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Veröffentlicht am 10.03.2021

Wir retten euch!

Calypsos Irrfahrt
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Segelurlaub mit den Eltern im Mittelmeer - wie öde! Das denkt sich der 10-jährige Oscar, der stattdessen viel lieber im Fußballcamp wäre. Oder zumindest einen Freund dabei gehabt hätte. Die Langeweile ...

Segelurlaub mit den Eltern im Mittelmeer - wie öde! Das denkt sich der 10-jährige Oscar, der stattdessen viel lieber im Fußballcamp wäre. Oder zumindest einen Freund dabei gehabt hätte. Die Langeweile ist schlagartig wie weggeblasen, als Oscar und seine Eltern zwei Kinder vor dem Ertrinken retten: Nala und ihren kleinen Bruder Moh.
Das Buch ist komplett aus Kindersicht geschrieben, meist aus der Sicht von Oscar, einige Szenen aus der Sicht von der wenig älteren Nala. Natürlich hat der Junge keine Ahnung von Flüchtlingspolitik und freut sich, endlich Kinder zum Spielen an Bord zu haben. Und während seine Eltern vergeblich versuchen, die Flüchtlingskinder auf korrektem Weg in einem Flüchtlingslager unterzubringen, beschließen die Kinder, dass sie gar nicht mehr voneinander getrennt werden wollen. Doch irgendwann ist auch der schönste Urlaub vorbei und die Familie muss zurück nach Deutschland.
Sehr einfühlsam werden Geschehnisse und Emotionen in diesem Buch kindgerecht vermittelt. Der kleine Junge, der von der missglückten Flucht wie traumatisiert scheint, was Oscar zunächst gar nicht versteht und durch seine Augen beschreibt. Nala, die jedes Wissen in sich aufsaugt und durch Bilder erzählt, was ihr und ihrem Bruder geschehen ist. Die innere Unruhe der Eltern, die statt Erholung nun mit abweisenden Hafenmeistern und Beamten zu kämpfen haben. Und natürlich die Pläne der Kinder, die alles dafür tun, um zusammenbleiben zu können.
Ein wunderschöner Roman voller Emotionen, Menschlichkeit und Vertrauen.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Spannung, Freundschaft und Magie in japanischem Setting

Die Clans von Tokito – Lotus und Tiger
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Das Leben ist hart in den Straßen von Tokito. Seit ihrer Kindheit im Waisenhaus sind die drei Freunde Erin, Mikko und Ryanne füreinander dagewesen, jetzt bestimmen harte Ausbildung und Clanzugehörigkeit ...

Das Leben ist hart in den Straßen von Tokito. Seit ihrer Kindheit im Waisenhaus sind die drei Freunde Erin, Mikko und Ryanne füreinander dagewesen, jetzt bestimmen harte Ausbildung und Clanzugehörigkeit ihren Alltag. Wer nicht zu einem der Clans Tokitos gehört, ist vogelfrei und verliert sämtlichen Schutz. Das muss Erin schmerzlich erfahren, als sie ihren Job und somit ihre Clanzugehörigkeit verliert und in die Hände grausamer Menschenfänger gerät. Nur der Deal mit einem Dämon kann sie noch retten - und der hat es in sich! Zeitgleich versuchen Angehörige aus dem Tempel der Phari eine Reihe mysteriöser Mordfälle zu klären, unter ihnen der junge Kiran.

Das Buch ist ein absolutes Lese-Highlight. Warum? Ich hätte da mehrere Gründe zu nennen: Der Fantasyroman ist durchsetzt mit einem wunderschönen japanischem Flair, was sich nicht nur in den Namen der Clans (Lotus, Affe, Tiger etc.) widerspiegelt. Protagonistin Erin ist tough, lässt sich nichts gefallen und einfach eine wahre Kämpfernatur, wie bereits ihr Coverbild beweist. Auch wenn sie das manchmal in Schwierigkeiten bringt. Ihr Freund und Partner Mikko ist eine Art Nerd und widerspricht dem gängigen Bad-Boy-Baby-ich-beschütze-dich Klischee, was ihn wahnsinnig sympathisch macht. Es gibt Magie, Twists und rätselhafte Morde, die für ordentlich Spannung sorgen. Und mein persönliches Highlight: Der Dämon Distelkönig, mit welchem Erin einen Pakt eingeht und der fortan wie ein sprücheklopfender Sidekick für jede Menge Lacher sorgt.

