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Veröffentlicht am 29.05.2022

Einfühlsames Buch über einen besonderen Menschen

Nina
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"Nina - Das Flüstern der Pferde" von Carina Warnstädt ist ein vielschichtiges Buch, das mir auf allen Ebenen sehr gut gefallen hat.
Klappentext:
Die 25-jährige Nina hat mit Pferden eigentlich nichts am ...

"Nina - Das Flüstern der Pferde" von Carina Warnstädt ist ein vielschichtiges Buch, das mir auf allen Ebenen sehr gut gefallen hat.
Klappentext:
Die 25-jährige Nina hat mit Pferden eigentlich nichts am Hut. Eigentlich. Denn sie bemerkt schnell, dass die Pferde ihr die Ruhe geben, die sie am meisten sucht. Und dann ist da auch noch die Kaltblutstute Fiola, die ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Irgendetwas ist an ihr anders als an den anderen Pferden. Wenn Nina sie verstehen will, muss sie all ihren Mut zusammen nehmen. Doch dabei droht ihr Geheimnis gelüftet zu werden! Nina muss sich entscheiden: Traut sie sich, ihr Leben zu ändern? Für sich und die Pferde? Ein Buch über die Kraft der Pferde, die eigene Persönlichkeitsentwicklung und eine ganz besondere Freundschaft.
Es ist ein Buch über Pferde und im wahrsten Sinne des Wortes ein gutes Pferdebuch. Ich habe in jeder Zeile gespürt, wie sehr Carina Warnstädt Pferde liebt und das sie weiß, worüber sie schreibt. Da ist ein tiefes Verständnis für das Fluchttier Pferde zu merken.
Es ist eine Liebesgeschichte oder vielleicht auch nur der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Auf jeden Fall begegnen sich zwei junge Menschen und ein zartes Kribbeln deutet sich an.
Und es ist das Buch über eine besondere junge Frau, Nina, die seit einiger Zeit mit der Diagnose "Autismus Spektrum Störung" leben muss. Die Diagnose erleichtert sie und hindert sie gleichzeitig. Carina Warnstädt gelingt es wunderbar einfühlsam, die Gedanken, Träume und Wünsche der jungen Frau zu schildern und dabei trotzdem ein Stück professionelle Distanz zu wahren. Deshalb denke ich, dass das Buch trotz Triggerwarnung auch für junge Menschen (ab 14 Jahre) geeignet ist.
Carina Warnstädt zeigt, dass es auch als "Nicht Betroffene" möglich ist, einfühlsam über etwas zu schreiben, etwas was im Moment ja zunehmend diskutiert wird. Voraussetzung sind Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft sich intensiv mit etwas auseinander zu setzen. Carina Warnstädt hat beides.
In einem kurzen Nachwort erfahren wir mehr über die Autismus Spektrum Störung.
Das Buch ist sehr liebevoll gestaltet, dass Cover lässt das Herz aller Pferdefreunde höher schlagen.
Carina Warnstädt schreibt wunderbar flüssig, die Geschichte ist in sich stimmig und ich konnte das Buch kaum zur Seite legen. Die fehlenden Kommas werden noch korrigiert.
Fazit: Ein Pferdebuch, nicht nur für Pferdefreunde. Ein Jugendbuch, das ich auch für ältere Leser empfehlen kann. Eine tolle, einfühlsame Geschichte über eine außergewöhnliche junge Frau. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 27.05.2022

Ein spannender Krimi mit Teifgang

Verlassen
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Ich habe gerade einen wunderbaren Krimi zu Ende gelesen. "Verlassen" von Christiane Dieckerhoff hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert.
"Verlassen" ist der dritte Band der Spreewald-Krimi-Reihe ...

