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Veröffentlicht am 20.07.2024

Rundum gelungenes Kinderbuch mit wichtiger Botschaft!

Kleiner Löwe, großer Mut
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Seit der junge Löwe Tobe ein Bein verloren hat, wird er von den anderen Tieren nicht mehr ernst genommen und unfreiwillig geschont. Dabei will er doch nur ein ganz ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Seit der junge Löwe Tobe ein Bein verloren hat, wird er von den anderen Tieren nicht mehr ernst genommen und unfreiwillig geschont. Dabei will er doch nur ein ganz normales Löwenleben leben! Und dass er das kann, wird er allen beweisen…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Altersempfehlung: 4+
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präsens
Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt oder getötet.
Inhaltswarnungen: -
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: ---

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Leben mit Behinderung / Inklusion
- Diversität
- Mut & Selbstvertrauen
- Optimismus
- Freundschaft

Lieblingszitate

„Tobe ist ein ganz gewöhnlicher kleiner Löwe.“ Seite 3

„‚Wir wollen dich schonen‘, antworten seine Freunde.
Tobe versteht das nicht.
‚Wer hat denn gesagt, dass ich geschont werden will?‘, fragt er.“
Seite 4

Meine Rezension

Nach längerer Zeit war es für mich wieder einmal Zeit für ein Kinderbuch, damit ich für meine zukünftigen Nichten und Neffen gut gerüstet bin. „Kleiner Löwe, großer Mut“ war da auf jeden Fall die richtige Wahl!

Was mir so gut daran gefallen hat? Fast alles! Unter anderem haben mich der einfache, flüssige und verständlich Schreibstil und die süße Geschichte (für Kinder ab 4) von Tom Belz und Carolin Helm auf ganzer Linie überzeugt. Im Mittelpunkt steht hier ein junger Löwe namens Tobe, der (wie der Autor selbst) ein Bein verloren hat und nun mit dieser Behinderung leben muss. Die anderen Tiere unterschätzen ihn aber ständig, wollen ihn schonen und schützen, obwohl er doch nur ein ganz normales Löwenleben leben, eigene Entscheidungen treffen und ernst genommen werden möchte. Dass er das auch schafft, will er seinen Freund:innen durch eine Mutprobe beweisen – ob es klappt, werde ich an dieser Stelle nicht verraten, hierzu müsst ihr schon selbst das Buch lesen… 😉

Mit „Kleiner Löwe, großer Mut“ zeigt der Autor (der nicht nur Vereinsfußballer und Schlagzeuger einer Band war, sondern sogar mit nur einem Bein und Krücken den Kilimandscharo bestiegen hat), wie normal und schön ein Leben mit Behinderung sein kann. Der Löwe Tobe kann hier Kindern (und sicher auch Erwachsenen) sowohl als positives Vorbild dienen als auch dabei helfen, Vorurteile über Menschen mit Behinderung abzubauen, weshalb die Geschichte aus meiner Sicht ein sehr wertvolles, empfehlenswertes Kinderbuch zum Thema Inklusion ist! Übrigens tritt Tom Belz auch als Sprecher in Schulen auf – eine wichtige Information für alle Pädagog:innen, die es ermöglichen wollen, dass ihre Kinder einmal einen Autor „hautnah“ erleben können.

Sehr gut gefallen haben mir auch die wunderschönen, farbenfrohen Illustrationen von Alexandra Helm und die vielen kleinen Details, die mich oft zum Schmunzeln gebracht haben (z. B. der Gesichtsausdruck der Käfer, wenn der Löwe laut brüllt). Diese Prise Humor war wirklich ein großer Pluspunkt! Interessant fand ich auch die Verbindung aus Natur und Menschlichem: Da gibt es im Buch schon einmal einen Filmeabend mit Popcorn, Sport mit Schutzhelm und eine Punktewertung für den besten Sprung ins kühle Nass.

Punkteabzug gibt es von mir nur für die Darstellung einiger weiblicher Figuren. Diese werden recht klischeehaft durch lange Wimpern, Schleifen am Kopf, Röcke, Bikini-Oberteile (bei einem Hasen, ernsthaft?) und einmal sogar durch Tutu und Krone (= Prinzessin) gekennzeichnet. Das geht im Jahr 2024 einfach besser!

Mein Fazit

Für mich ist „Kleiner Löwe, großer Mut“ ein rundum gelungenes Kinderbuch mit schönen Illustrationen, einer tollen Hauptfigur und einer wichtigen Botschaft. Lediglich bei der Darstellung der weiblichen Figuren hätte ich mir hier weniger Klischees und einen moderneren Zugang gewünscht. Von mir gibt es trotzdem eine Empfehlung!