„Ab jetzt hast du mich“, versprach der Distelkönig. „Du musst nie wieder putzen. Stattdessen können wir Leute umbringen. Das macht viel mehr Spaß!“ (Zitat des Dämons, S. 135)

„Die Clans von Tokito“ ist ein Standalone für Jugendliche und Erwachsene. Die jungen Protagonisten sind alle so um die 17 und dürfen altersgerecht ihre Stärken und Schwächen ausleben. Vor allem Erin sticht hierbei als starke Frauenfigur deutlich hervor, aber auch die anderen Charaktere haben ihre mal mehr, mal weniger sympathischen Eigenschaften und wirkten auf mich, zusammen mit der Atmosphäre Tokitos, angenehm komplex. Die Perspektiven switchen zwischen Erin, Ryanne und Kiran und sorgen für jede Menge Abwechslung beim Lesen. Neben der Charakterentwicklung einiger Personen gefiel mir auch das Rätsel um die Morde ganz gut, welches zum Spekulieren regelrecht einlädt.
Ein wunderschönes Lese-Highlight voller Abenteuer, Spannung, Magie und Humor vor einem japanisch angehauchten Setting.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Scharf wider Willen

Animalis – Die Legende des ersten Drachen
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Durch einen Zufall erfährt die Volontärin Pamina, dass ihre Wurzeln in der Welt der Animalis liegen, eine Art Spiegelwelt, in der die Bewohner sich in Wesen verwandeln können, welche wir aus Mythen und ...

Durch einen Zufall erfährt die Volontärin Pamina, dass ihre Wurzeln in der Welt der Animalis liegen, eine Art Spiegelwelt, in der die Bewohner sich in Wesen verwandeln können, welche wir aus Mythen und Sagen kennen. Und als wär das noch nicht alles, ist sie jetzt dummerweise unfreiwillig an einen dieser Animalis gebunden: Robin, jung, gutaussehend und ihr von Beginn an unsympathisch. Leider hat diese Bindung ein paar pikante Nebenwirkungen.
Zu Beginn befürchtete ich, Pamina sei eines dieser Naivchen, die von einer Blitzkarriere im Journalismus träumen, besteht ihr Alltag doch nur aus Redaktion und Coffee-to-go. Zum Glück entpuppte sie sich als eine starke Frau, die sich nicht alles gefallen lässt und auch sonst nicht auf den Mund gefallen ist. Wobei sie mir manche Dinge schon etwas zu penetrant kommentierte. Dass ihr Typen wie Robin, die auf die schnelle Nummer mit heißen Frauen stehen, zuwider sind, war da nur allzu verständlich. Nach ihrer unfreiwilligen Begegnung erfährt sie von der geheimen Welt voller Silphen, Drachen, Trollen und Sphinxe, ebenso, warum sie als Kind davon ausgeschlossen wurde. Das fand ich eine recht spannende Idee, welche zudem noch zu einer erstaunlichen Wendung führt. Dazu kommt, dass Pamina und Robin durch ihre Berührung eine Art Mal auf der Haut tragen, welches die beiden immer weiter zusammenzuziehen scheint. Das äusserst sich irrsinnigerweise darin, das die zwei Menschen, welche nicht müde werden zu betonen, dass sie sich nicht abkönnen, regelrecht wild aufeinander werden, sobald sie sich nahe kommen. Nebenher läuft dann noch eine kleine Mordserie an Animalis, die sich mit dem Schicksal der beiden irgendwann verknüpft.
So einfallsreich sich das Ganze auch anhört - leider liegt der Fokus stark auf Pamina und Robin, darauf, wie sie sich Freundlichkeiten der unschönen Art und diverse Vorurteile an den Kopf werfen und zugleich immer wieder versuchen, sich aus irgendwelchen pikanten Momenten zu hangeln, in denen sie magisch am liebsten übereinander herfallen und sich die Kleider vom Leib reißen wollen. Klingt ein wenig absurd und wirkt auch oftmals so. Dass die beiden sich verhassten Charaktere so nach und nach auch mal über den anderen nachzudenken beginnen war klar.
Die Welt der Animalis kam mir leider viel zu kurz und ging im ewigen Hin und Her zwischen Sexlust und Abneigung unter. Es kommen einige magische Wesen vor, manche mit ihren besonderen Eigenschaften, aber leider fast alle nur am Rand. Auch das Rätsel um die Morde und die Male auf der Haut blieb mir zu peripher, um wirklich spannend zu sein.
Animalis ist ein Fantasyroman, bei dem sich der Hauptteil der Handlung um ein stark ungleiches Paar dreht, welches zu Beginn gegen seinen Willen scharf aufeinander ist, während die eigentliche Welt voller magischer Wesen leider nur so nebenbei läuft.

