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Veröffentlicht am 05.09.2018

Solider Thriller mit Abzügen

Bonfire – Sie gehörte nie dazu
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Die Aufklärung eines Umweltskandals bringt die Anwältin Abby Williams nach Jahren zurück in ihre Heimatstadt, wo sie mit der Clique konfrontiert wird, die ihr das Leben in ihrer Jugend zur Hölle gemacht ...

Die Aufklärung eines Umweltskandals bringt die Anwältin Abby Williams nach Jahren zurück in ihre Heimatstadt, wo sie mit der Clique konfrontiert wird, die ihr das Leben in ihrer Jugend zur Hölle gemacht hat.
Neben der Tatsache, dass ihre Traumata wieder aufreissen muss sie auch detektivisch herausfinden, was mit Kaycee, der ehemaligen Anführerin, geschah.
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Generell hat mich die Handlung bis kurz vor Ende ziemlich am Ball gehalten.
Aus der Sicht - und dem sehr guten Erinnerungsvermögens - Abbys wird man nach und nach mit dem Schrecken ihrer Jugend konfrontiert, der Umweltskandal rückt dabei sogar immer mehr in den Hintergrund. Einiges war etwas vorherzusehen, anderes, zB der essenzielle Punkt, was mit Kaycee geschah, enträtselt sich überraschend, so dass sich die Spannung durchweg hält.
Abby selber ist ein für mich schwierig und nicht immer nachvollziehbarer Charakter, vielleicht bewusst so gezeichnet aufgrund ihrer Erfahrungen. Während ihre Erinnerung in vielen Punkten sehr detailliert ist erfährt man eher wenig über ihre eigentliche Beziehung zur Clique, was einem manchmal dann schwer macht, ihr in ihren Denkweise zu folgen.
Für mich etwas zu viel: die einzelnen Themen ... der Umweltskandal, die Traumata der Jugend, die Probleme in der Familie undundund - dadurch bleibt Einiges nur angerissen.
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Sprachlich passend zur Geschwindigkeit der Handlung ist es durchweg spannend und interessant geschrieben, bis kurz vor Ende war ich wirklich am Ball. Dann kamen ein paar lose Fäden, die nicht wirklich zusammengeflochten wurden und das Tempo der Erzählweise wurde fast schon hektisch. Gefühlt, als ob die Autorin fertig werden wollte - und das schnell.
Das war schade, denn effektiv ist es ein wirklich solider Thriller mit einer spannenden und gut erzählten Handlung, der ohne das holprige Ende wirklich eine Menge Potenzial hätte.

Veröffentlicht am 30.05.2018

Sehr bewegend.

Tage wie Türkis
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Als Amy ihr altes Tagebuch wiederfindet, macht sie sich ohne es zu beabsichtigen auf eine Reise zurück in ihre Vergangenheit.
Fast zwei Jahrzehnte gleiten in ihrer Erinnerung an ihr vorbei und Amy versinkt ...

Als Amy ihr altes Tagebuch wiederfindet, macht sie sich ohne es zu beabsichtigen auf eine Reise zurück in ihre Vergangenheit.
Fast zwei Jahrzehnte gleiten in ihrer Erinnerung an ihr vorbei und Amy versinkt in Fragen. Fragen und Gedanken zu ihrem alten Ich, ihrer Vergangenheit, Fragen an die Zukunft, an das „wie wird es werden“.
Große Fragen, philosophische Fragen über die Welt, die Menschen und ihr Verhalten.
Und Amy fragt sich, wann ihre eigenen Tage wieder türkis sein werden - denn türkise Tage, das sind die Tage voller Glück, voll Zuversicht, voll Freundschaft.

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„Tage wie Türkis“ ist ein kleines Buch.
144 Seiten fasst es - und beinhaltet doch so viel mehr, als dieser kleine Umfang vermuten lässt.

Vor Allem sprachlich fasst es ganze Welten, metaphorisch, sensibel und unglaublich bildhaft umreisst es nicht nur pragmatische Elemente, sondern greift mal eben auch umfassend philosophische und esoterische Aspekte auf.
Immer, und das finde ich besonders ansprechend, auf eine sehr positive Art und Weise.

