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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2022

Gewohnt gute Unterhaltung, aber nicht der beste Band der Reihe!

Das Vermächtnis der Orphans
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Vor seinem Ausstieg war er ein Auftragskiller der Regierung, jetzt nutzt Evan seine außergewöhnlichen Fähigkeiten, um Menschen in Not zu helfen. In den letzten Jahren ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Vor seinem Ausstieg war er ein Auftragskiller der Regierung, jetzt nutzt Evan seine außergewöhnlichen Fähigkeiten, um Menschen in Not zu helfen. In den letzten Jahren hat er vielen davon das Leben gerettet, doch der Preis war hoch. Deshalb beschließt er: Noch eine letzte Rettungsmission, dann hört er als „Nowhere Man“ auf. Doch dieser letzte Auftrag scheint immer gefährlicher zu werden und einfach kein Ende zu nehmen…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band #5 von (aktuell) 7
Erzählweise: Figuraler Erzähler, Präteritum
Perspektive: hauptsächlich männliche Perspektive
Kapitellänge: kurz

Tiere im Buch: +/- Im Buch werden Hunde zu Hundekämpfen gezwungen, verletzt und gequält (keine genauen Beschreibungen). Es wird kein Tier getötet. Der Protagonist verletzt auch in einer Notsituation keine Tiere, ein Hund wird sogar gerettet.
Triggerwarnung: Tod von Menschen, Gewalt, Blut, Tierquälerei, Erbrechen
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Hu++söhne, Bitch (wird aber nie für Frauen verwendet)

Warum dieses Buch?

Ich verfolge diese Reihe und ihren liebenswürdigen Helden schon seit Band 1. Jedes Mal fühlt sich das Lesen an wie heimkommen. Deshalb war auch dieser 5. Band natürlich wieder Pflichtlektüre für mich!

Kurzrezension

Das hat mir gefallen…

+ die liebevoll ausgearbeiteten, authentischen Figuren, die auch dieses Mal wieder die größte Stärke dieses Thrillers sind. Im Mittelpunkt steht erneut Evan – der knallharte, erstklassig ausgebildete, absolut tödliche Geheimagent mit dem großen Herz. Auch seine rebellische, wilde, hochintelligente Ziehtochter Joey und der süße Hund namens „Hund“ haben sich in mein Herz geschlichen. Diese Reihe zu lesen, ist für mich immer wie heimkommen – und das liebe ich!
+ der flüssige, für einen Thriller perfekt geeignete Schreibstil, der sowohl in Actionszenen als auch in ruhigeren, emotionalen Momenten überzeugt.
+ die für diese Thriller-Reihe typischen actionreichen Kämpfe & unglaublichen Heldenmomente, die auch dieses Mal wieder großen Spaß gemacht haben. Waffenkunde gibt es wie immer gratis dazu!
+ der Feminismus. Auch dieses Mal treffen wir wieder auf viele intelligente und starke Frauenfiguren und erneut wird gänzlich auf Sexismus und großteils auch auf Geschlechterstereotype verzichtet. Mich überrascht es immer wieder positiv, wie wenig „Male Gaze“ in den Büchern von Gregg Hurwitz zu finden ist, obwohl es sich bei Agenten-Geschichten doch um ein so männlich geprägtes Genre handelt: Er verzichtet darauf, Frauen zu objektifizieren und sexualisieren, und präsentiert sie uns stattdessen als Menschen mit Ecken und Kanten – und das liebe ich an ihm!
+ die Themen (Familie, Liebe, Opfer, Schuld), die auch dieses Mal wieder tiefgründig behandelt werden.
+ die unerwarteten Wendungen, die immer wieder für eine Überraschung gut sind.

