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Veröffentlicht am 13.11.2018

Ein ungesühntes Verbrechen, das bis in die Gegenwart wirkt....

Bluthaus
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"Bluthaus von Romy Fölck ist der 2. Band einer Krimireihe, die (Hardcover, gebunden) im Lübbe Verlag erschienen ist (2018).

Zum Inhalt:

Auf einem verlassenen Gehöft nahe Itzehoe findet die Detektivin ...

"Bluthaus von Romy Fölck ist der 2. Band einer Krimireihe, die (Hardcover, gebunden) im Lübbe Verlag erschienen ist (2018).

Zum Inhalt:

Auf einem verlassenen Gehöft nahe Itzehoe findet die Detektivin Jo eine schwer verletzte Frau, die kurz darauf stirbt. Jo ruft Polizei und Notarzt. Sie wird verhört und ist überzeugt, dass sie als Täterin verdächtigt wird. Beunruhigt bittet sie ihre alte Freundin, die Polizistin Frida Paulsen, um Hilfe.
Aber dann ist Jo plötzlich verschwunden. Zusammen mit dem Kriminalhauptkommissar Bjarne Haverkorn macht sich Frida auf die Suche. Eine Spur führt auf die Ostseeinsel Holnis zu einem abgelegenen alten Haus. Die Einheimischen nennen es "das Bluthus", weil dort vor Jahren eine ganze Familie grausam ermordet wurde. Täter unbekannt.
(Quelle: Stories, Thalia)

Meine Meinung:

Ohne den ersten Fall des Ermittlerduos Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn zu kennen, kommt man als Fan des Krimigenres sehr gut in die Handlung hinein: Auffallend ist hier ein hoher Spannungsbogen, der auf den ersten Seiten beginnt - und erst mit der letzten Seite endet. Dies ist den kurzen Kapiteln, den ständigen Perspektivwechseln (Frida und Bjarne) sowie vor allem den Rückblenden geschuldet, die nach und nach erklären, was 1997 in dem abgelegenen Reethaus an der Ostsee tatsächlich geschah - und auch warum.

Romy Fölck gelingt es von Beginn an, den Leser zu fesseln und die spannende Handlung zumeist sehr authentisch "rüberzubringen"; die Figuren Frida Paulsen wie auch Bjarne Haverkorn zeigen sehr sympathische wie auch menschliche Gesichtszüge: Frida hat mit Jo gemein, dass beide in ihrer Kindheit traumatische Erlebnisse hatten und die Autorin stellt sehr authentisch klar, dass diese zuweilen in das gesamte Leben hineinreichen können: Frida ist eigentlich in einer Auszeit und weiß noch nicht, ob sie in den Polizeidienst zurückkehren will - Jo hat in ihrer Kindheit bedeutende Verluste erlitten, die sie noch heute - 20 Jahre danach, quälen und sie herausfordern, nach Antworten zu suchen....
Bjarne Haverkamp ist nicht immer "bei der Sache", da er spät zu einer Tochter kam, von der er bisher nichts wusste, und die nun seine Hilfe braucht... Dieser Nebenstrang der Geschichte war für mich sehr interessant, da er ethische Fragen aufwirft und Bjarne sehr menschlich wirken lässt: Allerdings sollte die schriftstellerische Freiheit m.E. in einem Krimi nicht ausufern - und ein Kommissar das Privatleben vor den schwierigen Fall stellen, den es zu klären gilt: So ist ein stundenlanges nicht die mailbox abhören ein no go für mich; dennoch sind solche kleinen Schnitzer verzeihbar, wenn die Krimihandlung als solche ungeheuer spannend und ansonsten authentisch ist. Die spannende Handlung ist in kurze Kapitel verpackt und gibt ein ums andere Mal dem Leser Rätsel auf; die Rückblenden entschlüsseln einige Fragen etappenweise, was die Spannung noch steigert. In der Gegenwart gibt es eine geschlossene Akte im LKA, die interne Ermittlungen betrifft: Für wen könnte es von Interesse sein, den Inhalt der Akte geheimzuhalten?
Ein sehr spannender, rasanter und auch fulminanter Plot, den man so sicher nicht erwartet hat.

Fazit:

Spannend und fesselnd geschrieben - ein Kriminalroman über ein ungesühntes Verbrechen, das nach langer Zeit Aufklärung findet und auch mit einem sympathischen und sehr menschlichen Ermittlerteam in persona von Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn aufwartet, auch wenn diese im vorliegenden Fall eher getrennt ermitteln. Für Fans spannender Kriminalromane mit Lokalkolorit (Ostsee) ein Krimitipp und eine Leseempfehlung von mir. 4*

Veröffentlicht am 13.11.2018

Ultimatives Handbuch zur nachhaltigen Planung u. Umsetzung von "Wasser im Garten" - TOPP!!!

