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Silkem

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2021

Berührend, mit Action und ohne Kitsch

Indian Cowboy
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Es macht mir immer besondere Freude, Bücher zu rezensieren, die ich normalerweise nicht gelesen hätte, weil sie nicht in mein bevorzugtes Genre passen oder Cover und Klappentext mich nicht ansprechen. ...

Es macht mir immer besondere Freude, Bücher zu rezensieren, die ich normalerweise nicht gelesen hätte, weil sie nicht in mein bevorzugtes Genre passen oder Cover und Klappentext mich nicht ansprechen. Oft entdecke ich dabei "echte Perlen".
So ging es mir auch mit "Indian Cowboy - Die Nacht der Wölfe" von Brita Rose Billert.
Klappentext:
Er fährt illegale Autorennen, trinkt Brandy und raucht Gras. Ryan Black Hawk ist der King, mit allen Wassern gewaschen und die jungen Frauen liegen ihm zu Füßen. Doch als eines Nachts zwei seiner Freunde tödlich verunglücken, wendet sich das Blatt. Die Liebe Samantha Crying Crows gibt ihm die Kraft, für seine Ranch und die Pferde zu kämpfen. Der neue Weg des Indian Cowboy ist hart, steinig und weit.
Als Erstes habe ich mich natürlich gefragt: Geht das überhaupt? Eine deutsche Frau schreibt eine Geschichte über Native Americans? Finde ich dort den Anschluss an meine alten Karl-May-Geschichten und die Western der 60er Jahre?
Brita Rose Billert gelingt es einfühlsam und ohne jeden Kitsch das Leben der Native Americans heute in den USA darzustellen. Ihre Schilderung ist glaubhaft und respektvoll. Ich kann mich sehr gut in die handelnden Personen hineinversetzen und ich finde die Geschichte auch in allen Facetten spannend.
Als Ryan Black Hawk zur Air Force geht, verliert die Geschichte für mich etwas an Reiz. Hier gibt es nur noch sehr wenig gesellschaftliche Studien, dafür aber mehr Action. Doch dies ist nicht so sehr mein Ding und auch die Entwicklung der Figuren schwächelt aus meiner Sicht hier ein wenig.
Das Buch endet sehr abrupt und der Schluss lässt mich ein wenig ratlos zurück. Also am besten gleich den 2.Band kaufen. Das ist sicher auch die Intention der Autorin, denn in der Indian-Cowboy-Reihe gibt es inzwischen sechs Bände. Trotzdem finde ich, jeder Band einer Reihe sollte eine abgeschlossene Geschichte erzählen.
Der Stil ist flüssig, die Cover der Reihe haben einen hohen Wiedererkennungswert und passen zum Inhalt. Einzig der Buchsatz ist verbesserungswürdig.
Fazit: Bei Amazon erfolgt die Einordnung unter Action und das passt zum Buch. Ich mag lieber Figurenentwicklung und gesellschaftspolitische Schilderungen. Hier ist das Buch im ersten Teil klasse.
Insgesamt habe ich es gerne gelesen und empfehle es gerne weiter.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Leider keine richtige Linie zu erkennen

Schneenacht
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Helene Tursten gehört zu meinen skandinavischen Lieblingsautorinnen. Ihre Reihe um die Kommissarin Irene Huss habe ich immer gerne gelesen. Mit ihrer neuen Kommissarin Embla Nyström werde ich nicht so ...

Helene Tursten gehört zu meinen skandinavischen Lieblingsautorinnen. Ihre Reihe um die Kommissarin Irene Huss habe ich immer gerne gelesen. Mit ihrer neuen Kommissarin Embla Nyström werde ich nicht so richtig warm. Das ist mir auch beim dritten Band mit ihr "Schneenacht" nicht wirklich gelungen. Nyström ist mir einfach zu taff, Frau Superheld.

