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Veröffentlicht am 10.09.2019

Fundiertes und praxisnah vermitteltes Wissen zu Heilpflanzen & Co.

Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl
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Das sehr informative, kompakte Sachbuch zum Heilpflanzenwissen der bekannten Familie Storl ist in anschaulicher und gut verständlicher Form - mit vielen entsprechenden Fotos und Pflanzenportraits - im ...


Das sehr informative, kompakte Sachbuch zum Heilpflanzenwissen der bekannten Familie Storl ist in anschaulicher und gut verständlicher Form - mit vielen entsprechenden Fotos und Pflanzenportraits - im Verlag GU (Gräfe und Unzer), München, 2019 erschienen.

Das Vorwort von Wolf-Dieter Storl geht auf die Selbstheilungskräfte des Menschen ein, die durch traditionelle Naturheilmittel (wie nachfolgend vorgestellt) aus der Natur ein, die mit den jeweiligen Pflanzen oder Substanzen wie Tinkturen etc. unterstützt werden können. Er merkt an, dass das Pflegen und Heilen von Mensch und Tier seit langer Zeit meist Frauen obliegt, die eine heilerische Intuition haben. Schauen wir in der Zeit zurück, so wissen wir von den "Kräuterweiblein", aber auch von heilkundigen Frauen im Mittelalter, die für ihr Wissen oftmals als Hexen diffamiert, gefoltert und verbrannt wurden.
Es wird auch betont, dass das Buch als ANREGUNG verstanden werden soll, die eigene Gesundheit - wenn immer möglich - selbst in die Hand zu nehmen.

Der Hauptteil umfasst die Pflanzenportraits (sehr praktisch fand ich hier bei jeder Pflanze die Zusätze: "Wo wächst er/wann sammeln/Was verwenden/Vorrat?) der Heilpflanzen, die mir teils gut bekannt, teils wenig bekannt (als Heilpflanze) waren; so z.B. die Goldrute, Augentrost, Beinwell, Holunder, Brennessel, Johanniskraut und Weißdorn. Viele Beispiele aus der Familiengeschichte der Storls belegen unterhaltsam und staunend die heilende Wirkung bei z.B. Insektenstichen, Verrenkungen, Entzündungen und kleinen Verletzungen sowie Erkältungen, die in fast jedes Menschenleben einwirken. Die Anwendungsmöglichkeiten der entsprechenden Pflanze(n) sind sehr praxisnah beschrieben, so dass man Sud, Tinktur oder Tee ohne Probleme anwenden kann.
Weitere wichtige Pflanzen aus der Hausapotheke der Familie sind ebenfalls einen tiefen Blick wert.

Ein sehr interessantes Gebiet des Einsatzes von Heilmitteln ist natürlich die Küche: Hier werden z.B. Zwiebel und Knoblauch, Apfelessig, Heilerde genannt, deren heilende Wirkung ich kannte. Neu war mir hingegen die günstige Auswirkung als Heilpflanze bzw. -gemüse von Kartoffeln, Kohl und Wirsing! Vor Grundrezepten mit guten Praxistipps "So wird's gemacht" erklären die Storls, wie und wo man Kräuter sammeln, Tinkturen und Salben herstellen kann. Ein Register der Pflanzen und Beschwerden mit Service- und Literaturhinweisen sind weiterhin sehr hilfreich und im Anhang zu finden.

Ich kann "Unsere grüne Kraft" sehr weiterempfehlen, da es informativ, sehr gut gegliedert und mit unglaublich großem Wissen Interessierten Heilmittel aus der Natur vorstellt, die jedem zur Verfügung stehen und m.E. einer sofortigen Behandlung mit chemischen Mitteln vorzuziehen ist. Jedoch betont die Autorin, dass es bei chronischer Art von Erkrankungen den Besuch des (Fach)arztes nicht ersetzen kann. Es gibt noch weitere Bücher der Autoren, wobei besonders "Gesund älter werden" sofort auf meine Merkliste gesetzt wird. 5*

Veröffentlicht am 01.09.2019

Authentischer Blick hinter die Kulissen eines Buchhändlers

Tagebuch eines Buchhändlers
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Im "Tagebuch eines Buchhändlers" von Shaun Bythell begleiten wir den schottischen Besitzer des Buchladens "The Bookshop" in dem schottischen Bücherstädtchen Wigtown, im südlichen Schottland gelegen, ein ...

