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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2018

Eine besondere Liebe

Königskinder
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Alex Capus lässt in seinem kurzweiligen Roman "Königskinder" die Geschichte von Jakob und Marie erzählen, die sich ineinander verlieben und deren Liebe so einige Trennungen und Schicksalsschläge überdauert ...

Alex Capus lässt in seinem kurzweiligen Roman "Königskinder" die Geschichte von Jakob und Marie erzählen, die sich ineinander verlieben und deren Liebe so einige Trennungen und Schicksalsschläge überdauert und schlussendlich ein glückliches Ende nimmt. Sie wird erzählt von Max, der auf einem Alpenpass eingeschneit im Auto mit seiner Frau sitzt und die Nacht nutzt um ihr die Geschichte der beiden zu erzählen - was nicht ganz ohne das eine oder andere auflockernde Geplänkel der beiden einhergeht. Ohne diese Rahmengeschichte wäre die Liebesgeschichte deutlich langweiliger und vor allem deutlich schneller vorbei gewesen. So erfahren wir ganz automatisch noch die eine oder andere Kleinigkeit drum herum und vor allem lesen wir auch einiges über die Herrscher von Versailles der damaligen Zeit und deren doch leicht realitätsfernen Vorstellungen vom bürgerlichen Leben.
Alles in allem ein sehr kurzweiliger Roman, dabei nicht zu leicht oder zu klischeehaft, sondern einfach nur schön.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Eindrucksvolle Biografie

Befreit
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Ich glaube mit jeder Seite, die ich in diesem Debüt-Roman von Tara Westover über ihre Kindheit, Jugend und ihren Bildungsweg gelesen habe, war ich erschrockener darüber, was in einer Familie alles schief ...

Ich glaube mit jeder Seite, die ich in diesem Debüt-Roman von Tara Westover über ihre Kindheit, Jugend und ihren Bildungsweg gelesen habe, war ich erschrockener darüber, was in einer Familie alles schief gehen kann und letztendlich umso überraschter, wie Tara es geschafft hat aus diesem Sumpf herauszukommen und wie zwei ihrer Brüder durch Bildung, gute Freunde und den Abstand zur eigenen Familie dieses Schicksal zu durchbrechen und sich selbst zu finden.
Doch vielleicht einmal von vorn: Tara Westover, die Autorin des Romans, ist auf einem Berg in Idaho mit ihren 6 Geschwistern und ihren stark religiösen Eltern aufgewachsen. Der Glaube, die Religion und wahrscheinlich auch der gesamte psychische Zustand des Vaters haben nach und nach die ganze Familie aufgefressen und seine Ansichten über die Welt, den nahenden Weltuntergang und was alles Teil des Teufels ist (so ziemlich alles "normale") bei gleichzeitiger schwankender und ambivalenter Meinung darüber (lange gelten zB Fernseher und Telefon als Teufelswerk, mit einer passenden Begründung sind sie dann aber doch im Haushalt eingezogen). Generell scheint der große Teil ihrer direkten Familie mehr als nur ein Gesicht und eine Persönlichkeit zu haben, die je nach Situation zu Tage tritt und dann mehr oder weniger verheerende Auswrikungen hat - allen voran die Ausbrüche und Misshandlungen durch ihren Bruder Shawn, denen weder ihre Mutter noch ihr Vater Glauben schenken.
"Es ist merkwürdig, wie viel Macht über dich du den Menschen gibst, die du liebst." - Das Zitat trifft es dabei ganz gut. Immerhin kennt Tara nichts anders und kommt nur durch ihren Bruder Taylor zum College, zum Studium und letzten Endes raus aus der Familie und weg vom Berg. Ihr Weg zu sich selbst und über ihre Ängste und Vorprägungen hinweg, dauert Jahre und wird es vermutlich auch weiterhin tun. Und genau diesen Weg teilt sie mit uns, lässt uns mitlaufen und zeigt wie sie Stück für Stück zu sich selbst findet. Es ist für Außenstehende nicht alles nachvollziehbar, schlicht weil man es selbst nicht erlebt hat und sich manches auch einfach nicht vorstellen kann oder mag.
Insgesamt eine absolut gelungener, tiefgreifender und zum Nachdenken anregender Roman! Ich kann ihn ohne Einschränkungen weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Fiktion und doch realistisch

Alligatoren
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Deb Spera erzählt die Geschichte von drei Frauen die unterschiedlicher nicht sein könnten und deren Geschichten dennoch unausweichlich miteinander verwoben sind. Es sind die drei Frauen Oretta, Gertrude ...