"Er sieht aus wie ein ganz normaler Mann. Aber das ist er nicht." E-Book, Position 271

Das lässt mich zwiegespalten zurück…

~ der Spannungsbogen. Auch Band 5 hat mich wieder einige Stunden lang gut unterhalten, aber der beste Band der Reihe ist es nicht. Das liegt daran, dass die Geschichte eher langsam ins Rollen kommt, dass in der Mitte einige ruhigere Passagen vorkommen und dass das hohe Erzähltempo und die atemlose Spannung der Vorgängerbände dieses Mal nicht erreicht werden.
~ die Länge der Reihe. Eigentlich wäre die Reihe als Trilogie angelegt gewesen, mittlerweile gibt es 7 Bände (auf Englisch). Ich hoffe, dass der Autor bald zum Ende kommt, weil ich es nicht mag, wenn sich Reihen ewig in die Länge ziehen und dabei schlimmstenfalls immer schlechter werden. Trotzdem freue ich mich schon jetzt auf Band 6, den ich natürlich wieder lesen werde. Hoffentlich erscheint auch die vor langer Zeit angekündigte Serie bald, auf die freue ich mich nämlich schon sehr!

"Aber ich möchte, dass du eines tust. Sieh mich an. Sie mich ganz genau an. Und frag dich: Sehe ich aus, als ob ich Angst hätte? " eBook, Position 1897

Das hat mir nicht gefallen…

- die Übersetzung (zumindest stellenweise), weil viele englische Begriffe einfach nicht übersetzt werden. Wie sollen das Menschen, die nicht gut Englisch können, verstehen? Die ganze Zeit im Internet nachzuschlagen, macht beim Lesen sicher keinen Spaß!

"Jedes Mal meldete er sich mit demselben Satz: ‚Brauchen Sie meine Hilfe?' und dann griff er ein, um die Unschuldigen zu beschützen, weil es sonst niemand tat." E-Book, Position 271

Mein Fazit

Auch Band 5 ist wieder unterhaltsam und wurde mit viel Herz geschrieben – das beste Buch der Reihe ist er aber nicht. Gewohnt stark präsentieren sich auch dieses Mal die Figuren, der Schreibstil und die tiefgründigen Themen, dafür schwächelt der Thriller etwas bei der Spannung und beim Tempo. Das ist natürlich Kritik auf hohem Niveau, deshalb freue ich mich schon jetzt auf Band 6! Fans der Reihe können hier unbesorgt zugreifen – und wer die Reihe noch nicht kennt, sollte das so schnell wie möglich ändern! Viel Spaß!

Bewertung

Idee: 4 Lilien
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Lilien
Tiefe: 5 Lilien ♥
Umsetzung: 4 Lilien
Worldbuilding: 5 Lilien ♥
Einstieg: 4 Lilien
Ende: 5 Lilien ♥
Schreibstil: 5 Lilien ♥
Protagonist: 5 Lilien ♥
Figuren: 5 Lilien ♥
Spannung: 3 Lilien
Tempo: 3 Lilien
Wendungen: 4 Lilien
Atmosphäre: 5 Lilien ♥
Emotionale Involviertheit: 5 Lilien ♥
Feministischer Blickwinkel: 5 Lilien ♥
Einzigartigkeit: 5 Lilien ♥

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir 4 zufriedene Lilien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.06.2022

Actionreich und spannend, aber leider kamen die Gefühle zu kurz!

Cainstorm Island – Der Gejagte
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Der 17-jährige Parkour-Sportler Emilio lebt mit seiner hoch verschuldeten Familie auf einem armen Kontinent, der von der Welt der Reichen durch eine unüberwindbare ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Der 17-jährige Parkour-Sportler Emilio lebt mit seiner hoch verschuldeten Familie auf einem armen Kontinent, der von der Welt der Reichen durch eine unüberwindbare Barriere getrennt ist. Eines Tages erhält er ein unwiderstehliches Angebot: Ihm wird ein Chip ins Gehirn gepflanzt, der jeden Tag live überträgt, was er mit seinen Augen sieht; dafür wird er gut bezahlt. Am Anfang läuft es gut – bis Emilio live auf Sendung aus Notwehr den Anführer einer Gang tötet. Gleichzeitig wird er zum Video-Star und Gejagten…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band #1 von (aktuell) 2
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präsens
Perspektive: männliche Perspektive
Kapitellänge: kurz
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: ---

Warum dieses Buch?

