Sohn fand das Buch durchaus nett zu lesen, konnte aber zum Beispiel seinen besten (autistischen) Freund darin nicht wiederfinden und so nichts für sich mitnehmen. Im echten Leben entsprechen die meisten Menschen mit Autismus bzw. Asperger-Syndrom eben nicht den Klischees wie Oscar.