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Veröffentlicht am 31.05.2023

Ideale Sommerlektüre

Es muss nicht immer Labskaus sein
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"Es muss nicht immer Labskaus sein" von Christiane Franke und Cornelia Kuhnert ist der neunte Band der Reihe um das ungewöhnliche Ermittlungstrio Rudi, Rosa und Henner. Allerdings ist es das erste Buch ...

"Es muss nicht immer Labskaus sein" von Christiane Franke und Cornelia Kuhnert ist der neunte Band der Reihe um das ungewöhnliche Ermittlungstrio Rudi, Rosa und Henner. Allerdings ist es das erste Buch der beiden Autorinnen, das ich gelesen habe.
Klappentext:
Januar in Ostfriesland: Nicht nur, dass ein toter Pottwal am Strand von Spiekeroog angespült wird, obendrein findet man Martin Junghans, den ehrenamtlichen Wachposten der lokalen Umweltgruppe, ermordet auf. Für die Wittmunder Kripo ist das Motiv schnell klar, denn einige der wertvollen Zähne des Wals sind herausgebrochen. Erste Zweifel kommen jedoch auf, als sie erfahren, dass Martin einen Kollegen wegen sexueller Belästigung einer Schülerin anzeigen wollte. Könnte dieser Kollege der Täter sein? Während die Polizei auf Hochtouren in beide Richtungen ermittelt, verschwindet in Neuharlingersiel ein weiteres Mitglied der Umweltgruppe. Während die Kripo dem keine Beachtung schenkt, wittern Rudis Freunde, Lehrerin Rosa und Postbote Henner, einen Zusammenhang und eilen ihm zu Hilfe. Und Unterstützung kann er diesmal wirklich gebrauchen.
Vielleicht lag es daran, dass ich die Vorgeschichte der vielen Personen nicht kannte, dass es mir anfangs etwas schwer fiel, die vielen Figuren auseinander zu halten. Erst am Ende des Buches habe ich das Personenregister gefunden - zu spät. Inzwischen hatten die Figuren ihr Eigenleben entwickelt und ich konnte sie auch ohne Hilfe gut einordnen.
Franke und Kuhnert haben hier ein paar wirklich originelle (oder soll ich lieber schreiben: Originale) geschaffen, die diesen kurzweiligen Krimi mit Leben erfüllen. Schnell fieberte ich mit Rosa mit, rätselte mit Henner und ärgerte mich mit Rudi über den Kollegen Schnepel. Das ist das liebenswerte an diesem Krimi: Selbst Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet, jede hat ihre Rolle und ist wichtig.
Dabei kommt auch die Spannung nicht zu kurz und immer wieder sprechen die beiden Autorinnen bei allem Humor auch ernste, wichtige Themen an. So habe ich viel über Pottwale gelernt.
Das Buch lässt sich gut lesen, die einzelnen Abschnitte sind kurz, der Spannungsbogen gut aufgebaut.
Fazit: Ein gelungener Regionalkrimi mit sympathischen Figuren, Spannung und einer Prise ostfriesischen Humor. Die ideale Sommerlektüre.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Tolle Urlaubslektüre

Tote Lämmer lügen nicht
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Und weil es so schön war, habe ich gleich den nächsten Band der Ostfriesland-Krimireihe von Christiane Franke und Cornelia Kuhnert gelesen: "Tote Lämmer lügen nicht".
Klappentext:
Neuharlingersiel im Frühling: ...