Ich habe vor der Lektüre nur Gutes über dieses Buch gehört. Außerdem ist „Cainstorm Island“ eine deutsche Dystopie, was mich zusätzlich neugierig gemacht hat!

Kurzrezension

Das hat mir gefallen…

+ der anschauliche, flüssige, angenehm lesbare (und für Jugendliche perfekt passende) Schreibstil, durch den sich das Buch schnell weglesen lässt.
+ die vielversprechende, interessante, spannende Grundidee (Junge tötet im Livestream in Notwehr einen Ganganführer und schwebt daraufhin in Lebensgefahr).
+ den sympathischen Protagonisten, den ich mochte und mit dem ich mitfiebern konnte.
+ die überraschenden Wendungen, der actionreiche Plot und das Spannungslevel, das konstant hochgehalten wird.
+ der Feminismus. Es gibt in diesem dystopischen Jugendthriller viele intelligente, mächtige und (körperlich) starke Frauen und keine gegenderten Beleidigungen, und den Bechdel-Test besteht er auch. Ein Punkt wird für die vereinzelt vorkommenden Geschlechterstereotype und uncoole Aussagen (z. B. die, dass eine Frau „schon fast zu muskulös“ sei) abgezogen.

„Mord und Totschlag ziehen bei ihnen [den Zuschauer·innen] immer. Inzwischen kenne ich sie gut. Für ein paar blutige Geschichten an einem langweiligen Donnerstagnachmittag sind sie immer zu haben. Echtes Drama aus sicherer Entfernung.“ E-Book, Position 29

Das lässt mich zwiegespalten zurück…

~ die dystopische Welt, die schon okay war, aber leider nicht viel Neues bietet.
~ die Atmosphäre, die an manchen Stellen noch dichter hätte sein können.
~ die interessanten Themen (Armut, Familie, Zusammenhalt, Freundschaft, Selbstfindung), bei deren Behandlung mir allerdings oft Tiefe fehlte.
~ die Figuren. Einige Charaktere fand ich gut gelungen, andere bleiben leider blass und austauschbar. In mein Gedächtnis gebrannt hat sich leider keiner davon, ich werde sie wohl alle schnell wieder vergessen haben…

„Sie hat Prinzipien, aber sie ist eine Killerin mit blutbespritzter Hose, einem Messer, das in ihrem Gummistiefel steckt, und einer Pistole.“ E-Book, Position 2306

Das hat mir nicht gefallen…

- der Mangel an Emotionen. Es gibt Action und Wendungen im Überfluss, aber die Gefühle bleiben dabei leider auf der Strecke. Das Buch konnte mich emotional nicht wirklich erreichen.
- das Drama, das ich in manchen Momenten wirklich übertrieben fand.

Mein Fazit

„Cainstorm Island“ eignet sich perfekt als actionreicher, spannender, recht feministischer Jugendbuch-Snack für zwischendurch – große Gefühle oder zu viel Tiefe sollte man hier aber nicht erwarten. Kurz: Kann man lesen – wer es nicht tut, verpasst aber auch nichts Weltbewegendes.

Bewertung

Idee: 5 Lilien ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Lilien
Tiefe: 3 Lilien
Umsetzung: 4 Lilien
Worldbuilding: 3,5 Lilien
Einstieg: 4 Lilien
Ende: 4 Lilien
Schreibstil: 4 Lilien
Protagonist: 4 Lilien
Figuren: 3,5 Lilien
Spannung: 5 Lilien
Wendungen: 4 Lilien
Atmosphäre: 3 Lilien
Emotionale Involviertheit: 2,5 Lilien
Feministischer Blickwinkel: 4 Lilien
Einzigartigkeit: 3 Lilien

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir 4 Lilien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2022

3,5 Sterne: Ganz okay, aber man hätte mehr daraus machen können!

