Knallhart, schonungslos, schockierend
TränenbringerBerlin, am hellichten Tag läuft ein Mann wie benommen über die Fahrbahn, in seiner Hand einen Karton. Nur knapp entgeht er der Kollision mit einem LKW, der in eine Wand eines Restaurants fährt beim Ausweichen. ...
Berlin, am hellichten Tag läuft ein Mann wie benommen über die Fahrbahn, in seiner Hand einen Karton. Nur knapp entgeht er der Kollision mit einem LKW, der in eine Wand eines Restaurants fährt beim Ausweichen. Als die Polizei vor Ort ist, machen diese eine grauenhafte Entdeckung, denn der Karton hat einen schockierenden Inhalt: Füße. Clara Vidalis und ihre Kollegen beginnen zu ermitteln, doch bevor sie antworten von dem offensichtlich drogensüchtigen Mann erhalten, verliert dieser das Bewusstsein. Kurze Zeit später erhält ein Familienvater ebenfalls einen Karton und auch dessen Inhalt lässt den Mann beinahe verzweifeln.
Meine Meinung:
Mit Tränenbringer erscheint der bereits fünfte Band rund um die Ermittlerin Clara Vidalis. Die Fälle in den einzelnen Bänden sind jeweils abgeschlossen, lediglich das private Leben der Ermittler baut innerhalb der Reihe aufeinander auf. Trotzdem kann man dieses Buch durchaus lesen, ohne die Vorgänger zu kennen.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, sehr geradlinig und dadurch auch gut verständlich. Allerdings möchte ich von Beginn an klar stellen, dass es rein inhaltlich tatsächlich sehr detailliert beschriebene Szene gibt. Der Autor nimmt hier keinerlei Blatt vor den Mund und weiß mit der Darstellung der grausamen Taten nicht nur zu erschrecken, sondern auch zu schockieren. Ich bin ein durchaus hartgesottener Thrillerleser, aber tatsächlich gab es hin und wieder so klar beschriebene Details z. B. bei einer Leiche, das ich auch mal schlucken musste. Also ein stabiler Magen und ein gutes Nervenkostüm sind hier absolut von Vorteil.
Schon beim Einstieg beginnt der Autor mit einer sehr spannenden Sequenz und auch während der Geschichte gibt es immer wieder Momente, bei denen der Autor die Spannungsschraube anzieht. Das sorgt zum einen dazu, dass man hier nur so durch die Geschichte fliegt, zum anderen dazu, dass es zu keiner Zeit Langeweile gibt. Am Ende erhält der Leser sogar noch einen regelrechten Showdown, der einen an den Fingernägeln kauen lässt. Spannung ist also absolut garantiert.
In erster Linie verfolgen wir den Fall in der Gegenwart gemeinsam mit der Ermittlerin Vidalis. Doch es gibt hier auch immer wieder Rückblenden bzw. auch Sequenzen aus der Gegenwart, die aus der Sicht des Antagonisten erzählt werden. Mir gefällt das immer, da ich dabei nicht nur einen guten Überblick erhalte, sondern auch ein wenig den Täter und dessen teilweise wirklich verstörende Gedanken kennenlernen kann. Auch hier sorgt diese Abwechslung für Spannung.
Die Charaktere sind teilweise bekannt aus den vorherigen Bänden, sprich Vidalis und ihren Partner McDeath und auch die anderen Ermittler kennt man, wenn man Bücher aus der Reihe gelesen hat. In diesem Buch konnte ich sehr mit Carla Vidalis mitfühlen und das, was ihr hier passiert, machte sie für mich noch ein wenig mehr greifbar und ja, man lernt sie auch ein wenig verletzlich kennen. Wobei sie durch ein bestimmtes Ereignis sehr authentisch wirkt. Ich will gar nicht viel verraten, aber ich konnte in diesem Band mich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzen. McDeath beeindruckt mich ja immer wieder mit seinem unglaublichen Wissen, dabei wirft Etzold auch immer wieder Kleinigkeiten ein, die wirklich real sind und die Story und deren Charaktere glaubwürdiger machen.
Mein kleiner Kritikpunkt ist hier eher der Gegenspieler unserer Ermittler, der mir einfach zu klischeehaft war und dessen Entwicklung mir sozusagen vom ersten Kennenlernen an schon klar war. Ich glaube, da geht noch mehr, denn Etzold versteht es ausgezeichnet, Charaktere zu zeichnen und lebendig werden zu lassen.
Mein Fazit:
Spannung, Ekel, Tempo, alles kann man in dem neuen Thriller des Autors finden. Dabei weiß Etzold hier durchaus immer wieder zu schockieren. Er zeigt hier deutlich darauf, wie es überhaupt soweit kommen konnte, wie solch ein Mörder sozusagen gezeugt wird. Das war mir zwar etwas zu klischeehaft, aber durchaus plausibel und nachvollziehbar. Wer viel Blut lesen kann und auch bei detailreichen, bildhaften Beschreibungen von Opfern nicht zurückschreckt, der sollte hier unbedingt zugreifen. Zartbesaitete Leser sollten aber hier lieber Abstand nehmen, wobei ich finde, dass allein schon das Cover zeigt, wie blutig es wird.