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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2017

Jugendthriller mit Tiefgang

Boy in a White Room
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Stell dir vor, du erwachst in einem völlig leeren, weißen Raum. Du kannst dich an nichts erinnern: Weder, was geschah, noch an deinen Namen! Wie würdest du reagieren? Verwirrt? Panisch? Über die künstliche ...

Stell dir vor, du erwachst in einem völlig leeren, weißen Raum. Du kannst dich an nichts erinnern: Weder, was geschah, noch an deinen Namen! Wie würdest du reagieren? Verwirrt? Panisch? Über die künstliche Intelligenz "Alice" erhälst du Zugang zum Internet und suchst nach Informationen. Langsam kristallisiert sich heraus, dass du das tragische Opfer einer missglückten Entführung wurdest. Doch kannst du den Informationen aus dem WWW trauen?!

"Ich denke, also bin ich."

Mit "Boy in a White Room" hat Karl Olsberg einen Jugendthriller hervorgebracht, in welchem er geschickt Science Fiction und Philosophie miteinender verwebt. Der Leser erlebt den Roman aus Manuels Sicht, sucht gemeinsam mit ihm nach der Wahrheit, muss hierbei lernen, sämtliche Informationen in Frage zu stellen. Neben Rätseln und überraschenden Twists spielt auch Virtual Reality und die Künstliche Intelligenz an sich eine nicht unwichtige Rolle und es stellt sich die philosophische Frage nach der Definition des Lebens und dem Sein. Doch auch Spannung und Action haben ihren Weg in den Roman gefunden und runden diesen Roman ab zu einem spannenden und empfehlenswerten Buch definitiv nicht nur für Jugendliche!

Veröffentlicht am 25.10.2017

Modernes Weihnachtsmärchen für Erwachsene

Winterengel
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Annas Vater war einer der letzten erfolgreichen Spiegelmacher der schwäbischen Traditionsstadt Spiegelberg, bevor die Konkurrenz anderer Ortschaften das Geschäft ruinierte. Bereits als Kind an die Glasmacherei ...

Annas Vater war einer der letzten erfolgreichen Spiegelmacher der schwäbischen Traditionsstadt Spiegelberg, bevor die Konkurrenz anderer Ortschaften das Geschäft ruinierte. Bereits als Kind an die Glasmacherei herangeführt, musste die nun 19-jährige erleben, wie die Glaswerkstadt der Familie nach dem Tod des Vaters wegen zu hoher Schulden verkauft werden musste. Als Hilfsarbeiterin einer Glaswerkstatt versucht sie nun, sich, ihre kranke Mutter sowie ihre kleine Schwester finanziell über die Runden zu bringen. Hierfür fertigt sie kleine Glasengel an, welche sie auf dem Adventsmarkt verkauft, um sich etwas dazu zu verdienen.
Auf diese Engel wird auch ein englischer Lord aufmerksam. Und so kommt es, dass Ende 1895 Queen Viktoria Anna an ihren Hof bittet, um den königlichen Weihnachtsbaum mit ihren Glasengeln zu versorgen. Aufgeregt reist Anna gen London, im Gepäck all ihre Glasengel und in Begleitung des jungen und charmanten Angestellten des Lords, John Evans. Als ihr unterwegs die Engel geklaut werden, bricht für Anna eine Welt zusammen, als sie des Betrugs bezichtigt wird. Doch auch ihre englische Begleitung stiftet Unruhe in ihrem Herzen...
"Winterengel" ist ein wunderschönes, modernes Weihnachtsmärchen. Aus Annas Sicht wird ihre zwiegespaltene Reaktion auf die königliche Einladung ebenso emotional ergreifend geschildert wie der Schreck, als sämtliche Engel verschwunden sind und sie plötzlich mit leeren Händen dasteht. War es vielleicht ein Racheakt ihres verschmähten Verehrers? Denn er war einer der wenigen, die von Annas Engeln wussten. Wie in einem Märchen gibt es natürlich auch hier ein Happy End - und Annas Weg bis dorthin ist wirklich herzergreifend.
Das Hörbuch wird gelesen von Anne Abendroth. Auf wunderschöne Weise schafft sie es, Annas Gedanken und Gefühle wiederzugeben und den Zuhörer an einem bezaubernden Wintermärchen teilhaben zu lassen.

