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Silkem

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2022

Was für echte Fans

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Ich liebe die Taunus-Krimi von Nele Neuhaus und habe bisher alle Bände gelesen. Pia Sander und Oliver von Bodenstein sind mir inzwischen so ans Herz gewachsen, dass mir die "Backstory" genauso wichtig ...

Ich liebe die Taunus-Krimi von Nele Neuhaus und habe bisher alle Bände gelesen. Pia Sander und Oliver von Bodenstein sind mir inzwischen so ans Herz gewachsen, dass mir die "Backstory" genauso wichtig ist wie die Krimihandlung. Und so war ich sehr gespannt, wie es mit den beiden weitergeht.
"In ewiger Freundschaft" ist ein wenig anders als die Vorgängerbände. Die Krimihandlung selbst ist noch weiter in den Hintergrund gerückt und viele andere Themen dominieren das Buch. Ironisch schildert Nele Neuhaus das Verlagswesen. Da gibt es skrupellose Agenten, profitorientierte Verleger und natürlich verschrobene Autoren. Dieser Blick hinter die Kulissen war für mich interessant - aber sicher in seiner Ausführlichkeit nicht für jeden spannend.
Sich selbst nimmt Nele Neuhaus auch ein bisschen auf die Schippe und macht dabei Werbung für ihre Vorgängerbände. Pias Mann, der Rechtsmediziner Henning Kirchhoff wird zum Bestseller-Autor und schreibt die Reihe noch einmal neu - aus einer anderen Perspektive. Die vielen Anspielungen verstehen aber nur echte Fans.
Ich habe mich die ersten zwei Drittel des Buches köstlich amüsiert. Doch dann wurde das Thema etwas unübersichtlich, die Spannung fehlte und die verschiedenen Handlungsstränge und Personen waren mir doch etwas zuviel und zu langatmig erzählt. Der Schluss wirkte dann auf mich auch etwas konstruiert.
Fazit: Ein toller Krimi für alle Fans von Pia Sander und Oliver von Bodenstein, die sich auch dafür interessieren, wie es hinter den Kulissen des Literaturbetriebes aussieht. Insgesamt aber ein bisschen lang und spannungsarm.

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Gelungen

Der Fall des Präsidenten
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"Blackout" von Marc Elsberg gehört zu meinen Lieblingsbüchern und so habe ich jetzt auch "Der Fall des Präsidenten" gelesen,obwohl mich das Thema nicht so sehr angesprochen hat. Doch ich wurde positiv ...

"Blackout" von Marc Elsberg gehört zu meinen Lieblingsbüchern und so habe ich jetzt auch "Der Fall des Präsidenten" gelesen,obwohl mich das Thema nicht so sehr angesprochen hat. Doch ich wurde positiv überrascht!
Klappentext:
Nie hätte die Juristin Dana Marin geglaubt, diesen Tag wirklich zu erleben: Bei einem Besuch in Athen nimmt die griechische Polizei den Ex-Präsidenten der USA im Auftrag des Internationalen Strafgerichtshofs fest. Sofort bricht diplomatische Hektik aus. Der amtierende US-Präsident steht im Wahlkampf und kann sich keinen Skandal leisten. Das Weiße Haus stößt Drohungen gegen den Internationalen Gerichtshof und gegen alle Staaten der Europäischen Union aus. Und für Dana Marin beginnt ein Kampf gegen übermächtige Gegner. So wie für ihren wichtigsten Zeugen, dessen Aussage den einst mächtigsten Mann der Welt endgültig zu Fall bringen kann. Die US-Geheimdienste sind dem Whistleblower bereits dicht auf den Fersen. Währenddessen bereitet ein Einsatzteam die gewaltsame Befreiung des Ex-Präsidenten vor, um dessen Überstellung nach Den Haag mit allen Mitteln zu verhindern ...
Insgesamt ist die Geschichte so natürlich bereits hundert Mal erzählt: böse amerikanische Außenpolitik, Verbrechen gegen das Völkerrecht, übervorsichtige Europäer und viele Anspielungen auf aktuelle Themen der Zeit. Da nervt es schon ein bisschen, dass der Ex-Präsident Douglas Turner heißt, die Deutschland aber ein Kanzler an der Macht ist. Ähnlichkeiten sind bei Politthrillern halt nicht zufällig.
Trotzdem gelingt es Marc Elsberg durch interessante (Rand-)Figuren und unerwartete Wendungen auf über 600 Seiten Spannung aufzubauen und diese auch zu halten.
Der Stil ist flüssig, die Handlung trotz der zahlreichen Personen jederzeit nachvollziehbar und der Schluss vielleicht sogar realistisch.
Fazit: Ein scheinbar gut recherchiertes Buch, das zwar keine wirklich neue Geschichte erzählt, die bekannte Geschichte aber richtig gut. "Blackout" und "Zero" haben mir persönlich besser gefallen.

