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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2025

Eine Geschichte wie ein Strandspaziergang

Regen an sonnigen Tagen
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Lisa schreibt unter dem Pseudonym Johanne Nielsen einen Erfolgsthriller nach dem anderen. Doch tief in sich drin verspürt sie den Wunsch, neue Wege zu gehen. Ein erster Versuch in diese Richtung endet ...

Lisa schreibt unter dem Pseudonym Johanne Nielsen einen Erfolgsthriller nach dem anderen. Doch tief in sich drin verspürt sie den Wunsch, neue Wege zu gehen. Ein erster Versuch in diese Richtung endet in einem vernichtenden Zeitungsartikel. Lisa bricht zusammen und wacht erst im Krankenhaus wieder auf, neben sich ihre Mutter, die in gewohnter Manier dem Personal Anweisungen erteilt. Lisa beschließt, einmonatige Tage im Ferienhaus der Familie auf Rügen zu verbringen, die Mutter im Schlepptau. Auf ihren Strandspaziergängen trifft sie Benedict mit seinem Hund Edgar. Fortan werden die Spaziergänge regelmäßig, die Gespräche tiefgründiger. Doch Benedict umgibt ein Geheimnis und auch Lisa kann sich erst nach und nach öffnen und holt so ein Erlebnis aus tiefster Kindheit hervor. Dies bringt eine ganze Lawine ins Rollen und die Familie steht bald Kopf.

Nach 2 Krimis der Autorin war dies ein ganz anderes Leseerlebnis, bewegend und tiefgründig. Auf der einerseits wird gezeigt, wieviel Einfluss Eltern auf ihre (auch erwachsenen) Kinder haben können und wie schwer es manchmal sein kann, sich daraus zu befreien. „Hab keine Angst, dich neu zu erfinden“ meint Lisas Mutter. Denn auch darum geht es, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, diese überhaupt zu erspüren und dann den Mut haben, neue Wege zu gehen. Es zeigt aber auch, was Eltern bereit sind auf sich zu nehmen, um ihre Kinder vermeintlich zu schützen. Toll verpackt in tiefgründige Gespräche am Strand. Ich habe vor allem Benedict ins Herz geschlossen. Das Buch liest sich sehr angenehm, mit wundervollen Illustrationen. Sehr gelungen und in jedem Fall lesenswert.

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Veröffentlicht am 14.03.2025

Spannende Verhandlungsführung

Der zweite Verdächtige
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In einem Berliner Männerclub wird eine Ameise gefunden. Alles deutet auf eine Überdosis hin. Schnell steht ein Verdächtiger fest, Jan Staiger. Er kommt in U-Haft. Doch da die Beweislage nicht eindeutig ...

In einem Berliner Männerclub wird eine Ameise gefunden. Alles deutet auf eine Überdosis hin. Schnell steht ein Verdächtiger fest, Jan Staiger. Er kommt in U-Haft. Doch da die Beweislage nicht eindeutig auf ein Verbrechen hinweist, kann sein Anwalt Rocco ihn rausholen. Doch 4 Monate später das gleiche Bild nur in einer anderen Kneipe. Die Polizei ist sich sicher, Jan Staiger muss ein Serientäter sein. Die zweite Hälfte des Buches zeigt detailliert die Gerichtsverhandlung und letztlich löst sich damit der Fall auf.

Ich habe das Buch sehr gern gelesen. Es war spannend und ich mochte es, wie sich Verteidigung und Anklage die Bälle hin und her geworfen haben. Roccos Verteidigungsstrategie habe ich wirklich gern verfolgt, da gehört unwahrscheinliche Schlagfertigkeit, schnelle Entscheidungen und eine enorme Menschenkenntnis dazu. Das Gefuehl, dass irgendetwas nicht rund ist, bekommt man beim lesen recht schnell, wird aber auch schnell von Roccos Einschätzung bestätigt. Ich habe zwischenzeitlich falsch vermutet, die Lösung kommt wirklich erst zum Schluss und hinterlässt noch etwas „Kopfarbeit“. Ein wirklich toller Justiz-Krimi, ich kann mir gut vorstellen, weitere Teile davon zu lesen.

