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Silkem

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2022

Tolles Thema, aber noch Luft nach oben

Gefährliche Gischt
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Auch in "Gefährliche Gischt" von Anne-M. Keßel ermittelt mal wieder ein deutsch-dänisches Duo, die deutsche Dorfpolizistin Nora Boysen und die dänische Kriminalkommissarin Connie Steenberg. Ob es in der ...

Auch in "Gefährliche Gischt" von Anne-M. Keßel ermittelt mal wieder ein deutsch-dänisches Duo, die deutsche Dorfpolizistin Nora Boysen und die dänische Kriminalkommissarin Connie Steenberg. Ob es in der Realität wirklich so viele deutsch-dänische Ermittlungen gibt, bezweifele ich sehr, aber scheinbar ist das im Moment eine Modeerscheinung.
Klappentext:
Aufwühlend und rau wie die NordseeMalerische Dünen, kilometerlange Strände, kreischende Möwen … Das verschlafene Dorf Billersby an der deutsch-dänischen Nordseeküste lockt nur wenige Touristen an, und die Einheimischen lieben ihre Ruhe. Doch mit der ist es schlagartig vorbei, als ein Bernsteinsammler in den frühen Morgenstunden am Strand qualvoll an Weißem Phosphor verbrennt. Sofort zieht der Unfall mediale Aufmerksamkeit auf sich. Die Ermittlerinnen Connie Steenberg und Nora Boysen bemerken schnell: Sie haben nicht viel gemeinsam, sie sind eher wie Feuer und Wasser. Trotzdem müssen sie zusammenarbeiten, um den Fall zu lösen.
Am Anfang fiel es mir schwer, in die Geschichte hineinzukommen. Ich fand den Stil etwas gewöhnungsbedürftig, mal zu ausschweifend, dann wieder zu knapp.
Die beiden Ermittlerinnen sind äußerst gegensätzlich und besonders Connie Steenberg etwas klischeehaft. Nora gefiel mir deutlich besser.
Dann nimmt die Geschichte etwas Fahrt auf und ich habe das Buch gerne gelesen. In der Mitte dann wieder etwas Längen und am Schluss wieder spannend.
Toll fand ich das Thema und es ist gut recherchiert.
Ihr merkt, es fällt mir schwer, wirklich etwas über das Buch zu schreiben. Es ist ein - sowohl als auch. Lest am besten selbst!
Fazit: Ein spannendes Thema in einem soliden Krimi - durchaus noch Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Authentisch

Innig geliebte Annelie
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Biografien sind bekanntlich schwer zu rezensieren. Nicht immer sind die handelnden Figuren sympathisch und auch für den Ablauf einer Geschichte ist die Autorin nicht verantwortlich. Biografien sind Geschichten, ...

Biografien sind bekanntlich schwer zu rezensieren. Nicht immer sind die handelnden Figuren sympathisch und auch für den Ablauf einer Geschichte ist die Autorin nicht verantwortlich. Biografien sind Geschichten, die das Leben schreibt.
Noch schwieriger wird es, wenn die Autorin nicht ihre eigene Biografie schreibt, sondern anhand von Tagebuchaufzeichnungen und Briefen über das Leben einer nahe stehenden Person berichtet, so wie Erna Lous in ihrem Buch "Innig geliebte Annelie - Eine Lebensgeschichte in Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Berichten."
Klappentext:
Anneliese wuchs als einzige Tochter wohlbehütet im Harz auf. Sie
schrieb, als junge Frau, ab August 1938 in ihr Tagebuch von den
schönen und erlebnisreichen Wanderungen in den Bergen, an
denen sie sich so gar nicht satt sehen konnte.
Dann brach der zweite Weltkrieg aus und sie vertraute weiterhin
ihrem Tagebuch alle Begebenheiten an. Über die Zeit des
furchtbaren Krieges, die Geburt ihres einzigen Sohnes, über die
Entbehrungen, die unendliche Ausweglosigkeit, Verzweiflung und
die Sorgen um ihren Artur, dem Papa ihres Kindes. Und mit jedem
Brief, der lange ersehnt, von ihrem Mann eintraf, gab es wieder
einen Funken Hoffnung.
Beim Fegen einer Dachbutze bei den Schwiegereltern fielen Erna Lous in einer Ecke mehrere verstaubte Pappkartons auf. Darin befanden sich, sorgsam verschnürt, Feldpost von Artur und Notizbücher und Schulhefte von Anneliese.
Erna Lous begibt sich auf Spurensuche. In mühevoller Kleinarbeit sortiert sie die Tagebücher, entziffert die handgeschriebenen Texte und Postkarten. Herausgekommen ist ein ganz besonderes Stück Zeitgeschichte. Unzensiert - lediglich durch einige Bemerkungen unterbrochen - stellt sie ihre Schwiegermutter Anneliese in den Mittelpunkt des Buches. Manchmal ist Anneliese in ihrer Art nur schwer zu ertragen, dann wieder tut sie mir unheimlich leid, kommt doch ihr Mann erst nach zehn Jahren aus russischer Gefangenschaft frei. Vieles war mir bis heute unbekannt und hat mich berührt. Die Geschichte entwickelt ihren ganz eigenen Sog.
Fazit: Ein herausragendes Stück Zeitgeschichte aus weiblicher Sicht. Lesenswert für alle, die sich mit dieser Zeit beschäftigen möchten - und eine hervorragende Ergänzung zu den vielen historischen Romanen über Frauen aus dieser Zeit. Authentisch.

