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Veröffentlicht am 02.03.2022

"Hüpfen statt heulen"

Boy meets Girl
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Nora ist eine erfolgreiche Paartherapeutin und Autorin: sie berät Paare und schreibt Bücher über Erfolgreiche Beziehungen. All ihre Berufserfahrung nützt ihr jedoch nichts für ihr eigenes Leben, schon ...

Nora ist eine erfolgreiche Paartherapeutin und Autorin: sie berät Paare und schreibt Bücher über Erfolgreiche Beziehungen. All ihre Berufserfahrung nützt ihr jedoch nichts für ihr eigenes Leben, schon sehr lange lebt sie in einer ungesunden Beziehung neben ihrem Mann her. Eines Tages findet sie einen fremden Damenslip in seiner Reisetasche und das Faß läuft über. Diesmal führt kein Weg zurück.

Julia Holbe schreibt aus Noras Perspektive, so kann man tief in deren Gedankenwelt eintauchen und erlebt sehr ausführlich was diese bewegt und empfindet, man kann die Zweifel miterleben, die Trauer, die Wut und auch die Lust am Neuen und die aufkeimende Liebe zu neuen und alten Freunden.

Manche Entscheidungen bzw. Handlungen konnte ich nicht gut nachvollziehen, fragte mich, warum das ausgerechnet einer Paartherapeutin geschieht und es ihr schwerfällt Entscheidungen zu treffen und ihr Leben in die Hand zu nehmen. Aber so ist das wohl im Leben, manchmal handelt man auch wider besseres Wissen oder muss genügend Zeit haben, bevor man den nächsten Schritt mit Überzeugung machen kann.

Die Autorin hat hier auf sehr ruhige Weise eine Neuorientierung beschrieben. Der leichte Erzählstil bringt einen zügig durch die Geschichte. Einiges machte nachdenklich, es ist wichtig im Alltag den Anderen tatsächlich zu sehen, auch kleine Dinge wahrzunehmen. Leider hatte das Buch einige Längen und sehr viele genau reflektierte Freundschaftsgespräche, die mir in der Menge einfach als "etwas zuviel" vorkamen.

Von mir gibt es 3,5 Sterne, die ich auf 4 aufrunde.

Für alle die gerne über Beziehungen lesen und ohne einen dramatischen Spannungsbogen auskommen ist dieses Buch gut geeignet.

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Szenen einer Familie

Meine kleine Welt
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Arenz hat in diesem kleinen Buch einige seiner Familienkurzgeschichten veröffentlicht, die er schon seit langer Zeit schreibt. Er selbst nennt sie "Vignetten; kleine Einblicke in den manchmal absurden ...

Arenz hat in diesem kleinen Buch einige seiner Familienkurzgeschichten veröffentlicht, die er schon seit langer Zeit schreibt. Er selbst nennt sie "Vignetten; kleine Einblicke in den manchmal absurden Alltag." Und so wirkt das Buch auch wie eine Aneinanderreihung von Geschichten aus dem Leben: der normalen Wahnsinn und Ärger steht neben Freudentaumel und Glücksmomenten, Familie kann ja tatsächlich häufig alles gleichzeitig, die Harmonie ist wankelmütig inbegriffen.

Viele Geschichten sind wirklich lustig, in einigen erkennt man etwas von sich oder dem eigenen Erlebten wieder. Andere Geschichten hätte ich nicht gebraucht, das ist mit den eigenen übrigens auch so. Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten, der Schreibstil ist leicht und locker, manchmal etwas zu flapsig. Viele Themen sind gekonnt auf den Punkt gebracht, bei einigen konnte ich nur den Kopf schütteln.

In kleinen Häppchen genossen, kann man das Buch sehr gut lesen, am Stück sind die Kurzgeschichten eher ermüdend, aber das ist bei solchen Sammlungen meiner Meinung nach meistens so.

Für Liebhaber von Kurzgeschichten zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Reinfall

Das verschlossene Zimmer
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1939 zeichnet sich die Gefahr für Polen durch Deutschland bereits ab, doch die 17-jährige Schülerin Marie dreht sich nur um sich selbst. Sie lebt allein mit ihrem Vater, einem angesehenen Arzt in Krakau. ...