Eigentlich gibt es in dem Band drei Kriminalfälle: Die Ermordung eines Jugendlichen nach einer Party, das Verschwinden von Emblas Freundin vor fast 15 Jahren und ein Fall im Bereich der Organisierten Kriminalität.
Die ersten beiden Fälle erzählt Tursten in typisch skandinavischer Art, besonnen mit viel Hintergrundinfos und Landschaftsbeschreibung. Das hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine Milieustudie und schildert gute Polizeiarbeit, eben wie bei Irene Huss. Das macht etwas zwei Drittel des Buches aus.
Der Fall im Bereich der Organisierten Kriminalität jedoch wird ganz anders beschrieben und aufgeklärt. Embla mutiert zur Superheldin nach bester amerikanischer Manier. Das geschilderte Szenario ist völlig unglaubwürdig und auch die Figur Embla reagiert nicht mehr psychologisch nachvollziehbar. Da hilft es auch nicht, dass sie sich zwischendurch mit Irene Huss unterhält.
von daher fällt es mir wirklich schwer, hier Sterne zu verteilen. Handlung schwankt zwischen 2 und 5, ebenso die Charaktere.

Fazit: Der erste Teil hat mir sehr gut gefallen und hätte mir eigentlich gereicht. Der gut aufgebaute Kriminalroman (Verlagsankündigung) wird im letzten Teil dann leider zu einem amerikanischen Actionthriller. Beides in einem geht aus meiner sicht nicht, denn es werden zu unterschiedlicher Lesende angesprochen.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Gelungener 9.Fall um Nils Trojan

Der Eisjunge
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Wenn frau einen Thriller liest, darf frau nicht kritisieren, dass es ein Thriller ist. Genau so ging es mir mit "Der Eisjunge" von Max Bentow. Ich lese nicht mehr so gerne Thriller, habe aber bisher alle ...

Wenn frau einen Thriller liest, darf frau nicht kritisieren, dass es ein Thriller ist. Genau so ging es mir mit "Der Eisjunge" von Max Bentow. Ich lese nicht mehr so gerne Thriller, habe aber bisher alle Bücher der Reihe gelesen und so führte auch an "Der Eisjunge" kein Weg vorbei.
Klappentext:
Nils Trojan ist eben zurück von seiner Auszeit auf einer Insel, da wird er schon an einen neuen Tatort gerufen. Im ersten Moment glaubt er, in einen absurden Albtraum geraten zu sein: Es sieht aus, als würde ein Tier über dem Opfer kauern, denn der Mörder hat das Fell eines Rehs über die getötete junge Frau drapiert. Wenig später ereignet sich der zweite Mord, und wieder sind Mensch und Tier auf makabre Weise ineinander verschlungen. Aber was will der Täter mit seiner grausamen Botschaft mitteilen? In einem verlassenen Haus im Umland von Berlin stößt Trojan auf eine Fährte – und erkennt zu spät, dass er in eine mörderische Falle geraten ist ...
Wenn ich alle Kritik weg lasse, die sich darauf bezieht, dass es eben ein Thriller ist - zu blutrünstig, zu unrealistisch, zu vorhersehbar -, dann ist Bentow wieder ein tolles Buch gelungen.
Nils Trojan ist mein Lieblingsermittler unter den Thriller-Protagonisten. Er ist (nicht nur) der klassische Superheld, er hat Ecken und Kanten, er hat Zweifel, er hat auch eine weiche Seite. Es gibt eine glaubwürdige Nebenhandlung, die Nils Trojan menschlich macht.
Bentow wagt sich auch an gesellschaftlich wichtige Themen und in diesem Bereich wirken seine Bücher immer gut recherchiert.
Er schreibt flüssig und absolut spannend. Das Buch hat mich von der ersten bis zu letzten Seite gefesselt, was weniger an der Handlung als an seinem Stil liegt.
Er ist einer der weniger Thriller-Autoren, die mit der Zeit nicht nachgelassen haben und so werde ich mir mit Sicherheit auch den 10.Fall für Nils Trojan kaufen - auch wenn ich gar nicht mehr so gerne Thriller lese.

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Veröffentlicht am 28.10.2021

Wunderbarer Nordseekrimi mit Flair

Wattenmeermord
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Ich amüsiere mich immer noch köstlich über "Wattenmeermord" von Katja Lund und Markus Stephan.
Schon die Möwe mit Knochen im Schnabel hat mich zum Schmunzeln gebracht und bei diesem Buch hält der Inhalt, ...