Handbuch Wasser im Garten
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"Handbuch Wasser im Garten" - UT Wasser sparen, nachhaltig nutzen, Teiche und Biotope planen und anlegen - von Paula Polak ist ein ganz excellenter Ratgeber für Gartenliebhaber, die einen möglichst geringen ...

"Handbuch Wasser im Garten" - UT Wasser sparen, nachhaltig nutzen, Teiche und Biotope planen und anlegen - von Paula Polak ist ein ganz excellenter Ratgeber für Gartenliebhaber, die einen möglichst geringen "ökologischen Fußabdruck" hinterlassen möchten, wenn sie an die Planung eines Teichs, Schwimmteichs oder anderer Möglichkeiten, Wasser in ihrem Garten zu "installieren", herangehen. Es ist ein außergewöhnlich gelungener Ratgeber, der speziell Menschen, die ökologisch sinnvoll planen und vorgehen wollen, viele praktische Tipps und detaillierte Ratschläge geben kann - von der Planung bis hin zur Umsetzung des entsprechenden Projekts, das im Garten Gestalt annehmen soll.


Das Handbuch hat 587 Seiten und ist in 3 Überbegriffen gestaltet: Von der 1. Lebensgrundlage Wasser zu 2. Wasser im Garten und 3. Wasserlandschaften im Garten und einem umfangreichen Anhang.

Die 3 "Überbegriffe" der sehr gelungenen Gliederung beinhalten zahlreiche Unterkapitel, die im Inhaltsverzeichnis nachgelesen werden können. So ist es problemlos möglich, sich einzelnen Kapiteln zu widmen, die gerade interessieren (man beachte das Aufzeigen der Nachhaltigkeit) z.B. beim Kapitel des "Kreislaufs des Wassers". Die Ressource Wasser wird in den nächsten Jahren sicher extrem an Bedeutung gewinnen, da bereits jetzt Auswirkungen des Klimawandels zu spüren sind: Nach 8 Monaten und einer "Heißzeit" (früher hieß die Jahreszeit "Sommer", seit 2018 Heißzeit) regnete es erstmals eine Nacht durch im SW der Republik - und dieser Regenmangel beschäftigt sicher nicht nur mich: Die Autorin erläutert auf sehr anschauliche und leicht verständliche Weise, wie man Wasser sparen kann, Regenwasser nutzen sollte - und gibt ihr Wissen en Détail an ihre Leser weiter.

Im Kapitel "Wasser im Garten" geht es um die "Planung mit Köpfchen", die Bodenbeschaffenheit, die richtige Pflanzenauswahl je nach Standort (sonnig/schattig) (zahlreiche Fotos auf den jeweiligen Seiten sind hierbei ein Augenschmaus und eine Inspiration!) und gibt sehr nützliche Tipps zum Wassersparen im Nutz- wie auch Ziergarten.

Der dritte und sicherlich wichtigste Teil des Buches ist dem äußerst umfangreichen Thema "Wasserlandschaften im Garten" gewidmet. Hier geht es auch darum, welche Grundsätze bei der Teichplanung (oder eines Bachverlaufs) berücksichtigt werden sollten, ob es um Wasserbecken, -tröge, Schwimmteiche oder Naturpools sowie Bachläufe geht: Für das jeweilige Projekt ist dieses tolle Sachbuch ein unglaublich faktenreicher und sehr versierter fachmännischer Ratgeber!

Im Anhang gibt die Autorin dem Leser/Planer die Möglichkeit, sich mit ihr in Verbindung zu setzen, falls es unbeantwortete Fragen gibt, dies fand ich überaus positiv und spricht sehr für Paula Polak. Im Glossar finden sich zahlreiche Fachbegriffe, die man bei Bedarf nachschlagen kann, allerdings ist das Handbuch wirklich sehr verständlich geschrieben, so dass dies sicher nicht ständig erforderlich ist. Es folgen Maßeinheiten, ein Abkürzungsverzeichnis; Literaturangaben und Hinweise zu Gesetzestexten; Sach- und Tierregister runden diesen sagenhaften Ratgeber ab.