Ancora
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Inhalt

Sich entspannen, an ihrem Gedichtband weiterschreiben, sich selbst besser kennenlernen, ihre Beziehung retten – das alles erhofft sich die junge Romy von ihrem mehrwöchigen Sommerurlaub im abgeschiedenen ...

Inhalt

Sich entspannen, an ihrem Gedichtband weiterschreiben, sich selbst besser kennenlernen, ihre Beziehung retten – das alles erhofft sich die junge Romy von ihrem mehrwöchigen Sommerurlaub im abgeschiedenen Dorf Ancora. Strom, Handyempfang und Leistungsdruck gibt es dort nicht. Doch schon in der ersten Nacht passieren seltsame Dinge. Sind Romy und ihre Freunde vielleicht doch nicht so willkommen, wie sie dachten?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzählerin, Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz
Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere gequält. Es werden Tiere geschlachtet (keine Beschreibungen), ein Huhn wird kopfüber in die Küche getragen, wo es später geschlachtet wird.
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: ---
Feministisch? Ja.

Warum dieses Buch?

Nach den vielen Dystopien, die ich in letzter Zeit gelesen habe, musste endlich wieder einmal ein spannender Thriller her, der in der Gegenwart spielt. Als ich „Ancora“ entdeckt habe, wusste ich sofort: Das wird mein nächstes Buch!

Kurzrezension

Das hat mir gefallen…

Atmosphäre & Setting (4 Lilien)

Das Setting – dieses abgeschiedene, kleine Dörfchen irgendwo im Nirgendwo ohne Strom und Handyempfang – hatte natürlich viel Potential und ich fand es grandios gewählt. Besonders in der ersten Hälfte des Buches habe ich die Atmosphäre als sehr dicht und stellenweise sogar richtig düster und unheimlich wahrgenommen. Vor allem die gruselige Stimmung in den finsteren, nur durch Kerzen- und Mondlicht erhellten Nächten hat mir sehr gut gefallen!

„Sie lebt. Die Dunkelheit lebt. Und sie wartet nur darauf, dass man unvorsichtig wird und einen Fehler macht." E-Book, Position 78

Protagonistin (4 Lilien)

Mit Romy hat der Autor eine starke, sympathische, mutige und wissenshungrige Protagonistin geschaffen, die Mädchen als Vorbild dienen kann und mit der sich Jugendliche bestimmt identifizieren können. Auch ich habe sie gerne durch die Geschichte begleitet– auch wenn ich ihr Verhalten nicht immer ganz nachvollziehen konnte.

„Ich weiß nicht wieso, aber dieses Dorf, dieses Tal, macht etwas mit mir.“ E-Book, Position 613

Feminismus (4 Lilien)

Aus feministischer Sicht gibt es nicht viel auszusetzen: Das Buch ist frei von gegenderten Beleidigungen (das ist mir gerade bei Jugendliteratur immer sehr wichtig!), besteht den Bechdel-Test, enthält viele starke Frauen und sogar Diversität in Form einer lesbischen Liebesgeschichte. Einen Punkt Abzug gibt es für die vereinzelten Geschlechterstereotypen. Wächst da etwa gerade eine neue Generation von modernen, feministisch eingestellten männlichen Autoren heran? Der vorliegende Jugendroman stimmt jedenfalls hoffnungsvoll!

Das lässt mich zwiegespalten zurück…

Schreibstil (3 Lilien)

Der Schreibstil lässt mich eindeutig zwiegespalten zurück. Einerseits ist er natürlich einem Jugendbuch angemessen (weder zu einfach noch zu komplex) und stellenweise angenehm zu lesen, andererseits fand ich ihn auch manchmal holprig und wurde hin und wieder aus dem Lesefluss gerissen.