Bewertung

Idee: 5 Sterne ♥
Geschichte / Inhalt: 5 Sterne ♥
Ausführung: 4,5 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Hauptfigur: 5 Sterne ♥
Figuren: 4 Sterne
Illustrationen: 5 Sterne ♥
Rollenbilder/Feminismus: 3 Sterne

Insgesamt:

☆★☆★,5 Sterne

Dieses Buch erhält von mir viereinhalb Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2024

3,5 Sterne: Gute Grundidee und wichtige Themen, aber sehr anstrengender Schreibstil…

Death. Life. Repeat.
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Der Abend beginnt mit einer Party und endet mit einer Toten. Geschockt muss die Schüler Spence am nächsten Morgen feststellen, dass sich der gestrige Tag wiederholt. ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Der Abend beginnt mit einer Party und endet mit einer Toten. Geschockt muss die Schüler Spence am nächsten Morgen feststellen, dass sich der gestrige Tag wiederholt. Er versucht, die Tragödie zu verhindern und muss dich dabei nicht nur mit seinem eigenen Sxismus und seiner Trauer auseinandersetzen, sondern auch mit dem seiner toxischen Freunde. Nur toxisch – oder auch gefährlich? Kann es sein, dass Clara Hart den Sx mit seinem besten Kumpel Anthony gar nicht wollte? Dass sie vergewltigt wurde? Dass sie deshalb absichtlich vor das Auto gelaufen und gestorben ist?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präsens
Perspektive: männliche Perspektive
Kapitellänge: mittel

Inhaltswarnung: (s
xualisierte) Gewalt gegen Frauen (bis Vergewltigung), Blut, Trauer, Verlust, Sxismus, Diskriminierung, Homofeindlichkeit, Alkoholmissbrauch, Medikamentenmissbrauch, Tod, Übergeben, Rape Culture
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Schla+++, H+rensohn, B+tch

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Zeitschleifen-Geschichten (= viele Wiederholungen)
- sxualisierte Gewalt gegen Frauen, Rape Culture und toxische Männlichkeit als zentrale Themen
- Jugendsprache
- Trauer und Verlust
- Weiterentwicklung des Protagonisten im Fokus (Entwicklungsroman)
- Feminismus

Lieblingszitate

„Tief in meinem Herzen glaubte ich, der Tod wäre etwas, was nur anderen Leuten passiert.“ Seite 57

„[…] jeder, den ich kenne, läuft mit einem geheimen Ablaufdatum herum. Vielleicht fünfzig Jahre, vielleicht eine Stunde.“ Seite 57

„Ich erwarte Tod und Katastrophen vom Moment des Aufwachens an, damit es mich nie wieder so kalt erwischen kann.“ Seite 58

Meine Rezension

Als ich mir den Katalog zur Netgalley-Challenge durchsah und den Klappentext von „Death. Life. Repeat.“ entdeckte, war mir sofort klar, dass ich dieses Buch lesen musste! Immerhin bin ich (auch jobbedingt) immer auf der Suche nach guten Jugendbüchern, die sich mit s
xualisierter Gewalt gegen Frauen und Rape Culture beschäftigen. Leider blieb „Death. Life. Repeat.” am Ende jedoch hinter meinen Erwartungen zurück, weswegen es nur für 3,5 Sterne reicht.

Dennoch es hat auch einige Aspekte gegeben, die mir gut gefallen haben. Zu allererst sind hier natürlich die gute Grundidee und die wichtigen Themen (sxualisierte Gewalt gegen Frauen, Rape Culture, toxische Männlichkeit, Trauer, Vorurteile) zu nennen, die besonders in der zweiten Hälfte mit (für die Altersgruppe) angemessener Tiefe behandelt werden. Als besonders positiv hervorzuheben ist auch die Entwicklung, die der Protagonist Spence im Laufe der Geschichte durchmacht. Aus einem unreflektierten, vage misogynen, Täter schützenden, recht unsympathischen Typen (der aufgrund seiner noch viel schlimmeren besten Freunde auf dem A-Loch-Barometer trotzdem nur Platz 3 erreicht) wird ein Feminist, der das Patriarchat mitsamt seiner Rape Culture durchschaut, und lernt, das Richtige zu tun – auch wenn der Preis hoch ist und er sich dafür beispielsweise gegen enge Vertraute wenden muss. Es war übrigens erfrischend, zu sehen, dass auch ER nicht als strahlender Held aus dieser Geschichte hevorgeht, sondern in gewisser Weise gebrochen und mit (berechtigten) Schuldgefühlen. Er muss lernen, mit den Konsequenzen seines vergangenen Verhaltens zu leben – aber das ist etwas Gutes, denn nur mit Einsicht und Bereuen ist eine Weiterentwicklung zu einem besseren Menschen (= hier: einem Ally) möglich.