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Veröffentlicht am 06.07.2022

Lesenswert

Das Letzte, was du hörst
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Andreas Winkelmann gehört für mich zu den besten männlichen deutschen Thriller-Autoren, weil es ihm gelingt Spannung auch ohne überflüssige Gräueltaten und Machogehabe zu erzeugen. Auch "Das letzte, was ...

Andreas Winkelmann gehört für mich zu den besten männlichen deutschen Thriller-Autoren, weil es ihm gelingt Spannung auch ohne überflüssige Gräueltaten und Machogehabe zu erzeugen. Auch "Das letzte, was du hörst" konnte mich überzeugen. Allerdings hatte ich nach dem Klappentext ein anderes Buch erwartet.
Klappentext:
Lehn dich zurück. Höre diese Stimme. Vergiss deinen Alltag, den Job, den Ärger, die Sorgen. Vertrau dich den Worten an. Sie sind nur für dich. Aber Vorsicht: Wenn du einmal gefangen bist in dieser Welt, kommst du nicht mehr hinaus. Diese Stimme – sie ist das Letzte, was du hörst.
Sarah ist süchtig nach dem Podcast «Hörgefühlt». Die Stimme von Podcaster Marc Maria Hagen ist wie ein seidiges Kissen, seine Worte sind Trost für die Seele. Doch Sarah ahnt nicht, was hinter den Kulissen vor sich geht. Dass hinter den weichen Worten der Tod lauert.
Das Buch startet gleich sehr spannend, ist am Anfang aufgrund der zahlreichen Personen und der Rückblenden jedoch auch etwas verwirrend.
Dann geht es eine ganze Weile eher gemächlich zu und schildert in erster Linie die Ermittlungsarbeit von Kommissarin Carola Barreis und der Journalistin Roya Mayer. Beide sind mir nicht wirklich sympathisch, doch Winkelmann schildert sie überzeugend.
Erst gegen Ende legt Winkelmann wieder mehr Spuren und macht es noch einmal richtig spannend. Der Schluss ist mir dann leider doch ein wenig überzogen. Ein guter Thriller braucht meiner Meinung nach nicht unbedingt sinnlose Tote. Spannung kann auch anders aufgebaut werden.
Winkelmanns Stil ist wie immer gut lesbar, der Aufbau in großen Teilen spannend und die Handlung - auch die Auflösung - schlüssig.
Fazit: Spannender Thriller, gut geschrieben - auf jeden Fall lesenswert.

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Solider Auftakt

Gezeitenmord
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Als ich den Klappentext von "Gezeitenmord" von Dennis Jürgensen gelesen habe, war mein erster Gedanke: Oh nee, nicht noch ein deutsch-dänisches Ermittlungsduo. Doch dieses Mal hat mich ein skandinavischer ...

