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Veröffentlicht am 04.05.2023

Zwei Familien und ein düsteres Geheimnis

Das Geheimnis des Mädchens
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"Das Geheimnis des Mädchens" von Emily Gunnis erschien (HC, gebunden, 432 Seiten, 2022) im Heyne-Verlag der Penguin Randomhouse Verlagsgruppe, München. Es handelt sich bereits um den dritten Roman, der ...

"Das Geheimnis des Mädchens" von Emily Gunnis erschien (HC, gebunden, 432 Seiten, 2022) im Heyne-Verlag der Penguin Randomhouse Verlagsgruppe, München. Es handelt sich bereits um den dritten Roman, der in deutscher Sprache veröffentlicht (und von Carola Fischer übersetzt) wurde. Die beiden Vorgänger hatten mir schon sehr gut gefallen und im Roman 'Das Geheimnis des Mädchens' ist die Autorin ihrem sehr atmosphärischen, unterhaltsamen und hochspannendem Schreibstil treu geblieben. Die Themen des Romans geben starken Frauen, hier besonders Tessa James in den 30er und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als sie als Hebamme aufgrund ihrer großen Erfahrungen sehr beliebt war, ihre Stimme und daher würde ich sie ins Genre "sehr lesenswerte Frauenromane" - oft mit historischen Hintergründen und Familiengeheimnissen - einordnen.


Inhalt:


East-Sussex, England, 1945:

Auf Yew Tree Manor liegt die junge Hausherrin Evelyn Hilton in den Wehen. Die komplizierte Geburt bringt ihren Arzt an seine Grenzen und so ruft er die Hebamme Tessa James zu Hilfe, um die Verantwortung auf sie abzuwälzen. Als Evelyn stirbt, wird Tessa dafür verurteilt. Ihre Tochter Bella und deren kleiner Sohn (Alfie) sind dem Zorn des Witwers Wilfred Hilton ausgesetzt, der die beiden um jeden Preis auf ihrem Haus vertreiben will. Eine folgenschwere Entscheidung.


1969: Während einer Silvesterfeier verschwindet die sechsjährige Alice Hilton spurlos aus Yew Tree Manor und taucht nie wieder auf. Wieder richtet sich der Zorn der Hiltons gegen die Familie James. Ein Netz aus Lügen und Intrigen zieht den Graben zwischen den beiden Familien immer tiefer und kostet mehr als einen Menschen das Leben.


2017: Als erneut ein Mädchen auf dem Anwesen von Yew Tree Manor verschwindet, weiß Willow James, dass sie das Geheimnis der Hebamme, ihrer Ururgroßmutter, lüften muss, damit nicht wieder ein Kind für eine jahrzehntealte Fehde mit dem Leben bezahlt.

(Quelle: Verlagstext)


Meine Meinung:


Emily Gunnis, eine junge englische Autorin, deren Romane ich mit großem Lesegenuss lese, versteht es auch hier wieder, ihre LeserInnen in die spannende, emotionale und hochdramatische Geschichte zwischen zwei Familie, die in mehreren Generationen vor sich hinschwärt, eintauchen zu lassen. Es handelt sich um einen Roman auf drei Zeitebenen, die dem Leser anfangs etwas abverlangen (die Autorin hat jedoch am Buchanfang einen Stammbaum der Familie Hilton und James angelegt, den ich immer mal aufgeschlagen habe); aber durch die klare Abgrenzung ist die Handlung gut zu verfolgen. Ich verlegte mich in der Beschreibung des Inhalts ausnahmsweise auf den Verlagstext (Klappentext), da hier die Spoilergefahr groß ist und ich anderen LeserInnen nicht die Freude zu nehmen, in diese Geschichte voller Intrigen, Lügen, Verletzungen, Zurückweisungen, Geheimnissen - aber auch Liebe und Nähe einzutauchen.