Dieses Jugendbuch zeigt sehr gut, dass s
xualisierte Gewalt gegen Frauen eben NICHT mit schweren Straftaten wie Vergewltigung und Femizid anfängt, sondern mit scheinbaren Kleinigkeiten: sxistischen Witzen, „Locker Room Talk“ (= der Objektifizierung und Sxualisierung von Frauen in Gesprächen unter Männern), schädlichen Geschlechterstereotypen, der Abwertung alles Weiblichen, Victim Blaming (= Täter:innen-Opfer-Umkehr), Slutshaming, anzüglichen Kommentaren, verbaler sxueller Belästigung und damit, Opfern nicht zu glauben (auch als Frau). All diese Dinge (aber auch die schlimmen Verbrechen, meine Inhaltswarnung bitte ernst nehmen!) kommen in diesem Buch so geballt vor und werden so realitätsnah und ungeschönt beschrieben, dass ich beim Lesen stellenweise gleichzeitig unglaublich wütend und traurig wurde. Besonders Anthony war für mich die ganze Geschichte über ein rotes Tuch – bei jedem zweiten seiner Sätze hätte ich explodieren können!

„Death. Life. Repeat.“ verdeutlicht außerdem anschaulich, dass es eben NICHT REICHT, als Mann selbst „nichts Schlimmes“ zu tun – denn wegzusehen, nichts zu sagen und seine toxischen Freunde zu verteidigen und schützen ist fast genauso schlimm. Nur wenn Männer Allys werden und anfangen, übergriffiges, sxistisches, misogynes Verhalten bzw. Denkweisen überall dort zu kritisieren, wo Frauen keinen Zugang haben (Sportvereine, Gespräche unter Männern usw.), nur DANN wird sich endlich nachhaltig etwas ändern. Frauenfeindlichkeit und Gewalt gegen Frauen beginnen nämlich immer im Kopf! Wer sein Verhalten ändern will, muss demnach zuerst seine Denkweisen verändern und ein Bewusstsein für seine eigene verinnertlichte Misogynie bekommen. Wir brauchen deshalb in den Medien (auch in Büchern) unbedingt auch eine MÄNNLICHE Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit toxischer Männlichkeit und sxualisierter Gewalt – nicht immer nur Frauen, die auf dieses Thema aufmerksam machen! Nicht zuletzt, weil Männer/Jungs hauptsächlich zu Büchern von männlichen Autoren greifen und so leichter erreicht werden können.

Leider gab es auch ein paar Dinge, die mir an „Death. Life. Repeat.“ nicht gefallen haben. Das größte Problem war für mich der flapsige, möchtegern-coole, mit Jugendsprache gespickte Schreibstil, der auf mich nicht nur unglaubwürdig und aufgesetzt wirkte, sondern mir auch unglaublich auf die Nerven gegangen ist und die Lektüre so anstrengend machte, dass es mir nicht möglich war, mehr als 60 Seiten am Stück zu lesen. Stellenweise kam ich mir selbst vor wie in einer Zeitschleife und hatte das Gefühl, das Buch würde niemals enden… Gestört haben mich auch die großteils relativ blass bleibenden Nebenfiguren, die vielen Wiederholungen (auch bei einer Zeitschleifen-Story hätte man Unwichtiges weglassen bzw. das Ganze spannender und interessanter gestalten können) und die vor allem in der ersten Hälfte oft sehr uninteressanten und belanglosen Dialoge, die ich am liebsten übersprungen hätte.

Auch beim Pacing (= Tempo) gab es noch viel Luft nach oben: zu wenig Spannung in der ersten Hälfte, gegen Ende passiert dann zu viel in zu kurzer Zeit. Insgesamt bleibt das Gefühl zurück, dass man aus dieser Geschichte noch viel mehr hätte machen können… Ebenfalls negativ aufgefallen sind mir die vielen Fehler (Beistriche, fehlende Leerzeichen, Rechtschreibfehler), die mich stellenweise doch etwas aus dem Lesefluss gerissen haben – hier hoffe ich, dass diese schon ausgebessert wurden (immerhin habe ich das Buch vor dem Erscheinungstermin gelesen) bzw. zumindest beim E-Book schnell korrigiert werden.

Noch ein Wort zum Abschluss: Wir alle haben keine 10 Versuche, um die beste Version eines Tages zu leben, unsere Fehler auszubügeln und die beste Version von uns selbst zu werden. ABER wir alle können heute ehrlich unser (möglicherweise toxisches, möglicherweise schädliches) Verhalten und unsere (möglicherweise misogynen) Einstellungen reflektieren und es MORGEN besser machen. Wir alle können hinschauen (statt weg-), Stopp sagen, wenn in unserer Gegenwart Grenzen überschritten werden, wenn nötig unsere Freund:innen kritisieren und Opfern glauben. Und genau das wünsche ich mir von euch. Over and out, meine Lieben!

Mein Fazit

„Death. Life. Repeat.” ist ein Jugendbuch, das zwar wichtige Themen anspricht (wofür ich dankbar bin!), aber insgesamt hinter meinen Erwartungen zurückblieb (Schreibstil, Tempo, Figurenzeichnung). Für mich ist es eine Geschichte, die man durchaus lesen kann (Jugendliche/Leute mit wenig Bewusstsein für s_xualisierte Gewalt können hier eigentlich nur profitieren!), aber nicht gelesen haben muss. Mein Tipp: Schaut euch vorher unbedingt die Leseprobe an und entscheidet dann!