Veröffentlicht am 24.10.2017

Eine herrliche - pardon: die herrlichste Satire auf eine optimierte Welt

QualityLand (QualityLand 1)
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QualityLand - unsere Zukunft: Land der optimierten Superlative, in welchem Algorithmen bereits vor dir wissen, was du willst, wohin du fahren möchtest und wer oder was gut für dich ist. Elektronik, Lebensmittel, ...

QualityLand - unsere Zukunft: Land der optimierten Superlative, in welchem Algorithmen bereits vor dir wissen, was du willst, wohin du fahren möchtest und wer oder was gut für dich ist. Elektronik, Lebensmittel, Freunde, Partner: Alles wird dir auf dein persönliches Profil zugeschnitten präsentiert. Ob du willst oder nicht. Doch du willst, denn Maschinen mache keine Fehler...
Mitten in dieser scheinbar perfekten Welt lebt Maschinenverschrotter Peter. Als das System ihm aufs Übelste mitspielt, die App QualityPartner ihm seine Freundin an einen anderen vermittelt und RankMe! ihn daraufhin als Nutzlosen herabstuft, beginnt Peter, erste Zweifel an seiner perfekten Welt zu heben. Doch erst als "TheShop - Wir wissen, was du willst" ihm einen Artikel liefert, welchen Peter weder bewusst noch unbewusst haben will, beginnt er langsam, sich gegen das scheinbar fehlerhafte System zu wehren.
QualityLand ist eine herrliche - pardon: die herrlichste (!) Satire auf eine perfekte, von Apps und Algorithmen gesteuerte Welt. Gegen einen kleinen Unkostenbeitrag - der Aufgabe der Privatsphäre sowie der Freigabe persönlicher Daten - wird einem das Leben so angenehm wie möglich gemacht, natürlich stets passend zur eigenen Ranking-Zahl. Selbstfahrende Autos fahren dich, wohin du willst, News werden exakt auf dich zurechtgeschnitten, bezahlt wird mittels fälschungssicherem TouchKiss. Und dennoch gibt es in QualityLand Flugdrohnen mit Flugangst, Erotikroboter mit Liebeskummer oder Kampfroboter mit posttraumatischer Belastungsstörung.
Marc-Uwe Kling nimmt erfolgreich den Zukunftstraum einer perfekten Welt aufs Korn, in welcher, laut Berechnungen, angeblich jeder glücklich sein müsste. So offenbart sich seine optimal-perfekte Welt so nach und nach immer mehr als erschreckende Dystopie, in welcher jeder nur noch sich selbst der Nächste scheint.
Empfehlen kann ich QualityLand als Hörbuch, welches den Autor in einer ungekürzten Livelesung bietet. Durch die passenden, abwechslungsreichen Betonungen der einzelnen Personen und Roboter wird das Hörbuch zu einem wahren Genuss, auch wenn der Hauptprotagonist zuweilen etwas träge erscheint.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Poetische Suche nach dem Freund und sich selbst

Arthurs Entführung
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Frisch aus dem Studium ins Leben entlassen, staunen die vier Freunde Eric, Falk, Jannifer und Lance nicht schlecht, als sie statt ihres Freundes Arthur lediglich einen Brief seines vermeintlichen Entführers ...