Deb Spera erzählt die Geschichte von drei Frauen die unterschiedlicher nicht sein könnten und deren Geschichten dennoch unausweichlich miteinander verwoben sind. Es sind die drei Frauen Oretta, Gertrude und Annie - eine schwarze Haushälterin, eine weiße Frau die sich aus dem Sumpf herausarbeitet und eine weiße Frau der Oberschicht, der es scheinbar an nichts mangelt.
Die Autorin schafft es in ihrem Roman die Schicksale dieser Frauen so eindrücklich zu beschreiben, dass ich mich in alle drei hineinversetzen und ihre Beweggründe und Emotionen nachvollziehen konnte. Rein vom Schreibstil her ist es kein super spannendes und aufregendes Buch, aber allein die ehrlichen Geschichten der Frauen mit ihren Irrungen und Wirrungen reichen um dabei zu bleiben und weiterzulesen. Dabei sind diese nicht verklärt oder gar extrem dargestellt, vielmehr handelt es sich um eine recht realistische Darstellung des damaligen Lebens, was an der einen oder anderen Stelle erschreckend und Haare sträubend genug ist.
In Summe auf jeden Fall empfehlenswert für alle diejenigen, die gern ein wenig nachdenklich werden und nicht unbedingt eine leichte Lektüre für nebenbei suchen.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Wenig mitreißende biografische Erzählung

Ida
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"Ida" ist nicht nur der Name des neuen Romans von Katharina Adler sondern auch der Name einer Frau, die lange Zeit von Freud behandelt wurde und diese Behandlung letzten Endes abbrach, sehr zum Verdruss ...

"Ida" ist nicht nur der Name des neuen Romans von Katharina Adler sondern auch der Name einer Frau, die lange Zeit von Freud behandelt wurde und diese Behandlung letzten Endes abbrach, sehr zum Verdruss Freuds.
Katharina Adler erzählt dabei die Geschichte von Ida in verschiedenen Zeitebenen, die sich immer wieder abwechseln, und die mit Bemerkungen aus den Aufzeichnungen und Veröffentlichungen Freuds versehen sind. Tatsächlich war es zunächst gar nicht so einfach, überhaupt in die Geschichte und die ganzen Verhältnissen hineinzuschauen und diese zu verstehen, eben auf Grund der Sprünge die Adler immer wieder macht. Und leider muss ich zugeben, dass ich auch irgendwo im Roman stecken geblieben ist, weil er sich zeitweise einfach enorm träge liest und irgendwie keine wirkliche Lust auf mehr macht. Die Beschreibung des Romans als mitreißend kann ich also leider nicht wirklich nachvollziehen und unterstützten.
Er ist sicherlich geeignet für alle diejenigen, die sich für solche Geschichten und Persönlichkeiten interessieren, wahrscheinlich auch für diejenigen, die sich mit Freud genauer beschäftigen. Für mich jedoch war es absolut nichts. Mal schauen, ob ich den Roman noch irgendwann zu Ende lesen werden.

Veröffentlicht am 19.07.2018

Mittäter

Wenn wir wieder leben
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Es war mein erstes Buch von Charlotte Roth - "Wenn wir wieder leben" - und es hat mich insgesamt doch sehr für die Autorin begeistern können.
Die Geschichte handelt im Danzig der 1920er und führt Stück ...

Es war mein erstes Buch von Charlotte Roth - "Wenn wir wieder leben" - und es hat mich insgesamt doch sehr für die Autorin begeistern können.
Die Geschichte handelt im Danzig der 1920er und führt Stück für Stück hin zum ersten Weltkrieg, der Rolle Danzigs und wie schnell man in, einfach um zu Überleben und sich seine Träume und Wünsche zu erfüllen, auch als nicht-politischer Bürger in die Nazi-Szene hineingezogen wird. Gleichzeitig spielt die Geschichte viele Jahre später und beschreibt wie Wanda ihre Geschichte und die Geschichte ihrer Vorfahren herausfinden möchte und dabei auf das eine oder andere Hindernis trifft.
Die Geschichte, die Charlotte Roth in ihrem Roman beschreibt ist faszinierend und fesselnd. Sie vermag es, die Wirren und Verwirrungen dieser Zeit nicht nur gut darzustellen, sondern den Leser mitzunehmen und mitfühlen zu lassen. Sie zeigt dabei auf, wie normale und eher unpolitische Bürger einfach in den Sog der Nazis gezogen und damit zu Mittätern werden ohne dies allzu bewusst zu tun und manchmal auch schlicht und ergreifend aus dem Bedürfnis nach dem eigenen Überleben heraus. (Ich möchte an dieser Stelle niemanden schuldfrei sprechen, aber es zeigt doch auf, wie schnell es gehen kann und sollte uns für die Zukunft eine Warnung sein!) Allerdings zieht der Roman sich an der einen oder anderen Stelle doch ein wenig hin und die liebe Gundi Sonnenschein ging mir das eine oder andere Mal mit ihren Eigenheiten mächtig auf die Nerven. Das tat dem Roman in seiner Gesamtheit jedoch keinen Abbruch, sondern unterstützt ihn vielmehr.
Insgesamt ein sehr gelungenes Buch und wahrscheinlich nicht mein letztes von ihr.