Als ich den Klappentext von "Gezeitenmord" von Dennis Jürgensen gelesen habe, war mein erster Gedanke: Oh nee, nicht noch ein deutsch-dänisches Ermittlungsduo. Doch dieses Mal hat mich ein skandinavischer Krimi positiv überrascht.
Klappentext:
Bei einem Spaziergang im Watt machen der Lehrer Lasse und sein elfjähriger Schüler Villads im dichten Nebel einen grausamen Fund: Im festen Sand des Meeresgrundes steckt die Leiche eines Mannes.
Es ist Lykke Teits erster eigener Fall – endlich darf sie die Ermittlungen in einem Mordfall leiten. Dass sie den Toten kannte und er sich verfolgt fühlte, verschweigt sie. Da die Leiche im Watt auf der Grenze zwischen Dänemark und Deutschland gefunden wurde, wird ihr Rudi Lehmann aus Flensburg zur Seite gestellt. Die beiden sehr ungleichen Ermittler verstehen sich auf Anhieb. Ihre Untersuchungen konzentrieren sich auf das kleine Dorf Melum, in dem jeder jeden kennt. Lykke und Rudi ermitteln nicht nur in diesem Mordfall: Villads ist seit dem Fund der Leiche spurlos verschwunden. Es ist nicht das erste vermisste Kind im Dorf. Wer weiß was? Und konnte sich Villads wie sein Lehrer vor der einsetzenden Flut an Land retten?
Der Krim beginnt gleich richtig spannend. Leider kann die Spannung nicht durchgehend gehalten werden. Dazu ist die Geschichte teilweise zu geruhsam erzählt, werden auch die kleinsten Ermittlungsansätze zu häufig und langwierig diskutiert.
Überzeugt haben mich dafür Lykke Teit und Rudi Lehmann, das Ermittlungsduo. Die beiden sind so erfrischend gegensätzlich, ohne das es aufgesetzt wirkt. Vielmehr konnte ich von Anfang an nachvollziehen, warum die beiden so gut zusammenarbeiten. Das beide ihre ganz eigene Zerbrechlichkeit haben und mit ihren Schicksalsschlägen unterschiedlich umgehen, macht die beiden noch sympathischer.
Die Geschichte ist etwas vorhersehbar und mir war die Lösung schon recht früh klar. Das hat das Lesevergnügen jedoch nicht getrübt, denn die Geschichte ist flüssig und anschaulich geschrieben und Teit und Lehmann ein tolles neues Team.
Fazit: Solider skandinavischer Krimi mit einem tollen neuen Team und flott geschrieben. Dabei bleibt die Spannung manchmal etwas auf der Strecke.

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Gelungene Fortsetzung

Wattenmeerfeuer
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"Wattenmeerfeuer" ist nach "Wattenmeermord" der zweite Pellwormkrimi von Katja Lund und Markus Stephan. Den ersten Band habe ich gerne gelesen und so war dann der zweite Band die richtige Lektüre für meine ...

"Wattenmeerfeuer" ist nach "Wattenmeermord" der zweite Pellwormkrimi von Katja Lund und Markus Stephan. Den ersten Band habe ich gerne gelesen und so war dann der zweite Band die richtige Lektüre für meine Corona-Zwangspause.
Klappentext:
Pellworm. Nordsee. Das nordfriesische Biikebrennen, das große Feuer, mit dem die Wintergeister ausgetrieben werden sollen, steht kurz bevor. Doch Inselpolizist Jan Benden hat schon jetzt alle Hände voll zu tun, denn ein Feuerteufel scheint sein Unwesen auf der sonst so friedlichen Insel zu treiben. Nach mehreren kleineren Bränden wird Jan schließlich zu einer in Flammen stehenden Bauernhausruine gerufen, und spätestens hier hört der Spaß auf, denn darin befindet sich eine verkohlte Leiche. Jan nimmt die Ermittlungen auf – immer unterstützt von seinem selbsternannten Assistenten Tamme. Und auch Jans Frau Laura verfolgt ein paar ganz eigene Spuren …
Der Inselpolizist Jan Benden war mir ebenso wie das Pellwormer Urgestein Tamme bereits im ersten Band ans Herz gewachsen. Auch in diesem Band konnten die beiden mich überzeugen, allerdings hatte ich den ersten Band etwas humorvoller in Erinnerung. Vielleicht liegt es aber auch am Thema, denn es geht um Verlust und Trauer, um ein traumatisiertes Kind und um die Frage, wie sehr kleine Unachtsamkeiten ein ganzes Leben bestimmen können.
Benden muss die geliebte Insel Pellworm dieses Mal verlassen und ein Teil der Handlung spielt in Hamburg.
Lund und Stephan schreiben wunderbare Dialoge. Ich hatte öfter das Gefühl, ich könnte besonders Tamme hören. Überhaupt ist der Stil leicht und flüssig. Die Liebe zur Insel Pellworm ist immer spürbar.
Das Cover greift das Motiv des ersten Bandes gekonnt auf und hat einen großen Wiedererkennungswert.
Beide Bände können auch unabhängig voneinander gelesen werden.
Fazit: Gelungener Urlaubskrimi nicht nur für Nordsee- und Pellwormfans.

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