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Veröffentlicht am 22.10.2017

Es geht weiter in Kingsbridge

Das Fundament der Ewigkeit
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Kingsbridge, England, wir schreiben das Jahr 1558, doch die Katholiken und die Protestanten des Landes befinden sich in einem Widerstreit. Es entsteht ein regelrechter Kampf zwischen den Religionen und ...

Kingsbridge, England, wir schreiben das Jahr 1558, doch die Katholiken und die Protestanten des Landes befinden sich in einem Widerstreit. Es entsteht ein regelrechter Kampf zwischen den Religionen und selbst Familien und Freunde sind zerstritten. In dieser Zeit leben Ned Willard und Margery Fitzgerald, die sich eigentlich sehr einander zugetan sind. Als Ned nach einem Jahr aus Calais zurückkehrt, muss er genau diesen Widerstreit erfahren, denn er gehört zu den Protestanten und Margery zu den Katholiken. Zunächst glauben beide, dass es doch noch dazu kommt, dass sie einander heiraten dürfen, doch Margerys Eltern haben dem ganzen schon einen Riegel vorgeschoben und Margery soll Bart Shiring, den Sohn des Grafen und Katholik, heiraten. Ned verlässt Kingsbridge und ist der späteren Königin Elizabeth Tudor als einer der ersten Geheimagenten zu Diensten, denn die protestantische Königin bringt ganz Europe gegen sich auf. Doch was ist mit Neds Liebe zu Margery? Ist diese für immer verloren?
Meine Meinung:
Ich muss ja zugeben, dass ich an diesem dicken Wälzer eine ganze Zeit lang gelesen habe, was aber auch wirklich mit an dem Umfang liegt und ich nicht, wie sonst, alles in einem Rutsch gelesen habe, sondern doch immer mal wieder pausieren musste. Das liegt hier allerdings nicht an dem Schreibstil Ken Folletts, denn der ist wirklich großartig. Er schafft es, hier mit passenden Bildern und Details die damalige Zeit einzufangen und auch sprachlich kann man spüren, in welcher Zeit man sich befindet. Trotzdem lässt sich das Buch angenehm lesen, da es nicht so sehr hochgestochen erscheint, sondern eigentlich recht modern.
Auch sonst ist es dem Autor wieder einmal sehr gut gelungen, seine fiktive Geschichte in das wirkliche Zeitgeschehen zu integrieren. Wobei es für mich hier doch so einige Momente gab, die Längen hatten, es ist zwar vieles sehr spannend und immer wieder war ich mitten in der Zeit gefangen, doch ich benötigte auch immer wieder Pausen, wenn es zu weiten Ausschweifungen kam.
Auch wenn Das Fundament der Ewigkeit wieder in Kingsbridge spielt, ist es keine direkte Fortsetzung, denn allein in der Zeit sind wir nun viel weiter als zuvor. Wir befinden uns kurz nach der Reformation und es herrscht eine sehr bedrohliche Stimmung, allein schon, weil sich die Protestanten gegen die Katholiken wenden und sich gegenseitig bekriegen, dabei spielen weder Familie noch Freundschaft eine Rolle.
Follett setzt auch in diesem Buch wieder sehr viele, verschiedene Handlungsstränge ein und gerade zu Beginn musste ich immer mal wieder schauen, wer gerade handelte. Wobei der Autor dem Leser durchaus genügend Zeit einräumt, seine Protagonisten kennenzulernen und einschätzen zu können. Wir können den Charakteren bei den Reisen zusehen und bekommen hier durchaus einen sehr guten Eindruck vom Geschehen der Zeit und das nicht nur in England.
Allerdings gibt Follett, wie so oft, hier seinen Lesern ein klares Bild, wer und was hier zu den Guten gehört und wer oder was hier Böse ist. Man befindet sich hier also in einer sehr festgefahrenen Schiene und bleibt ein Beobachter des Geschehens. Dieses ist, zu einem großen Teil jedoch, äußerst spannend zu verfolgen, es gibt Intrigen, Mord und noch vieles mehr. All das in das aktuelle Zeitgeschehen integriert, bilden hier Fiktion und Realität nahtlose Übergänge und genau diese Kunst beherrscht der Autor einfach perfekt.
Ned Willard ist hier einer der Protagonisten der Geschichte und mir äußerst sympathisch. Man verfolgt sein Leben und dieses wurde durchaus durchdacht und stimmig aufgebaut. Aber auch den weiteren Charakteren haucht er Leben ein und lässt die fiktiven Personen so mit den realen Persönlichkeiten agieren, dass man als Leser hier keine Zweifel hat.
Mein Fazit:
Wer Ken Folletts Bücher kennt und liebt, kommt auch an Das Fundament der Ewigkeit nicht drum herum. Es fordert durchaus Interessa an dem damaligen Geschehen in Europa und man muss auch damit rechnen, dass Follett den Leser in seine Richtung des Denkens lenkt, sprich Gut/Böse oder schwarz/weiß sind hier klar vorgegeben. Trotzdem sorgt das Buch für gute Unterhaltung und gerade seine Hauptfigur Ned ist eine tolle und gut ausgearbeitete Persönlichkeit. Es gab hier zwar auch die ein oder andere Länge, aber im Großen und Ganzen ist es wieder ein großes Werk des Autors, auf das es ich zu warten gelohnt hat.