Ich habe gerade einen wunderbaren Krimi zu Ende gelesen. "Verlassen" von Christiane Dieckerhoff hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert.
"Verlassen" ist der dritte Band der Spreewald-Krimi-Reihe um die Kommissarin Klaudia Wagner. Sie, aber auch ihre Kolleg:innen und die Randfiguren des Spreewalds sowie die Landschaft sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Da muss ich unbedingt mal hin - was kann ein Regionalkrimi besseres bewirken?
Klappentext:
Kommissarin Klaudia Wagner wird in ein Nobelhotel gerufen. Eine Touristin aus Dortmund wird von ihren beiden Kindern vermisst. Tage später wird die Vermisste, die offenbar aus dem Spreewald stammt, tot aufgefunden – neben einem Fahrradhelm, den Klaudia sofort erkennt. Er gehört dem Sohn ihres Kollegen Demel, doch was kann ein vierzehnjähriger Junge mit einem Mord zu tun haben?
Der Krimi spielt auf zwei Zeitebenen - der Ermittlung zum Tod der anfangs vermissten Frau und der Geschichte von Männi und Matte, die 1989 von ihrer Mutter zurückgelassen werden, als diese in den Westen geht.
Wie immer greift Christiane Dieckerhoff mit viel Fingerspitzengefühl ein politisches und gesellschaftliches Thema auf. Sie zeigt nicht mit anklagendem Zeigefinger auf Menschen, sondern versucht sie zu verstehen und in ihrer Vielschichtigkeit darzustellen. Das gelingt ihr brillant.
Dieckerhoff zeigt einmal mehr auf, wie die Vergangenheit die Gegenwart bestimmt, ein Thema, das mich sehr bewegt.
Auch ihre Kommissarin ist keine Superheldin. Sie könnte einfach eine gute Freundin sein, die wir zwar sehr mögen, deren kleine Schwächen wir aber kennen und akzeptieren.
Der Stil ist flüssig, der Wechsel zwischen beiden Handlungsebenen findet auch sprachlich statt.
Der Spannungsbogen bleibt in beiden Handlungsebenen lange Zeit erhalten und auch die Nebenhandlung - hier schließt Dieckerhoff an die Vorgängerbände an - ist spannend und auch für diejenigen verständlich, die die beiden Vorgängerbände nicht gelesen haben.
Der Schluss ergibt sich sinnvoll aus der Geschichte und wird dieser nicht übergestülpt.
Fazit: Ein spannender Krimi mit viel Lokalkolorit, sympathischen Figuren und einem wichtigen historischen und gesellschaftlichen Hintergrund. Das reinste Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 25.05.2022

Ein etwas anderer Krimi

Die Schwebfliege
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Der Einstieg in "Die Schwebfliege - eine schmutzige Geschichte" von Anja Gust fiel mir etwas schwer, hatte ich doch aufgrund des Klappentextes etwas anderes erwartet.
Klappentext:
Falsche Gefühle, gestohlenes ...