Im "Tagebuch eines Buchhändlers" von Shaun Bythell begleiten wir den schottischen Besitzer des Buchladens "The Bookshop" in dem schottischen Bücherstädtchen Wigtown, im südlichen Schottland gelegen, ein Jahr lang bei seinen vielfältigen (und nicht immer leichten oder lustigen) buchhändlerischen Tätigkeiten.
Erschienen ist das Buch im btb-Verlag, Verlagsgruppe Randomhouse als TB (2019) und es umfasst 446 Seiten, die einen Blick "hinter die Kulissen" eines Buchhändlers durchaus gewähren; inklusive eines kurzen Blicks in die Persönlichkeit des Autors sowie seiner Leidenschaft für Bücher (ohne die man auch sicherlich keinen Buchladen führen sollte ;)

Ausser dem Autor und Inhaber von "The Bookshop" selbst lernt man viele weitere Menschen kennen, die als Verkäufer von Büchern auftreten (täglich mehrere) und natürlich den Kunden, die nach seltenen Büchern suchen. Mitarbeiter gibt es wenige; da ist Nicky, die zum Laden gehört wie die Bücher, die als bescheiden und großzügig mit dem, was sie hat, (besonders an den Feinschmeckertagen freitags ;) dargestellt wird, aber auch chaotisch ist und eigene Themen auf Schildern anbringt, die Shaun hinterher wieder entfernen muss. (Sie ist persönlich in einem youtube-Video zu sehen; zudem ein wirklich sehenswertes Video namens "Reader's Delight", das von Shaun Bythell und anderen produziert und bei youtube eingestellt wurde, das sich musikalisch aus dem bekannten Song "Rapper's Delight" ableitet - sehr köstlich und absolut sehenswert nach Beendigung der Lektüre!

Ausser nörgelnden und auch netten Kunden wie Mr. Deacon wird auch klar, dass der Ankauf der Bücher, die sich zum Wiederverkauf im Laden (oder auf ebay oder beim bösen Riesen amazon lohnen), für den erklärten und leidenschaftlichen Freizeitfischer Bythell ein ähnliches Beuteschema aufweist, das ihm sehr gefällt (was man sich als Leser nur allzu gut vorstellen kann;)

Der Autor beschreibt "die Vorfreude, Bücher anzukaufen wie ein Netz, das er auswirft und nie weiß, was sich darin verfangen hat" (Zitat S. 56).

Er setzt sich u.a. dafür ein, dass Wigtown und Galloway - ein bisher von "Visit Scotland" sehr vernachlässigter, aber schöner Teil im Süden Schottlands, mehr in den Fokus gerückt wird und in Wigtown gibt es ausser einem Frühlingsfest auch ein Festival, das immer Ende September stattfindet und in das alle Buchhändler involviert sind. Eine Menge Arbeit, viele Menschen (auch Schauspieler und Theatermacher), die auftauchen und - nach dem Festival wieder verschwinden. Diese Phase fand ich interessant und man bekommt als bibliophiler Leser große Lust, einmal dabei zu sein und alle Buchläden und Events während des Festivals zu besuchen.

An Skurrilitäten mangelt es dem Tagebuch von Shaun Bythell nicht; sei es der ewig griesgrämige Postbeamte aus Nordirland oder die blinde 93jährige Frau, die immer telefonisch Bücher für ihre Enkel bestellt; sei es "Handtaschen-Dave" oder die deprimierte Waliserin - Unterhaltungswert und schottischer Charme vereinen sich grandios in diesem Buch. Aber auch die Schattenseiten des Buchhändlerberufs spart Bythell nicht aus:

Durch das Internet und vor allem die Branchenriesen (Verlagsketten) sowie amazon (wobei er besonders auf amazon und Kindle-E-Reader nicht gut zu sprechen ist, was ich durchaus mit ihm teile) haben es sowohl kleinere Verlage als auch Autoren schwerer als früher, besonders auch die kleinen und unabhängigen Buchhandlungen, wirtschaftlich am Leben zu bleiben. Früher wurden seltene Bücher über Antiquariate gesucht: Heute bestellt der Kunde selbst im Internet sein gesuchtes Buch - auch "Print-on-Demand" zeigt sich als Feind der Antiquariate.