Bewertung

Cover / Aufmachung: 2,5 Sterne
Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Umsetzung: 3,5 Sterne
Worldbuilding: 3 Sterne
Einstieg: 2 Sterne
Ende: 4 Sterne
Schreibstil: 1 Stern
Protagonist: 3,5 Sterne
Figuren: 3 Sterne
Spannung: 2 Sterne
Pacing/Tempo: 2 Sterne
Wendungen: 2 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3,5 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 4,5 Sterne
Einzigartigkeit: 3 Sterne

Insgesamt:

☆★☆,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir dreineinhalb Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2024

Für Neulinge und als Ergänzung für Fans empfehlenswert

Stolz und Vorurteil
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

„Stolz und Vorurteil“ ist eine zeitlose, wunderschöne Liebesgeschichte – und eine der ältesten und besten „enemies to lovers“-Geschichten überhaupt. Es geht um die ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

„Stolz und Vorurteil“ ist eine zeitlose, wunderschöne Liebesgeschichte – und eine der ältesten und besten „enemies to lovers“-Geschichten überhaupt. Es geht um die Gesellschaft der damaligen Zeit, um Emanzipation von der Familie, um Liebe und darum, wie sehr der Eindruck täuschen kann…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: keine Einteilung in Kapitel, sondern in Jahreszeiten

Inhaltswarnung: ---
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: ---

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- historische Romane
- enemies to lovers (Trope)
- Slow-Burn-Liebesgeschichten
- Fokus auf Familie, Vorurteile und Gesellschaft

Lieblingszitate

„Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle mit einem schönen Vermögen nichts dringender braucht als eine Frau.“ Seite 6

Meine Rezension

Als ich als Teenie zufällig die Verfilmung von „Stolz und Vorurteil“ (2005) im Fernsehen gesehen hatte, war es um mich geschehen! Meiner Meinung nach hat Jane Austen mit ihrem Roman eine der schönsten und zeitlosesten Liebesgeschichten überhaupt geschrieben. Vielleicht hat damit auch meine Liebe zur Trope „enemies to lovers“ erst so richtig begonnen... Den Film habe ich mittlerweile unzählige Male gesehen (Matthew Macfadyen ist ganz EINDEUTIG der beste Darcy aller Zeiten, don’t @ me, Colin-Firth-Army!), das Buch natürlich auch gelesen (und gemocht, wenn auch nicht ganz so sehr wie den Film, ich weiß – Blasphemie!) und sogar Prüfungen über den Roman abgelegt und an der Uni Seminararbeiten darüber geschrieben. Nun dürft ihr dreimal raten, wie lange ich überlegen musste, ob ich die neu erschienene Graphic Novel zum Buch lesen würde… richtig – 0 Sekunden! ;)

Doch ist diese Interpretation der Geschichte wirklich ein absolutes Must-read, an dem kein Weg vorbeiführt? Zuerst einmal die ernüchternde Antwort: Nein, man muss sie nicht unbedingt gelesen haben, wenn man bereits Buch und Film (oder Serie) kennt. ABER ist es eine schöne Ergänzung für Fans und all jene, die sich für die Liebesgeschichte interessieren, aber sich (noch) nicht an den Klassiker herantrauen? Absolut! Die Zeichnungen wirken sehr ästhetisch (sie sind echt schön anzuschauen!) und atmosphärisch und passen sehr gut zur Story. Ein Prise Humor lockert die Handlung auf (wie im Original). Ich habe das Buch tatsächlich in einer Sitzung durchgelesen, weil mich die Geschichte auch hier wieder gefesselt und einfach verzaubert hat! Dieses Kribbeln, diese Begeisterung, diese Liebe zu den Figuren – das alles kam wieder hoch. Es ist eben einfach sooo eine schöne Liebesgeschichte! Aus feministischer Sicht ist es zudem echt beeindruckend, wie weit Jane Austen und ihre intelligente, starke, sture Protagonistin ihrer Zeit voraus waren!

Für meinen Geschmack hat sich die Graphic Novel allerdings doch etwas zu sehr am Film orientiert UND es war sogar für mich schwer (als Person, die die Handlung und Figuren bereits sehr gut kennt), Lizzy und ihre Schwestern visuell auseinanderzuhalten – wie wird es da erst Einsteiger*innen gehen? Hier hätte ich mir mehr Wiedererkennungswert bei den Gesichtern gewünscht… Zudem stimme ich jenen Rezensionen zu, die kritisieren, dass manche Dialoge/Szenen/Handlungsstränge sehr stark gekürzt wurden, wodurch manchmal ein bisschen der Kontext bzw. wichtige Informationen (z. B. zur Vorgeschichte) fehlen. Diese Leerstellen werden leider nicht gut genug erklärt. Für all das gibt es einen Stern Abzug.