Geschichte / Themen (3,5 Lilien)

Für mich ist „Ancora“ ein solider Mysterythriller für Jugendliche, den auch ich ganz unterhaltsam fand. Thematisch stehen Selbstfindung, Liebe, Freundschaft, das Leben in einer Gemeinschaft und Kritik an der Leistungsgesellschaft im Mittelpunkt. Das volle Potential des Settings und der Idee konnte der Autor aber leider nicht nutzen, hier fehlten mir Tiefe und ein besser durchdachter Plot. Vieles wurde mir einfach zu hastig und oberflächlich abgehandelt, und gegen Ende wurde die Geschichte zunehmend wirrer. Da hat mich „Ancora“ dann auch (emotional) verloren.

„Nachdem in den 70er Jahren ein nahegelegenes Chemiewerk explodiert ist, wurde die ganze Gegend für längere Zeit zur Sperrzone erklärt. Dutzende Mitarbeiter sollen bei der Explosion ihr Leben verloren haben.“ E-Book, Position 91

Spannung (3 Lilien)

Leider hat das Buch außerdem ein großes Problem mit seinem „Pacing“ (= Tempo, Struktur). Was der gruselige, fesselnde Prolog verspricht, kann der Rest der Geschichte leider nicht halten. Anfangs kommt die Geschichte nur langsam ins Rollen, der Spannungshöhepunkt befindet sich seltsamerweise in der Mitte des Buches, danach liegen noch viele Seiten vor einem, in denen aber nicht mehr viel passiert. Versteht mich nicht falsch – die Geschichte hat durchaus ihre spannenden Momente, aber zwischendurch bricht der Spannungsbogen leider immer wieder ein.

Figuren (3 Lilien)

Die meisten Nebenfiguren (es gibt natürlich auch ein paar Ausnahmen) blieben meiner Meinung nach leider relativ blass, eindimensional und austauschbar. Sie waren zwar nicht (alle) unsympathisch, aber ich werde sie wohl leider schnell wieder vergessen.

Das hat mir nicht gefallen:

Dialoge (2 Lilien)

Die Dialoge fühlten sich stellenweise wirklich sehr hölzern, konstruiert und künstlich an. Es gab zum Beispiel plötzliche Themenwechsel und Witze, die nicht so richtig passten – das war in meinen Augen leider oft kein normaler Gesprächsverlauf, in dem sich ein Satz aus dem anderen ergibt.

Mein Fazit

„Ancora – Die Zeit ist gegen dich“ ist für mich ein solider Mysterythriller für Jugendliche, der mit einer dichten Atmosphäre, einer starken Protagonistin und einem überzeugenden Setting punktet, der aber leider (!) sein volles Potential nicht nutzen kann und Schwächen beim Plot, beim Tempo und bei der Figurenzeichnung aufweist. Das Zielpublikum kann mit diesem Buch bestimmt ein paar schöne Lesestunden verbringen und auch ich fand es nicht schlecht – ich habe nur einfach mehr erwartet…

Bewertung

Idee: 5 Lilien ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 3,5 Lilien
Umsetzung: 3,5 Lilie
Worldbuilding: 4 Lilien
Einstieg: 5 Lilien ♥
Ende: 3 Lilien
Schreibstil: 3 Lilien
Dialoge: 2 Lillien
Protagonistin: 4 Lilien
Figuren: 3 Lilien
Spannung: 3 Lilien
Wendungen: 3 Lilien
Atmosphäre: 4 Lilien
Emotionale Involviertheit: 3 Lilien
Feministischer Blickwinkel: 4 Lilien
Einzigartigkeit: 3 Lilien

Insgesamt:

❀❀❀,5 Lilien

Dieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Lilien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.05.2022

Lustig und überraschend feministisch, aber auch klischeehaft und kitschig!

The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman
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Achtung! Die Rezension enthält Spoiler!

Inhalt

Die Ehe von Profisportler Gavin ist am Ende, seine Frau Thea verlangt die Scheidung. Unerwartete Hilfe kommt von seinem besten Freund, der Gavin mit ...

Achtung! Die Rezension enthält Spoiler!