Diese Hintergründe fand ich sehr spannend und interessant. Ein Highlight stellt das Foto des abgeschossenen Kindle dar (selbsterlegt vom Besitzer ;), das Shaun in einem der Räume aufhängte. An Selbstkritik mangelt es ihm auch nicht, da er wohlweislich feststellt, dass er eine Umgestaltung des Ladens vornahm - mit einer großen Eichentheke, um "sich vor den Kunden besser schützen zu können" ;)

Im Gegensatz zu vielen BerufskollegInnen spezialisierte sich Bythell nicht, jedoch stellt er fest, dass bestimmte Themen sehr gut über die Ladentheke gehen: Z.B. alles über Eisenbahnen....

Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat aus George Orwell's "Erinnerungen an eine Buchhandlung" sowie mit der Nennung der online-Bestellungen und der gefundenen Bücher. Nach jedem Tag im Jahreszyklus hält er in seinem Tagebuch die Einnahmen (sehr variierend!) und die Anzahl der Kunden fest (dito). Eine Menge Enthusiasmus, ein Gespür für Bücher und sehr viel Leidenschaft ist vonnöten, um diesen Beruf mit Begeisterung und über Jahre auszuüben, scheint mir. Im täglichen Kampf gegen die Konkurrenz im Internet und dem Schwanken des Ratings in den Online-Portalen, denen sich heutige Antiquariate anschließen müssen, um zu überleben.

Ein sympathischer Einblick in die Sonnen-, aber auch in die Schattenseiten heutiger Buchhändler, den ich sehr interessant fand, auch ein wenig über den Autor erfahren habe und feststellte, dass ich dessen Abneigungen gegen das elektronische Lesen und E-Reader (noch immer) durchaus teile:

Irgendwo schrieb er, dass es einen Trend gebe, "wieder mehr mit Schallplatten und richtigen Büchern gesehen zu werden" - ich bin mir da nicht so sicher. Doch wenn es ihn gibt, hoffe ich sehr, dass er anhalten möge ;)
Ich empfehle allen Lesern, die gerne selbst eine Buchhandlung betreiben würden (und wer würde das nicht gerne) und allen an der Thematik interessierten Lesern dieses Buch sehr gerne weiter; ich fand es aufschlussreich, skurril, teils witzig - und unterhaltsam!

Veröffentlicht am 20.08.2019

Grausam und schön zugleich....

Die Kinder des Borgo Vecchio
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"Die Kinder des Borgo Vecchio" von Giosuè Calaciura ist ein eher schmales Buch, das es jedoch in sich hat und dem interessierten Leser einiges abverlangt. Es erschien im Aufbau-Verlag (HC, gebunden, 2019).

Ort ...

"Die Kinder des Borgo Vecchio" von Giosuè Calaciura ist ein eher schmales Buch, das es jedoch in sich hat und dem interessierten Leser einiges abverlangt. Es erschien im Aufbau-Verlag (HC, gebunden, 2019).

Ort des Geschehens ist ein Viertel namens Borgo Vecchio irgendwo im Süden Italiens; die Menschen sind arm und es gilt das Gesetz der Straße. Hier wachsen die HauptprotagonistInnen Domenico (genannt Mimmo), Christofaro und Celeste auf.
Mimmo ist der Sohn des Fleischers, der seine Waage manipulierte und die Kunden beim Abwiegen der Mortadella betrügt; Cristofaro hat einen Trinker zum Vater, der ihn allabendlich so verprügelt, dass die Schreie des Jungen das ganze Dorf hört - die Blessuren werden jedoch erfolgreich mit Lügen übertüncht (auch von der Mutter). Celeste's Mutter Carmela ist eine sehr hübsche Frau und die Dorfprostituierte, weshalb das Mädchen in der Arbeitszeit ihrer Mutter (die für die Freier daran zu erkennen ist, ob die Läden geöffnet oder geschlossen sind), stets auf den Balkon ausweichen muss und dort bei Wind und Wetter ausharrt; auch ihre Schulaufgaben dort erledigt. Die Erwachsenen dieses Dorfes lieben es, zu wetten und selbst ein Pferd, das eigentlich nicht mehr für Rennen zu gebrauchen ist (dafür aber sprechen kann), wird ein Opfer der Kaltblütigkeit, die Armut zuweilen aus Menschen macht....