Veröffentlicht am 18.10.2017

Absolut fesselnd

Crimson Lake
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Einst war Ted Conkaffey ein erfolgreicher Ermittler im Drogendezernat und auch privat lief es sehr gut, verliebt, verheiratet und eine kleine Tochter. Doch dann veränderten nur ein paar Minuten sein komplettes ...

Einst war Ted Conkaffey ein erfolgreicher Ermittler im Drogendezernat und auch privat lief es sehr gut, verliebt, verheiratet und eine kleine Tochter. Doch dann veränderten nur ein paar Minuten sein komplettes Leben, denn er gerät in Verdacht, ein kleines Mädchen entführt und missbraucht zu haben. Doch die Beweise schienen nicht ganz zu reichen und so kam er nach acht Monaten Haft wieder auf freiem Fuß. Allerdings ist sein Leben zerstört, denn seine Frau hat sich von ihm abgewandt, Kollegen wollen nichts mit ihm zu tun haben und auch auf der Straße begegnet er nur Verurteilungen. Er beschließt sich in der kleinen Gemeinde Crimson Lake zu verstecken. Dort gibt ihm sein Anwalt einen Tipp, er solle sich bei Amanda Pharell melden. Amanda ist eine Privatdetektivin und auch wenn es im ersten Moment nicht so wirkt, hat Ted mehr mit ihr mehr gemein, als man glaubt.
Meine Meinung:
Von Candice Fox erschien erst vor kurzen eine Trilogie, die Hades Trilogie, von der ich schon einiges gehört hatte. Deshalb war ich auch äußerst gespannt auf diesen neuen Thriller der Autorin und ich wurde nicht enttäuscht. Der Einstieg in den Thriller gelingt problemlos, auch wenn man im ersten Moment noch recht ahnungslos ist. Doch dann klärt sich schnell, worum es hier geht und wer die beiden Protagonisten sind und auch ihr erster gemeinsamer Fall hält den Leser in Atem.