Inhalt

Die Ehe von Profisportler Gavin ist am Ende, seine Frau Thea verlangt die Scheidung. Unerwartete Hilfe kommt von seinem besten Freund, der Gavin mit zu einem Treffen eines geheimen Buchclubs nimmt. Gemeinsam lesen die Männer Liebesromane (die sie Handbücher nennen), um Frauen besser zu verstehen. Auf diese Weise versuchen sie gemeinsam, Gavins Ehe zu retten. Das Problem: Ehefrau Thea will das eigentlich gar nicht…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band #1 einer Reihe (aktuell 5 Bände, ein weiterer ist in Arbeit)
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche & männliche Perspektive im Wechsel
Kapitellänge: mittel
Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt, gequält oder getötet.
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Bitch (im positiven Sinne verwendet), Hu+++sohn
Feministisch? Ja.

Warum dieses Buch?

Ich lese ja eigentlich selten und eher ungern Liebesromane, aber hier fand ich die Grundidee so lustig, dass ich das Buch unbedingt lesen musste!


Kurzrezension


Das hat mir gefallen…

Humor (5 Lilien ♥):

Die größte Stärke des Buches ist für mich ganz klar der Humor: Hier werden uns herrlich witzige Dialoge und grandiose Situationskomik, die mich nicht nur einmal zum Schmunzeln oder Lachen gebracht hat, serviert. Dafür gibt es von mir ein großes Lob!

Schreibstil (4 Lilien):

Mit ihrem flüssig lesbaren, locker-leichten und angenehmen Schreibstil konnte mich die Autorin überzeugen. Man fliegt nur so durch die Seiten! Lediglich ein bisschen atmosphärischer und anschaulicher hätten die Beschreibungen manchmal sein dürfen.

„‘Ihr lest Liebesromane?‘
‘Wir nennen Sie Handbücher‘, antwortete der Russe.“ Seite 42

Figuren (4 Lilien):

Das Figurenensemble hat mir richtig gut gefallen. Besonders die Mitglieder des geheimen Buchclubs fand ich als Gruppe sehr charmant, lustig und liebenswürdig (auch wenn das eine oder andere Klischee vorhanden war). Die Protagonistin Thea und ihre beschützerische Schwester Liz mochte ich (offensichtlich im Gegensatz zu vielen anderen Leser·innen) ebenfalls sehr. Als Feministin konnte ich Theas Frustration und Unzufriedenheit sehr gut nachvollziehen, immerhin hat sie ihre Karriere für Gavin aufgegeben und musste sich jahrelang alleine um Haushalt und Kinder kümmern – ohne dafür Dankbarkeit und Wertschätzung zu erhalten.

Feminismus (4 Lilien):

Dieser Liebesroman enthält überraschend viel Feminismus: Wir treffen auf starke weibliche Figuren, feministische Themen werden diskutiert (zum Beispiel die Mental Load und die Rolle des Mannes in der heutigen Gesellschaft) und den Bechdel-Test besteht dieser Auftakt ebenfalls problemlos. Auch die Mitglieder des Buchclubs sind zum Glück moderne Männer und keine Chauvinisten. Einen Punkt Abzug gibt es für die vereinzelt vorkommenden Rollenklischees.

„‘Die Abwertung des Pumpkin Spice Latte ist ein perfektes Beispiel dafür, wie toxische Männlichkeit unser Leben bis in die banalsten Alltagsdetails durchdringt. Wenn Frauen etwas mögen, macht sich unsere Gesellschaft automatisch darüber lustig. Wie über Liebesromane.‘" Seite 68


Das lässt mich zwiegespalten zurück…

Geschichte / Themen (3 Lilien):

Ich bin ja eigentlich kein großer Liebesroman-Fan, aber hin und wieder kann ich nicht widerstehen. Bereut habe ich die Lektüre nicht, trotzdem habe ich mir von der großartigen Grundidee mehr erwartet. Der geheime Buchclub und die literarischen Analysen spielen nämlich leider eine viel kleinere Rolle als erhofft. Erfrischend ist bei diesem Werk dafür, dass es einmal nicht um eine neu aufkeimende Liebe geht, sondern um eine bestehende Ehe, die gerettet werden soll. Das genretypische Beziehungsdrama steht trotzdem auch hier im Mittelpunkt. Streckenweise hätte ich mir bei der Behandlung von Themen wie Beziehungskrisen, Selbstverwirklichung und Elternschaft etwas mehr Tiefe gewünscht. Trotzdem hat mich das Buch einige Stunden lang ganz gut unterhalten.