Frisch aus dem Studium ins Leben entlassen, staunen die vier Freunde Eric, Falk, Jannifer und Lance nicht schlecht, als sie statt ihres Freundes Arthur lediglich einen Brief seines vermeintlichen Entführers vorfinden mit der Aufgabe, ihren Freund zu suchen. Vorgegeben sind vier grobe Richtungen der Suche sowie eine große Menge finanzieller Mittel. Das Einschalten der Polizei bekäme dem verschwundenen Freund natürlich gesundheitlich nicht gut. Und so schwärmen die Freunde aus in unterschiedliche Himmelsrichtungen, ohne ein genaues Ziel vor Augen zu haben...
Dies ist der Beginn der teils poetisch, teils surreal angehauchten Suche nach Arthur, dem fünften Freund der Runde. Getrennt bereisen die Fechtkünstler dabei Länder wie Norwegen, Spanien, Deutschland und die USA, begegnen mysteriösen Menschen, Fabelwesen und einer sprechenden Echse, wie sie das Cover des liebevoll gestalteten Romans ziert. Neben den Protagonisten sind vor allem die Landschaften und deren Eigenarten wunderschön beschrieben, insbesondere in Norwegen und Deutschland.
Statt einer Suche nach dem verschwundenen Freund gestaltet sich diese bei jedem der vier nach und nach eher als Suche nach dem eigenen Ich. Dies wirkt befremdlich, da die Sorge um Arthur in den Hintergrund zu rücken scheint. Doch wenn man bedenkt, dass die Freunde alle an einer Art Wendepunkt ihres Lebens stehen, ergibt deren Handeln durchaus Sinn, unterstreicht die Ziellosigkeit ihrer Suche die Ziellosigkeit ihrer eigenen Leben.
Leider ist dies sowohl Stärke als auch zugleich Schwäche des Romans. Weiß man als Leser nicht, was einen als nächstes erwartet, irren leider auch die Protagonisten manchmal eher planlos durch die Gegend, wodurch die Spannung beizeiten dem Gefühl eines Reiseberichts weicht. Aufgelockert wird das Buch jedoch durch den ein oder anderen surrealen Moment, welche die Freunde erleben und einem kleinen Showdown zum Ende des Romans, welcher die Freunde wieder eint und an ihre eigentliche Aufgabe der Suche erinnert.
Obwohl mir teils die Spannung fehlte und die Protagonisten in einigen Situationen für meinen Geschmack recht unreif handelten, mochte ich das Buch dennoch nicht aus der Hand legen. Der Schreibstil ist wunderschön poetisch und die Idee, die Freunde völlig planlos auf die Suche nach ihrem Freund zu schicken, einfach zu schön. Leider waren die vier mehr oder minder häufig mit sich selbst statt mit der Sorge um Arthur beschäftigt, was sich zum Glück zum Ende hin etwas legte und die vier hoffentlich wieder zu einem Team für die Folgebände zusammenwachsen lässt.
Mein Fazit: Eine angenehm poetische, teils surreale Suche mit einigen Längen, welche auf jeden Fall Potential für die beiden Folgebände liefert.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Erweiterte Neuauflage einer grandiosen Anthologie

DER FÜNFTE ERZENGEL
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Der Schrecken kann dich überall erwarten: Ob im klassischen Spukhaus, im 13. Stockwerk eines Hauses mit nur zwölf Etagen, als geheimes Experiment eines Gentechniklabors, wenn der Urlaub sich als ungewollter ...

Der Schrecken kann dich überall erwarten: Ob im klassischen Spukhaus, im 13. Stockwerk eines Hauses mit nur zwölf Etagen, als geheimes Experiment eines Gentechniklabors, wenn der Urlaub sich als ungewollter Abenteuerurlaub ohne Wiederkehr entpuppt oder gar im eigenen Kopf...
Dies und noch einiges mehr erwartet den Leser in der erweiterten Neuauflage der bereits im Jahr 2000 erschienenen, schaurig-guten Anthologie "Der fünfte Erzengel" von Andreas Gruber.
Teilweise überarbeitet und um ganze 6 (!) Kurzgeschichten erweitert, sollte wirklich für jeden Geschmack etwas dabei sein. Die 15 Stories sind angenehm abwechslungsreich und unterhaltsam geschrieben und jede einzelne Kurzgeschichte ist mit einer persönlichen Einleitung des Autors versehen, welche das Buch letztlich zu etwas ganz besonderem macht.
Mir haben allein die Kurzgeschichten in dieser Sammlung bereits sehr gut gefallen. Sie sind wirklich abwechslungsreich sowohl vom Stil als auch vom Gruselfaktor her, wobei kein Splatter im Buch vorkommt. Die jeweiligen Einleitungen, welche der Autor liebevoll jeder einzelnen Geschichte widmete, sind hierbei ein wunderschönes Sahnehäubchen samt Kirsche, welche mindestens ebenso hohen Unterhaltungswert haben wie die Gruselgeschichten selbst. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, soviel Einblick in die (düstere) Welt eines Autors zu erhalten?
Fazit: Uneingeschränkte Empfehlung für ein schaurig-schönes Lesevergnügen!