Fazit:

Hier findet man ALLES zum Thema Wasser im Biogarten: Wer nachhaltig und sinnvoll Wasser sparen möchte und/oder einen Teich o.ä. in seinem Garten anlegen möchte, sollte dieses wundervolle Handbuch zuvor zu Rate ziehen: Es lohnt sich! Besonders überzeugt haben mich neben der ohnehin fabelhaften Aufmachung die zahlreichen Praxistipps und die unglaublich fundierten Informationen zum Thema Wasser/Wasserplanzen und auch Tiere, die man sich mit einem Teich in den Garten holen kann: Damit lässt sich ein ökologisches Gleichgewicht, das immer mehr zerstört wird, im eigenen Garten mittels Wasser wiederherstellen - und sei es nur im Kleinen!
Von mir erhält das Handbuch die volle Punktezahl und 5* im Genre Sachbücher. Ein Lob auch dem Löwenzahn-Verlag sowie besonders der kompetenten Autorin!

Veröffentlicht am 13.11.2018

Gladiatoren Kochbuch - genial und nicht nur für Leistungssportler ;)

Gladiatoren Kochbuch
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Das "Gladiatoren Kochbuch" von Christian Eckert ist ein ausgefallenes und dennoch sehr eingängiges, überzeugendes und ernährungspsychologisch interessantes Kochbuch: Nicht nur für Leistungssportler (denn ...

Das "Gladiatoren Kochbuch" von Christian Eckert ist ein ausgefallenes und dennoch sehr eingängiges, überzeugendes und ernährungspsychologisch interessantes Kochbuch: Nicht nur für Leistungssportler (denn das waren die römischen Gladiatoren).

Verlegt wurde dieses hochwertige tolle Kochbuch im Zauberfeder-Verlag - und Vergleichbares haben wir bis dato noch nicht gefunden (ausser die gesamte Reihe der Kochbücher im Zauberfeder Verlag wie das "Ritter Kochbuch" oder das "Highlander Kochbuch" wie das "Wikinger Kochbuch", die allesamt ebenfalls an dieser Stelle empfohlen werden können!

Im Vorwort erfahren wir, dass wir dieses herausragende Gladiatoren-Kochbuch einem Projekt zu verdanken haben, an dem Christian Eckert teilnahm: In einem römischen Amphitheater in Österreich versuchten sich Studenten der Uni Regensburg in Gladiatorenkämpfen; die Teilnehmer kämpften, trainierten und aßen wie die Gladiatoren, die im alten Rom entweder siegten - oder ihr Leben ließen... Wichtig für einen Sieg war die entsprechende Ernährung, die sehr gut im Entrée dargestellt wird und die durchaus mit einer energiereichen Ernährung für heutige Leistungssportler gleichgesetzt - und kochbar umgesetzt - werden kann, denn Gladiatoren waren antike Hochleistungssportler.

Nach zahlreichen Tipps zu guter Kombination der Nahrungsmittel, des Kaufs möglichst unverarbeiteter Nahrungsmittel, das Essen selbst zu kochen und es zu genießen, die Lebensmittel möglichst regional und jahreszeitengemäß zu kaufen, geht es dann zu den Gladiatoren-Rezepten, die unglaublich lecker, leicht nachzukochen und sehr energiereich (in der ernährungsphysiologisch richtigen Zusammenstellung) sind.

Gelungen sind die lateinischen Überschriften der jeweiligen Gerichte, die von Brot (Panis) über Eintopfgerichte, Gemüse und Salate, Geriebenes bis hin zu Rezepten mit Käse und Eiern reichen: Unsere Favoriten sind hier (bisher, Änderungen vorbehalten ;) das Pfannenbrot und die gefüllten Fladen, die Fladen mit Pilzen und Zwiebeln (Placenta cum fungis et cepis), der Gurkensalat mit Schafskäse (oberlecker!), sowie der Puls aus Hirse (wir nahmen Cous-Cous), Bohnen, Kapern und Oliven und die diversen Moretum-Variationen (Geriebenes); auch die Omelett-Versionen sind äußerst lecker (mit Schafskäse und Frühlingszwiebeln z.B.).

Weitere Pluspunkte dieses genialen Kochbuchs: Es ist kompakt, handlich und ohne Probleme neben das zu Kochende abzulegen, die Gerichte sind sehr anschaulich und toll fotografiert, so dass einem beim Nachkochen bereits das Wasser im Munde zusammenläuft - und das Beste: Die Ergebnisse sind äußerst lecker und schmackhaft!