Mein Fazit

Die Graphic Novel zu „Stolz und Vorurteil“ ist für mich zwar kein absolutes Must-read, aber schön anzuschauen und eine gelungene Ergänzung für Fans dieser unvergesslichen und berührenden Liebesgeschichte ist sie allemal! Auch wer die Geschichte schon immer lesen wollte, sich aber aus irgendeinem Grund (noch) nicht an den Klassiker herantraut, wird mit dieser kurzweiligen, leicht verdaulichen Version sicher seine_ihre Freude haben!

Bewertung

Idee: 5 Lilien ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 5 Lilien ♥
Umsetzung: 4 Lilien
Worldbuilding: 4 Lilien
Einstieg: 4 Lilien
Ende: 3 Lilien
Schreibstil: 3 Lilien
Illustrationen: 5 Lilien ♥
Protagonistin: 5 Lilien ♥
Figuren: 5 Lilien ♥
Spannung: 5 Lilien ♥
Wendungen: 5 Lilien ♥
Atmosphäre: 5 Lilien ♥
Emotionale Involviertheit: 4 Lilien
Feministischer Blickwinkel: 5 Lilien ♥
Einzigartigkeit: 3 Lilien

Insgesamt:

☆★☆★ Sterne

Dieses Buch bekommt von mir vier Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.07.2024

Ruhige Dystopie mit Anspruch und „schönem“ Schreibstil – hat mir gut gefallen…

Unsre verschwundenen Herzen
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Die nahe Zukunft: Nach einer Wirtschaftskrise und dem Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung wurde das Gesetz „PACT“ verabschiedet, das angeblich die amerikanische ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Die nahe Zukunft: Nach einer Wirtschaftskrise und dem Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung wurde das Gesetz „PACT“ verabschiedet, das angeblich die amerikanische Kultur vor schädlichen asiatischen Einflüssen schützen soll und das die USA zur Diktatur macht. Es herrscht eine Atmosphäre des gegenseitigen Misstrauens, Nachbar*innen verraten sich gegenseitig, asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert, ihre Kinder werden ihnen weggenommen. In dieser Gesellschaft lebt Bird (12 Jahre), dessen Mutter vor zwei Jahren verschwunden ist und als Landesverräterin und Terroristin gilt. Als er einen rätselhaften Brief erhält, beschließt er, sich auf die gefährliche Suche nach ihr zu machen…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, hauptsächlich Präsens, aber auch Präteritum
Perspektive: männliche (überwiegend) und weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel

Inhaltswarnung: (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen, Blut, tote Tiere, Trauer, Verlust, Diskriminierung, Rassismus
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Fo+++, Hu++

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Dystopien
- eher anspruchsvoller Schreibstil
- ruhige Erzählweise
- wenig Spannung
- Fokus auf das Innenleben der Figuren, auf ihre Entwicklung
- Rassismus, Liebe zum Kind, Rebellion und Unterdrückung als zentrale Themen
- viele lange Rückblenden

Lieblingszitate

„Niemand darf davon erfahren, erwidert sie. Wenn das ans Licht kommt, werden andere leiden – sehr leiden.“ Seite 139

„Sein Vater ist seit Jahren kein Professor mehr, aber er kann es sich nicht abgewöhnen, den Lehrer zu spielen. Sein Gehirn ähnelt einem großen, in seinem Schädel eingesperrten Hund, der ruhelos auf und ab geht und sich nach Auslauf sehnt.“ Seite 40

„Die Bibliothek ist eine Geisterstadt, und er, der noch lebt, dringt in das Land der Toten ein. Mit einem Finger fährt er ein leeres Regal entlang und hinterlässt in der dicken Staubschicht eine saubere helle Linie.“ Seite 72

„Ah, sagt die Bibliothekarin mit einem zufriedenen Seufzen, im Tonfall von jemandem, der ein Geheimnis gelüftet, ein Rätsel entschlüsselt und unter dem X den Schatz gefunden hat.“ Seite 78

Meine Rezension

Vor einigen Jahren habe ich „Kleine Feuer überall“ von Celeste Ng gelesen (mittlerweile wurde es sogar verfilmt) und es ist mir recht positiv in Erinnerung geblieben. Deshalb war für mich klar, dass es nicht mein letztes Buch von dieser Autorin bleiben sollte – und „Unsre verschwundenen Herzen“ schien mit seinem dystopischen Setting wie für mich gemacht. Schnell landete es also auf der Wunschliste.

Es folgten: zwei Versuche, das Buch zu lesen. Beide Male habe ich es jedoch nach einigen Seiten wieder abgebrochen, weil ich einfach nicht in die Geschichte gefunden habe. Beim dritten Mal hat es dann aber endlich geklappt und ich habe es (trotz lesetechnischer Höhen und Tiefen) durchgezogen. Doch hat sich das überhaupt gelohnt? Ich würde sagen: ja. Wie auch schon „Kleine Feuer überall“ hat mir „Unsre verschwundenen Herzen“ wieder gut gefallen – Lesehighlight war es allerdings (wieder) keines.