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Veröffentlicht am 14.03.2025

Berührende Geschichte mit brillanter Grossmutrer Enkelin Beziehung

Flusslinien
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Die über 100 Jährige Margrit beringt ihren Lebensabend in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Hier bekommt sie oft Besuch von ihrer Enkelin Luzie oder wird von ihrem Fahrer Arthur in den naheliegenden ...

Die über 100 Jährige Margrit beringt ihren Lebensabend in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Hier bekommt sie oft Besuch von ihrer Enkelin Luzie oder wird von ihrem Fahrer Arthur in den naheliegenden Garten gefahren, in dem sie ihren Gedanken nachhängt. Diese kreisen zu ihrer Familie, ihrem Sohn Frieder, der in Australien lebt, ihrer Mutter Johanne und auch zurück in die Vergangenheit. Sie spürt, dass Luzie etwas belastet. Denn diese hat die Schule geschmissen und möchte künftig ihr Geld als Tattoo Artist verdienen. Margrit stellt sich als Übungsobjekt zur Verfügung und Luzie entwirft einen Flusslauf mit wesentlichen Stationen aus Margrits Leben. Und dabei nähern sich Großmutter und Enkelin auf eine sehr zarte Art an, tiefes Vertrauen, Geborgenheit, Nähe. Dies bringt Luzie schließlich dazu, stückchenweise zu offenbaren, was ihr widerfahren ist. Auch Arthurs und Luzies Wegen kreuzen sich und führen dazu, dass Luzie wieder vertrauen kann.
Das Buch ist. Abwechselnd aus Sicht der 3 Hauptfiguren Margrit, Luzie und Arthur geschrieben und Stück für Stück erfahren wir so beim Lesen die volle Geschichte der drei. Luzies Wut und Verzweiflung kommt dabei genau raus, wie Margrits Alter, wenngleich ihre Lebenserfahrung prägend ist. Tolle Zitate aus Margrits Mund bleiben ebenso hängen wie das „Internetz“ oder der „Rollarthur“. Herrliche Sprache, intensiv und gewaltig, gleichzeitig berührend. Ein tolles Buch, bei dem mich vor allem die Beziehung zwischen Großmutter und Enkelin verzaubert hat.

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Veröffentlicht am 14.03.2025

Ich wurde in eine andere Zeit zurück katapultiert

Das Leben fing im Sommer an
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Erinnert Ihr Euch noch an die Zeit zwischen Teenie und Erwachsensein? Das erste Verliebtsein, die vielen Pläne, Träume, Zeit mit Freunden… Ich denke gern an die Zeit zurück, aber ohne Wehmut, nur mit überwiegend ...