Spannend und wirkungsvoll das Verbinden von Farben und Emotionen - natürlich nicht neu, aber durchaus ein Element, dass Vieles verständlicher macht, dass vermutlich jedem auch bekannt ist.
Lange nicht immer geht es - um beim Thema der Farben zu bleiben - rosa zu in Amys Leben, ihrer Vergangenheit und der Gegenwart. Aber immer schafft es die Autorin, Hoffnung auf einen positiven Ausgang aufrecht zu halten, Licht scheinen zu lassen in Amys dunkelsten Momenten.

Das hilft auch dem Leser, denn zugegebenermassen leidet man oft sehr mit mit Amy; der Schreibstil zieht einen rein in ihr Leben, ihre Gefühlswelt, ihre Gedanken.
Man fühlt sich verbunden mit ihr und ihrer Vergangenheit und auch man selber spürt oft bedrückend Amys Lage; um dann glücklicherweise immer wieder einen Hoffnungsschimmer zu erleben.

Effektiv ist „Tage wie Türkis“ wie ein kleiner Ratgeber, eine Hilfe in Buchform, ein Denkanstoss.
Viele Fragen werden aufgeworfen, Fragen, die auch teils durchaus uns selber betreffen.
Amy befindet sich nach dem Auffinden ihres Tagebuchs auf dem Weg, sich selber zu finden und ihre Vergangenheit zu bewältigen, sie zu verstehen.
Dadurch, dass wir sie auf diesem teils sehr schwierigen Weg begleiten beschäftigen auch wir uns mit den Fragen, die sie leiten.

Und die Hoffnung, die ihr gegeben wird, die wirkt auch auf uns wie eine kleine „Selbsthilfe“ beim Lesen.
Man wird aufgerüttelt, man fängt an nachzudenken, man stellt sich selber Fragen und infrage und gleichzeitig bekommt man doch das positive Gefühl vermittelt, dass es weitergehen wird.

Veröffentlicht am 28.05.2018

Die Schöne und das Biest ... mal ganz anders.

Räuberherz
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Ella ist 17 und lebt als Ausreisser nach dem Tod ihrer Grosseltern und einem Zwischenfall mit ihrem Vater alleine in einer Ruine von einem Haus.
Sie versucht, trotz der widrigen Umstände, ein normales ...

Ella ist 17 und lebt als Ausreisser nach dem Tod ihrer Grosseltern und einem Zwischenfall mit ihrem Vater alleine in einer Ruine von einem Haus.
Sie versucht, trotz der widrigen Umstände, ein normales Leben mit Schule und Alltag auf die Reihe zu kriegen, ist aber ein Aussenseiter, dessen ungepflegtes Äusseres sie zur Zielscheibe ihrer Mitschüler macht.

Urplötzlich wird sie von einem Fremden aus ihrem Haus gerissen und in eine alte Villa entführt. Ihr Entführer - Crys - verlangt von ihr, dass sie den Haushalt führen, kochen und putzen soll, einen Fluchtversuch würde sie mit dem Leben bezahlen.

Ella will sich mit ihrer Lage nicht abfinden, wehrt sich verbal und gerät immer wieder mit Crys aneinander - im Gegensatz zu seiner Freundin Summer, mit der sie sich ungeahnt gut verseht. Summer ist bildhübsch, freundlich und schwer verliebt in Crys.

Doch sie verändert sich, ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich über die Monate, sie wirkt verwirrt, wird aggressiv … um schliesslich zu verschwinden und durch Honey, eine neue Freundin, ersetzt zu werden.
Ella, die als „Hausmädchen“ alles mitansehen muss befürchtet das Schlimmste: gibt Crys den Mädchen Drogen, macht er sie süchtig um sie gefügig zu halten? Was haben seine geheimnisvollen Freunde, die ab und an in der Villa auftauchen mit der Situation zu tun?

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„Räuberherz“ ist eine etwas andere Version von „die Schöne und das Biest“. Ganz anders um genau zu sein.
Wir haben das Biest, wir haben die Schöne (gut, zu Beginn noch sehr verpickelt), wir haben Bücher und wir haben sprechende Mitbewohner (keine Uhren, aber Tiere).

Aber ansonsten geht es anders zu bei Julianna Grohe. Modern, eingängig und mit so manchen Überraschungen, die man nicht erwartet hätte.

