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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2024

Ein typischer Karen Rose

Kaltblütige Lügen
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San Diego Police Officer Kit McKittrick ist seitdem sie bei der Mordkommission der Polizei arbeitet, äußerst erfolgreich und hat bereits einige Täter hinter Gitter bringen können. Doch ihr Trauma aus ihrer ...

San Diego Police Officer Kit McKittrick ist seitdem sie bei der Mordkommission der Polizei arbeitet, äußerst erfolgreich und hat bereits einige Täter hinter Gitter bringen können. Doch ihr Trauma aus ihrer Kindheit hat sie bis heute nicht verarbeitet. Damals wurde ihre Schwester Wren ermordet, doch ihrem heutigen Kollegen Baz, der damals die Ermittlungen leitete, ist es nie gelungen, den Mörder zu überführen. Dies war ein Grund, warum Kit sich für die Polizei entschieden hatte.
Nach einem anonymen Anruf finden die Ermittler eine im Park vergrabene Leiche eines jungen Mädchens. Diese Leiche weist Gemeinsamkeiten auf, mit Morden an jungen Frauen innerhalb der letzten fünfzehn Jahren. Die Ermittler nehmen die Spur des anonymen Anrufers auf und stoßen auf den Psychiater Sam Reeves. Dieser beteuert allerdings seine Unschuld und Kit möchte ihm nur zu gerne glauben.
Tja, was soll ich sagen, dieser Thriller ist einfach ein typischer Karen Rose Thriller. Wer bereits Bücher der Autorin gelesen hat, weiß, was ich meine. Denn auch hier bleibt Rose ihrem bekannten Schema treu. Das Buch liest sich wieder einmal leicht und flüssig und ein Einstieg in die Story gelingt mühelos. Die Autorin weiß einfach mit Worten umzugehen und damit ein Kopfkino zu erzeugen.
Der Fall ist auch wieder sehr spannend und lässt miträtseln. Immer mal wieder gibt es Wendungen oder man wird gemeinsam mit Kit misstrauisch, wenn etwas zu schnell glatt läuft. Auch die Erzählungen rund um die Hauptfiguren des Buches und deren Familie fand ich großartig. Kit entstammt einer Pflegefamilie und deren Umgang miteinander und untereinander ist wirklich harmonisch. Die Chemie passt und man begleitet die einzelnen Charaktere gerne durch den Alltag, ohne dass es zu langweilig wird.
Mein größter Kritikpunkt, den ich allerdings auch in ihren anderen Büchern habe, ist das zu extreme der Hauptcharaktere voneinander. Das driftet für mich leider immer etwas ins Übertriebene ab, wenn ich zum zehnten Mal lese, wie schön die Augen des Protagonisten sind. Die Lovestory darf gerne mit dabei sein, aber bitte ein kleines bisschen weniger Schmacht und Kitsch.
Das Karen Rose ihre Charaktere hervorragend lebendig werden lassen kann, ist ebenfalls nichts Neues. Auch Kit McKittrick ist eine überaus sympathische, durch und durch loyale junge Frau und als Protagonistin sehr gut gewählt. Ich konnte mit ihr mitfühlen und mich gut in sie hineinversetzen und da man zu Beginn des Buches auch einen Blick auf den Beginn ihrer Pflegefamilienzeit bei den McKittricks bekommt, ist die Entwicklung gelungen und zeigt, welch einfühlsame Menschen die McKittricks sind. Auch Sam Reeves ist lebendig gezeichnet, wobei er mit fast schon eine Spur zu gut und zu liebenswert war. Natürlich ist es, wie immer in Roses Büchern vorhersehbar, was passieren wird. Neben den beiden Protagonisten gibt es reichlich weitere Charaktere, die je nach Rolle gezeichnet wurden. Das macht die gesamte Geschichte noch einmal mehr lebendig.
Mein Fazit: ein typischer Karen Rose Thriller mit einem sehr spannenden Fall. Wer die Bücher der Autorin kennt, weiß, dass sie grundsätzlich demselben Schema folgen, aber gerade die Fälle, mit denen sich beschäftigt wird, immer großartig sind und viel Spannung bieten. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und mich hervorragend unterhalten.

Veröffentlicht am 20.02.2024

Hochaktueller, spannender Pageturner

Gestehe
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Johann Winkler, für alle nur Inspektor Jacket, seitdem er gleich mehrere Männer eines Organhändlerrings ausgeschaltet und ein kleines Mädchen gerettet hat, stößt mehr oder weniger zufällig auf einen neuen ...