Es geht nun um die Freundschaft der drei Halbwüchsigen und die Ereignisse im Dorf; um die Solidarität, wenn Polizei anrückt, da die Bewohner allesamt stehlen und auch der Pfarrer hier keine Ausnahme macht; um sintflutartige Regenfälle und illegale Rennen, aber auch um die - und das im Besonderen - Sehnsüchte und Hoffnungen von Mimmo, Cristofaro und Celeste. Ein weiterer Hauptprotagonist taucht auf, der das gleiche Schicksal ereilt, das einst sein Vater hatte - und von dem sich jeder Junge im Dorf wünscht, sein Sohn zu sein, da er eine Pistole besitzt und damit in der Lage ist, die jeweilige Lage zu verändern bzw. zu verbessern...
Auch die Freunde dieses Mannes stehen hinter ihm, wobei niemand sieht, dass auch er leidet und sich im Grunde ein anderes Leben wünscht. Als er verkündet, seine eigene Situation zu verändern (und damit auch die persönliche Notlage von Cristofaro, Celeste und Carmel, ihrer Mutter, ist es bereits zu spät: Nach dem Verrat durch einen seiner Freunde verändert sich die Situation, jedoch nicht zum Guten.... Einzig zwei junge Menschen werden in der Lage sein, endgültig etwas zum Guten zu verändern und danach die Flucht zu ergreifen, die ihnen mehr Hoffnung schenkt als das Bleiben...

Der Stil des Autors ist melancholisch und poetisch. In eindringlichen Sätzen versteht er es, die Sehnsüchte und Hoffnungen der Bewohner des Dorfes einzufangen und subtil zu schildern.

Ein Roman, der betroffen macht und den Leser in ein zeitlos existierendes Milieu entführt, in dem es keine Perspektive, keine Hoffnung auf positive Veränderungen gibt, der Täter und Opfer schmerzhaft zeichnet und die Willkür, die letztere oftmals ausgesetzt sind, wenn sie sich nicht wehren (können). Der jene Kaltblütigkeit zur Schau stellt, die Menschen besitzen können und vor der es nicht immer ein Entkommen gibt. Der Roman zeigt auf erschreckende Weise, wozu Menschen fähig sind, die in die Ecke gedrängt, einzig am persönlichen Gewinn für sich interessiert sind und kein Gerechtigkeitsempfinden mehr existiert. Besonders Nanà, das sprechende Pferd, ist ein Beispiel dafür, das mich entsetzt hat. Calacuira zeigt aber auch bei aller Ausweglosigkeit einen Ausweg: Mut zu haben und die Flucht nach vorne anzutreten, wenn es angezeigt ist. Ich kann das Buch sehr empfehlen und vergebe 4*

Veröffentlicht am 19.08.2019

Ein opulentes Werk und grandioser Einblick in die literarische Kartenwelt!

Verrückt nach Karten
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"Verrückt nach Karten" (Hrsg. Huw Lewis-Jones) mit dem UT "Geniale Geschichten von fantastischen Ländern" verbirgt wahre Schätze von Karten, die teils in die Literaturgeschichte eingingen und auf denen ...

"Verrückt nach Karten" (Hrsg. Huw Lewis-Jones) mit dem UT "Geniale Geschichten von fantastischen Ländern" verbirgt wahre Schätze von Karten, die teils in die Literaturgeschichte eingingen und auf denen z.B. Klassiker des Fantasy-Genres wie "Der Herr der Ringe" basieren, denn

"Am Anfang war die Karte" - oder wie sagte einst J.R.R. Tolkien?

"Ich begann wohlweislich mit einer Karte und machte die Geschichte passend" (Quelle: Buchrückentext)

Im vorliegenden herrlich illustrierten und mit zahlreichen Karten, zu denen die jeweils angesprochenen Bücher gehören, versehenen eindrucksvollen Band gibt es Spannendes zu entdecken und zu lesen; publiziert wurde das Buch in hochwertiger Form vom wbg-Theiss Verlag (HC, gebunden, 2019, Darmstadt), übersetzt wurde es aus dem Englischen von Hanne Henninger.