Ella - oder Bella, wie Crys sie gerne nennt - hat eine spitze Zunge, ist schlagfertig, witzig und intelligent. Sie bringt nicht nur ihn, sondern auch den Leser mit ihren ironischen und oft derben Äußerungen laut zum Lachen und bleibt das gesamte Buch über ein liebenswerter und interessanter Charakter.
Sie ist zwar noch ein halbes Kind, hat aber Feingefühl und ein großes Herz, mehr, als so mancher in ihrem Alter.

Crys wiederum braucht, um zu wirken. Positiv meine ich. Er ist aggressiv, brutal, fordernd und egoistisch. Er bedroht, er schreit, er verängstigt Ella.
Es braucht, um mit ihm warm zu werden, nur langsam funkeln kleine positive Momente durch, geschickt eingeflochten in das Gesamtbild. Es werden mehr, seine Fassade bröckelt und man lernt nach und nach den wahren Menschen kennen hinter dem „Biest“, das er vorgibt zu sein (oder besser gesagt: sein muss).

Sein „Räuberherz“ ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte - und das, was das große Fragezeichen in der ersten Hälfte des Buches ist. Lange bleibt die Frage offen, warum er sie entführt hat, was es mit dem gesundheitlichen Verfall seiner Freundinnen auf sich hat, warum er ist wie er ist.
Die Lösung ist ebenso überraschend wie ungewohnt - ich möchte hier nichts vorweg nehmen, daher nur soviel: diese Art von „Biest“ gab es bisher noch nicht.

Seine und Bellas Geschichte ist eingängig geschrieben, gut strukturiert, mit interessanten Wendungen und für Jemanden, der gerne romantische Fantasy mag sehr geeignet.


Veröffentlicht am 21.05.2018

Gute Idee mit Schwächen.

Cold Princess
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Saphira de Angelis ist jung, schön - und der Kopf einer der mächtigsten Mafiafamilien der Welt.
Nach dem gewaltsamen Tod ihrer Familie hat sie es gelernt, sich als Frau emotionslos und berechnend in der ...

Saphira de Angelis ist jung, schön - und der Kopf einer der mächtigsten Mafiafamilien der Welt.
Nach dem gewaltsamen Tod ihrer Familie hat sie es gelernt, sich als Frau emotionslos und berechnend in der knallharten Welt der Cosa Nostra zu behaupten.
Sie lebt nach vier Regeln:
Zeig keine Gefühle.
Erlaube dir keinerlei Schwäche.
Töte alles, was eine Bedrohung darstellt.
Verliebe dich niemals.
Regeln, die sie in über zehn Jahren nicht gebrochen hat.
Als jedoch einer ihrer Leibwächter abtaucht übernimmt der Profikiller Madox die Aufgabe - und Saphira steht vor einem Problem:
Sie spürt, dass etwas mit ihm nicht stimmt, aber gleichzeitig fühlt sie sich unglaublich hingezogen zu ihm.
Was sie nicht weiss: Er ist nicht bei ihr, um sie zu beschützen - er ist bei ihr, um sie zu töten.

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Mich hat die Neugierde getrieben, dieses Buch zu kaufen.
Es geistert durch alle sozialen Medien und das wirklich schöne Cover sticht einem fast täglich irgendwo ins Auge.
Eine Liebesgeschichte in der Cosa Nostra? Hatte ich noch nicht, warum nicht.
Ob da jetzt ein Paar Handschellen- oder „normalen“ Sex hat ist mir relativ egal, daher war das Effekt heischende „dark romance“ eher wenig ausschlaggebend für mich.
Mich hat es interessiert, wie sich die Geschichte um ein so junges weibliches Mafiaoberhaupt entwickelt.

An sich finde ich die Idee hinter „Cold Princess“ gut - es ist mal was ganz anderes.
Die Autorin warnt zu Beginn des Romans davor, dass einen spektakuläre SM-Szenen und Gewalt deluxe erwarten … ich scheine zu abgebrüht zu sein, denn nichts davon kam. Also in dem Ausmaß, das ich mir vorgestellt hätte.
Und das ist glaube ich auch mein Problem mit der eigentlich guten Geschichte: Es wäre alles vollkommen ok, würde es nicht nonstop an der Oberfläche bleiben.