Candice Fox Schreibstil ist sehr mitreißend und fesselnd und während des Lesens merkt man kaum, wie die Zeit vergeht. Dabei bleibt sie sprachlich gut verständlich und modern und gerade durch ihre aussergewöhnlichen Hauptfiguren wird das Buch ein Lesevergnügen, denn vor allem Amanda sorgt mit ihrer Art hier immer mal wieder für ein Schmunzeln.
Recht schnell beginnt sich hier auch die Spannung zu steigern und je mehr man in die Geschichte eindringt, desto mehr möchte man hier wissen. Das Tempor des Thrillers ist recht hoch und man wird an die Seite gebunden. Man will mehr von den Protagonisten erfahren, aber auch mehr von dem Fall und so befindet man sich in einem regelrechten Sog, der den Leser erst loslässt, wenn er ans Ende gelangt.
Das Setting ist hier sehr interessant und, für mich auf jeden Fall, auch aussergewöhnlich, denn dieser Thriller spielt in Australien. Dabei wird die Umgebung durch viele kleine Details, die die Autorin einstreut, absolut lebendig und ich hatte beim Lesen den Schauplatz permanent präsent. Ich sah förmlich dieses Sumpfgebiet mit den Alligatoren vor mir und auch der Ort Crimson Lake war schnell vorstellbar.
Als Erzähler hat die Autorin hier die Ich-Erzählung gewählt, das Geschehen wird hier aus der Sicht Ted Conkaffeys wiedergegeben. Dadurch fühlt man sich ihm recht nahe und verbunden und ich konnte hier durchaus mit ihm mitfühlen, auch wenn ich an manch einer Stelle überlegen musste, ob er wirklich der ist, der er zu sein scheint. Perfekt inszeniert!
Ted Conkaffey und Amanda Pharell sind sehr aussergewöhnliche Protagonisten. Beide wurden wegen etwas verurteilt, bei dem nicht wirklich klar wird, ob sie diese Verbrechen auch wirklich begangen haben. Ted tat mir hier doch schon in so einigen Situationen sehr Leid und eigentlich habe ich ihm vertraut, aber ab und an kamen leise Zweifel, die dann doch kurz darauf wieder verschwanden. Dadurch spielt die Autorin nicht nur mit den Emotionen des Protagonisten, sondern durchaus auch mit denen des Lesers. Trotzdem ist er ein sehr sympathischer Mann, der allerdings wirklich sehr traumatisiert wirkt, was bei seinem Erlebnis auch absolut verständlich scheint.
Amanda hingegen konnte ich so gar nicht richtig einschätzen. Was hinter dieser Person steckt, bleibt sehr undurchschaubar und inwieweit man ihr Vertrauen schenken kann, bleibt fraglich. Sie ist eine impulsive Person, die im ersten Moment schon einen sehr gestörten Eindruck macht. Doch je mehr man sie kennenlernt, desto mehr spürt man, dass sie sehr intelligent ist und man sie leicht unterschätzen kann.
Neben diesen Beiden gibt es noch einige geschickt eingesetzte Nebencharaktere, die hier in den passenden Momenten agieren und reagieren und somit immer wieder für unvorhersehbare Momente sorgten.
Mein Fazit:
Ein ungewöhnlicher Thriller mit noch ungewöhnlicheren Ermittlern, die mir sehr gut gefallen haben. Aber auch Erzählstil, Tempo und Setting dieses Buches waren hier eine perfekte Mischung, die dafür sorgte, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und wollte. Dieser Thriller kommt auch ohne detaillierte, blutige Details aus und bleibt trotzdem spannend und fesselnd. Auch dieser Thriller erhält eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.10.2017

Gelungener Krimi

Alte Sünden
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Endlich ist es soweit, der große Tag für Jule und Fernando steht an: die kirchliche Trauung. Die gesamte Familie Fernandos ist extra angereist und auch die Kollegen aus dem Dezernat stehen geschniegelt ...