Wir haben das ein oder andere bereits abgewandelt und freuen uns, wenn Fantasie gefragt ist - sowohl das Gladiatoren-Kochbuch als auch das Ritter Kochbuch erfreuen sich großer Beliebtheit, besonders bei meinem Sohn, einem angehenden Koch, der beide zu seinen Lieblings-Fachbüchern bereits längst erkoren hat: Daher gibt es auch ein kurzes, prägnantes Fazit von ihm:

Fazit:

Handlich, kompakt, sehr einfach und gut nachzubereiten; historisch interessant, auf gesunde Ernährung und ausgeglichene Energiezufuhr ausgerichtet, nicht nur für (Leistungs)sportler zu empfehlen - tolle Farbfotos und spannende historische Einleitung zu den verschiedenen Gerichten. Besser und ausgefallener geht nicht. Von uns mit "DAUMEN HOCH" (Zeichen des Imperators, wenn der Gladiator mit dem Leben davon kam, den Kampf gewonnen hatte) und 5 Sterne (mindestens) :)

Veröffentlicht am 13.11.2018

Vortrefflich gelungene kulinarische Reise in die Ritterzeit

Ritter-Kochbuch
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Das "Ritter-Kochbuch" von Heiko Schwartz ist im Zauberfeder-Verlag erschienen und ein vortrefflich gelungenes Kochbuch, um den Leser (und Nachkocher) in die Zeit der Ritter zu versetzen: Auf 121 kompakten ...

Das "Ritter-Kochbuch" von Heiko Schwartz ist im Zauberfeder-Verlag erschienen und ein vortrefflich gelungenes Kochbuch, um den Leser (und Nachkocher) in die Zeit der Ritter zu versetzen: Auf 121 kompakten und mit viel Detailliebe sowie Rezeptfotos versehenen Seiten präsentieren sich vielfältige Gerichte der damaligen Zeit. Der Clou daran ist: Alle Gerichte sind wirklich einfach nachzukochen und haben sowohl bei mir als auch bei meinem Sohn bzw. in der Familie für Furore sorgen können:


Es geht dem Autor nicht nur darum, dass man die Rezepte nachkochen kann, sondern dass man mit diesem Buch die Möglichkeit hat, alte Traditionen wiederzuentdecken - und auszuprobieren; z.B. das Bier brauen oder die Käseherstellung wie auch die Herstellung des leckeren Met, der auf keinem Mittelalter-Markt (wie neulich hier der St. Martins-Mittelaltermarkt) fehlt. Somit ist dieses Kochbuch mehr als ein reines Rezeptregister aus dem Mittelalter: Es transportiert alte kulturhistorische kulinarische Traditionen!

Die einzelnen Rezeptvorschläge reichen von Getränken der damaligen Zeit (unser Winterfavorit: Würzwein ;) über Brot und Frühstück (süßer Brei, Arme Ritter z.B. und Suppen (Linseneintopf, Gerstensuppe, Lauch- und Fischsuppe) bis hin zu den Hauptspeisen, die auf Ritter's Tafel kamen: So findet man "Wildkaninchen am Galgen", Wildschwein und Hirsch (außergewöhnlich lecker zubereitet), eine Gans im Hirsebett wie auch Lamm und Kalbgerichte, die durchaus in die heutige "Gourmetküche" passen! Es folgt "Leichteres" für Fastentage ("wenn der Pfaffe zu Besuch kommt" ;) und einiges, das wahrlich an "die Verführung der Engel" erinnert: Von Marzipan über Honigwaffeln bis zu den Nonnenpfürzchen, die gerade in der Weihnachtszeit in Süddeutschland ein sehr bekanntes Weihnachtsgebäck darstellen! Zum Schluss werden noch die erforderlichen Grundfertigkeiten angesprochen, die zum Räuchern, Pökeln und Butter herstellen vonnöten sind: Mir hat besonders die liebevolle Darstellungsform der entsprechenden Fotos wie auch der Texte, die teils (als Einleitung) in 'alter', aber gut lesbarer Schrift zu lesen sind, außergewöhnlich gut gefallen.
Ein sehr ausgefallenes Kochbuch für Experimentierfreudige, da man jedes Rezept auch abwandeln kann - und Fantasie hier durchaus gefragt ist. Eine hochwertige Ausstattung mit zahlreichen Fotos und ein weiteres Plus: Die Handlichkeit, es ist sehr gut neben den Zutaten auf dem Küchentisch zu "parken" - und macht große Lust, das nächste Rezept auszuprobieren!