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Zwei sehr unterschiedliche Geschichten

Das Mädchen im Nordwind
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"Das Mädchen im Nordwind" von Karin Baldvinsson erzählt parallel zwei Geschichten:
Klappentext:
Deutschland, 1936. Luise, Tochter eines jüdischen Kaufmanns, lebt mit ihrer Familie in Lüneburg. In der Hitze ...

"Das Mädchen im Nordwind" von Karin Baldvinsson erzählt parallel zwei Geschichten:
Klappentext:
Deutschland, 1936. Luise, Tochter eines jüdischen Kaufmanns, lebt mit ihrer Familie in Lüneburg. In der Hitze des Sommers lernt sie den charismatischen Isländer Jónas kennen. Eine Liebe, die nichts und niemand trennen kann, nimmt ihren Anfang.
Doch das Leben in Deutschland wird für Juden immer gefährlicher, und Luise ahnt, dass sie ihre Heimat verlassen muss. Als sie feststellt, dass sie von Jónas schwanger ist, planen sie die Flucht nach Island. Doch Luise müsste ihre Eltern zurücklassen. Sie gibt die Hoffnung nicht auf, dass es ihr mit Jónas' Hilfe gelingt, sie alle zu retten, bevor es zu spät ist...
Island, 2019: Nach einem Schicksalsschlag nimmt sich Sofie Berger eine Auszeit in Island, wo die gelernte Tischlerin ein Haus restauriert. Dabei entdeckt sie die Aufzeichnungen von Luise und nimmt teil an einer dramatischen Geschichte und ihren Auswirkungen auf die folgenden Generationen. Als sie einen der Nachkommen, den verschlossenen Björgvin kennenlernt, will sie versuchen, zur Versöhnung beizutragen...
Auch meine Rezension ist daher fast zweigeteilt:
Die Geschichte von Luise hat mich sehr mitgerissen. Luise ist ein verwöhntes junges Mädchen, das im Laufe der Geschichte zu einer starken jungen Frau heranwächst und später - aber ich will nicht spoilern. Es ist schwer, die Geschichte einer Jüdin in den Jahren 1936 bis 1946 in Deutschland zu erzählen. Es gelingt Karin Baldvinsson sehr gut, den Spagat zwischen Grauen und Alltag darzustellen.
Anders ging es mir bei der Geschichte von Sofie. Ich liebe Island und die Schilderung von Natur und Menschen hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte von Sofie, die nach einigen Schicksalsschlägen Deutschland verlässt, um drei Monate in Island zu arbeiten, ist stimmig. Aber warum Sofie so tief in Luises Geschichte eintaucht, dafür alle vor den Kopf stößt und fast besessen von der Familiengeschichte ist, dass erschließt sich mir leider überhaupt nicht. Es gibt keine persönliche Beziehung zwischen den Geschichten, keine Parallelen in der Biografie. Sofie wird mir im Laufe der Geschichte immer unsympathischer, ihre Handlungen nicht nachvollziehbar. Schade.
Das cover ist zwar sehr schön, passt aber überhaupt nicht zum Inhalt.
Fazit: Zwei tolle Geschichten, gut erzählt - aber der Zusammenhang ist leider so konstruiert, dass es mein Lesevergnügen gestört hat.