Ich amüsiere mich immer noch köstlich über "Wattenmeermord" von Katja Lund und Markus Stephan.
Schon die Möwe mit Knochen im Schnabel hat mich zum Schmunzeln gebracht und bei diesem Buch hält der Inhalt, was das Cover verspricht: Ein Regionalkrimi mit viel Flair, urigen Figuren und dabei ziemlich unblutig.

Trotzdem gelingt es den beiden Autoren Spannung aufzubauen. Selbst die vielen Nebenhandlungen sind nicht losgelöst von den Ermittlungen. Immer wieder fließen kleine Informationen ein, ob nun Tamme in der "Schwarzen 8" ein Bier trinkt, Jan die alte Rieke besucht oder Laura mit ihrer Freundin, der Künstlerin Inka, Kaffee trinkt.
Alle Personen sind detailreich und liebevoll gezeichnet und irgendwie sympatisch. Am Ende sogar der Mörder - oder war es eine Mörderin?
Markus Stephan ist im realen Leben tatsächlich Inselpolizist auf Pellworm. Von daher schildert er die Arbeit der Polizei deutlich glaubwürdiger als viele andere Krimiautoren. Und er kennt sich auf "seiner" Insel aus und liebt sie. Das ist dem Buch deutlich anzumerken. Ich war noch nie auf Pellworm, doch nach der Lektüre habe ich große Lust, einmal hinzufahren.
Ob man auf die beschriebene Art und Weise wirklich einen Menschen umbringen kann? Ich wage es zu bezweifeln, aber es ist mir auch nicht wichtig. Viele geschilderte Morde gerade in Psychothrillern sind alles andere als realistisch - und trotzdem spannend.

Fazit: Ein wunderbarer Nordseekrimi mit einem glaubwürdigen Ermittler, interessanten Nebenfiguren und flüssig geschrieben. Der Humor kommt nicht zu kurz, aber das Motiv für die Morde ist alles andere als banal und das Buch niemals Klamauk.

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Veröffentlicht am 26.10.2021

Nach fesselndem beginn enttäuschend

Unter Wasser Nacht
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"Unter Wasser Nacht" von Kristina Hauff hat mich am Anfang sehr in den Bann gezogen. Was für ein Buch, habe ich gedacht. Ein beeindruckender Stil, ein bewegendes Thema! Was will ich mehr?
Doch nach einem ...

"Unter Wasser Nacht" von Kristina Hauff hat mich am Anfang sehr in den Bann gezogen. Was für ein Buch, habe ich gedacht. Ein beeindruckender Stil, ein bewegendes Thema! Was will ich mehr?
Doch nach einem fesselnden Beginn hat mich das Buch dann doch enttäuscht. Die Figuren wirkten seltsam leblos, waren eher Abziehbilder oder Schablonen für Gefühle und Erfahrungen als handelnde Personen. Niemand war mir wirklich sympathisch, in niemanden konnte ich mich hineinversetzen. Sprache und Handeln wirkten künstlich.
Wirkliche Spannung kam auch nicht auf. Dazu verzettelt sich Kristina Hauff zu sehr im Klein/Klein. Damit meine ich nicht einmal die Spannung bei der Frage: Was ist mit Aaron passiert? Das war mir sehr schnell klar - aber ich will ja nicht spoilern. Mir fehlt die Spannung in den Konflikten zwischen den Figuren, die Spannung in der Entwicklung der Figuren. Da blieb mir vieles zu oberflächlich und vorhersehbar.
Besonders hat mich die Darstellung von Aaron gestört. Kein Kind ist grundlos abgrundtief böse. Die Ursachen für sein Verhalten werden nicht ergründet, vielmehr bleiben Thies und Sophie die trauernden Super-Eltern, Jella und Lasse sind engelsgleiche Kinder. Es wird nicht mal ansatzweise versucht, das Verhalten der Figuren zu erklären.
Einzig Sprache und Stil der Autorin und hübsche Landschaftsbeschreibungen konnten mich begeistern.
Das Buch ist weder politisch noch gesellschaftskritisch (Ankündigung des Verlages). Es ist ein leider zum größten Teil misslungener Versuch, Schmerz und Schuld literarisch aufzuarbeiten.

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