Johann Winkler, für alle nur Inspektor Jacket, seitdem er gleich mehrere Männer eines Organhändlerrings ausgeschaltet und ein kleines Mädchen gerettet hat, stößt mehr oder weniger zufällig auf einen neuen Fall. Eine Immobilienmaklerin wird mit durchschnittener Kehle auf einem Mahagonitisch drapiert aufgefunden. Gemeinsam mit dem jungen und überaus engagierten Mohammad Moghaddam, eigentlich Mo von Jacket Momo getauft, beginnt er zu ermitteln. Dumm nur, dass Jacket tatsächlich schon ahnt, dass dieser Mord nicht der einzige bleiben wird und woher er das weiß? Aus seinem eigenen neuen Thriller, der allerdings noch nicht erschienen ist.
Nach Ausweglos und Kaltherz erschien nun der dritte Thriller aus der Feder des österreichischen Autors Henri Faber. Schon die vorherigen Bücher waren Highlights, doch auch mit Gestehe ist es Faber wieder gelungen, einen rasanten und spannenden Thriller zu schreiben.
Der Schreibstil ist das, was mich bereits von der ersten Seite an wirklich begeistern konnte, denn Faber schreibt nicht nur flüssig und anschaulich, sondern hat trotz all der Spannung noch einen ganz feinen, leicht sarkastischen Humor, der sich vor allem in den Gedanken seiner Protagonisten spiegelt. So musste ich, neben wirklich spannenden Momenten, auch immer mal wieder schmunzeln.
Der Prolog macht neugierig, danach geht es allerdings erstmal ein wenig ruhiger weiter und auch wenn schon recht schnell die erste, blutige Leiche auftaucht, nimmt sich Faber Zeit, seine Hauptcharaktere vorzustellen und ihnen ein lebendiges Bild zu geben. Aus wechselnden Perspektiven zwischen Jacket, Mo und einem geheimnisvollen Dritten, hier kurz Er genannt, werden wir durch die Seiten getrieben. Kurze, knackige Kapitel, die stets mit einem fiesen, schlaflos machenden Cliffhanger enden, sorgen für den Wunsch, immer weiterzulesen. Je höher das Tempo der Handlung, desto höher auch das Tempo des Schreibstils, denn je mehr passiert, desto knapper wird dieser gehalten, so dass ein regelrechter Sog entsteht.
Mit seinem Fall spricht Faber hochaktuelle Themen an, nicht nur den illegalen Organhandel, bei dem sich reiche Menschen Organe auf Wunsch bestellen können, sondern auch das kaltherzige Abschlachten von Menschen, die dafür herhalten müssen, werden hier sehr intensiv angesprochen. Auch der immer mehr Wellen schlagende Rassismus, teilweise auch der versteckte Rassismus, dem Mo beinahe täglich ausgesetzt ist, spricht er hier an, so dass der Leser neben spannenden Lesestunden auch zum Nachdenken angeregt wird.
Ein weiterer Höhepunkt sind die Charaktere der Geschichte. Hält man Jacket zu Beginn für einen eitlen Geck, so merkt man schnell, dass hinter dieser Fassade viel mehr steckt. Ja, Jacket ist naiv, steinreich und handelt manches Mal recht unbedarft, er liebt es, im Mittelpunkt zu stehen, frei nach dem Motto: all eyes on me. Je mehr ich von ihm erfuhr, desto mehr mochte ich ihn dann aber auch und zuzusehen, wie Jacket seinen eigenen Handlungen und seinem eigenen Gedächtnis nicht mehr trauen kann, fand ich echt gelungen.
Neben Jacket ist aber auch Mo unheimlich gut gelungen. Der junge Iraner, der in Österreich zur Welt gekommen ist und für den dieses Land Heimat bedeutet, spürt beinahe täglich, dass er eigentlich gar kein zu Hause hat, weder Österreich noch sein Herkunftsland, auch wenn es das gar nicht wirklich ist. Anhand von Mo erleben wir, wie Rassismus in täglichen Handlungen versteckt wird. Dabei ist er unheimlich clever und würde alles tun, um endlich sein Ziel zu erreichen. Auf jeden Fall ist er der Einzige, der immer wieder bemerkt, wenn etwas aus dem Ruder oder in die falsche Richtung läuft.
Neben diesen beiden gibt es weitere Nebencharaktere, die mal mehr, mal weniger in die Handlung eingreifen, die aber alle soweit wie nötig gezeichnet wurde. Gerade auch die „alteingesessenen“ Kollegen im Revier oder die ITler fand ich unheimlich gelungen.
Mein Fazit. Mit Gestehe hat Henri Faber einen rasanten, spannenden und hoch aktuellen Thriller geschrieben, den man einfach nicht mehr aus der Hand legen möchte. Langsam steigende Spannung bis hin zu einem Pageturner, gelungene Charaktere und jede Menge Plottwists sorgen für beste Unterhaltung. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.02.2024