Eine übersichtliche Inhaltsangabe führt uns zu literarischen Karten, die sowohl historische Karten wie z.B. das THEATRUM ORBIS TERRARUM von Abraham Orbis (begehrteste Karte im 16. Jhd.) als auch erfundene Welten in Form von literarischen Geografien beinhalten, die in ihrer Schönheit, Einzigartigkeit und im Buch gezeigten Sammlung, jeweils von diversen Autoren vorgestellt, in dieser beeindruckenden Form und Fülle eine Neuheit auf dem Buchmarkt sein dürften.

Bücher sind Portale und eine Karte führt den Leser direkt an den Ort des Geschehens; verstärkt somit den Lesegenuss, was am Beispiel der HdR-Trilogie ersichtlich ist, da jeder Band (im Schuber, wie ich ihn besitze) eine Karte im Anhang hat, die wohl jeden Tolkien-Fan begeistert haben dürfte. So las ich z.B. vor ca. 3 Jahren einen historischen Roman (Benjamin Monferrat - Welt in Flammen), dessen spannende Handlung sich im Orient-Express abspielte: Im Bucheinband war die Route des legendären Zuges auf einer Karte dargestellt sowie die Zwischenhalte, die es mir ermöglichten, diese vor Jahrzehnten auch von mir bereisten Route per Karte wiederum anzutreten - ein besonderes Lesevergnügen!

Zahlreiche Klassiker wie Melville's Moby Dick sind ebenfalls Teil der literarischen Kartengeschichten und natürlich auch viele fiktive Karten, die dem Fantasy-Genre entsprungen sind; z.B. Narnia; ein wunderschöner "Yggdrasil" - die Weltenesche und Terry Pratchett's "Scheibenwelt" finden sich darunter.
Diverse Autoren, die im Anhang genannt und kurz vorgestellt werden, erzählen von ihren eigenen literarischen Geschichten zu Karten und weshalb diese sie verzaubern konnten.

Mir gefielen besonders die historischen Karten und der illustrierte Ausflug in die Welt der Fantasie, die den Zauber der Karten in ihrer vollen Pracht am besten darstellen und zeigen können.

Am Ende des Bildbandes finden sich nützliche Hinweise zu weiterführender Literatur, Bildnachweise und ein umfangreiches Register, die den Eindruck dieses Buches positiv abrunden.

Fazit:

Ein prächtiges, reich mit zahlreichen und wunderschönen Karten und ihrer Geschichten ausgestattetes hochwertiges Buch, das mich beeindrucken und überzeugen konnte! Ich vergebe daher 5* und eine absolute Empfehlung für Neuentdecker und auch Liebhaber literarischer Karten und Hintergrundinformationen!

Veröffentlicht am 18.08.2019

Eine göttliche Fügung

Eine himmlische Katastrophe
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Der neue Roman des Autors "Thomas Montasser - "Eine himmlische Katastrophe" erschien als TB im Insel-Verlag (2019). Das recht schmale Büchlein konnte mich durch die kuriose Geschichte und - im Besonderen ...

Der neue Roman des Autors "Thomas Montasser - "Eine himmlische Katastrophe" erschien als TB im Insel-Verlag (2019). Das recht schmale Büchlein konnte mich durch die kuriose Geschichte und - im Besonderen - den wortgewandten und humorvoll-witzigen wie auch tiefgründigen Stil des Autors, der gerne mal (trotz aller Fröhlichkeit im Roman) einen "Seitenhieb" nach allen möglichen Richtungen "austeilt"; quasi als sein "Markenzeichen" - überaus begeistern und ließ mich ob der sehr feinsinnigen Wortspielereien nicht selten schmunzeln....

Es ist übrigens in Folge der (mindestens) dritte Roman Montasser's, der mich wie seine Vorgänger sehr überzeugen konnte:

Dieses Mal finden wir uns im schönen Burgund wieder; genauer gesagt im sehr abgeschiedenen und von der Welt vergessenen Kloster Notre-Dame-de-Bleaumont; bekannt durch dem gleichnamigen einzigartigen Käse (Bleaumont), dem im Roman wie seine HauptprotagonistInnen ebenfalls eine Hauptrolle zukommt; hilft er doch, durch den Verkauf desselben die heiligen Hallen irgendwie am Leben zu halten.