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Veröffentlicht am 03.03.2021

Zweiter Band über diskriminierende Handlungen gegen Frauen

Nie wieder Minirock! 02
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Der zweite Band um Nina, die ihre Weiblichkeit zum Schutz vor Übergriffen verbirgt, und dem einfühlsamen Judoka Hikaru geht in die zweite Runde und startet mit dem Verdacht, hinter Hikaru könnte sich der ...

Der zweite Band um Nina, die ihre Weiblichkeit zum Schutz vor Übergriffen verbirgt, und dem einfühlsamen Judoka Hikaru geht in die zweite Runde und startet mit dem Verdacht, hinter Hikaru könnte sich der Angreifer verbergen, der Nina als beliebte Sängerin Karen so brutal angriff. Immerhin sprechen einige Punkte dafür, einige aber auch dagegen.
Das Thema Gewalt gegen Frauen sowie die erschreckend diskriminierende Grundeinstellung Frauen gegenüber wird im zweiten Band gelungen und bewegend fortgeführt. Dabei spielt der Stalker, welcher Nina verfolgt, eine nicht unerhebliche Rolle. Sehr gefiel mir, dass Ninas frühere Bandfreundinnen diesmal nach und nach in die Handlung integriert werden. Etwas nervig ist die uneinsichtige Miku, die trotz aller Vorfälle weiterhin darauf beharrt, dass frauenverachtendes Gedankengut völlig legitim sei und die zarten Bande zwischen Nina und Hikaru mit Gewalt zu zerstören versucht, um ihr Ego damit aufzubügeln. Da bin ich etwas enttäuscht, dass diese Figur die Handlung mit ihrem stellenweise schon unverständlichen Verhalten so unnötig in die Länge zieht. Ebenso, dass Hikaru es versäumt, rechtzeitig Stellung zu beziehen und es allen recht machen will. Ansonsten wieder wunderschön gezeichnet und thematisch sehr gut ausgearbeitet.

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Veröffentlicht am 03.03.2021

Manga thematisiert sehr gelungen diskriminierende Übergriffe

Nie wieder Minirock! 01
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Die neue Mitschülerin Nina fällt auf, trägt sie doch als einzige Schülerin Hosen statt Minirock. Selbst ihr Haar trägt sie kurz wie ein Junge. Dafür erntet sich teils hämische Sprüche. Dabei hat sie ihre ...

Die neue Mitschülerin Nina fällt auf, trägt sie doch als einzige Schülerin Hosen statt Minirock. Selbst ihr Haar trägt sie kurz wie ein Junge. Dafür erntet sich teils hämische Sprüche. Dabei hat sie ihre Gründe, ihre Weiblichkeit zu verstecken: Als Leadsängerin einer bekannten Mädchenband wurde sie von einem Fan brutal attackiert und meidet nun unter ihrem Realnamen jegliche Angriffsfläche.
Das Buch hat ein deutlich ernsteres Thema, als der zunächst lustig wirkende Titel vermuten lässt. Es geht um das veraltete Frauenbild, Stalking, Übergriffe und die Grundeinstellung vieler Männer den Frauen gegenüber. Tatsächlich haben viele Jungen aus Ninas Klasse ziemlich diskriminierende Einstellungen, das Anfassen nackter Frauenschenkel - ungefragt! - ist für sie völlig legitim. Wer Minirock trägt, will ihrer Meinung nach doch angefasst werden. In diese Kerbe schlägt auch die süße Mitschülerin Miku, die diskriminierende Übergriffe herunterspielt, um weiterhin bei den Männern beliebt zu bleiben. Die Kehrseite der Medaille, was dies für die anderen Frauen bedeutet, wird im Manga ganz gut dargestellt. Ebenso zeigen der Judoka Hikaru sowie sein bester Freund Verständnis für Ninas Verhalten und Hikaru versucht, Nina und ihre Gefühlswelt zu verstehen. Bei der Mauer, welche sie um sich herum aufgebaut hat, hat Hikaru es allerdings zunächst schwer, überhaupt an sie heranzukommen.
Sehr bewegende Story, die durch diverse Rückblicke in Ninas prominentes Leben interessant ausgearbeitet ist. Das Thema wirkt manchmal etwas überzogen dargestellt, allerdings weiß ich nicht, inwiefern das inhaltlich dem japanischen Alltag entspricht. Zumindest wird die Problematik so sehr deutlich gemacht und rechtfertigt jede überzogen wirkende Szene allemal. Die Zeichnungen sind schön klar, die Panels greifen ineinander über und wirken dadurch sehr lebendig.

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