Zuerst möchte ich über die Stärken des Romans sprechen: Auf ganzer Linie überzeugt hat mich hier der ruhige, anspruchsvolle, aber trotzdem sehr angenehm und flüssig lesbare Schreibstil mit seinen kreativen und wunderschönen Vergleichen. Ich habe mir hier einige Stellen markiert! Celeste Ng ist meiner Meinung nach eine unglaublich gute Geschichtenerzählerin! Auch das Setting (USA, Diktatur), die dichte Atmosphäre (man kann sich alles sehr gut vorstellen) und die Wahl und tiefgründige Behandlung der Themen (Liebe zum Kind, Verlust, Unterdrückung, Rebellion, Identitätsfindung, Diskriminierung, Rassismus) haben mir wirklich gut gefallen. Pluspunkte gibt es für die kreativen Protestformen, die im Buch beschrieben werden – sie alle wurden von realen Ereignissen inspiriert. Zudem werden die Figuren sehr liebevoll gezeichnet, bekommen alle ihre Eigenheiten und Kanten (sodass man das Gefühl bekommt, es mit echten Menschen zu tun zu haben) und entwickeln sich auf glaubwürdige Weise weiter.

Aus feministischer Sicht bin ich mit diesem Buch weder ganz zufrieden noch von ihm wirklich enttäuscht: Ja, es gibt sie zwar, die positiven Vorbilder – die mächtigen, intelligenten und starken Frauen und den feinfühligen alleinerziehenden Vater (ein Linguist mit großer Liebe zu Sprache, deshalb meine Lieblingsfigur ♥), aber leider eben auch einige Rollenklischees, einen Fokus auf das erfüllende Leben als Hausfrau und Mutter und eine Frau, die ihre beste Freundin für einen Mann aus ihrem Leben streicht (sehr unsympathisch!).

Folgende Dinge haben mich außerdem gestört und dafür gesorgt, dass es am Ende nur für ganz knappe 4 Sterne gereicht hat: Vor allem im Mittelteil fand ich „Unsre verschwundenen Herzen“ stellenweise zu langatmig und zu langsam, was das Erzähltempo betrifft. Besonders die (sehr) langen Rückblenden hätte man hier kürzen können. Ich konnte es problemlos ein paar Tage – ja, sogar eine Woche – komplett beiseitelegen, um in der Zwischenzeit etwas anderes zu lesen. Das ist meistens kein wirklich gutes Zeichen. Genervt haben mich außerdem die fehlenden Anführungszeichen (dadurch wird ein Buch nicht tiefgründiger, nicht cooler, nicht literarischer, also lasst es bitte einfach, liebe Verlage!), und das Ende war mir eine Spur zu offen, da manche Fragen auf unbefriedigende Weise unbeantwortet bleiben…

Mein Fazit

„Unsre verschwundenen Herzen“ ist ein solider Roman, der mich zwar gut unterhalten hat, aber für mich kein Lesehighlight war. Wer ruhige Dystopien mit Anspruch und Tiefe mag und Wert auf einen „schönen“ Schreibstil legt, wird mit dieser Geschichte sicher seine Freude haben. Und auch ich werde in Zukunft bestimmt wieder einmal zu einem Buch der Autorin greifen…

Bewertung

Cover / Aufmachung: 2 Sterne (gefällt mir nicht, sorry)
Idee: 4 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne
Umsetzung: 4 Sterne
Worldbuilding: 4 Sterne
Einstieg: 2 Sterne
Ende: 3,5 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonist: 4 Sterne
Figuren: 4 Sterne
Spannung: 3 Sterne
Pacing/Tempo: 2 Sterne
Wendungen: 3 Sterne
Atmosphäre: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3,5 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 3 Sterne
Einzigartigkeit: 4 Sterne

Insgesamt:

☆★☆★ Sterne

Dieses Buch bekommt von mir vier Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2024

Nicht nur enttäuschend, sondern aus feministischer Sicht auch problematisch!

The Queen Will Rise
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Achtung! Die Rezension enthält leichte Spoiler!

Inhalt

Sie hatte geplant, ihn zu töten, doch dann hat sie sich in ihn verliebt… Nun sitzt Florence im Kerker, ist aufgeflogen, gilt als Verräterin und ...

Achtung! Die Rezension enthält leichte Spoiler!