„‘Liebesromane werden hauptsächlich von Frauen für Frauen geschrieben, und darin geht es vor allem darum, wie sie behandelt werden wollen und was sie vom Leben und in einer Beziehung erwarten.‘“ Seite 44

Spannung (3 Lilien):

Typisch für einen Liebesroman hielt sich auch hier die Spannung in Grenzen, vor allem da die Geschichte auch recht vorhersehbar auf ein Happy End zusteuert. Als Thrillerleserin bin ich da natürlich anderes gewohnt und hatte wieder den Eindruck, dass man das Buch gut hätte kürzen können. Trotzdem habe ich mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt – und das schafft nicht jedes Romance-Buch!


Das hat mochte ich nicht…

Kitsch-Level (hoch)

Kitschige Szenen führen bei mir leider nicht zu romantischen Gefühlen, sondern zu akutem Augenrollen während der Lektüre. Dieses Buch kommt zum Glück über weite Strecken ohne Kitsch aus – aber am Ende konnte sich die Autorin wohl nicht mehr zurückhalten und hat noch alles an Kitsch in die letzten Seiten gestopft, was noch irgendwie Platz hatte. Da das wirklich nur das Ende betrifft, war es für mich aber erträglich.


Mein Fazit

„The Secret Book Club“ ist ein überraschend feministischer, moderner Liebesroman, der mich nicht nur einmal zum Lachen gebracht hat und der mich einige Stunden ganz gut unterhalten konnte. Punkteabzug gibt es für das eine oder andere Klischee, den Mangel an Spannung und den übertriebenen Kitsch am Ende. Fans des Genres (zu denen ich ja leider nicht gehöre) können mit diesem Buch aber sicher nichts falsch machen, sondern hier bedenkenlos zugreifen!


Bewertung

Idee: 5 Lilien ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 3,5 Lilien
Umsetzung: 3,5 Lilie
Worldbuilding: 3 Lilien
Einstieg: 3 Lilien
Ende: 2 Lilien
Schreibstil: 4 Lilien
Protagonist·innen: 4 Lilien
Figuren: 4 Lilien
Spannung: 3 Lilien
Wendungen: 2 Lilien
Atmosphäre: 3 Lilien
Emotionale Involviertheit: 3,5 Lilien
Feministischer Blickwinkel: 4 Lilien
Einzigartigkeit: 3 Lilien


Insgesamt:

❀❀❀,5 Lilien

Dieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Lilien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2022

Wollt ihr wirklich meine Sicht? Dann lest mein Rezensionsgedicht!

Someday, Someday
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Ihre Bücher findet man auf vielen Blogs und Online-Portalen,
und auch im Buchgeschäft: Emma Scott auf allen Regalen!
Ich wollte wissen: Was ist an dem Hype dran?
Ich musste ihr Buch lesen, damit ich endlich ...

Ihre Bücher findet man auf vielen Blogs und Online-Portalen,
und auch im Buchgeschäft: Emma Scott auf allen Regalen!
Ich wollte wissen: Was ist an dem Hype dran?
Ich musste ihr Buch lesen, damit ich endlich mitreden kann.
Doch alleine ging das nicht, wer stand mir bei?
Julia @seiten_hieb! Besser als ein Romance-Grinch sind nämlich zwei!

Dass ich keine Liebesromane mag, kann ich mir einfach nicht eingestehen,
und wer kann diesen pastellfarbenen Covern schon widerstehen?
Vom Verlag finde ich dieses verführerische Buchdesign gemein,
aber ich kann diesen Verkaufsgenies einfach nicht böse sein!