Der Ort des Geschehens ist ein herrschaftliches Haus, Yew Tree Manor in East-Sussex, dem viel Land angeschlossen ist und auf dessen Anwesen ein altes Pfarrhaus steht: Dieses ebenfalls schöne, wenn auch kleinere Haus bewohnt die Familie James, die das Recht erhalten hat, zeitlebens dort zu wohnen. Bis sich mit Tessa, die mit Evelyn befreundet ist, ihr Leben jedoch während der schweren Geburt nicht mehr retten kann, alles verändern sollte. Wir lernen Tessa als eine starke, hilfsbereite und sehr gutherzige, sozial gerecht denkende Frau kennen, die in schwierigen Zeiten, als Ärzte die sehr sensible medizinische Tätigkeit der Geburtshilfe übernehmen wollten, jedoch keine besondere Ausbildung erfahren hatten. So war der Beruf der Hebamme, seit Jahrhunderten GarantInnen für neues Leben, das geboren wurde und ob der Erfahrungen dieser Frauen die Gebärenden sich in guter Obhut wussten, einem Wandel unterworfen, dem auch Tessa nicht entfliehen konnte.


Auch ihre Tochter Bella erleben wir als starke Frau, die ihren Sohn Alfie (den sie mit dem im Krieg gefallenen Eli Hilton hat), alleine und mit Hilfe Tessas groß. In der dritten Zeitebene (der Gegenwart) erkennt Willow, dass sie das Familiengeheimnis um die Fehde mit den Hiltons lüften muss, um weiteres Unheil vermeiden zu können. Sie wickelt ein wichtiges Bauprojekt als Architektin ab, da das Herrenhaus Yew Tree Manor an einen Investor verkauft werden soll - und das alte Pfarrhaus dafür abgerissen werden muss: Doch was ist damals wirklich passiert, als Alice verschwand? Wieso ist sie nie wieder aufgetaucht?


Dies überlasse ich den geneigten LeserInnen, es herauszufinden und hatte einige Stunden großen Lesegenuss mit dieser dramatischen Geschichte, deren Spannung ab Mitte des Romans nochmal gewaltig zunimmt und man das Buch nur ungern aus der Hand legt. In der Anmerkung legt die Autorin die Intention für die Thematik dar: Die Faszination des Berufs der Hebamme, deren Geschichte in England sie aufgreift und verdeutlicht. Weitere Themen sind Lügen, Schuld, Manipulation, Geheimnisse, Traumatas, Ängste, Selbstsucht; aber auch Liebe, Stärke und positive Entwicklungen eines Menschen, der Nähe und Liebe zuzulassen lernen kann - das Spektrum menschlicher Emotionen ist reichhaltig und authentisch skizziert.


Fazit:


Eine dramatische, hochspannende, emotionale und sehr geheimnisvolle Geschichte der Fehde zwischen zwei Familien im südlichen England des letzten Jahrhunderts bis zur Gegenwart: Eine packende Story mit Tiefgang und Emotionen, die ich gerne weiterempfehle und auf Neues von Emily Gunnis hoffe!

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Veröffentlicht am 28.04.2023

Ein literarisches Denkmal für die U-Bahn-Behelfsbibliothek 'Bethnal Green'/London in der Zeit des 2. WK

Die Bibliothek der Hoffnung
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Der auf historischen Fakten basierende, sehr berührende Roman "Die Bibliothek der Hoffnung" von Kate Thompson (erschienen bei Droemer-Knaur, 2023, tb, brosch., 477 S.) entführt den Leser ins Jahr 1944, ...

Der auf historischen Fakten basierende, sehr berührende Roman "Die Bibliothek der Hoffnung" von Kate Thompson (erschienen bei Droemer-Knaur, 2023, tb, brosch., 477 S.) entführt den Leser ins Jahr 1944, als London in der Zeit des 2. Weltkriegs dem sog. "Blitz"-Angriff der Nazis ausgesetzt war und bombardiert wurde.


Inhalt:


Die Bibliothekarin Clara Button (25) kann mit einigen HelferInnen, u.a. ihrer besten Freundin und Assistentin Ruby Munroe, einige Tausend Buchexemplare aus der zerbombten Bücherei retten, in der auch ihr Chef Peter dem Bombentreffer der Deutschen zum Opfer fiel, der kleine schwarze Bibliothekskater jedoch wie durch ein Wunder überlebte, wie sich viel später herausstellen sollte...


Da Clara Bücher über alles liebt, ist es ihr wichtig, 24 m unter der Erde, im "Shelter" des U-Bahn-Schachts Bethnal Green, der 5000 Menschen das Überleben sichert, in dem auch Schlafplätze eingerichtet werden, ein Buchangebot den Menschen zur Verfügung zu stellen, die durch die täglichen Angriffe im Krieg in Gefahr und teilweise traumatisiert sind. Sie möchte den Menschen die Gelegenheit bieten, sich durch packende Lektüre vom harten Kriegsgeschehen zumindest teilweise abzulenken (und sei es auch nur für einige Kapitel). Dafür brennt und lebt sie; ebenso wie Ruby (26), die sie nach Kräften unterstützt. Der dritte im Team ist der liebenswürdige Mr. Pepper (86), der nach dem Tod seiner Frau eine neue Aufgabe und Beschäftigung in der Bibliothek findet. Sogar zu den Arbeiterinnen in den Fabriken fahren Clara und Ruby mit einem Bücherbus ihre Romane aus, da dort sehr gerne Liebesromane gelesen werden. Der "Shelter" ist wie ein kleines Dorf und beheimatet ein Theater, einen Kindergarten, ein Café, eine Sanitätsstation, ein Friseur und - die kleine Behelfsbibliothek, die für viele ein Zuhause in dieser Zeit wird. Es findet ein Lesekreis statt und jeden Abend ist es Clara sehr wichtig, eine Vorlesestunde für die Kinder einzurichten: Diese liegen ihr ganz besonders am Herzen.


Sehr atmosphärisch und warmherzig wird die Geschichte der Bibliothekarin Clara und der von Ruby erzählt, auch von einigen sehr netten und liebenswerten ProtagonistInnen wie Sparrow, dem Clara das Lesen beibringen will, Dot, der netten Cafébesitzerin, Billy, der ein Auge auf Clara geworfen hat und Sanitäter ist, Mr. Pepper, der eine meiner Lieblingsfiguren im Roman ist; aber auch ProtagonistInnen wie Netty, der Mutter von Ruby und Mr. Pinkerton-Smythe, der andere - weitaus weniger sympathische Ansichten als Clara vertritt und sie am liebsten in ihrer Funktion als Bibliotheksleiterin vertreiben würde (ebenso wie die Kinder und die Obdachlosen, die wie alle in der Bücherei stets willkommen sind).


Jedes Kapitel trägt die Überschrift eines Bibliothekars/einer Bibliothekarin und zeugt von den wahren Hauptprotagonisten des Romans: Den Büchern, die auch in finsteren Zeiten Hoffnung und Trost spenden können! Auch begegnen uns natürlich viele wunderschöne Klassiker der englischen Literatur (Der Wind in den Weiden, Die Schatzinsel, Jane Austen, die Schwestern Bronte u.a. bis hin zu auch mal 'schlüpfrigen' Liebesromanen, die besonders bei Frauen (deren Männer seit Jahren im Krieg sind), großen Anklang finden - sehr zum Missfallen von Mr. Pinkerton-Smythe, der mehr "für Anstand und Ordnung" zu sein scheint....