Inhalt

Sie hatte geplant, ihn zu töten, doch dann hat sie sich in ihn verliebt… Nun sitzt Florence im Kerker, ist aufgeflogen, gilt als Verräterin und das einzige Gefühl, das Benedict ihr nun noch entgegenzubringen scheint, ist Hass. Unterdessen gerät er politisch immer mehr unter Druck. Kann Florence helfen und damit ihre Fehler wiedergutmachen?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band 2/2
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präsens
Perspektive: weibliche UND männliche Perspektive
Kapitellänge: mittel bis etwas länger

Inhaltswarnung: Blut, Tod, Gewalt, Gewalt gegen Frauen, sexualisierte Gewalt
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: --- ♥

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Enemies to lovers
- Hassliebe
- Romantasy mit Dark-Romance-Einschlag
- wenig Worldbuilding
- handlungsarme Geschichten mit Fokus auf die Beziehung
- Vampire
- Leben am Königshof

Zitate

„Schon seit mich Benedict zu seiner Blutblut gemacht hat, war ein Happy End unmöglich.“ Seite 49

„Aus der Hitze unserer Auseinandersetzung wird ein Knistern auf meiner Haut, ein Glimmen in meiner Magengrube, ein Glutnest in meinem Scheiterhaufen von einem Herz. Florence und ich sind nur einen Windstoß von einem Wandbrand entfernt […]“ Seite 240

„Sie hat mich vom ersten Tag an herausgefordert, war mir immer ebenbürtig. Und das kam mir richtig vor.“ Seite 128

Meine Rezension

„When the King Falls” war damals – ich gebe es zu – in Wirklichkeit ein Coverkauf, doch vollkommen unerwartet hat es sich dann als echtes Vampir-Romantasy-Highlight entpuppt. Ich habe so mitgefühlt und mit Florence mitgefiebert! An der Fortsetzung führte daher kein Weg vorbei – entsprechend hoch waren auch meine Erwartungen.

Doch konnte mich auch Band 2 wieder so begeistern und emotional mitreißen wie der Auftakt? Nein, leider nicht, denn er hat mich leider ziemlich enttäuscht. Gewünscht habe ich mir mehr von dem, was ich so geliebt habe – bekommen habe ich: etwas anderes. Er fühlte sich nämlich wie ein Crossover von „When the King Falls“ und „50 Shades of Grey“ an – und zwar leider nicht auf eine gute Art. Eigentlich hat sich bei mir schon ein leicht mulmiges Bauchgefühl eingestellt, als ich die Triggerwarnung sah (im Print-Buch leider nicht enthalten!), denn dort stand, Consent wäre trotz härterer Szenen „grundsätzlich“ immer gegeben. Wieso braucht man dieses kleine Wörtchen, wenn man sich absolut sicher ist? „Sehr verdächtig!“, dachte ich mir misstrauisch – und sollte Recht behalten.

Gerade das, was ich nämlich am ersten Band so geliebt habe – den Feminismus, die absolut UNtoxische Beziehung auf Augenhöhe, die süße, kribbelnde Romantik, den liebevollen, empathischen und rücksichtsvollen Love Interest, den Consent, auf den so genau geachtet wurde – das alles war in Band 2 plötzlich verschwunden, fast als hätte eine andere Person dieses Buch geschrieben… oder als wollte hier jemand unbedingt auf den Dark-Romance-Zug aufspringen (ganz schlechte Entscheidung!), auch wenn dieser ÜBERHAUPT nicht zur Geschichte und den Figuren passt, die man ja in Band 1 schon sehr gut kennengelernt hat. Ich fühlte mich in Band 2 plötzlich an „50 Shades of Grey“ erinnert – wenn unsere (vormals) starke Protagonistin darum fleht, von unserer (früheren) Green Flag Benedict „bestraft“ zu werden und ihm verspricht, alles zu tun, was er wolle, SOLANGE er sie danach auch (hart) „f----" – was ER ihr in einer ziemlich unglaubwürdigen und leicht peinlichen Rede auch verspricht.

Wir beide – Marieke Kessler (Bookstagrammerin) und ich, die gemeinsam dieses Buch gelesen haben – waren, gelinde gesagt, sehr irritiert. Nichts läge mir ferner als Kinkshaming (Kinks sind für mich, auch in Büchern, kein Problem, solange zu jedem Zeitpunkt Consent besteht), doch mich hat gestört, dass diese Szenen 1) vollkommen aus dem Nichts kamen, 2) überhaupt nicht zu den Figuren passten, weswegen ich beide in ihren neuen „Rollen“ 0 ernst nehmen konnte, 3) gänzlich unerwartet auf einen einprasseln, weil man so eine 180-Grad-Wendung bei einer Fortsetzung mit den gleichen Figuren logischerweise NICHT erwartet, 4) teilweise auch schlecht/klischeehaft/übertrieben geschrieben waren, sodass sie sehr unangenehm (cringe!) zu lesen waren.