Und weil es so schön war, habe ich gleich den nächsten Band der Ostfriesland-Krimireihe von Christiane Franke und Cornelia Kuhnert gelesen: "Tote Lämmer lügen nicht".
Klappentext:
Neuharlingersiel im Frühling: Bei einem Wohltätigkeitsessen, an dem Rosa die Speisen austeilt, fehlt einer der Teilnehmer. Eigenbrötler Lenny wird erschossen in seinem Wohnzimmer aufgefunden. Als kurz darauf auch Deichschäfer Gerhard tot im Watt gefunden wird, krempelt Hobbydetektivin Rosa die Ärmel hoch und beginnt, mit ihren ungewöhnlichen Methoden bei Immobilienhändlern und in der Wolfsgegner-Szene zu ermitteln. Dabei gerät sie in Gefahr, wieder einmal … Wie gut, dass sie ihre Freunde Rudi und Henner hat, die ihr in kritischen Momenten immer zur Seite stehen!
Das Buch ließ sich wieder gut lesen. Dieses Mal kannte ich ja bereits alle Personen und war gespannt, wie es mit allen weiterging. Vielleicht noch eine kleine Liebesgeschichte am Rande? Die drei Hauptfiguren sind ja Single. Lasst euch überraschen.
Thematisch und vom Spannungsbogen hat mich dieser Band noch mehr überzeugt als der letzte. Vielleicht auch weil ich mich inzwischen eingelesen hatte. Das ist das Schöne an Reihen.
Auch die Themen haben mich mehr angesprochen: Wölfe in Ostfriesland und ein Blick zurück in meine eigene Jugend in den 60er und 70er Jahren. Da passte sogar die Musik.
Die Figuren entwickeln sich nicht wirklich weiter. Das ist ein Wehmutstropfen bei solchen eher humorvollen Krimis. Aber das macht ja nichts. Es geht bestimmt noch weiter mit Rudi, Rosa und Henner.
Gestört hat mich das Cover. Als Fast-Eiderstedterin ärgere ich mich immer, wenn die Ostfriesen unseren schönen Westerhever Leuchtturm "klauen". Dabei hat Ostfriesland genug eigene, sehenswerte Leuchttürme.
Fazit: Die ganze Reihe eignet sich hervorragend als Urlaubslektüre. Locker, humorvoll und trotzdem nicht platt (nur das Land ). Diese Reihe empfehle ich gerne weiter.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Ein berührendes Buch

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
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Auf "Die Kinder von Beauvallon" von Bettina Storks war ich sehr gespannt. Das Thema sprach mich sofort an und ich habe bisher auch nur begeisterte Rezensionen gelesen.
Klappentext:
Dieulefit, 1965: Im ...

Auf "Die Kinder von Beauvallon" von Bettina Storks war ich sehr gespannt. Das Thema sprach mich sofort an und ich habe bisher auch nur begeisterte Rezensionen gelesen.
Klappentext:
Dieulefit, 1965: Im Auftrag ihres Freiburger Radiosenders reist die Moderatorin Agnes in einen kleinen französischen Ort, wo im Zweiten Weltkrieg mehr als tausend Flüchtlinge Schutz fanden. Darunter viele jüdische Kinder, die in der Schule Beauvallon von den mutigen Dorfbewohnern versteckt wurden. Könnte auch Agnes’ Freundin Lily überlebt haben, von der seit zwanzig Jahren jede Spur fehlt? Welche Antworten hat ein damals ranghoher Résistance-Offizier? Agnes’ Recherche wird zu einer aufwühlenden Reise in die Vergangenheit, die sie mit der Macht des Schweigens und einem Versprechen von einst konfrontiert.
Das Thema ist wirklich auch heute noch wichtig, die Schicksale sehr berührend und Bettina Storks hat für dieses Buch lange und intensiv recherchiert. Trotzdem gelang es ihr nicht, mich zu Beginn des Buches mitzunehmen. Die Figuren wirkten für mich zu hölzern, der Stil zu journalistisch.
Wahrscheinlich kann eine Autorin als "Nicht-Betroffene" nicht anders an so ein schmerzliches Thema herangehen, aber dadurch blieb die Lebendigkeit der Menschen etwas auf der Strecke. Dass ich das Verhalten von Lilly nicht nachvollziehen konnte, liegt sicher in ihrem traumatischen Erleben begründet und hat mich nicht weiter verwundert. Doch auch Agnes blieb mir in ihrem Verhalten bis zum Ende fremd und nur wenig nachvollziehbar.
Erst am Ende gelang es Bettina Storks mich mit dem "Erwachsenwerden", der Erkenntnis von Lilly, wirklich zu berühren.
Spannend war es auf jeden Fall. Natürlich habe ich mit Lilly und besonders mit Jolie mit gelitten, aber der Funke ist wirklich erst am Ende übergesprungen. Trotz dieser Kritik, ein wichtiges Buch, ein Buch, das lange nachwirkt.
Fazit: Ein wichtiges Buch. Ein Buch, das berührt und lange nachwirkt. Das liegt jedoch eher am Thema als an der Art, wie Bettina Storks die Geschichte erzählt.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Ein wütendes Buch