Die Figuren sind sehr gut ausgeleuchtet und in ihrer Vielfältigkeit der Facetten sehr gut vorstellbar; auch Eddie, der GI, der sich in die stets (nach außen) muntere Ruby verguckt und unzählige Bände von "Vom Winde verweht" für sie sammelt, damit sie ihn erhört. Trotz der heiklen Lage, in der die Bevölkerung sich befindet, ist durch den Roman spürbar, wie solidarisch sich alle verhalten, was mich sehr beeindruckt hat. Im 'Shelter' hält man zusammen; auch wenn es um zwei Schwestern aus Jersey geht, die jünger sein dürften, als sie vorgeben, es zu sein. Erzählt wird diese Geschichte, die sich so oder ganz ähnlich zugetragen haben könnte, von Beatty, damals noch ein Kind, die die Zeit im Shelter und in der Bücherei ihr ganzes Leben mit sich herumtrug, bis sie es als 88jährige alte Frau endlich ihren Töchtern erzählte (dass sie adoptiert wurde, hatte sie jedoch nie verheimlicht). Auch einen Unfall mit politischer Brisanz, der sich 1943 auf der Rolltreppe hinunter in den Shelter zutrug, spart die Autorin nicht aus: Ihm fielen 173 Menschen durch eine Massenpanik zum Opfer, für die heute an derselben Stelle im Stadtteil Bethnal Grenn ein Memorial steht.


Am Romanende geht die Autorin auch auf die Geschichte der Bethnal Green Library ein, die durch die Pandemie in Gefahr war, geschlossen zu werden und 1911 eröffnet wurde; auch Fotos der damaligen BibliothekarInnen und die Bibliothek selbst sind zu sehen: Ich hoffe, Kate Thompson konnte anlässlich dieses Ereignisses eine Rede halten, die unzählige Interviews mit Zeitzeugen führte, um diesen wundervollen Roman zu schreiben.


Fazit:


Ein ergreifender, emotionaler, berührender Roman, der Verlust, Schmerz und Traumatisierung der Londoner sehr gut beschreibt; aber auch Lebensfreude und das Aufblitzen von Humor, Durchhaltevermögen, Hoffnung und auch Liebe dagegensetzt: Mit Billy und Clara sowie Ruby und Eddie, allesamt sehr sympathische Charaktere, erlebt man ein Stück authentischer Zeitgeschichte des 2. WK in der Londoner U-Bahn-Station, die lange nachhallt. Die Bücher sind hier - wie auch die "Hüter der Bücher", die BibliothekarInnen, die wahren Hauptakteure: Sie vermögen Menschen auch in dunkelsten Zeiten Hoffnung zu geben, Trost zu spenden; der Roman ist eine Hymne an sie, an die Fähigkeit von Büchern, die das Leben eines Menschen verändern können, Licht in dunkle Zeiten zu bringen und die Feststellung, dass sie für alle in Bibliotheken kostenlos zur Verfügung stehen sollten. Sehr bewegt klappt man am Ende dieses Buch zu und kann sich bei der Autorin wie bei den Verlagen nur bedanken, dass er veröffentlicht wurde! Von mir eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Der Sturz von den Klippen von Guernsey

Das Schweigen der Klippen
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"Das Schweigen der Klippen" von Ellis Corbet (dem Pseudonym einer bekannten deutschen Autorin) erschien im Verlag lübbe (2023, tb, 333 Seiten) und bietet beste und spannungsreiche Krimiunterhaltung auf ...

"Das Schweigen der Klippen" von Ellis Corbet (dem Pseudonym einer bekannten deutschen Autorin) erschien im Verlag lübbe (2023, tb, 333 Seiten) und bietet beste und spannungsreiche Krimiunterhaltung auf der wunderschönen Kanalinsel Guernsey, die man nach dem Lesen am liebsten besuchen würde. Es handelt sich um den Nachfolgeband der Krimireihe um die sympathische Ermittlerin Kate Langlois, die selbst auf Guernsey geboren wurde und in deren Familie (auf unterschiedliche Weise ;) "Helfen" quasi Programm ist: Der verstorbene Vater war Sozialarbeiter, die Mutter ist Krankenschwester - und Kate sucht in der Crime Unit der Guernseyer Police Verbrechen aufzuklären. "Das Schweigen der Klippen" ist hierbei ein äußerst kniffliger Fall, der viele Wendungen nimmt und auch ein Stück Inselgeschichte widerspiegelt, nämlich die der Zeit der deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg.