Das Kloster leidet unter Nachwuchssorgen; die jüngste Nonne ist 74 und Schwester Madeleine (für den Kräutergarten zuständig), Schwester Sophie, die den Bürokram erledigt und Schwester Lucie, Rollstuhlfahrerin, kümmert sich um die Küche, aus der sie sehr selten auftaucht, sind die drei letztverbliebenen Bräute Christi im Kloster. Als Madeleine gerade in ihrem Kräutergarten ist, taucht eine junge Frau auf, die sich als ihre Nichte Louise Prevost entpuppt und einige Wochen "auf Bewährung" im Kloster verbleiben soll. Sie teilt die Liebe ihrer Tante zu Kräutern, wobei sie vor allem der Hanf interessiert, den sie schnell ausfindig macht. Nach anfänglichem Sträuben Lou's vor dem eintönigen Klosterleben findet sie doch schnell dies und das recht cool - besonders ihre Tante, Schwester Madeleine, die nicht nur in Guatemala und Tunesien lebte, sondern auch Bassgitarre spielt!
Doch damit nicht genug, bemerkt sie eines Tages beim Verkauf des "Bleaumont"-Käses, dass Schwester Lucie eine kräftige Stimme hat, mit der sie die Menschen wie Trauben an ihren Stand lockt - und Schwester Sophie entpuppt sich gar als begnadete Organistin:
In Lou keimt eine Idee auf, da sie immer mehr versteht, wie es um den Erhalt des Klosters steht und schaltet ihren Freund Ali ein, um für das Trio eine Konzertreihe zu managen, die die "Bleues des Bleaumont" bzw. den "Göttlichen Harem" aus der Finanzkrise des Klosters herausführt: Wird der Plan aufgehen?

Wir begleiten nun die drei Schwestern mit Lou und ihrer Tournee-Entourage (bestehend aus drei bezaubernden go-go-Tänzerinnen wie einem sympathischen, wenn auch zwielichtigen Manager namens Ali) auf ihrer Tournee, die sie nach Grigny führt, in die Pariser Vorort-Betonburgen, in denen ein nettes, nein viele Völkchen wohnen, was die Schwestern positiv überrascht; lernen einen tätowierten und gepiercten Pfarrer kennen und einen Caféhausbesitzer namens Ibrahim, der sich mit Schwester Lucie, die sehr weltoffen ist, anfreundet. Im Pariser Ritz begegnen wir einem Wagenmeister, der es Lou angetan hat und die Liste der Tourneedaten wird immer länger, die alten Damen haben großen Erfolg!

Pointiert, humorvoll und mit Tiefgang nimmt der Autor in gewohnt fröhlicher (Schreib-)manier so manches aufs Korn, das durchaus kritisiert werden kann: Vorurteile gegen Bewohner der Banlieues, gegenüber anderer Religionen wie z.B. dem Islam, der "wirbelnden" Welt im digitalen Zeitalter etc. Lou besitzt Fähigkeiten, von denen sie vermutlich selbst nichts wusste, das Happy-end ist stimmig und superbe, wenn man bedenkt, wie sich "die Wege des Herrn" fügten... Sogar der Bleaumont erfährt eine Renaissance, da eine junge Frau genau zuhörte... - und verkauft sich wieder excellent!

Fazit

Eine köstliche Geschichte mit sympathischen ProtagonistInnen; umwerfend komisch, ein fast kriminell guter Lesespaß - wobei jeder einzelne Satz (manche ganz besonders, inklusive der Seitenhiebe, die ein Markenzeichen des Autors für mich sind) einen üppigen Lesegenuss darstellen; Lust auf einen Besuch im schönen französischen Burgund machen und darauf - wenn auch wie hier in Buchform - den Besuch "eines Ortes der Besinnung in dieser besinnungslosen Welt" ernsthaft zu erwägen.
Von mir ein Chapeau an den Autor, dessen Sprache und Wortgewandtheit ich sehr schätze und himmlische 5* für ein grandioses Lese- (und nachdenk)vergnügen!