Zuerst schleppend, dann überladen

Die Influencerin
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Sarah Rode ist erfolgreiche Fitness und Lifestyle Influencerin und mit mehr als 700K Followern sehr beliebt. Doch dann beginnt ein junges Mädchen Selbstmord und die Online-Gemeinde gibt Sarah die Schuld ...

Sarah Rode ist erfolgreiche Fitness und Lifestyle Influencerin und mit mehr als 700K Followern sehr beliebt. Doch dann beginnt ein junges Mädchen Selbstmord und die Online-Gemeinde gibt Sarah die Schuld daran, da die Kleine bei ihr Hilfe per DM gesucht hatte. Auch Sarah gibt sich Schuld daran und deaktiviert all ihre Social Media Konten, doch der Strom an Hassmails reißt nicht ab. Als sie dann auch noch Pakete mit merkwürdigem Inhalt bekommt und gleichzeitig ein Fake Account mit sehr privaten Bildern von ihr auftaucht, glaubt Sarah, sie und ihre Familie seien in Gefahr. Wer steckt hinter all dem?
Der Klappentext hat mich hier unheimlich neugierig gemacht, denn Thriller, die so ein bisschen auf die Gefahr des Social Media hinweisen, finde ich immer sehr spannend. Auch das recht auffällige Cover finde ich sehr ansprechend und verleitet zum Klappentext lesen.
Der Einstieg fiel recht leicht, da Autorin Rebecca Russ einen sehr leichten und flüssigen Schreibstil hat. Allerdings zog sich der Beginn des Thrillers unheimlich in die Länge, allein die Tatsache rund um den Selbstmord dauert, bis er zur Sprache kommt, dabei wird das ja schon im Klappentext erwähnt. Die Spannung steigert sich aber so nach und nach immer mehr, wobei es mir dann aber nachher auch einfach zu viel des Guten wurde. Die Autorin hat hier einfach viel zu viel Content in das Ende gepackt, seien es von den Verdächtigen her bis hin zu den wirklich stattgefundenen Ereignissen wie Bedrohung und Stalking und mehr. Dadurch wirkte der Thriller leider nur wenig glaubwürdig und durchdacht.
Was das gesamte Thema rund um Social Media angeht, hat die Autorin allerdings recht gute Arbeit hingelegt, die Kapitel, in denen Sarah die Handelnde ist, beginnen stets mit einem Hasskommentar. Das klingt auf den ersten Blick eventuell etwas überzogen, schaut man sich aber die Kommentarspalte unter den verschiedenen Postings an, so sind diese hier nicht allzu weit hergeholt. Interessant fand ich auch, dass die Autorin hier immer wieder Kapitel aus der Sicht eines Stalkers einbaut, das macht neugierig und fragt sich, wo der Zusammenhang ist. Diesen fand ich dann letzten Endes doch wieder zu weit hergeholt.
Protagonistin Sarah tat mir zu Beginn des Buches noch leid, jeder weiß, unter welchem Druck jemand steht, der sich als Influencer im Rampenlicht befindet. Man muss stets präsent sein, sein Privatleben mit einbringen, immer alles positiv und schön reden und noch so vieles mehr. Als die kleine Leonie sich umbringt, fand ich es heftig, was man Sarah an den Kopf warf. Doch oftmals ist es auf Social Media auch so, wenn einer beginnt mit Steinen zu werfen, machen alle dann mit. Allerdings ist es natürlich auch wieder eine schöne Scheinwelt, die Sarah auf ihren Accounts präsentiert hat. Leider wurde mir die Protagonistin zum Ende auch wieder eher unsympathisch, insgesamt schwelgt sie zu sehr in Selbstmitleid und auch sonst handelt sie gerne Hals über Kopf.
Weitere Nebencharaktere bleiben blass und wenig greifbar, wobei der Part des Stalkers recht gut ausgearbeitet war. Ansonsten konnte man hier zu keinem weiteren Charakter eine Beziehung aufbauen. Was ich persönlich aber auch nicht als schlimm angesehen habe, da Sarah eindeutig im Mittelpunkt steht.
Mein Fazit: Mit Die Influencerin erscheint ein Thriller, der auf einem hochaktuellen Thema basiert. Die Welt rund um Social Media fand ich noch recht gut dargestellt. Allerdings beginnt der Thriller schleppend und wird am Ende hin völlig überladen. Da hätte ich mir eine deutlich klarere Linie gewünscht und nicht so viele Themen auf einmal, da sie im Gesamtbild völlig untergehen. Auch mit der Protagonistin konnte ich nur wenig mitfühlen, da ich hier weder ihre Ängste noch Sorgen richtig nachvollziehen konnte. Leider war dieser Thriller nichts für mich.