Fazit:

Ein außergewöhnliches, kompaktes, handliches kulinarisches Reisebuch auf die Tische in Burgen und Schlössern zur Zeit der Ritter: Sehr gut nachzukochen, fantasievoll für experimentierfreudige Köche und eine ganz tolle Ausstattung mit zahlreichen Fotos - von mir 5* und eine absolute Weiterempfehlung!

Veröffentlicht am 07.11.2018

Eine atmosphärische Zeitreise an den Prager Hof anno 1599

Alchimie einer Mordnacht
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Prag, Dezember 1599:


Christian Stern , studierter Mediziner und Alchimist, der Hauptprotagonist dieses Romans, bricht von Regensburg, wo er aufwuchs, auf - um einen Monat später sein Ziel zu erreichen: ...

Prag, Dezember 1599:


Christian Stern , studierter Mediziner und Alchimist, der Hauptprotagonist dieses Romans, bricht von Regensburg, wo er aufwuchs, auf - um einen Monat später sein Ziel zu erreichen: Prag.

Kurz nach seiner Ankunft entdeckt er ein lebloses Mädchen im Schnee unterhalb der Prager Burg - im "Goldenen Gässchen" - entsetzt, da das Mädchen allem Anschein nach ermordet wurde, meldet er dies bei der Wache - und gerät selbst in Verdacht, wird eingekerkert, bis Philipp Lang, engster Vertrauter des Kaisers Rudolf II., ihn befreit, um ein Gespräch mit ihm zu führen, das der Kaiser - unsichtbar - mitanhört. Letzterer lernt nun den jungen Stern selbst kennen und hält es für ein gutes Omen, dass er an den Hof kam, da ihm träumte, dass ein Stern von Westen kommen würde: Rudolf II. beauftragt Stern, den Mörder des Mädchens, das Magdalene Kroll hieß und die Tochter des angesehenen und ebenfalls sehr mächtigen Dr. Kroll war, ausfindig zu machen. Wird dies dem jungen Christian Stern gelingen?

John Banville alias Benjamin Black gelingt es durch seine sprachliche Virtuosität sehr gut, das Unbehagen Sterns, der sehr schnell die von Intrigen und Verstellungen der Höflingen geprägte Stimmung am Hof wahrnimmt, darzustellen: Diese etwas unheimliche und auch unberechenbare Atmosphäre überträgt sich alsbald auf den Leser, da diese den gesamten Roman durchdringt; mir fehlte allerdings über weite Strecken der ersten zwei Romandrittel etwas die Spannung; auch wenn die dunklen Enthüllungen und zwielichtigen Mächtigen sowie Verschwörungstheorien sehr gut historisch in den Roman eingebettet sind: Erst mit der Reise nach Most, als Stern den Assistenten des berühmten Dr. Dee, Kelley, zurück nach Prag bringen soll, kommt in Sachen Spannung Fahrt auf. Dennoch ist "Die Alchimie einer Mordnacht" sehr unterhaltsam, atmosphärisch und von einer gewissen Dunkelheit durchdrungen, die der Zeit der Intrigen und Spionage sicher sehr gut angepasst - und angemessen ist. Es wird dem Leser auch klar, wie sehr die Mächtigen dieser Zeit auf ihre Spione angewiesen waren (z.B. Elizabeth I., Philipp von Spanien und auch Rudolf II.), um ihre Position zu behalten; so mancher geriet - zuweilen grundlos - in Ingtrigenfallen und zahlte so mit seinem Leben.

Nach einem spannenden Plot endet dieser fiktive historische Kriminalroman damit, dass Christian, dessen "Stern" längst zu sinken begann, die Flucht nach Norden antritt....
Die Nachbemerkung des Autors gibt Einblicke in die fiktiven Personen und denjenigen, die historisch belegt sind bzw. deren Persönlichkeit im Roman entfremdet wurden (Bsp. die Mätresse und Geliebte des Kaisers, Frau Sardo).

Fazit:

Ein brillant, gut recherchierter und sehr detailreicher, düsterer historischer Kriminalroman, der den Leser mitnimmt ins Prag des beginnenden 17. Jahrhunderts; der jedoch etwas detailverliebt, langatmig und ohne rechte Spannung auskommen muss, bis er im letzten Drittel an Fahrt aufnimmt: Ein farbenprächtiger Einblick in intrigante und düstere Machenschaften am Hofe Rudolfs II. und ein historisches Prag-Portrait, das sich dennoch sehr zu lesen lohnt. Von mir gibt es 4* und eine Leseempfehlung sowie 88° auf der "Krimi-Couch".