Yallah Deutschland, wir müssen reden!
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Anfang des Jahres habe ich eine Lesung von Souad Lamroubal besucht und war sehr fasziniert. Natürlich habe ich mir ihr Buch "Yallah Deutschland. Wir müssen reden" gekauft. Dann verschwand es in meinem ...

Anfang des Jahres habe ich eine Lesung von Souad Lamroubal besucht und war sehr fasziniert. Natürlich habe ich mir ihr Buch "Yallah Deutschland. Wir müssen reden" gekauft. Dann verschwand es in meinem SUB und ich bin erst jetzt dazu gekommen, es zu lesen.
Klappentext:
"Ich verrate Dir, wo ich herkomme, und vor allem, wo ich hinwill!" So beginnt ein packendes, tiefgründiges, witzig-ernstes Zwiegespräch mit "ihrem" Deutschland, das Souad Lamroubal als "problematisches" Gastarbeiterkind kennengelernt hat und dem sie heute als Integrationsbeamtin dient. Ein unwiderstehlicher Dialog über Freiheit und Herkunft, Verbotenes und Erlaubtes, über Heimat, Zukunft und die Frage, wer wir Deutschen sind und wann wir Deutsche sind. Lamroubal deckt ungeklärte Widersprüche bei ihren deutschen Landsleuten auf, beim Umgang mit Migrantinnen und dem Umgang der Migrantinnen mit Deutschland. Dabei erzählt sie mal mit beinhartem, mal mit zärtlichem Humor ihre marokkanische Familiengeschichte und die ihrer früh verstorbenen Mutter, die zwar nicht lesen und schreiben konnte, aber dennoch ein großes Vorbild für sie war. Wann ist Integration gelungen? Das kann Lamroubal besser beantworten als die meisten. Sie kennt beide Seiten: die Erwartungen der Ankommenden und die Ansprüche deutscher Behörden, Überforderung und Menschlichkeit, Freude und Bürokratenfrust. Sie erzählt die alte Geschichte über "die" und "wir" - "wir" und "die" so neu, dass wir sie endlich verstehen.
Das Buch ist eine Anklage, die besonders eindringlich wird, weil ich mich mit dem "Du" des Textes stets angesprochen fühlte, auch wenn sich die Autorin an Deutschland wendet.
War die Lesung teilweise noch humorvoll, so ist das Buch wütend, teilweise böse und ich habe mich - das gebe ich zu - angegriffen gefühlt. Ich, wir, Deutschland - wir meinen es doch nur gut. Muss "man" uns denn nicht wenigstens ein wenig dankbar sein?
Nein, muss "man" nicht. Spätestens wenn Souad Lamroubal von Alltagsrassismus erzählt, dann werde auch ich als "Nicht-Betroffene" wütend. Die Kinder der "Gastarbeiter-Generation", deren Kinder, sind Deutsche. Sie sind hier aufgewachsen, sozialisiert, sind für mich ein ganz normaler Teil Deutschlands. Genau wie alle Menschen, die später kamen. Warum unterscheiden wir noch immer nach Hautfarbe und Religion, wer dazugehören darf und wer nicht?
Alle Menschen sind unterschiedlich. Es gibt gute und schlechte. Liebenswerte und Egozentriker. Das hat nicht mit der Hautfarbe zu tun und auch nichts mit dem Herkunftsland von Eltern oder Großeltern. Integration ist ein Prozess, an dem sich alle beteiligen müssen. Integration bedeutet nicht Assimilation. Vielleicht sollten wir auch im Zusammenhang mit Menschen, deren Wurzeln (oder die ihrer Eltern, Großeltern oder noch weiter zurück liegender Vorfahren) lieber von Inclusion sprechen.
Ach ja. Einer meiner Urgroßeltern war Däne. Habe ich jetzt auch einen Migrationshintergrund. Oder doch nicht? Weil ich ja blond (jetzt grau) bin und in meinem Personalausweis als Religionszugehörigkeit eine christliche Religion steht?
Ab wann ist ein Mensch "Deutscher"? Nach diesem Buch weiß ich es noch weniger als vorher.
Fazit:
Ein wütendes Buch, ein wütend machendes Buch. Eine Anklage. Und trotzdem, oder gerade deshalb, sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Alles verändert sich