Veröffentlicht am 15.02.2024

Sehr gefühlvoll

Was die Sterne dir schenken
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Die beiden Schwestern Lexi und Amelia könnten eigentlich unterschiedlicher nicht sein und doch haben sie eine Verbindung zueinander, wie kaum jemand anderes. Als eines Nachts Amelia an einem Strand nicht ...

Die beiden Schwestern Lexi und Amelia könnten eigentlich unterschiedlicher nicht sein und doch haben sie eine Verbindung zueinander, wie kaum jemand anderes. Als eines Nachts Amelia an einem Strand nicht weit von ihrem Cottage entfernt wiederbelebt werden muss, reist Lexi umgehend von New York ab, um ihrer Mutter, aber auch ihrer Schwester im Krankenhaus beizustehen, dabei lockt eigentlich ein großes Jobangebot in New York. Als Lexi in ihrer Heimat ankommt, fährt sie umgehend zu Amelia. Diese ist bereits wach, doch was sie erzählt, gibt keinerlei Sinn. Amelia behauptet, sie warte auf Sam, ihren Ehemann, doch eigentlich ist Amelia gar nicht verheiratet. Lexi und ihre Mutter sind ratlos, bis Lexi am Strand einem Mann begegnet, der Amelias Zeichnungen von Sam zum Verwechseln ähnlich sieht.

Ich habe bereits so einige Bücher der Autorin Dani Atkins gelesen und wurde bisher eigentlich noch nie enttäuscht. Auch hier in ihrem neuen Roman versteht es Atkins unheimlich gut, ihre Geschichte absolut emotional zu erzählen. Schon auf den ersten Seiten zieht sie den Leser in ihren Bann und packt so unheimlich viele Momente hinein, die den Leser mitten in die Handlung ziehen und mit so vielen Fragen zurücklässt, dass man einfach weiterlesen muss.

Damit liest sich die Geschichte sich natürlich gleich vom ersten Moment an unheimlich spannend. Man ist auf der Suche nach Antworten zu all den Fragen, die sich beim Lesen ergeben, vor allem natürlich nach den merkwürdigen und natürlich falschen Erinnerungen Amelias. Auch sonst hat mir die Geschichte über weite Teile absolut Spaß gemacht und gerade auch Lexi und ihr Nick, der wie Amelias eingebildeter Sam aussieht, brachten mich während sie zusammen waren einfach nur zum Lächeln. Allerdings gab es mehrere kleinere Punkte, die mir nicht so gut gefielen. Zum Beispiel die Auflösung zu Amelias falschen Erinnerungen, die mir zu leicht waren oder das Ende, dass einfach etwas zu viel Kitsch und Drama beinhaltete, ansonsten allerdings hat mich der Roman unheimlich gut unterhalten.

Das Setting, gleich an einem Strand in Somerset, konnte ich lebendig vor mir sehen und auch sonst schafft es die Autorin ohne groß abzuschweifen ein klares Bild von ihrem Handlungsort zu zaubern. So war ich mit Lexi und Nick bei einem Picknick am Strand oder in einem Freizeitpark, stand aber auch mit Lexi am Bett ihrer Schwester und habe mit ihr gehofft.

Lexi ist nämlich nicht nur die Ich-Erzählerin und Protagonistin der Geschichte, sondern auch eine mit unheimlich viel Leben und Dynamik gezeichnete Figur. Sie ist einfach nur lieb und stellt Bedürfnisse der anderen, vor allem die der Schwester, deutlich über ihre eigenen. Doch dabei vergisst sie oft, dass vieles für sie auch schmerzlich enden kann. Lexi muss unbedingt lernen, auch einmal an sich zu denken, was ihr gar nicht so leicht fällt.

Auch die Nebencharaktere sind unheimlich gut gelungen und lebendig gezeichnet. Vor allem Nick ist durch und durch ein Gentleman, auch Tom, Amelias alter, etwas griesgrämiger Nachbar und Lexi Mom werden hier mit sehr viel Gefühl gezeichnet und wachsen dem Leser ans Herz. Nur mit Amelia fiel es mir schwer, mich zu arrangieren, denn sie ist einfach auch durch die verwirrten Erinnerungen und ihrer Krankheit schwierig und schwer zu fassen.