Erinnert Ihr Euch noch an die Zeit zwischen Teenie und Erwachsensein? Das erste Verliebtsein, die vielen Pläne, Träume, Zeit mit Freunden… Ich denke gern an die Zeit zurück, aber ohne Wehmut, nur mit überwiegend schönen Erinnerungen. Die Zeit wird so nie wieder kommen, aber sie prägt ungemein.
Genau über diese Zeit schreibt Christoph Kramer in seinem Debütroman. Der 15jährige Christoph hat Träume – einer ist es, Profifußballer zu werden, der andere, mit Debbie, dem schönsten Mädchen der Schule, zusammenzukommen. Es ist der Sommer 2006 – ein heißer Sommer, der Sommer der Fußball-WM in Deutschland, ein Sommer, in dem es noch ICQ gab, SMS auf Handys (keine Smartphones) versendet wurden und durch einen kleinen Briefumschlag auf dem Display angezeigt wurden und Capri-Sonne noch so hieß. Mit einer kleinen Notlüge verschaffen sich Chris und sein Freunde Zutritt zur angesagten Party, auf der auch Debbie zu finden ist. Doch schnell steht Chris allein da. Der, der Alkohol kaum anrührt, klammert sich an einem Becher fest und fühlt sich fehl am Platz. Bis er wie erhofft auf Debbie stößt. Die beiden verbringen eine schöne Zeit, ganz zart mit einem Hauch von Abschiedskuss. Eine Verabredung folgt und Chris schwebt vor Glück. Chris, der genau so mit den Veränderungen seines Körpers hadert andere in dem Alter auch, fühlt sich seinem Traum ein Stück näher. Auf dem Höhepunkt seines Glücks wird er jedoch jäh ausgebremst. Ein Roadtrip mit dem Auto eines Bekannten, ohne Führerschein, folgt und Chris landet mit seinem Freund in einer Bar in Düsseldorf…
Ein bezaubernder Roman, bei dem man die drückende Sommerhitze genauso fühlt, wie das zarte Zittern der Knie vor dem ersten Kuss. Mit viel Liebe zum Detail entführt uns Christoph Kramer in den Sommer vor knapp 20 Jahren. Ein Sommer, in dem man nicht nur als Teenager dachte, die Welt verändern zu können, sondern eine ganze Nation dachte, dass die deutsche Nationalmannschaft nicht zu bremsen ist. Nein, es ist kein Roman über Fußball. Dieser spielt nur am Rande eine Rolle, als Teil von Chris. Chris, der von seinen Freunden oft „Dings“ genannt wird, unerwartet freche Sprüche austeilt und eine tiefe Verbundenheit mit seiner Familie in sich trägt, ist ein Junge, den man gern haben muss beim Lesen. Was mir auch sehr gut gefallen hat, waren die vielen kleine Details, die mich selbst wieder zurück katapultiert hatten in diesen Sommer (ICQ, SMS usw.), an den sicher jeder eigene Erinnerungen hat. Ein wunderbares Debüt.

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Veröffentlicht am 11.03.2025

Bewegende Familiengeschichte über Generationen

Vor hundert Sommern
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Anja und ihre Tochter Lena räumen gezwungenermaßen die Wohnung von Elisabeth, Anjas Mutter aus. Diese ist nach einem Schlaganfall pflegebedürftig und daher in ein Heim in Hamburg zu ihrer Tochter gezogen. ...

Anja und ihre Tochter Lena räumen gezwungenermaßen die Wohnung von Elisabeth, Anjas Mutter aus. Diese ist nach einem Schlaganfall pflegebedürftig und daher in ein Heim in Hamburg zu ihrer Tochter gezogen.
Anja ist beruflich in der Bibliothek der Bremer Uni angestellt. An ihr nagt das ständig schlechte Gewissen, dass ihre Mutter allein im Heim ist. Die Räumung der Wohnung in Berlin, der Job und die Sorge um die Mutter reiben sie auf.
Lena ist die jüngere Tochter und studiert seit kurzem in Berlin. Sie tut sich schwer mit Kontakten, lebt zurückgezogen und ein ausgesetzter Hund wird ihr bester Freund. Ein ständiges Gefühl des ausgegrenztsein plagt sie.
Als beide bei der Wohnungsräumung auf einen Koffer voller Hundefrisierutensilien stoßen, beginnt auch Elisabeth in der Erinnerung um ihre Tante Clara zu schwelgen und erzählt Stück für Stück die Familiengeschichte.

Das Buch ist wunderbar geschrieben. Die Frauen wirken allesamt so vertraut, ich konnte wunderbar in die Welt der 3 Frauen eintauchen . Claras Geschichte aus den 20er Jahre ist eingebettet in die aktuelle Zeit. Viele aktuelle Ereignisse spielen im Roman eine Rolle, vor allem der aufkeimende Antisemitismus und der Umgang damit. Dies zeigt deutlich die Parallelen zur damaligen Zeit. Ich habe das Lesen sehr genossen und kann es nur empfehlen.

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