Endlich ist es soweit, der große Tag für Jule und Fernando steht an: die kirchliche Trauung. Die gesamte Familie Fernandos ist extra angereist und auch die Kollegen aus dem Dezernat stehen geschniegelt und gestriegelt bereit, einzig und allein der Pfarrer fehlt. Als man ihn suchen geht, wird er leblos in seiner Wohnung aufgefunden. Sehr mysteriös, denn kurz vor seinem Tod hat er noch einmal den im Sterben liegenden Häftling Oliver Simonsen besucht und mit ihm über seine Tat gesprochen. Dabei muss Simonsen erzählt haben, dass er gar nicht der Mörder der damals fünfzehnjährigen Kristina Brandt sei und er die letzten dreizehn Jahre unschuldig in Haft saß. Völxen lässt der Gedanke einfach nicht los und so setzt er Jule, die eigentlich Innendienst schieben soll, auf den Fall an.
Meine Meinung:
Ein neuer, bzw. ein alter und ein neuer Fall für die Ermittler aus Hannover, der gleich sehr spannend beginnt. Der Prolog ist bereits so mitreißend, dass man einfach weiterlesen muss, um zu erfahren, was damals wirklich geschah. Dabei schreibt Susanne Mischke flüssig, fesselnd und mir sehr klarer Sprache. Womit die Autorin aber noch zusätzlich punkten kann, ist mit dem lockeren Schreibstil, den trotz eines Krimis humorvollen Passagen und einigen Dialogen, die mich schmunzeln ließen.
Ich bin ein großer Fan von Geschichten, in denen alte Fälle wieder ans Tageslicht kommen und dieser hier hat mich, als Mama einer Tochter, doch schon sehr berührt. Das Mädchen, das vor dreizehn Jahren verschwand und von dem bis heute auch keine Leiche gefunden wurde. Ich kann mich hier sehr gut in die Mutter hineinfühlen, die hier ab und an einen Auftritt bekam und diese Szenen hat die Autorin sehr glaubwürdig und authentisch wiedergespiegelt. Auch sonst fand ich die Spannungskurve des Krimis gelungen, während man bei dem Fall um des plötzlichen Todes des Pfarrers noch im Dunklen tappt, erhält man durchaus schon früh Hinweise, was damals mit Kristina geschah, bzw. wer dafür verantwortlich war. Trotzdem hat man hier genügend Möglichkeiten, mitzurätseln und zu versuchen, eine Verbindung zwischen damals und heute herzustellen.
In diesem Krimi gibt es einen personellen Erzähler in der dritten Person, der hier für die passende Draufsicht auf das Geschehen liefert. Durch häufig wechselnde Perspektiven zwischen den unterschiedlichen Personen bleibt die Geschichte auch dynamisch und sorgt für gute Unterhaltung. Man hat hier nicht nur mit der klassischen Arbeit eines Ermittlers zu tun, sondern erhält auch immer wieder kleinere Einblicke in die privaten Ereignisse der Charaktere.
Die Charaktere haben mir durchweg sehr gut gefallen, sie sind absolut natürlich gezeichnet und wirken dadurch einfach lebendig und authentisch. Allein das Team rund um Völxen gefällt mir sehr gut, allen voran Jule. Diese ist eine sehr clevere Ermittlerin, die für die Fälle das passende Gespür hat und hier schnell Dinge entdeckt, die einst übersehen wurden. Sie handelt dabei durchaus auch schonmal eigenmächtig und genau das machte sie mir auch überaus sympathisch.
Aber auch die anderen Ermittler des Teams sind facettenreich und so gut dargestellt, dass ich mir ein Gesamtbild vor Augen rufen konnte. Zwar sind hier auch so ein paar typische Zänkeleien untereinander vorhanden, aber genau diese bringen noch einmal mehr Dynamik ins Spiel.
Neben den Ermittler gibt es dann natürlich auch noch diverse Nebencharaktere, die, selbst wenn sie nur ein kurzes Gastspiel hatten, absolut lebendig wirkten. Gerade die Nachbarn des verstorbenen Pfarrers brachten mich mehr als einmal zum Schmunzeln.
Mein Fazit:
Ein spannender, aber auch sehr lockerer Krimi, der ohne blutige Details, dafür aber mit lebendigen und authentischen Charakteren daher kommt. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und brachte mir ein paar unterhaltsame Lesestunden. Wer Krimis mit viel Charme, vor allen bei den Charakteren, mag und dabei eine leicht verständliche und doch stilvolle Sprache mag, der sollte hier einmal einen Blick riskieren. Zwar gibt es schon einige Vorbände zu Alte Sünden, doch wenn es um den reinen Fall und dessen Aufklärung geht, so kann man diesen hier auch ohne Vorkenntnisse lesen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle Krimifans.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Ein Krimi der anderen Art