Der Einstieg in "Die Schwebfliege - eine schmutzige Geschichte" von Anja Gust fiel mir etwas schwer, hatte ich doch aufgrund des Klappentextes etwas anderes erwartet.
Klappentext:
Falsche Gefühle, gestohlenes Geld und ein schockierendes Geständnis Hinnerk Thies‘ Leidenschaft gehört der Entomologie. Dass sein geruhsames Leben als Schwebfliegen-Nerd je aus den Fugen geraten könnte, ahnt er nicht – bis er eines Abends Opfer eines Trickbetrugs wird. Im Bemühen, die Fesseln dieses zwielichtigen Spiels abzuschütteln, gerät er immer tiefer in den Sumpf der Hamburger Halbwelt. Gleichermaßen abgestoßen wie angetan von deren schillernder Fassade, lernt er die Prostituierte Cindy kennen. Doch ist die ehemalige Biologiestudentin wirklich so ehrlich, wie sie sich gibt? Und welche Rolle spielt ihre Freundin Tatjana? Bald stellen Hinnerks Gefühle ihn vor die schwerste Entscheidung seines Lebens – für oder gegen sein Gewissen. »Die Schwebfliege« Ein spannender Blick auf eine Randgesellschaft, die das Tageslicht scheut.
Auch der Schreibstil der Autorin war für mich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, doch sehr schnell habe ich mich eingelesen und dann entwickelte der Text eine ganz eigene Dynamik.
Anja Gust zeigt, dass es möglich ist, Umgangssprache als Stilmittel einzusetzen. Gerade ihre Dialoge sind dadurch lebendig und authentisch. Jede Figur hat ihre eigene, individuelle Sprache.
Durch den Stil bildet Anja Gust das Milieu der Geschichte wunderbar ab und es fällt leicht, in die Geschichte einzutauchen. Dies geschieht teilweise humorvoll, dann wieder ironisch oder auch ernst.
Die Figuren sind nicht unbedingt sympathisch, es sind Menschen mit Ecken und Kanten, sie machen Fehler und haben mich als Leserin trotzdem immer wieder angerührt.
Der Mittelteil zog sich für mich etwas in die Länge und der Schluss war mir dann doch wieder ein wenig zu versöhnlich.
Das Buch ist für mich kein Krimi im eigentlichen Sinne (Krimi steht als Untertitel auf dem Cover), sondern ein spannender sozialkritischer Roman (so der Untertitel im Buch), der viele gesellschaftliche und soziale Probleme anspricht.
Fazit: Ein etwas anderer Krimi, der sich schon aufgrund des außergewöhnlichen Stils vom Krimi-Einheitsbrei abhebt. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 21.05.2022

Gut lesbar mit schwachen Figuren

Die andere Schwester
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"Die andere Schwester" ist nach "Der andere Sohn" der zweite Band des Autorenduos Mohlin und Nyström um den ehemaligen FBI-Agenten John Adderly, der im Zeugenschutzprogramm in Karlstadt in Schweden ermittelt. ...

"Die andere Schwester" ist nach "Der andere Sohn" der zweite Band des Autorenduos Mohlin und Nyström um den ehemaligen FBI-Agenten John Adderly, der im Zeugenschutzprogramm in Karlstadt in Schweden ermittelt. Beim ersten Band habe ich mich gefragt: Klappt die Kombination aus amerikanischen und skandinavischen Krimi? Mein Ergebnis war eindeutig: Das hat geklappt. Und so habe ich mich auf den zweiten Band gefreut.
Klappentext:
John Adderley ermittelt in seinem zweiten Fall im schwedischen Karlstad. Die Geschäftsführerin einer erfolgreichen neuen Dating-App wird ermordet aufgefunden. Schnell gerät die Schwester der Toten ins Visier der Ermittlungen. Beide Frauen hatten seit jeher ein schwieriges Verhältnis, geprägt von Neid und Abhängigkeit. Je tiefer John in die Vergangenheit der Schwestern vordringt, desto deutlicher wird, dass der Mord nur ein Puzzleteil eines Verbrechens viel größeren Ausmaßes ist. Während John der Spur folgt, holt ihn sein altes Leben ein, das er glaubte, in den USA zurückgelassen zu haben. Und zwar mit tödlicher Wucht.
Im zweiten Band muss ich mein Urteil revidieren. Hier hat es nicht wirklich funktioniert. Der Krimi besteht aus zwei Handlungsebenen: Die Ermittlungen im Mordfall Stella und die Enttarnung von John. Die zweite Handlungsebene war typisch amerikanisch mit Verfolgungsjagden und einem unglaubwürdigen Showdown mit Superhelden. Das konnte mich nicht überzeugen.
Die Ermittlungen im Mordfall Stella ziehen sich hin. Mir war die Lösung schon sehr schnell klar. John wird mir im Laufe der Ermittlungen immer unsympathischer. Ein Protagonist muss nicht unbedingt sympathisch sein, aber er muss glaubwürdig bleiben. Dies ist aus meiner Sicht bei John Adderley nicht gelungen.
Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Der Stil ist wie im ersten Band flüssig. Es gelingt den beiden Autoren den Spannungsbogen auch dann zu halten, wenn einem - wie mir - die Lösung schon lange klar ist.
Fazit: Ein gut lesbarer Krimi mit unglaubwürdigen Protagonisten und einem fragwürdigen Ende.