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Veröffentlicht am 27.12.2021

Gelungene Fortsetzung

Fräulein Gold: Die Stunde der Frauen
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"Fräulein Gold - Die Stunde der Frauen" ist bereits der vierte Band von Anne Stern um die Hebamme Hulda Gold. Wie bereits die vorangegangenen Bände konnte mich auch dieses Buch wieder überzeugen.
In diesem ...

"Fräulein Gold - Die Stunde der Frauen" ist bereits der vierte Band von Anne Stern um die Hebamme Hulda Gold. Wie bereits die vorangegangenen Bände konnte mich auch dieses Buch wieder überzeugen.
In diesem Band geht es weniger um einen Kriminalfall, sondern sehr intensiv um die gesellschaftliche Situation der Frauen Mitte der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Besonders das Thema "Schwangerschaftsabbruch" und § 218, aber auch die Diskussionen zwischen Hulda und ihrer Freundin Jette über Hausfrauendasein und Mutterliebe zeigen, wie erschreckend wenig sich an der Situation der Frauen in den letzten hundert Jahren geändert hat. Natürlich hat Anne Stern die heutigen Diskussionen in den historischen Kontext gestellt, doch es ist glaubwürdig.
Hulda entwickelt sich auch in diesem Buch weiter, wird reifer und erwachsen. Die Bücher folgen zeitlich sehr eng aufeinander (1922 bis 1925 in vier Bänden), so dass die Entwicklung nachvollziehbar geschildert werden kann.
Die Sprache ist flüssig, die Spannung gut aufgebaut. Ich habe das Buch praktisch in einem Rutsch durchgelesen und freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung. Ich habe sogar die kleine Leseprobe am Ende gelesen, was ist sonst nie tue, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht.
Fazit: Ein toller historischer Roman. Ich empfehle allerdings, die Bände in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. Sonst ist die Geschichte aufgrund der zahlreichen Handlungsstränge verwirrend und nur das halbe Lesegenuss.

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Veröffentlicht am 26.12.2021

Verstörende Perspektive

Im Versteck
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Ich liebe die Krimis von Sabine Thiesler und auch "Im Versteck" hat mir wieder gut gefallen. Der Beginn war - besonders sprachlich - etwas holprig und insgesamt ähneln sich die Geschichten inzwischen sehr, ...

Ich liebe die Krimis von Sabine Thiesler und auch "Im Versteck" hat mir wieder gut gefallen. Der Beginn war - besonders sprachlich - etwas holprig und insgesamt ähneln sich die Geschichten inzwischen sehr, aber nach einiger Zeit hatte ich mich eingelesen und konnte das Buch trotz einiger Oberflächlichkeiten genießen.
Klappentext:
Der gut situierte Fotograf Paul Böger kauft sich in den toskanischen Bergen ein Haus. Es liegt am Ende eines kaum befahrbaren Weges und ist völlig verwahrlost. Paul kündigt seinen Job und zieht sofort in die eigentlich unbewohnbare Hütte ein. Von nun an vermeidet er jeden menschlichen Kontakt und versteckt sich in der Einsamkeit. Denn er ist auf der Flucht. Auf der Flucht vor sich selbst und seinem unbezwingbaren Trieb, Schlimmes zu tun.
Und dann verschwindet ein kleines Mädchen.
Die Geschichte spielt, anders als bei den Vorgängern, sehr viel in Hamburg. Kommissar Negri hat dieses Mal nur eine untergeordnete Rolle und ist fast überflüssig. Dafür nehmen den Hamburger Polizisten einen größeren Raum ein.
Die Geschichte selbst ist sicher so oder so ähnlich schon mal erzählt worden. Dass Sabine Thiesler dabei den Gefühlen des kindermordenden Paul Böger einen so großen Raum gibt ist einesteils verstörend, andererseits mutig.
Trotz der vielen Handlungsstränge war es für mich einfach, der Handlung zu folgen. Der Schluss ist ein wenig überraschend, ergibt sich aber logisch aus der Perspektive des Romans.
Fazit: Ein spannender Thriller, etwas anders und doch sehr typisch für Sabine Thiesler und damit für Fans wenig überraschend.

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