Inhalt:


Odile, über 90 Jahre alt und in der "Garden Villa", einem geruhsamen Seniorenheim auf Guernsey wohnend, wird tot am Strand unter den Klippen gefunden: Rutschte sie aus und stürzte ab - oder handelt es sich um ein Verbrechen?


Meine Meinung:


Dieser Frage stellt sich intuitiv Kate Langlois als Ermittlerin, die sofort nach der Begutachtung von Ort und Leiche ein "leichtes Ziehen in der Magengegend spürt" - ein sicheres Zeichen für sie, dass hier etwas nicht stimmt. So rekonstruiert sie den Spaziergang der ausgebüxten alten Frau (war sie alleine oder war jemand bei ihr?) und alle Menschen, die in irgendeiner Weise in Kontakt zu ihr standen. Bei ihren Recherchen findet sie heraus, dass Odile recht eitel war (sie trug ein schönes Kleid und war geschminkt, als man sie fand), lila ihre Lieblingsfarbe war und sie allen Heimbewohnern stets von ihrem George erzählte; ihrem Verlobten, der sie sicher bald besuchen käme und der sehr wohlhabend sei.... Nicolas, der französische Wissenschaftler, den sie bereits in ihrem ersten Fall zur Seite hatte, versucht ihr nach Kräften zu helfen und das entstandene Missverständnis seiner damals übereilten Abreise mit Kate zu klären; es ist nicht zu übersehen, dass sich beide sehr mögen, an ihrer Kommunikation jedoch noch "feilen" müssen.


Kate versucht über das Museum of German Occupation an Informationen zu kommen, die mit Odile und ihrem vermutlich deutschen Verlobten zu tun haben könnten: Was hat sich damals wirklich zugetragen? Weshalb ist Odile zeitlebens von allen geschnitten worden und als "Jerrybag" beschimpft worden? Wie hat sie in den zwei Jahren, die sie im Seniorenheim verbrachte, gelebt - wie war sie als Mensch?


Diesen interessanten Fragen, die Kate auf einige vermeintliche Spuren und Motive bringen, geht dieser Guernsey-Krimi nach. Dabei spart die Autorin nicht mit ernsten Themen wie Einsamkeit im Alter; Medikamentenmissbrauch in Pflegeheimen zur Ruhigstellung der SeniorInnen (überall mit Sicherheit Realität; ich konnte dies zwei Jahre in meiner Tätigkeit mitverfolgen, jedoch leider nichts dagegen tun), Ausgrenzung und Vorurteile gegenüber ehemals Inhaftierten und Mobbing gegen jene; aber auch Humor und ein immer wieder aufblitzendes Augenzwinkern kommen nicht zu kurz, die den Krimi sehr positiv auflockern: Der Showdown ist stimmig und überraschend, die Wendungen zahlreich und die Auflösung nicht vorhersehbar. Einordnen würde ich ihn in das Subgenre 'Cosy Crime' - allerdings die mit viel Spannung! Besonders gefiel mir auch das Lokalkolorit und das Verraten der schönsten Plätze auf der Kanalinsel, die sicher eine Reise wert ist!


Fazit:


Ein atmosphärischer Krimi, der viele Orte auf Guernsey wundervoll beschreibt; einen interessanten historischen Rückblick auf die schwere Zeit deutscher Besatzung beinhaltet und einen kniffligen Kriminalfall für Kate Langlois, einer sympathischen Ermittlerin, beinhaltet. Garniert ist das Ganze mit zahlreichen Wendungen, vielen Verdächtigen und falschen Spuren sowie viel Spannung und auch sozialkritischen Themen. Gerne empfehle ich "Das Schweigen der Klippen" weiter und werde diese Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen! 4* und 89° auf der "Krimi-Couch".

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Veröffentlicht am 23.03.2023

Die Teufelshure

Die Teufelshure
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Dieses Buch ist kaum zu beschreiben - Historisches, Fantastisches, Episches - vieles vermischt sich in dem gesuchten "Serum", das die Unsterblichkeit verleihen soll: Ein alter Menschheitstraum, den man ...

Dieses Buch ist kaum zu beschreiben - Historisches, Fantastisches, Episches - vieles vermischt sich in dem gesuchten "Serum", das die Unsterblichkeit verleihen soll: Ein alter Menschheitstraum, den man noch toller kaum erzählen kann - und da er in Schottland spielt - auch vom Ort des Geschehens kaum zu überbieten (zumindest für mich, die dieses interessante Land 2011 endlich kennenlernen will!) - Die Autorin hat eine Gabe, die "Feder zu schwingen" und wirklich gut zu recherchieren (s. homepage), dass es wirklich eine wahre Freude war (untertrieben), dieses Buch zu lesen: Sehr empfehlenswert und nachdenklich stimmend - die ewige Geschichte zwischen Gut und Böse....
Von mir 96 Punkte auf der Werteskala!

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Veröffentlicht am 20.03.2023

Ein Segeltörn mit wenig Höhen und vielen (Un)tiefen....

In blaukalter Tiefe
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Der ehrgeizige und sehr erfolgreiche Staranwalt im Wirtschaftsstrafrecht Dr. Andreas Kepler und seine Frau Caroline, mit der er seit 24 Jahren verheiratet ist, plant einen gemeinsamen Segeltörn in die ...

Der ehrgeizige und sehr erfolgreiche Staranwalt im Wirtschaftsstrafrecht Dr. Andreas Kepler und seine Frau Caroline, mit der er seit 24 Jahren verheiratet ist, plant einen gemeinsamen Segeltörn in die wildromantischen schwedischen Schären; Andreas nimmt seinen Kompagnion in der Kanzlei, Daniel und dessen Freundin Tanja mit - Daniel ist ein Kandidat, der als Teilhaber in der erfolgreichen Kanzlei von Kepler und Kollegen gute Chancen hat.... Als Skipper, der im Roman sehr mysteriös dargestellt wird, tritt Eric Fauré, ein in der Bretagne geborener Franzose auf, so heuern die zwei ungleichen Paare auf der "Querelle" an; einem schönen Segelboot, das Eric sein Eigen nennt: Bereits der Name hätte darauf hinweisen können, dass die anfängliche gute Laune ins Gegenteil umschlagen könnte....


Meine Meinung:


Als LeserIn begibt man sich mit auf das Segelboot und legt in Richtung Schweden - den schönen Schären - ab, an Bord Andreas und Caroline sowie Daniel und Tanja wie auch der geheimnisvolle, aber sehr erfahrene Skipper Eric: Bereits vor dem Segeltörn gibt es kurze Einblicke in die handverlesenen Figuren an Bord: Andreas, der es gewohnt ist, "der Chef" zu sein und überall (aus gewissen Gründen) Beachtung seiner Person sucht; der aber auch selbstbezogen ist und im Job sicherlich 'knallhart'; als Selbstoptimierer kommt er im Romanverlauf dennoch zuweilen selbstkritisch rüber. Caroline, die smarte, gebildete, elegante und kluge Chefredakteurin von "My Stile", die weiß, dass sich Andreas und sie längst auseinandergelebt haben und in diesem Segeltörn die Chance sieht, sich wieder einander zuzuwenden oder zumindest annähern zu können. (Andreas jedoch keinerlei Chance dazu gibt, eine Veränderung in der etwas toxischen Beziehung zu erwirken).