Die Charaktere sind extrem eindimensional, schwer greifbar. Ich bin bis zum Ende des Buches komplett indifferent geblieben, grade, was auch das Paar Nummer eins betrifft. Ich habe keinen großen Zugang gefunden zu Madox oder Saphira, die Beschreibungen und ihre Gedanken schwebten größtenteils an der Oberfläche, so dass auch ich mit einer gewissen Distanz beim Lesen dastand.
Ich hatte immer das Gefühl, da müsse doch noch was kommen. Ich dachte immer: komm Vanessa, du kannst das. Du hast tolle Ideen, jetzt führ sie doch mal aus!
Aber es kam nichts. Es blieb immer etwas oberflächlich. Auch die „Randprotagonisten“. Sie tauchten auf, machten was sie sollten und starben oder blieben halt. Wie Pappfiguren, nicht besonders aussagekräftig oder gar vorstellbar.
Viele der Charaktere haben schlimme Vergangenheiten, Saphira, die ihre Familie verlor, Madox, der in einem „Killercamp“ quasi gewissenlos gedrillt wurde. Das wäre so spannend gewesen, das mal zu erfahren, es hätte ihn besser erklärt und einen facettenreicheren Charakter herausgebildet.

Auch die Sexszenen … ich glaube, selten haben mich Sexszenen so kalt gelassen wie diese.
Er knurrt, sie wimmert. Ich hatte teilweise Welpen vor Augen, die sich um irgendwas balgen. Es war einfach irgendwie zu plump beschrieben, nicht emotional, nicht mitreissend.
Die letzte Sexszene, die so anders lief als die anderen, die kein Messer- und Fesselsex, sondern wirklich emotionaler sein sollte, die hätte doch so viel Potential gehabt, die veränderte Beziehung zwischen den Beiden darzulegen - war aber so rational beschrieben, dass einfach nichts rüberkam.

Das Buch endet mit einem bewusst gewaltigen Cliffhanger und ja, vermutlich möchte ich auch wissen, wie es weitergeht.

Versteht mich nicht falsch, ich finde das Buch nicht schlecht. Ich finde die Idee dahinter durchaus gut und spannend, die Charaktere haben das Zeug, wirklich etwas zu sein und die Geschichte ist gut durchdachte und kann sich echt entwickeln, aber es wirkte wie die Idee zum eigentlichen Buch. Wie das: Gut, das ist jetzt die grobe Fassung und jetzt kümmere ich mich darum, dass die Protagonisten plastischer werden und die Handlung mehr Tiefe bekommt.

Wenn das in Band 2 noch kommen würde, dann hätte die Reihe echt gewonnen.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Theater vom Feinsten.

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«
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»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«: Zwei Theaterstücke


Zwei Theaterstücke in einem Band. Zweimal Komödie mit doch so unterschiedlichen Hintergründen.
Nr ...

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen«: Zwei Theaterstücke


Zwei Theaterstücke in einem Band. Zweimal Komödie mit doch so unterschiedlichen Hintergründen.
Nr 1.
Hans Fredenbek, seines Zeichens so knapp am Fünfzigsten schrammend ist Beamter wie er im Buche steht. Schon optisch ist er mit dem leicht angeknitterten, natürlich grauen Anzug, dem akkurat gescheitelten Haar und der Krawatte das Sinnbild eines Arbeitenden im sicheren Dienst. Beginnend mit seinem Eintritt in sein selbstverständlich schlichtes Büro - in der Tat aber mit Laufband! - steigert sich sein monologisierendes Gedankentum über einen fehlenden Radiergummi bis hin zu einer rätselhaften Kalendernotiz (SHz). Abschweifend in private Erinnerungen und Emotionen ergeht er sich in Gedanken zu allgemeinen Verwaltungsaufgaben, Pisa-Studien und beamtischen Aufgaben, die er ach so gerne immer perfekt erledigen möchte. Ist er doch quasi verheiratet mit seiner Stelle. Doch leider stehen ihm so manche aufgestaute Emotionen ordentlich im Weg.