Das größte Problem, das ich aber mit der Richtung, in die sich diese Reihe entwickelt hat, habe, ist, dass es in Band 2 zu einer sehr harten und groben S—szene kommt (Seite 245-251, wer nachlesen möchte), obwohl es KEINERLEI Absprachen und Safewords im Vorhinein gibt und Consent NICHT zu jeder Zeit von Benedict sichergestellt wird. Im Gegenteil, es fallen noch Aussagen wie „letzte Chance, Stopp zu sagen“… Nein, es ist nie zu spät, Stopp zu sagen, verdammt! Außerdem wusste Florence doch nicht einmal, worauf sie sich da genau einlässt. Benedict bemerkt in dieser Szene nicht einmal, dass er sie verletzt – und wird damit von der grünen zur Red Flag, vor der man seine Freundin warnen würde. Auch in solchen Momenten muss ich mich doch soweit im Griff haben, dass ich merke, wie es meiner Partnerin geht – hier kann ich wirklich nur den Kopf schütteln! Er fühlt sich IMMERHIN danach schlecht, entschuldigt sich und scheint zu merken, dass es falsch war, was er mit Florence angestellt hat (zu Recht!). Ein ehrliches und ernsthaftes Gespräch hätte diese Szene – aus der Florence mit blauen Flecken und Verletzungen, wimmernd, wie ein Häufchen Elend [seine Worte] geht! – vielleicht noch irgendwie retten können, aber SIE behauptet danach, dass angeblich alles okay wäre und sie das alles auch gewollt habe. Also sorry, aber das kann ich ihr nicht glauben! Auf mich hat es gewirkt, als wäre Florence so erschlagen und überfordert gewesen von Benedicts rücksichtslosem/empathielosem Verhalten (verständlich!), dass sie in dem Moment nicht einmal selbst gewusst hat, was sie überhaupt noch will und was nicht.

Ein großer Fehler war es hier, diese Szene auch noch aus der Sicht des Mannes zu beschreiben (Male Gaze), sodass wir nicht wissen, was Florence da wirklich durch den Kopf gegangen ist. Über diese Stelle haben wir in der Leserunde viel und lange diskutiert und wir sind uns noch immer nicht ganz einig, wie wir dazu stehen. Vielleicht ist es sogar eine Vergewaltigung, vielleicht noch im Graubereich, auf jeden Fall aber übergriffig, höchst fragwürdig und problematisch – diese Szene passt auch überhaupt nicht zu dem Benedict, den wir in Band 1 kennengelernt haben (eigentlich würde er so etwas niemals machen). Und aus feministischer Sicht war das Ganze natürlich eine herbe Enttäuschung!

Es gab selbstverständlich aber auch wieder Dinge, die mir gefallen haben: Den Schreibstil habe ich wieder geliebt! Die Autorin kann einfach schreiben und ihr flüssiger, anschaulicher Stil ist perfekt fürs Romantasy-Genre (deshalb werde ich auch ihrer Drachenreihe zumindest eine Chance geben). Dagmar Bittner hat wieder wundervoll und sehr mitreißend und lebendig das Hörbuch gelesen, besonders die Dialoge (Sven Macht fand ich hingegen recht gewöhnungsbedürftig und bin auch nur bedingt warm mit seiner Stimme geworden). Selbst wenn man das feministische Auge ganz fest zudrückt, war es für mich am Ende trotzdem nur ein mittelmäßiges Buch: Kaum Handlung, die Geschichte kriecht im Schneckentempo voran und einen durchgehenden Spannungsbogen sucht man (trotz einzelner spannender Momente) vergeblich. Dass ich zwei Monate daran gelesen habe, spricht glaube ich auch für sich… Auch dieses Kribbeln und die gute Chemie zwischen den Hauptfiguren hat mir leider oft gefehlt, ebenso wie das Worldbuilding. Ich hätte so gerne noch mehr über diese interessante Welt und Gesellschaft erfahren!

Mein Fazit

Auf einen großartigen Auftakt folgte für mich leider eine herbe Enttäuschung. Fast alles, was ich an Band 1 so geliebt habe, wurde mir in der Fortsetzung vorenthalten. Statt Feminismus und einer wandelnden Green Flag (Benedict), werden einem hier Dark Romance und problematische Szenen serviert. Wäre das hier ein Restaurant, hätte ich meinen Teller zurückgehen lassen mit den Worten: „Nein, danke, das hab‘ ich aber nicht bestellt!“ Ich kann „The Queen Will Rise“ daher leider nicht weiterempfehlen. Lest lieber Teil 1 (der ist wirklich toll!) und lasst es dann gut sein (trotz des gemeinen Cliffhangers)…

Bewertung

Cover / Aufmachung: 5 Sterne ♥
Idee: 3 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 2 Sterne
Umsetzung: 2,5 Sterne
Worldbuilding: 2,5 Sterne
Einstieg: 4 Sterne
Ende: 3 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 4 Sterne
Figuren: 3 Sterne
Spannung: 2 Sterne
Tempo: 1,5 Sterne
Wendungen: 3 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 2,5 Sterne
Einzigartigkeit: 3 Sterne

Insgesamt:

☆★,5 Sterne

Dieses Buch bekommt von mir zweieinhalb Sterne!

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