Schwarze Dünen
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"Schwarze Dünen" ist nach "Tiefer Sand" der zweite Band der Reihe um das Ermittlungsteam "John Benthien", der nicht mehr von der leider verstorbenen Nina Ohlandt sondern von Jan F. Wielpütz geschrieben ...

"Schwarze Dünen" ist nach "Tiefer Sand" der zweite Band der Reihe um das Ermittlungsteam "John Benthien", der nicht mehr von der leider verstorbenen Nina Ohlandt sondern von Jan F. Wielpütz geschrieben worden ist.
Klappentext:
An einem diesigen Herbstmorgen stürzt über Sylt ein Kleinflugzeug ab. Die Maschine geht in den Dünen von List nieder, die Pilotin und ihr einziger Passagier sind auf der Stelle tot. Die Untersuchung zeigt, dass die Cessna manipuliert wurde - handelt es sich also um Mord? John Benthien, Hauptkommissar der Kriminalpolizei in Flensburg, übernimmt die Ermittlungen. Welche Rolle spielte der mysteriöse Passagier, der offenbar unter falschem Namen reiste? Und wer war er in Wirklichkeit? Auch persönlich stellt der Fall John vor Probleme, denn die neue Staatsanwältin scheint ihn, anders als ihre Vorgängerin, nicht rückhaltlos zu unterstützen. In Benthien keimt ein folgenschwerer Verdacht ...
"Tiefer Sand" hat mir nicht so gut gefallen. Der Text wirkte nicht wie aus einem Guss, die handelnden Figuren hatten sich plötzlich verändert. Die gute Zusammenarbeit im Team und die Freundschaft der Figuren spielte plötzlich keine Rolle mehr.
In diesem Band ist die Freundschaft endgültig zerbrochen. Auch wenn es sich um die gleichen Figuren handelt, ist es doch ein völlig neues Team, zumal mit der neuen Staatsanwältin auch eine neue Figur auftaucht.
Die Geschichte ist spannend, der Text lässt sich trotz einiger Längen sehr gut lesen. Es ist halt nur ein anderer Autor und damit eigentlich auch nicht mehr die gleiche Reihe. Ich fände es ehrlicher, Nina Ohlandt nicht mehr auf dem Cover zu erwähnen. Es sind nicht mehr ihre Figuren, nicht mehr ihr Team, nicht mehr ihr Stil und nicht mehr ihre Geschichten.
Davon abgesehen, hat mir das Buch wirklich gut gefallen. Falls es eine Fortsetzung gibt - der Schluss lässt dies aus meiner Sicht offen - werde ich sie auf jeden Fall lesen. Hoffentlich steht dann groß Wielpütz auf dem Cover. Auch wenn dann der Aufkleber "Spiegel-Bestsellerautorin" nicht mehr stimmt. Er passt sowieso nicht mehr.
Fazit: Die Fans von Nina Ohlandt werden mit diesem Buch wahrscheinlich hadern. Davon abgesehen ist es ein spannender Regionalkrimi mit Figuren, die eigentlich nur noch die alten Namen tragen, aber sich sonst sehr verändert haben. Mir hat es (trotzdem) sehr gut gefallen.

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