Mein Fazit: ein toller Roman mit viel Gefühl und Emotionen und auch Spannung, da einfach sehr viele Fragen beim Leser aufkommen. Die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen und unheimlich sympathisch, vor allem die Protagonistin. Lediglich eine Auflösung und das etwas zu überzogene Ende fand ich persönlich nicht so gelungen. Ansonsten aber wie immer sehr lesenswert und mit dem für die Autorin typischen Stil.

Veröffentlicht am 15.02.2024

Ganz nett

Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber
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Eheberaterin Marie ist seit neunzehn Jahren glücklich verheiratet und gibt Paaren in ihrer Praxis Tipps für ihre Ehen. Als Marie ihren Mann nach Feierabend in seiner Zahnarztpraxis überraschen möchte, ...

Eheberaterin Marie ist seit neunzehn Jahren glücklich verheiratet und gibt Paaren in ihrer Praxis Tipps für ihre Ehen. Als Marie ihren Mann nach Feierabend in seiner Zahnarztpraxis überraschen möchte, könnte auch ihre Überraschung nicht größer sein, denn ihr Mann vergnügt sich mit der jungen Zahnarzthelferin in einem der Untersuchungsräume. Auch ein Jahr später noch ist Marie nicht glücklich, doch dieses Jahr beschließt sie, die Weihnachtstage bei ihrer Familie auf dem Hof auf Fehmarn zu verbringen und ihrer Schwester mit den Urlaubsgästen zu helfen. Das sie hier ausgerechnet auf Tom trifft, mit dem sei einen One Night Stand hatte, hätte sie im Leben nicht erwartet. Als dann noch ihr Exmann auf dem Hof ankommt könnte das Chaos nicht größer werden.
Irgendwie war mir mal wieder nach einen lustigen RomCom und da bot sich Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber geradezu an. Das Cover ist recht typisch fürs Genre, der Klappentext sprach mich gleich an. Schon beim Einstieg ins Buch musste ich schmunzeln, denn Autorin Rebecca Schulz schreibt lebendig und voller Humor und schafft es dadurch gleich mit einem witzigen Kopfkino zu starten.
Insgesamt zieht sich der Humor hier durchweg durch die Geschichte und gerade auch auf Fehmarn wird es unheimlich Turbulent. Marie muss sich hier nicht nur mit ihrer Schwester und ihrem noch Ehemann auseinandersetzen, sondern auch mit der neuen Beziehung des Mannes. Dazu kommen dann noch Feriengäste und Großeltern und das Chaos ist perfekt. Ich habe durchaus häufiger schmunzeln müssen, aber insgesamt war es mir dann doch zu viel des Guten, auch weil die Charaktere sich nicht immer wie Erwachsene verhalten haben.
Die Insel Fehmarn bietet eine tolle Kulisse für die Geschichte, am Meer, viel Schnee, dieser Hof, insgesamt alles sehr anschaulich beschrieben. Ich liebe die Ostsee und habe mich mit den Beschreibungen gleich heimisch gefühlt.
Erzählt wird das Ganze in der Ich-Perspektive aus der Sicht der Protagonistin Marie. Diese ist durchaus sehr sympathisch, durch ihren Beruf als Paartherapeutin hätte ich sie allerdings als selbstbewusster und erwachsener gehalten. Tatsächlich aber muss Marie noch lernen, sich selbst zu akzeptieren, aber auch für sich selbst einzustehen und nicht gleich bei jeder Kleinigkeit davonlaufen. Auf 45 Jahre hätte ich die Protagonistin rein von ihrem Alter her nicht geschätzt.
Die Nebenfiguren waren lebendig gezeichnet und vor allem Oma und Opa Moormann fand ich unheimlich liebenswert. Tom blieb mir zu blass, um nachvollziehen zu können, warum Marie sich so sehr für ihn interessiert. Die weiteren Charaktere sind ihren Rollen entsprechend ausreichend gezeichnet.
Mein Fazit: ein humorvoller Roman, der für entspannte Lesestunden für zwischendurch sorgt. Leicht und recht bildhaft geschrieben, sorgt das Buch für Abwechslung. Wer es gerne heiter mit viel Situationskomik mag und dabei noch winterliche Atmosphäre auf eine Ostseeinsel genießen möchte, ist hier genau richtig.