Daniel, der sich auf jeden Fall dem "Chef" gegenüber beweisen, nichts falschmachen will, das auf seine Karriere in der Anwaltskanzlei negative Auswirkungen haben könnte. Schnell wird klar, dass er lernschnell und flink reagiert, was Eric dazu veranlasst, bei bestimmten Segelaufgaben an die Crew eher nach Daniel zu rufen als nach Andreas: Zwischen Andreas und Eric baut sich recht schnell eine Rivalität und auch Ärger auf, der man auf einem engen Segelboot so schnell nicht entkommt. Tanja ist anfangs sehr unsicher und schreibt sich keine der positiven Eigenschaften zu, mit der sie Caroline ausstattet. Alle sprechen sich - im Gegensatz zu ihrem Alltagsleben - auf See und auf dem Segelboot mit "du" an; was für Daniel, der sehr obrigkeitsdenkend scheint, zunächst sehr fremd ist -besonders Andreas gegenüber...


Geben sich anfangs alle Mühe, eine gute Stimmung an Bord zu erzeugen und diese mit guten Weinen, erlesenen Speisen und einem wunderschönen Landschaftspanorama stimmig zu machen, so täuscht nichts über die Abgründe hinweg, die sich besonders zwischen Andreas und Carolonine beziehungstechnisch auftun: Hier kam jede Menge hochexplosiver "Sprengstoff" mit an Bord, der sich dann auch nach und nach entlädt - und Tanja von Andreas so sehr in die Enge getrieben wird, dass sie beschließt, mit der nächsten Fähre zurückfahren und damit Daniel verlassen zu wollen: Um dies zu verhindern, sinnen Andreas und Daniel darüber nach und legen kurzerhand fest, dass die Route geändert und ein Tag Pause auf einer kleinen unbewohnten Insel eingelegt wird; mit der Absicht, dass sich alles beruhigt - und alle beruhigen. Leider spielt das Wetter ihnen einen Streich und es kommt trotz der Warnung des Skippers, die in den Wind geschlagen wird, zu einer mehr als brenzligen und auch gefährlichen Situation, die von einem Crewmitglied ausgelöst wird...


Anfangs fand ich den Segeltörn sehr interessant zu lesen; allerdings nahm dieses Interesse in dem Maße ab, mit dem ich erkannte, dass mir fast sämtliche Figuren mehr als unsympathisch sind: Eine Ansammlung von Selbstbezogenheit, die Unfähigkeit, miteinander in konstruktive Dialoge zu treten, Beziehungsprobleme aufzuarbeiten - all dies machte es mir schwer, bis zum Ende "an Bord" zu bleiben (nach 200 Seiten ging es mir wie Tanja, ich wollte am liebsten aussteigen). Tanja und Eric Fauré waren die einzigen beiden Menschen auf der Querelle, die ich danach noch ertragen konnte; Andreas war mir trotz Selbstreflexion sehr unsympathisch und Caroline noch viel mehr; diese Figur konnte ich in der Entwicklung am allerwenigsten verstehen - und fand diese auch sehr unehrlich: Ich hätte Andreas und Caroline einen Segeltörn mit anderem Ausgang gewünscht, der jedoch eine erfolgreiche (oder auch erfolglose) Paartherapie zuvor vorausgesetzt hätte. Erics klare Worte gefielen mir in diesem Zusammenhang am allerbesten ;)


Kristina Hauff hat einen guten Schreibstil und die Spannung war durch den stetigen Perspektivenwechsel durchaus gegeben; auch den atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen konnte ich durchaus etwas abgewinnen: Jedoch überwog die Antipathie gegenüber den HauptprotagonistInnen und ich kann mich der Aussage der Autorin im Nachwort nur anschließen: Solltest Du eine Segelyacht chartern, überlege gut, wen Du mit an Bord nehmen willst....


Fazit:


Auf Hochglanz getrimmte, glattpolierte menschliche Fassaden, die auf engstem (Segelboot)raum mit bezeichnendem Namen (Querelle - französisch für Streit) ganz gehörig bröckeln.... Da mir die Figuren sehr wenig sympathisch waren, war ich in diesem Falle froh, nach 288 Seiten von Bord gehen zu dürfen. Das Erschreckendste: Es ist in der Realität sehr gut vorstellbar, dass sich solche - oder sehr ähnliche Segeltörns zugetragen haben - oder noch durchgeführt werden - aber zum Glück ohne mich.

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