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Veröffentlicht am 20.05.2022

Fortsetzung nach dem Tod von Nina Ohlandt

Tiefer Sand
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Ich habe gar nicht mitbekommen, dass Nina Ohlandt im Dezember 2020 gestorben ist. Ich hatte mich nur gewundert, dass 2021 keine Band der Krimireihe um Hauptkommissar John Benthien erschienen ist.
Die Fortsetzung ...

Ich habe gar nicht mitbekommen, dass Nina Ohlandt im Dezember 2020 gestorben ist. Ich hatte mich nur gewundert, dass 2021 keine Band der Krimireihe um Hauptkommissar John Benthien erschienen ist.
Die Fortsetzung "Tiefer Sand", von Jan F. Wielpütz nach einer Idee und Fragmenten von Nina Ohlandt geschrieben wurde, habe ich mit großer Spannung gelesen. Die Krimireihe von Nina Ohlandt habe ich immer sehr gemocht.
Klappentext:
Nach dem Verschwinden ihrer Mutter wendet sich Nieke Dornieden an Hauptkommissar John Benthien. Obwohl ihm die junge Frau merkwürdig vorkommt, nimmt er sich der Sache an. Wenig später wird Niekes Mutter tot aufgefunden, und Benthien beginnt auf Föhr zu ermitteln. Auf der Insel hatten nicht wenige Grund, der alten Dame nach dem Leben zu trachten, unter anderem Nieke selbst. Auch die Vergangenheit der Toten gibt Rätsel auf: Ihr Mann und ihre Tochter aus erster Ehe werden seit Jahren vermisst; niemand weiß, was mit ihnen geschehen ist. Benthien begreift, dass beide Fälle zusammenhängen - und stößt auf ein Familiengeheimnis und eine Wahrheit, die ihn selbst in eine dramatische Situation bringen ...
Auch dieser Band konnte ich mich großen Teilen überzeugen. Die Geschichte an sich war spannend, der Stil gewohnt flüssig. Dort konnte ich keinen Unterschied zu den Vorgängerbänden merken.
Deutlich wurde in meinen Augen, dass Wielpütz die Figuren noch fremd sind. Es fehlt sowohl bei John als auch bei Lilly und Tommy an Tiefe. Auch die Beziehungen untereinander bleiben seltsam leblos. Das ist besonders schade, weil in diesem Band die Beziehungen zwischen den Dreien auf eine harte Probe gestellt wird und sehr viel Raum einnimmt. Vielleicht war das die Intention von Nina Ohlandt. Wielpütz hätte gut daran getan, sich mehr auf die Geschichte zu konzentrieren.
Gestört hat mich, dass Wielpütz scheinbar selbst das Beziehungsgeflecht der Familie Dornieden nicht durchschaut. Er bringt an mehreren Stellen Stief- und Schwiegermutter durcheinander. Eine Szene wirkt völlig konfus. Da habe ich von einem langjährigen Lektor mehr erwartet.
Der Schluss passt nach meinem Gefühl nicht zu dem John Benthien, den ich aus vielen Bänden kenne. Wielpütz lässt viele Fragen offen. Wie wird es mit dem Team weitergehen? Ein anderes Ende, dass auch das Ende der Krimireihe gewesen wäre, war aus meiner Sicht möglich und vielleicht besser gewesen. Doch laut Nachwort plant Wielpütz bereits die Fortsetzung.
Fazit: Ein gut gemeinter Versuch, eine gelungene und sicher wirtschaftlich erfolgreiche Krimi-Reihe fortzusetzen. Ich hoffe, der nächste Band zeigt, dass Wielpütz wirklich in der Lage ist, die Figuren authentisch weiterzuentwickeln.

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