Nr 2.
Wir sitzen im Zug mit Marina, deren Handy klingelt. Carsten, ehemaliger Mitschüler - und das ist immerhin fast zwanzig Jahre her - ruft sie an um sie zum Klassentreffen einzuladen. Nun muss man wissen: die Beiden waren damals mal ein Paar. Und Carsten, der die große Wiedervereinigung organisieren muss (darf?), der sieht seine Chance gekommen, vielleicht alte Gefühle noch einmal aufleben zu lassen.
Zusammen mit den neugierigen Augen und Ohren diverser Mitreisender verfolgen wir Marina und ihr Telefonat mit Carsten über alte Freunde, Schicksalsschläge und … vielleicht der Erkenntnis, dass man sich doch eigentlich sogar noch ganz gerne mag. Wer weiss ….


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Mein Gott, der Herr Fredenbeck. Ich glaube, er ist schon ein bisschen zu lange Beamter. Verheiratet ist er, klar - aber ob mit der Gattin oder dem Beruf, das sei mal dahingestellt.
Man unterstellt Beamten ja ganz gerne mal Gleichtönigkeit in ihrem Beruf, und Hans scheint sich das bewusst oder unbewusst zu Herzen genommen zu haben. Alles ist gleich. Immer.

Heute liegt nur leider der Radiergummi woanders - das führt direkt zu einer Gedankenschnappatmung bei ihm. Wunderbar absurd ergeht er sich schwallartig in Abhandlungen über die Beschaffenheit und Aufgabe von Radiergummis und erläutert uns wortreich den Begriff AKTIV.

Abstrus komische Elemente lassen einen schon beim Lesen immer wieder auflachen - und dann bleibt einem das Lachen im Halse stecken, denn man realisiert, wie tragisch-komisch der Herr Fredenbeck in seiner Lage eigentlich ist. Wie er da philosophiert über alltägliche Geschehnisse und nach und nach deutlich wird, wie die Jahre des Beamtentums eine Staubschicht an Paragraphen über seine Gefühlsfähigkeit gelegt haben. Klar musste es im Urlaub krachen zwischen ihm und seiner Frau.
Er lebt für Zahlen, für Fakten, geregelte Abläufe - da hat sich so Einiges angestaut, was sich nun in teils wahnsinnigen Gedankenlabyrinthen über das Publikum ergiesst.
Skurril und zynisch ist das „Nichtalltägliche“ eines Beamten, wahnsinnig lustig und todtraurig.

Zu Lesen schon ein Fest - auf der Bühne würde ich es wahnsinnig gerne einmal erleben. Es braucht nicht mal ein großes Bühnenbild das Ganze - denn Herr von Fredenbeck organisiert das schon mit seinem Monolog selber, das Füllen der Bühne.

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Ganz anders das Klassentreffen. Nicht eine Person sondern gleich mehrere stehen und sitzen uns gegenüber und eigentlich geht es gar nicht alle was an, was Carsten und Marina da so besprechen.
Aber so ist es halt, wenn man im Zug einen Anruf entgegennimmt. Da hat man die nette ältere Dame im Nebenabteil, die es nicht lassen kann, mit spitzer Zunge ihren Senf auf das Gespräch zu streichen. Geht gar nicht ohne.
Carsten ist offensichtlich immer noch Feuer und Flamme für Marina und so nach und nach entpellt sich das „Warum“ auch für die Zuschauer.

In einem wunderbar dargelegten Dialog der Beiden wird man mitgenommen auf eine Zeitreise nach damals, erlebt die Schickssalsschläge gleich mit und lernt sie kennen, die ehemaligen Mitschüler.
Herrlich schräg und spitzfindig überzeichnet die Mitreisenden, die mit großen Ohren ähnlich dem Publikum verfolgen, was sich denn nun tut zwischen ihrer Neben-Sitzenden und dem Telefonpartner. Und endet ziemlich offen - was es nur spannender macht.

Anders als bei Herrn von Fredenbeck haben wir hier keinen zynischen, sondern einen realen, etwas entspannteren Humor, der einen in den Dialogen aber nicht weniger laut auflachen lässt.
Die Situationskomik beider Stücke ist herrlich spontan, Martin Schörle hat ein faszinierendes Talent dafür, in eigentlich trockene oder normale Alltagsthemen Witz und unglaubliche Ironie zu stricken.

Beide Stücke würde ich sehr gerne mal auf der Bühne erleben, ich bin überzeugt, dass sie „live“ sogar noch besser sind als beim Lesen.