Leider eine große Enttäuschung – spannungsarm und kaum Handlung!
The Hollow Places Spoilerfreie Rezension!
Inhalt
Nach ihrer Scheidung fühlt sich „Karotte“ (Mitte 30) orientierungslos – da passt es perfekt, dass ihr kauziger Onkel ein Zimmer in seinem Kuriositäten-Museum für sie ...
Spoilerfreie Rezension!
Inhalt
Nach ihrer Scheidung fühlt sich „Karotte“ (Mitte 30) orientierungslos – da passt es perfekt, dass ihr kauziger Onkel ein Zimmer in seinem Kuriositäten-Museum für sie frei hat. Dort hat sie genügend Zeit, sich selbst neu zu finden und gleichzeitig Ordnung in Earls chaotische Sammlung zu bringen. Doch da hat sie Rechnung ohne den Riss in der Wand gemacht, der plötzlich auftaucht und in eine andere, gefährlichere Welt führt…
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel
Inhaltswarnung: M+rd, Tod, Blut, Gewalt, Scheidung
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Tussi, hysterisch
Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:
- cozy Vibes mit wenigen (aber sehr intensiven!) Horrormomenten
- Kuriositätenmuseum als Schauplatz
- wenig Handlung, wenig Spannung
- Paralleluniversen
- Humor
- Hauptfigur über 30
- Freundschaft, Umgang mit einer Scheidung, Selbstfindung als zentrale Themen
- kauzige Charaktere
Lieblingszitate
„An die Katalogisierungsarbeit zu denken, fühlte sich an, wie am Fuße des Mount Everest zu stehen und in die Höhe zu blicken.“ Seite 26
„Kennen Sie die Fotos von den zwei Hirschen, deren Geweihe sich im Kampf verhaken und die einander durch die Gegend ziehen, bis sie beide verhungern? Das ist ein ziemlich gutes Bild für unser Verhältnis.“ Seite 14
„‘Komm, wir gehen zurück ins Café. Ich mache uns einen Irish Coffee und wir besprechen das Ganze wie zwei Leute, die NICHT in den ersten fünf Minuten des Horrorfilms sterben.‘“ Seite 53
Meine Rezension
Ich weiß nicht, wie T. Kingfisher es anstellt, dass alle ihre Bücher so wunderschöne Cover haben! Was ist ihr Geheimnis? Es funktioniert jedenfalls sehr gut, denn jede ihrer Geschichten ist ein echter Blickfang im Regal - was gerade bei Horror leider selten der Fall ist. Für mich war "The Hollow Places", das ich auf Englisch schon jahrelang auf der Wunschliste hatte, bereits das vierte Buch der Autorin. Da ich „Wie man einen Prinzen tötet“ von ihr so geliebt hatte, musste ich es natürlich lesen!
Doch hält „The Hollow Places” auch, was sein wunderschönes Cover verspricht? Tja, meiner Meinung nach leider nicht, denn der Horrorroman (ab 16 Jahren) war für mich leider eine große Enttäuschung! Warum, das erfahrt ihr gleich…
Zuerst möchte ich jedoch auf die Aspekte näher eingehen, die mir gut gefallen haben. Tipp an dieser Stelle: nebenbei den „Coraline“-Soundtrack laufen lassen. Dankt mir später! Zu den größten Stärken der Geschichte gehören auch dieses Mal wieder (wie bei der Autorin üblich) der flüssige, sehr angenehm lesbare Schreibstil, durch den man nur so durch die Seiten fliegt, die vielen originellen Ideen (alleine der Spitzname „Karotte“ – ich meine, wie cool ist das denn?!) und der ungewöhnliche, atmosphärische Schauplatz (= ein Kuriositäten-Museum). Auch die kauzigen Figuren (besonders Onkel Earl) und die gemütlichen/cozy Vibes, die das Buch verströmt (durch die Besuche im Café nebenan, die entschleunigende Arbeit des Katalogisierens, das Katzenstreicheln und die sich langsam entwickelnde Freundschaft zu Simon), mochte ich sehr! Aus feministischer Sicht gibt es durch die intelligente, starke weibliche Hauptfigur (erfrischenderweise wieder über 30!) und die LGBTQAI+-Themen zum Glück auch nichts auszusetzen.
Hinten im Nachwort erzählt T. Kingfisher, welches literarische Werk sie zu diesem Buch inspiriert hat (wer möchte, kann das ja gerne nachlesen) – beziehungsweise war es eigentlich nur ein einziger Satz. Mein Problem damit: Genau das merkt man! Man spürt, dass hier versucht wurde, aus einem einzigen Gedanken ein ganzes Buch zu machen. Die Grundidee gibt nicht viel her, es gibt kaum Handlung, aber dafür zwischen den vereinzelten (immerhin) extrem gruseligen/intensiven Stellen ganz viel Leerlauf und lange, lange, laaange Durststrecken. Man könnte auch sagen, da war ganz viel Füllmaterial dazwischen – fast wie bei einem ausgestopften Tier. Eigentlich ist das fast schon wieder poetisch und ironisch zugleich… :D
Gerade die Szenen in der anderen Welt hätte man SO viel spannender und atmosphärischer beschreiben können! Sie waren für mich fad, zäh und eintönig zu lesen. Das kann die Autorin eigentlich deutlich besser. Direkt nach einem spannenden Moment wird nämlich ewig alles be-, fast schon ZERredet – das empfand ich als sehr mühsam… Nicht überzeugen konnten mich auch die Dialoge, denn ihnen fehlt irgendwie gleichzeitig der "Drive", dieses Zielgerichtete und das Lebendige, Authentische zum Eintauchen. Auch hier gibt es leider viel Füllmaterial und viele Wiederholungen, was sehr schade ist.
Mein Fazit
Mich hat „The Hollow Places”, auf das ich mich sehr gefreut hatte, leider sehr enttäuscht. Ich bin von T. Kingfisher einfach anderes gewohnt und gerade von ihrem „Prinzen“ ist dieser Horrorroman qualitativ (Schreibstil, Dialoge, Worldbuilding, Spannungsaufbau, Erzähltempo) leider meilenweit entfernt, finde ich. Wer cozy Vibes und handlungsarme Geschichten mag, könnte trotzdem seine:ihre Freude an diesem Buch haben, allen anderen möchte ich eher die anderen (teilweise wirklich großartigen) Werke der Autorin ans Herz legen („Wie man einen Prinzen tötet“ für Fantasy-Fans, „Was die Toten bewegt“ für Horror-Liebhaber:innen). ♥
Bewertung (in Schulnoten)
Cover / Aufmachung (altes Cover): 1+ ♥
Idee: 3
Inhalt, Themen, Botschaft: 3
Tiefe: 3
Umsetzung: 4
Worldbuilding: 4
Einstieg: 2
Ende: 4
Schreibstil: 2
Protagonistin: 2
Figuren: 2
Spannung: 5
Pacing/Tempo: 5
Wendungen: 3-4
Atmosphäre: 3
Emotionale Involviertheit: 3
Feministischer Blickwinkel: 1+ ♥
Einzigartigkeit: 2-3
Insgesamt:
Note 4