Eine Familientragödie und ein Krimi.
SommernachtstodSommer 1983.
Auf der Jagd nach einem Kaninchen verschwindet der kleine Billy Nilsson im Garten seiner Eltern kurz vor seinem fünften Geburtstag spurlos.
Eine ausführliche Suchaktion endet im Leeren und ...
Sommer 1983.
Auf der Jagd nach einem Kaninchen verschwindet der kleine Billy Nilsson im Garten seiner Eltern kurz vor seinem fünften Geburtstag spurlos.
Eine ausführliche Suchaktion endet im Leeren und muss eingestellt werden, auch weitere Untersuchungen bleiben ergebnislos. Ein einziger Verdächtiger muss aus Mangeln an Beweisen freigelassen werden, Billy bleibt verschwunden, der Fall wird zu den Akten gelegt.
Billys Familie zerbricht am Verlust des kleinsten Sohnes, die Mutter begeht Selbstmord, die verbliebenden zwei Geschwister entfremden sich und der Vater bleibt alleine im Haus zurück.
Zwanzig Jahre später.
Vera, Billys Schwester, arbeitet zwischenzeitlich als Trauertherapeutin - auch, um ein Ventil für ihre eigene, nicht bewältige Vergangenheit zu haben.
Ein neuer Patient berichtet verstörende Details über ein vor zwei Dekaden verschwundenes kleines Kind - Veras alte Wunden reissen auf und sie versucht herauszufinden, ob dieser Patient etwas mit dem Verschwinden ihres Bruders zu tun haben könnte.
Kann es sogar sein, dass Billy noch lebt?
Vera kehrt zurück in ihren Heimatort und versucht auf eigene Faust herauszufinden, was damals mit ihrem kleinen Bruder geschah.
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Der Kriminalroman „Sommernachtstod“ spielt auf zwei Ebenen in zwei Zeiten. Er springt zwischen den Ereignissen zum Zeitpunkt des Verschwindens des kleinen Billys und Veras aktueller Situation knapp zwanzig Jahre später.
Klug ineinander geflochten entwickelt sich so eine Handlung, die im Verlauf immer mehr an Spannung zunimmt.
Ein bisschen dauert es zu Beginn, bis die Geschichte wirklich „startet“, aber dann wird es auf keiner Seite mehr langweilig.
Absolut nicht vorhersehbar entwickelt sich die Handlung in Richtungen, die einen immer wieder überraschen.
Die Charaktere sind glaubhaft und niemand ist plakativ gut oder böse. Jeder hat seine Facetten, seine Vergangenheit und seine Gründe für das jeweilige Handeln.
Durch die Erzählung in der dritten Person bleibt man als Leser immer etwas distanziert, kann sich aber relativ gut hineinfinden in die emotionale Lage der einzelnen Protagonisten, insbesondere Vera.
Besonders interessant im Fall von „Sommernachtstod“ - hier gibt es keinen klassischen Detektiv, keinen Ermittler, sondern wir haben eine Schwester, die ihre Familiengeschichte aufarbeitet und mit ihrer Vergangenheit abschliessen möchte. Dadurch gibt es keine „Ermittlungsarbeit“, sondern emotional bedingtes Vorgehen, was den Fall um den verschwundenen Billy besonders berührend macht.
Effektiv macht es das Buch fast mehr zu einer Familientragödie denn zu einem Kriminalroman, ist aber vom Erzählstil her ein fast klassischer Schwedenkrimi, sehr abgeklärt, pragmatisch, teils düster.
Eine spannende Geschichte mit einem unvorhersehbaren Ende.