1939 zeichnet sich die Gefahr für Polen durch Deutschland bereits ab, doch die 17-jährige Schülerin Marie dreht sich nur um sich selbst. Sie lebt allein mit ihrem Vater, einem angesehenen Arzt in Krakau. Er kümmert sich aufopferungsvoll um seine Tochter, seine Patienten und den Haushalt. Marie möchte gerne ergründen, wer ihre Mutter war und was aus ihr wurde, hierzu schweigt der Vater jedoch beharrlich. Außerdem möchte Marie gerne Medizin studieren und damit in die Fußstapfen des Vaters treten, zudem will sie Ben, ihre Kindheitsliebe, heiraten, den sie kürzlich wiedergetroffen hat. Dass sie hierzu zum Judentum konvertieren muss, schreckt sie auch angesichts der aktuellen Entwicklungen nicht ab.
Aus dem Stoff hätte man eine gute Geschichte machen können, doch die Autorin verzettelt sich, passt die Charaktere der Handlung an, so dass diese jegliche Authentizität verlieren, führt neue Figuren in Nebensträngen ein, die dann wieder in der Versenkung verschwinden, begeht Logikfehler oder erfindet unglaubwürdige Handlungen. Das Zeitgeschehen und die Umgebung spielen nur untergeordnete Rollen. Das Lektorat hat auch nicht funktioniert, die Namen der Hauptfiguren sind immer unterschiedlich geschrieben.
In einem zweiten Zeitabschnitt wird die Geschichte der Mutter geschildert, auf diesen Treffen die Kritikpunkte leider genauso zu. Das Geheimnis war nach einiger Zeit absehbar und fügte sich in seiner Unglaubwürdigkeit in den Gesamtkontext ein.
Diese Entwicklung war nach der Leseprobe und dem interessanten Cover leider nicht absehbar.
Sehr schade, aber von dieser Lektüre kann ich nur abraten.

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Nähen um zu überleben

Das rote Band der Hoffnung
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Die 14-jährige Ella wird auf dem Schulweg aufgegriffen und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Hier erlebt sie die letzten Kriegsjahre unter schrecklichen, menschenunwürdigen Verhältnissen. Um dem Schicksal ...

Die 14-jährige Ella wird auf dem Schulweg aufgegriffen und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Hier erlebt sie die letzten Kriegsjahre unter schrecklichen, menschenunwürdigen Verhältnissen. Um dem Schicksal im Schornstein zu entgehen, benötigt sie eine Arbeit, diese findet sie in der Schneiderei des Lagers. Zum Glück hat sie bei ihrer Großmutter genügend von diesem Handwerk gelernt, um hier zu bestehen, denn wer versagt, wird gnadenlos aussortiert. Diese Schneiderei gab es tatsächlich, sie wurde von der Frau des Lagerkommandanten gegründet, um dort exklusive Kleidungsstücke zu fertigen.
Wir erfahren die Geschichte aus Ellas Perspektive und erhalten so einen guten Einblick in ihre Gedanken und Träume, die sie weiterhin hat, mit diesen erhält sie ihre Hoffnung und ihren Überlebenswillen.
Sie freundet sich mit Rose an, mit der sie in der Nähstube zusammenarbeitet. Außerdem lernen wir noch Mina, die jüdische Leiterin der Nähstube kennen und Carla, eine Aufseherin des Lagers. Diese vier jungen Frauen haben unterschiedliche Funktionen, durch die Erlebnisse der Vier und ihre Interaktion wird das Leben im Lager gut dargestellt.

Die Autorin hat die fiktive Geschichte der Protagonistinnen in einem realen Ort angesiedelt. Auschwitz-Birkenau gab es wirklich. Dieses Vernichtungslager und das Leben dort wird hier gut wiedergegeben. Die Schneiderei und auch die Villa des Kommandanten gab es in der geschilderten Form. Die Autorin geht in ihrem Nachwort hierauf ein.
Der Erzählstil ist leicht und bildhaft, die Ausdrucksweise ist eher modern. Der Text lässt sich gut lesen und ist für Jugendliche geeignet, die noch keinen Kontakt zu diesem Thema hatten. Obwohl menschenunwürdigen Verhältnisse, Hunger und Willkür geschildert werden, ist der Bericht hierüber nicht so grausam, wie andere Texte. Ein geeignetes Buch um Jugendliche an das Thema heranzuführen. Lediglich das Ende fiel mir zu positiv aus, das ist zwar schön zu lesen, aber nicht realistisch.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Verschollen auf dem Meer

Allein auf dem Meer
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Der Titel ist sehr treffend für einen ersten Eindruck zu diesem Buch. Bill überlebt als Einziger das Kentern einer Jacht. Er treibt nach dem Sturm allein auf dem Meer, die Geschichte wird aus seiner Perspektive ...

Der Titel ist sehr treffend für einen ersten Eindruck zu diesem Buch. Bill überlebt als Einziger das Kentern einer Jacht. Er treibt nach dem Sturm allein auf dem Meer, die Geschichte wird aus seiner Perspektive erzählt. Er rettet das Berbermädchen Aya aus dem Meer. Die Beiden sitzen im wahrsten Sinnes des Wortes in einem Boot und so nähern sie sich einander an, arbeiten zusammen, lernen sich zu verständigen und einander zu vertrauen. Aya erzählt Bill Geschichten, die an 1001 Nacht erinnern, so gelingt es ihnen die Hoffnungslosigkeit und die Entbehrungen zeitweise zu verdrängen.

Der Erzählstil ist wunderbar flüssig, beschreibend und bildhaft. Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und machen eine nachvollziehbare Entwicklung durch. Die Geschichte enthält wichtige Botschaften und Tiefgang und kann mit unerwarteten Wendungen überraschen. Die Annäherung der Kinder und damit ihrer unterschiedlichen Kulturen ist gut geschildert.
Das Cover ist wunderschön und passt hervorragend zum Inhalt.
Empfehlenswert ab 12 Jahren und auch für Erwachsene toll.

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