Ich startete ins Buch, war recht motiviert –
es ist unglaublich, wie schnell man das Interesse verliert!
Ein Plot ist da, man kann ihn auch sehen,
aber vorher solltet ihr eine Lupe holen gehen!
Das Cringe-Level war hoch, da hat mich die Erkenntnis getroffen:
Ah, nicht nur die Richter-Skala ist nach oben hin offen!

Schreiben kann Emma Scott wirklich sehr gut,
auch wenn der Kitsch manchmal körperlich weh tut.
Die Autorin findet auch seltsame Dinge heiß,
Rennpferde, Attentäter – und das ist nur das, was ich bis jetzt weiß.
Eine Sache möchte ich gerne noch beklagen:
Man muss nicht immer alles 100x sagen!

Die Themen sind wichtig und ernst, das find‘ ich gut,
nur hätte ich mir gewünscht, dass sich auch emotional etwas bei mir tut.
Wie formulier‘ ich das jetzt? Ich bin lieber nicht zu direkt…
Sagen wir einfach, in diesem Buch ist ALLES sehr groß und perfekt.
Wo sind die Menschlichkeit, die Missgeschicke, die Kanten und Ecken?
Was will man mit so viel Perfektion bezwecken?

Silas Reichtum kann man ja durchaus beschreiben,
aber muss man es mir ständig unter die Nase reiben?
Jede Schuhmarke, jedes teure Parfum wird aufgezählt kleinlich,
sogar Christian Grey wäre so etwas peinlich!

Die Figuren sind ganz nett, die Lovestory OK,
aber hat sie mich vom Hocker gehauen? Hm, nee.
Max und Silas waren recht süß, meinem Herz waren sie aber schnuppe,
sie berührten mich emotional wie eine Schaufensterpuppe.

Die Own-Voice-Problematik zu verstehen, das habe ich oft probiert,
hier wurden mir neue Erkenntnisse auf einem Silbertablett serviert.
Obwohl ich es versuchte, konnte ich beim Lesen nie vergessen:
Jap, eine heterosexuelle Frau hat an diesem Buch gesessen.

Und am Ende der Geschichte konnte ich nicht glauben, was ich seh‘:
Was?! Noch 50 Seiten? Och, neee!
Emma Scott so: Du willst einen Epilog, deine Augen sprechen Bände!
Ich so: Mein Gott, komm doch endlich zum Ende!
Jede Träne, jede Emotion muss man im Epilog noch ausloten –
ich dachte, Folter wäre in diesem Land verboten?

Julia war längst mit dem Buch durch, sie trieb mich zur Eile,
doch ich konnte nicht schneller, ich hatte Langeweile!
Dieses Werk ist echt magisch, es hat nur 480 Seiten,
doch die fühlen sich an wie ganze Ewigkeiten.
Ich wollte es abbrechen, das Buch drohte, mich niederzuringen,
doch schlussendlich konnte ich es doch noch bezwingen!

Mein Fazit

Alles, was mir bleibt, ist dieses Buch zu verreißen,
ich kann ja nur schlecht meinen E-Reader an die Wand schmeißen!
Dass ich keine Liebesromane mag, wurde mir endlich klar –
und zumindest für diese Erkenntnis bin ich „Someday, Someday“ dankbar.
Am Ende dieses Rezension will ich höflich sein,
deshalb mein Fazit: Emma Scott? Danke, nein!

Bewertung

Idee: 4 Lilien
Inhalt, Themen, Botschaft: 3 Lilien
Umsetzung: 2 Lilien
Worldbuilding: 2 Lilien
Einstieg: 3 Lilien
Ende: 1 Lilie
Schreibstil: 5 Lilien
Protagonisten: 3 Lilien
Figuren: 2 Lilien
Spannung: 1 Lilie
Wendungen: 2 Lilien
Atmosphäre: 3 Lilien
Emotionale Involviertheit: 2 Lilien
Feministischer Blickwinkel: 4 Lilien

Insgesamt:

❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir 2 ernüchterte Lilien!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere