Platzhalter für Profilbild

Silkem

Lesejury Star
offline

Silkem ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Silkem über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2022

Ein sehr intensives Buch

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe
0

Max Frisch war ein prägender Schriftsteller meiner Jugend, nicht nur sondern obwohl der Abitur-Thema war. Mit Ingeborg Bachmann dagegen konnte ich immer nicht so viel anfangen, obwohl ich mich redlich ...

Max Frisch war ein prägender Schriftsteller meiner Jugend, nicht nur sondern obwohl der Abitur-Thema war. Mit Ingeborg Bachmann dagegen konnte ich immer nicht so viel anfangen, obwohl ich mich redlich bemüht habe, war sie doch eine der wenigen ernst genommenen Autorinnen ihrer Zeit. Nur einige ihrer Gedichte konnten mich berühren. Und so ist es wohl kein Wunder, dass mich in "Die Poesie der Liebe" von Bettina Storks besonders die Sichtweise von Max Frisch in den Bann zog.
Klappentext:
Paris, 1958: Als der Schweizer Dramatiker Max Frisch dem glamourösen Literaturstar Ingeborg Bachmann begegnet, ist es für ihn Liebe auf den ersten Blick. Auch sie verliebt sich, doch anders als Max, der bodenständige Genussmensch, ringt die sensible Ingeborg im Schreiben – wie im Leben – um jedes Wort. Und sie hat die Trennung von ihrem Geliebten Paul Celan noch nicht überwunden, was die Beziehung schon bald auf die Probe stellt. Doch Ingeborg kann nur eine Liebe leben, in der sie ihre Freiheit nicht preisgeben muss …
Bettina Storks schreibt jeweils abwechselnd aus der Sicht von Max Frisch und Ingeborg Bachmann. Ich habe schon das Gefühl, dass sie wenig parteiisch ist, dass sie versucht beiden Seiten gerecht zu werden. Manchmal schimmert ein wenig mehr Verständnis für Ingeborg Bachmann durch, während mir der bodenständige Max Frisch sehr viel näher ist und ich einige Eskapaden von Ingeborg nicht nachvollziehen kann.
Der Roman ist erstklassig recherchiert. Das beweist nicht nur die Bibliographie. Mich hat das Buch ermuntert, selbst wieder in meinen gesammelten Werken zu stöbern, zu recherchieren, nicht nur nachzulesen sondern auch nachzudenken. Das ist - zumindest aus meiner Sicht - das Beste, was eine Autorin durch ein Buch erreichen kann.
Das Buch ist sprachlich hervorragend. Die vielen Zitate sind gelungen in den Text integriert.
Einzig das Ende hat mir nicht so gut gefallen. Nicht die Handlungen und das Ergebnis - die sind ja der Realität entnommen, sondern die Art, wie Bettina Storks zum Ende kommt. Hat das Buch in der Mitte einige Längen, so ist es mir am Ende ein wenig zu hastig und nicht mit der bis dahin herrschenden Empathie der Autorin geschrieben.
Fazit: Ein tolles Buch, das dazu geführt hat, dass ich mich wieder einmal intensiver mit Max Frisch und Ingeborg Bachmann auseinandergesetzt habe. Super geschrieben und ein "Muss" für alle Anhänger dieser beiden großen Autor:innen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2022

Wunderbare Weihnachts- und Winterlektüre

Winterzauber in den Dünen
0

Wer denkt nicht noch manchmal träumerisch an seine erste Liebe zurück? Und wenn Frau oder Mann dann plötzlich in einem Hotelgästebuch wieder über den Namen stolpert, dann beginnt (vielleicht) eine ganz ...

Wer denkt nicht noch manchmal träumerisch an seine erste Liebe zurück? Und wenn Frau oder Mann dann plötzlich in einem Hotelgästebuch wieder über den Namen stolpert, dann beginnt (vielleicht) eine ganz neue Liebesgeschichte. So in "Winterzauber in den Dünen" von Felicitas Kind.
Klappentext:
Anja braucht eine Auszeit vom Leben und flüchtet sich über die Weihnachtszeit auf die Nordsee-Insel Juist. Im Gästebuch des charmanten Hotels, in dem sie sich einquartiert hat, entdeckt sie durch Zufall einen Eintrag von Thomas, ihrer ersten großen Liebe. Während die ersten Schneeflocken um den Christbaum am Marktplatz tanzen, beschließt Anja, ihm nach all den Jahren einen Brief zu schreiben. Zu viel ist damals ungesagt geblieben. Wird Thomas sich an sie erinnern? Und vor allem: Wird er ihr antworten?
Regine Kölpin und Gitta Edelmann, die beiden schreiben gemeinsam unter dem offenen Pseudonym Felicitas Kind, ist ein wunderbar leichter, weihnachtlicher Liebesroman gelungen, der mich an die Nordsee entführt und mir Juist näher gebracht hat. Da fahre ich auf jeden Fall im nächsten Jahr hin.
Die Geschichte wurde von zwei Autorinnen geschrieben, jeweils wechselnd aus der Perspektive von Anja und Thomas. Und trotzdem ist die Geschichte aus einem "Guss".
Natürlich gibt es die bei dieser Art von Roman üblichen Missverständnisse und Hindernisse. Und am Ende wird alles gut - schließlich ist Weihnachten. Doch den beiden Autorinnen gelingt es durch die liebevolle Gestaltung des Mailverkehrs, durch glaubwürdige Protagonisten, herrliche Inselbeschreibungen und eine spannende Nebenhandlung, dass das Buch kurzweilig bleibt. Dazu trägt auch der sehr flüssige Stil der Autorinnen bei.
Fazit: Ein wundervoller Weihnachts- und Winterroman für ein kuscheliges Lesevergnügen mit Tee und Kluntjes. Ein Rezept für den ostfriesischen Klassiker zur Weihnachtszeit "Klaaskerl" findet sich am Ende des Buches auch noch. Aber ich hatte keine Zeit zum Backen, ich musste unbedingt weiterlesen. Absolute Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.10.2022

Wunderbar leichter Krimi aus dem Elfenreich

Rosen für Erkül Bwaroo
0

Erkül Bwaroo hat mir wieder ein paar unterhaltsame Lesestunden beschert - und dabei ist noch nicht mal Vorweihnachtszeit.
Klappentext:
Dieses Mal ist es Königin Titania persönlich, die ihn mit der Ermittlung ...

Erkül Bwaroo hat mir wieder ein paar unterhaltsame Lesestunden beschert - und dabei ist noch nicht mal Vorweihnachtszeit.
Klappentext:
Dieses Mal ist es Königin Titania persönlich, die ihn mit der Ermittlung in einem Mordfall beauftragt. Bwaroo ist darüber nicht sehr glücklich, denn die Hauptverdächtige ist seine eigene Tante – und die ist alles andere als gut auf ihn zu sprechen. Trotzdem begibt er sich mit seinem treuen Diener Orges an den Tatort: ein Filmset. Lichtspiele sind der neueste Schrei! Filmschauspieler zu sein bedeutet Ruhm und Verehrung – oder Tod. Denn eine der Schauspielerinnen wurde mitten in einer Szene vergiftet. Bwaroo muss erkennen, dass in der Filmwelt Eifersüchteleien, Lügen und Intrigen praktisch an der Tagesordnung sind. Bald gibt es mehr Verdächtige, als ihm lieb sind, denn die Ermordete hatte mit fast jedem Streit und jeder hat irgendetwas zu verbergen. Und die Uhr tickt - denn Bwaroo hat nur eine Woche Zeit, um die Wahrheit von der Lüge zu trennen und den wahren Täter finden.
Mit "Rosen für Erkül Bwaroo" ist Ruth M. Fuchs wieder ein wunderbar leichter Krimi aus dem Elfenreich gelungen. Was nicht bedeutet, dass es in diesem Krimi nicht spannend zugeht. Lange musste ich rätseln, wer denn der Täter ist und wie alles zusammen hängt. Doch für Erkül Bwaroo ist kein Fall zu knifflig. Da gleicht er seinem Vorbild Pierrot von Agatha Christie. Trotzdem ist er einzigartig, nicht nur, weil er eben eine Elfe ist.
Geschickt adaptiert Ruth M. Fuchs sowohl Elemente von Agatha Christie und dem magischen Fabelreich, rührt alles gut zusammen und daraus entsteht etwas originell Neues.
Dabei bleibt sie nicht immer nur an der seichten Oberfläche. So ist das Internat, in dem der Mord passiert, ein wunderbares Beispiel für ein vorurteilsfreies und tolerantes Zusammenleben von Fabelwesen.
Ruth M. Fuchs schreibt locker und die Freude beim Schreiben ist ihr anzumerken. Sie liebt ihre Figuren, ihre Geschichten - und ich liebe sie auch.
Fazit: Ein wunderbar leichter Krimi mit Erkül Bwaroo als Ermittler. Wie schön, dass die Reihe inzwischen sieben Bände hat - denn das Buch macht Lust auf mehr Krimis aus dem Elfenreich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2022

Sehr vielschichtiger Roman

Annes Versprechen
0

Schon das Cover von "Annes Versprechen" hat mich überzeugt. Krüger Solveig gelingt in ihrem Debüt-Roman ein sehr dichtes Buch, in dem sie einige grundsätzliche Themen aufgreift. Dabei steht das Verhältnis ...