Blutpsalm
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Jonathan Littke ist Priester in der kleinen Gemeinde Sommerburg, der fest an seine Prinzipien glaubt, z. B. keinen Sex vor der Ehe. Doch dann taucht durch einen Zufall Marlene bei ihm auf, eine Prostituierte, ...

Jonathan Littke ist Priester in der kleinen Gemeinde Sommerburg, der fest an seine Prinzipien glaubt, z. B. keinen Sex vor der Ehe. Doch dann taucht durch einen Zufall Marlene bei ihm auf, eine Prostituierte, die dem Herrn Pfarrer schwer an seinen Prinzipien zweifeln lässt. Doch Marlene ist nicht die Einzige, die plötzlich auftaucht, denn eines Morgens findet der Priester eine Leiche vor seiner Kirchtür, eine Leiche mit einer Visitenkarte, die mittels eines Messers an die Brust geheftet wurde. De Visitenkarte gehört niemand anderem als Marlene und das gibt Rätsel auf. Als kurz darauf weitere Leichen auftauchen, die alle Marlenes Visitenkarte mit Messern aufgespießt tragen, wird klar, wo der Zusammenhang zu finden ist.
Meine Meinung:
Ein Buch, bei dem mir der Einstieg sehr schnell gelang, da Meredith Winter über einen sehr flüssigen und schnell vereinnahmenden Schreibstil verfügt. Sprachlich ist das Buch modern und flott und auch so manch ein Dialog hat mir sehr gut gefallen.
Auch der Krimi der Geschichte war sehr spannend, immer wieder warf die Autorin Sätze in die Handlung, die mich kurz innehalten ließen, mal vor Überraschung, mal vor Schreck, mal vor Ekel. Das hat mir sehr gut gefallen, aber leider fehlte mir einfach ein wenig von der Krimihandlung, so gab es hier immer wieder gute Ansätze, die aber ruhig noch mehr in die Tiefe gehen könnten. Ein paar mehr Ermittlungen, ein paar tiefere Geheimnisse und einfach vielleicht auch ein paar Seiten mehr.
Die Liebesgeschichte hingegen war sehr detailreich, mir war es etwas zu viel davon und an der ein oder anderen Stelle ging mir das Liebespaar ein wenig auf die Nerven, aber ich denke, dass dies eine reine Geschmackssache ist. Trotzdem bleibt der Plot der Geschichte geradlinig und nachvollziehbar.
Erzählt wird die Geschichte von einem personellem Erzähler, dabei wechselt die Perspektive zwischen den beiden Protagonisten Jonathan und Marlene und man hat auch das Vergnügen, auch dem Täter zwischendurch beobachten zu können. Gerade das gefällt mir immer besonders gut bei Krimis und Thrillern, zwar hätte auf den ersten Blick die Auflösung der Identität etwas später vonstatten gehen können, doch auf den zweiten Blick brachte dies eine gute und spannende Abwechslung zu der Liebesgeschichte.
Die Gemeinde Sommerburg bedient hier so einige Klischees eines Dorfes, jeder kennt jeden, Getuschel hinter dem Rücken, weiße Westen, die eher grau unf fleckig sind. Ja, und damit liegt Meredith Winter eigentlich ganz gut, denn, auch wenn der Ort etwas größer war als Sommerburg, kann ich als Dorfkind all das Gemunkel und Gemauschel durchaus bestätigen. Das Setting passt hier also sehr gut und trifft den Nagel auf den Kopf.
Die Protagonisten haben mir ganz gut gefallen, vor allem Jonathan war mir mit seiner lieben, teils naiv wirkenden Art, recht sympathisch. Ein Priester, dessen moralische Vorstellung, die er nach aussen trägt, dann doch nicht immer beherzigt, aber mal ehrlich, auch ein Priester ist nur ein Mensch. Marlene, sie gibt mir immer noch zu denken, da ich einfach nicht weiß, ob ich sie mag. Letzten Endes liegt dies wohl einfach an dem ganzen auf und ab in der Geschichte zwischen Jonathan und ihr. Zu Beginn hat sie mir gut gefallen, mit der forschen, direkten Art, diese Schiene hätte mir da besser gefallen.
Neben diesen Beiden gibt es noch den ein oder anderen Nebencharakter, der hier noch für Wendungen und Überraschungen sorgt.
Mein Fazit:
Alles in allem eine Geschichte, die noch ein wenig mehr in die Tiefe hätte gehen dürfen, gerade was den Krimiaspekt angeht, mir fehlte hier ein wenig die Arbeit eines Ermittlers oder Spurensuchers, den man bei der Auflösung des Falles begleiten kann. Die Liebesgeschichte ist hier wohl einfach eine Geschmackssache, sie wurde aber intensiv genug ausgearbeitet und hatte ihren Raum in der Geschichte. Wer einmal einen Krimi der anderen Art lesen möchte, sollte einmal in Blutpsalm hineinschnuppern.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Grandios

Scythe – Die Hüter des Todes
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In einer fernen Zukunft hat die Menschheit es endlich geschafft, nämlich ihr Ziel des ewigen Lebens zu erreichen. Lediglich ein Feuer könnte den Menschen noch zu einem Verhängnis werden, doch dies geschieht ...


In einer fernen Zukunft hat die Menschheit es endlich geschafft, nämlich ihr Ziel des ewigen Lebens zu erreichen. Lediglich ein Feuer könnte den Menschen noch zu einem Verhängnis werden, doch dies geschieht kaum noch. Spürt man Wehwehchen des Alters, kann man sich auf ein jüngeres Alter resetten lassen, nur zum Teenager kann man nicht werden. Verletzungen werden durch im Körper eingepflanzte Naniten schnell behoben und man ist wie neu. Das einzige Problem der Welt? Die Überbevölkerung. Aus diesem Grund wurden die Scythe ins Leben gerufen, deren Beruf es ist, Personen nach einer bestimmten Auswahl nachzulesen und zu töten. Die beiden Teenager Citra und Rowan, beide sechzehn Jahre alt, werden von Scythe Faraday dazu berufen, bei ihm in die Lehre zu gehen und die Kunst des Tötens zu erlernen. Doch nur einer wird nach der Lehre zum Scythe berufen und seine erste Aufgabe wird es sein, seinen Gegner nachzulesen.
Meine Meinung:
Wow, was für eine Geschichte und was für ein gelungener Einstieg in eine neue Trilogie. Gleich vorweg, Neal Shusterman hat hier etwas erschaffen, dass mich mit einer Mischung aus Faszination und Nachdenklichkeit zurückgelassen hat. Eine Geschichte, die durchaus erst einmal sacken muss.
Der Beginn ist gleich sehr spannend und man begegnet schon im ersten Moment einem Scythe. Schon von diesem Moment an baut Shusterman eine ganz eigene Atmosphäre auf, die den Leser schnell gefangen nimmt. Dabei ist sein Schreibstil sehr flüssig, sehr fesselnd und doch auch der Stimmung des Buches angepasst. Denn hier gibt es einen gewissen Aspekt zu beachten: auf den ersten Blick klingt das ewige Leben doch perfekt, kein Krieg, kein Leid, kein Hungern. Allerdings fängt Shusterman hier sehr gekonnt die Kehrseite des Ganzen auf, denn es entsteht nicht nur der Zwang, dass es Menschen gibt, die andere Menschen töten müssen, damit die Erde nicht noch mehr überbevölkert wird, sondern auch ein wenig die Frage nach dem Sinn des Lebens. Menschen gehen zwar noch Berufen nach, aber wirklich etwas Neues gibt es nicht mehr zu erforschen. Im Großen und Ganzen herrscht eine Leere, man lebt halt so vor sich hin, aber Gefühle kommen gar nicht mehr richtig zu Stande. Genau diesen Aspekt bringt Shusterman allein in seiner Sprache so gekonnt rüber, dass ich schon nach den ersten Seiten einen Moment innehalten musste.
Die Spannung der Geschichte steigert sich zunächst recht langsam, jedoch kontinuierlich. Als Leser hat man hier gute Gelegenheit, erst einmal die Welt zu erforschen, sich auf das Geschehen einzulassen und die Handlungen der Scythe zu beobachten. Die Scythe sollen unabhängig vom Thunderhead, der großen künstlichen Intelligenz, die die Menschheit leitet, agieren. Sie sollen die Menschen auswählen, die nachgelesen werden sollen. Dabei sollen sie unparteiisch sein, nach gewissen moralischen Grundsätzen handeln und haben nur ein gewisses Maß, nachdem sie auswählen. Das macht sie allerdings zu einem gewissen Teil zu einer Art Übermensch und wohin das einzelne Personen führen kann, ist fast schon vorauszuahnen.
Aus wechselnden Perspektiven schildern hier die Teenager Citra und Rowan die Handlungen. Sie werden von Scythe Faraday als Lehrlinge berufen und eigentlich würden sie lieber verzichten, doch der Beruf des Scythe gewährt der eigenen Familie Immunität, sprich sie können nicht nachgelesen werden. Um die Familie zu retten, lässt man sich doch dann auf diesen makabren Beruf ein.
Allein das sagt schon etwas über diese beiden Teenager aus, aber auch sonst sind sie hier sehr gut dargestellt. Auf der einen Seite ist Citra, die sich so schnell nicht einschüchtern lässt und auch, im gegebenen Fall, einem Scythe die Stirn bietet, wenn es um etwas geht, das ihr am Herzen liegt. Auf der anderen Seite steht Rowan, auf eine Art ist er Citra ähnlich, nämlich indem er sich für andere einsetzt. Doch eigentlich ist er der Typ, der nur ungern im Mittelpunkt steht und Aufmerksamkeit gerne von sich wegleitet. Die Entwicklung der Beiden zu beobachten, war hier sehr interessant, gerade ab einem bestimmten Punkt, über den ich leider nichts verraten kann, werden beide Charaktere immer intensiver und ich fand sie sehr gut ausgearbeitet.
Neben den Beiden gibt es noch ein paar weitere, sehr interessante Charaktere, wie z. B. Scythe Faraday, der mich mit seiner Art schon irgendwie beeindruckt hat und doch behielt ich Abstand zu ihm. Ein Charakter, auf den man sich nicht so leicht einlassen kann und der doch wirkt.
Was ich noch gut gelungen fand, waren die Einblicke in die Tagebücher der Scythe, die zwischen den Kapiteln eingeblendet werden. Diese geben noch einmal mehr einen Einblick in die Tätigkeit, aber auch in die Gefühlswelt der Scythe.
Mein Fazit:
Ein Buch, bei dem ich gerade selbst den Eindruck habe, nicht genug darüber erzählt zu haben und doch möchte ich einfach auch nicht zu viel verraten. Ein absolut denkwürdiges und doch real wirkendes Zukunftsszenario wird hier vom Autor entwickelt. Doch ob ich in so einer Welt leben wollte? Schwer vorstellbar. Ein Buch, das ganz besonders durch die Atmosphäre und dem dazu passenden Schreibstil lebt und noch lange nachdenklich stimmt. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung und gebe eine Leseempfehlung!