Gelungener Krimi
Endlich ist es soweit, der große Tag für Jule und Fernando steht an: die kirchliche Trauung. Die gesamte Familie Fernandos ist extra angereist und auch die Kollegen aus dem Dezernat stehen geschniegelt ...
Endlich ist es soweit, der große Tag für Jule und Fernando steht an: die kirchliche Trauung. Die gesamte Familie Fernandos ist extra angereist und auch die Kollegen aus dem Dezernat stehen geschniegelt und gestriegelt bereit, einzig und allein der Pfarrer fehlt. Als man ihn suchen geht, wird er leblos in seiner Wohnung aufgefunden. Sehr mysteriös, denn kurz vor seinem Tod hat er noch einmal den im Sterben liegenden Häftling Oliver Simonsen besucht und mit ihm über seine Tat gesprochen. Dabei muss Simonsen erzählt haben, dass er gar nicht der Mörder der damals fünfzehnjährigen Kristina Brandt sei und er die letzten dreizehn Jahre unschuldig in Haft saß. Völxen lässt der Gedanke einfach nicht los und so setzt er Jule, die eigentlich Innendienst schieben soll, auf den Fall an.
Meine Meinung:
Ein neuer, bzw. ein alter und ein neuer Fall für die Ermittler aus Hannover, der gleich sehr spannend beginnt. Der Prolog ist bereits so mitreißend, dass man einfach weiterlesen muss, um zu erfahren, was damals wirklich geschah. Dabei schreibt Susanne Mischke flüssig, fesselnd und mir sehr klarer Sprache. Womit die Autorin aber noch zusätzlich punkten kann, ist mit dem lockeren Schreibstil, den trotz eines Krimis humorvollen Passagen und einigen Dialogen, die mich schmunzeln ließen.
Ich bin ein großer Fan von Geschichten, in denen alte Fälle wieder ans Tageslicht kommen und dieser hier hat mich, als Mama einer Tochter, doch schon sehr berührt. Das Mädchen, das vor dreizehn Jahren verschwand und von dem bis heute auch keine Leiche gefunden wurde. Ich kann mich hier sehr gut in die Mutter hineinfühlen, die hier ab und an einen Auftritt bekam und diese Szenen hat die Autorin sehr glaubwürdig und authentisch wiedergespiegelt. Auch sonst fand ich die Spannungskurve des Krimis gelungen, während man bei dem Fall um des plötzlichen Todes des Pfarrers noch im Dunklen tappt, erhält man durchaus schon früh Hinweise, was damals mit Kristina geschah, bzw. wer dafür verantwortlich war. Trotzdem hat man hier genügend Möglichkeiten, mitzurätseln und zu versuchen, eine Verbindung zwischen damals und heute herzustellen.
In diesem Krimi gibt es einen personellen Erzähler in der dritten Person, der hier für die passende Draufsicht auf das Geschehen liefert. Durch häufig wechselnde Perspektiven zwischen den unterschiedlichen Personen bleibt die Geschichte auch dynamisch und sorgt für gute Unterhaltung. Man hat hier nicht nur mit der klassischen Arbeit eines Ermittlers zu tun, sondern erhält auch immer wieder kleinere Einblicke in die privaten Ereignisse der Charaktere.
Die Charaktere haben mir durchweg sehr gut gefallen, sie sind absolut natürlich gezeichnet und wirken dadurch einfach lebendig und authentisch. Allein das Team rund um Völxen gefällt mir sehr gut, allen voran Jule. Diese ist eine sehr clevere Ermittlerin, die für die Fälle das passende Gespür hat und hier schnell Dinge entdeckt, die einst übersehen wurden. Sie handelt dabei durchaus auch schonmal eigenmächtig und genau das machte sie mir auch überaus sympathisch.
Aber auch die anderen Ermittler des Teams sind facettenreich und so gut dargestellt, dass ich mir ein Gesamtbild vor Augen rufen konnte. Zwar sind hier auch so ein paar typische Zänkeleien untereinander vorhanden, aber genau diese bringen noch einmal mehr Dynamik ins Spiel.
Neben den Ermittler gibt es dann natürlich auch noch diverse Nebencharaktere, die, selbst wenn sie nur ein kurzes Gastspiel hatten, absolut lebendig wirkten. Gerade die Nachbarn des verstorbenen Pfarrers brachten mich mehr als einmal zum Schmunzeln.
Mein Fazit:
Ein spannender, aber auch sehr lockerer Krimi, der ohne blutige Details, dafür aber mit lebendigen und authentischen Charakteren daher kommt. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und brachte mir ein paar unterhaltsame Lesestunden. Wer Krimis mit viel Charme, vor allen bei den Charakteren, mag und dabei eine leicht verständliche und doch stilvolle Sprache mag, der sollte hier einmal einen Blick riskieren. Zwar gibt es schon einige Vorbände zu Alte Sünden, doch wenn es um den reinen Fall und dessen Aufklärung geht, so kann man diesen hier auch ohne Vorkenntnisse lesen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle Krimifans.