Schon das Cover von "Annes Versprechen" hat mich überzeugt. Krüger Solveig gelingt in ihrem Debüt-Roman ein sehr dichtes Buch, in dem sie einige grundsätzliche Themen aufgreift. Dabei steht das Verhältnis zwischen Frauen und Männern immer im Mittelpunkt. Trotzdem handelt es sich nicht um einen klassischen Liebesroman.
Klappentext:
Für Anne bricht mit dem Tod ihres Mannes eine Welt zusammen. Sie versprach ihm, seinen vermissten Vater aufzuspüren. Anfangs begegnet ihr Sebastian und sie lässt sich auf ihn ein. Nachdem Anne seine krankhafte Persönlichkeit erkennt, beginnt eine Odyssee. Währenddessen lernt sie zwei alte Männer kennen. Hans hilft ihr zurück ins Leben und Hermann zieht sie mit seinen Erlebnissen in den Bann. Ihr wird klar, dass sich dort der Schlüssel für ihr Versprechen befindet. Plötzlich taucht Sebastian wieder auf und die Situation eskaliert.
Annes Suche nach ihrem vermissten Schwiegervater nimmt in dem Buch einen großen Raum ein. Hier habe ich sehr viel über das Ende des zweiten Weltkrieges und die Situation der Kriegsgefangenen erfahren, das ich bis dahin nicht wusste.
Solveig Krüger gelingt es, die Suche nach dem Schwiegervater und die Berichte alter Kriegskameraden geschickt mit Annes Geschichte zu verknüpfen. So bleibt die Spannung das ganze Buch über erhalten.
Das macht es aber auch schwierig, das Buch einem bestimmten Genre zuzuordnen. Es ist kein Frauenroman, kein Liebesroman und auch nicht wirklich ein historischer Roman. Teilweise liest sich der Roman eher wie eine Biografie, was auch daran liegt, dass Solveig Krüger es schafft, ganz nah an ihrer Protagonistin Anne zu bleiben.
Der Stil ist zumindest anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, bedient Solveig Krüger hier doch nicht den Mainstream, sondern schreibt auf ihre ganz eigene, manchmal etwas altmodisch wirkende Art. So nutzt die Worte, die längst in Vergessenheit geraten sind. Doch gerade dies macht auch den Reiz des Buches aus, passt es doch zu den handelnden Figuren.
Fazit: Ein sehr dichter Roman über das Leben und Lieben, der sich bis auf einige Längen gut lesen lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2022

Mehr Entwicklungsroman als Krimi

Unter dem Sturm
0

"Unter dem Sturm" von Christoffer Carlsson ist ein eher melancholisches Buch. Es plätschert eher ruhig dahin. Einen Spannungsbogen, wie er für mich zu einem guten Krimi gehört, konnte ich nicht erkennen.
Klappentext:
In ...

"Unter dem Sturm" von Christoffer Carlsson ist ein eher melancholisches Buch. Es plätschert eher ruhig dahin. Einen Spannungsbogen, wie er für mich zu einem guten Krimi gehört, konnte ich nicht erkennen.
Klappentext:
In einer kalten Novembernacht 1994 wird im kleinen südschwedischen Marbäck die Leiche einer jungen Frau gefunden. Alles weist auf ein Verbrechen hin, und ein Täter ist schnell ausgemacht: Edvard Christensson unterhielt eine Beziehung mit ihr; wie sein Vater ist er berüchtigt für einen aufbrausenden Charakter.
Edvard wird verurteilt, und der Frieden kehrt ins Dorf zurück. Nur nicht für Edvards siebenjährigen Neffen Isak, der Edvard vergöttert hat. Isak ist besessen von der Vorstellung, dass er den Keim des Bösen in sich trägt, wie sein Onkel, wie sein Großvater.
Zehn Jahre später sitzt Isak nach einem Diebstahl vor Vidar, der als junger Polizist bei der Verhaftung von Edvard half. Und je mehr Vidar sich zurückerinnert, desto größer werden seine Zweifel an den Ermittlungen damals. Und dann verschwindet Isak. Vidar macht sich auf die Suche. Nach dem Jungen und nach der Antwort auf die Frage, was in jener Novembernacht wirklich geschah.
Wie der Klappentext es beschreibt, besteht das Buch aus drei Teilen, die zu unterschiedlichen Zeiten spielen und auch sprachlich sehr verschieden sind.
Im ersten teil wird sehr Vieles aus der Sicht des damals siebenjährigen Isak beschrieben. Carlsson passt sich auch sprachlich an die Gedanken des Jungen an, was literarisch vielleicht wertvoll ist, mich aber eher genervt hat, denn es las sich teilweise wie ein Kinderbuch.
Der zweite Teil ist sehr langatmig, mit vielen Wiederholungen. Ständig werden bereits bekannte Ermittlungsergebnisse noch einmal von allen Seiten beleuchtet.
Im dritten Teil ist Vidar kein Polizist mehr. Isak ist erwachsen. dieser Teil hat mir am besten gefallen und hat noch am ehesten Ähnlichkeit mit einem klassischen skandinavischen Krimi.
Dabei ist die Idee des Buches gut. Es malt ein Bild der Gesellschaft, zeigt wohin Engstirnigkeit und Vorurteile führen können. Doch leider gelingt es Carlsson nicht, Spannung aufzubauen.
Fazit: Ein skandinavischer Krimi, der in allen Bereichen zu viel will. Zu viel Landschaft, zu viel Melancholie. Eher ein Entwicklungsroman als ein Krimi.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere