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Veröffentlicht am 10.10.2023

Gelungener erster Teil

Fighting Fate
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Die junge Schauspielstudentin Rio galt schon immer als Sonderling und auch sie selbst glaubt, nicht ganz wie andere zu sein, denn sie sieht merkwürdige Gestalten und diese haben als sie klein war, vor ...

Die junge Schauspielstudentin Rio galt schon immer als Sonderling und auch sie selbst glaubt, nicht ganz wie andere zu sein, denn sie sieht merkwürdige Gestalten und diese haben als sie klein war, vor ihren Augen ihre Mutter entführt. Als sie eines Nachts auf dem Weg nach Hause ist, sieht sie genau diese Gestalten, die in einer Gasse einen jungen Mann bedrängen. Sie hilft ihm, zu entkommen und dieser stellt sich höchstperönlich als Taru, Sohn des Hades und Schattenprinz vor und die Gestalten sind Erinnyen, die abgestellt wurden, um Taru an seine Wohnung zu binden. Es ist seine Strafe für ein lang vergangenes Vergehen und Taru bittet Rio um Hilfe, denn in Rios Begleitung ist Taru für die Erinnyen unsichtbar. Göttermythologien? Da bin ich immer dabei, denn ich liebe Geschichte über die Götter und auf die Umsetzung war ich mächtig gespannt. Dabei muss ich sagen, dass der Einstieg in diesen Urban Fantasy Roman sehr leicht fällt, Autorin Julie Dorne schreibt nämlich sehr bildhaft, flüssig und fesselnd. Die Handlung spielt sich sofort vor dem inneren Auge ab und Gefühle und Gedanken der Protagonisten werden gut transportiert. Auf der Suche nach Hilfe, um Taru vom Fluch zu befreien, reisen Rio und Taru quer durch die Welt und treffen dabei auf sagenhafte Gestalten, wie z. B. Medusa. Dabei wird auch immer wieder etwas erklärt, was diese Figuren in der Saga einst taten und wie der Olymp darauf reagierte. Da gibt es einige spannende Szenen, die den Leser absolut fesseln können. Natürlich gibt es hier auch eine Lovestory zwischen Taru und Rio, eine Slow-Burn-Romance mit vielen, recht typischen ab und downs. Schön ist es, dass wir das ganze in der Ich-Perspektive sowohl durch Taru als auch durch Rio miterleben. Man spürt die innere Zerrissenheit der Beiden und weiß in dem Fall dann auch einfach mehr über die beiden als sie selbst voneinander wissen. Mir war die Liebesgeschichte ein kleines bisschen zu viel, denn sie nimmt hier einen sehr großen Raum der Handlung ein. Ich persönlich hätte gerne mehr über die Götter und die Abenteuer erfahren. Rio ist eine tolle, sympathische Protagonistin, die einem schnell ans Herz wächst. Man möchte mehr von ihr erfahren, wer sie ist und was ihr widerfahren ist. Ich mochte sie sehr gerne und konnte ihre Handlungen nachvollziehen. Taru ist mir genauso sympathisch geworden. Auch er hat mit seiner Vergangenheit zu kämpfen und nicht nur, weil er eine Strafe absitzen muss. Darüber fällt es beiden unheimlich schwer, eine Beziehung zueinander aufzubauen, aber tatsächlich können sie auch miteinander reden. Nebenfiguren gibt es gar nicht so viele, die meisten, wie z. B. die Götter oder mythischen Wesen tauchen nur kurz auf. Das passte hier aber wirklich sehr gut zusammen. Mein Fazit: eine schöne Urban Fantasy/Romantasy Geschichte, die sich wunderbar für kuschelige Lesestunden eignet. Sympathische Charaktere, Slow Burn Romance, ein kleines bisschen Spice und Mythos sind eine gelungene Mischung, die ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 10.10.2023

Es war einmal...

Ever & After, Band 1: Der schlafende Prinz (Knisternde Märchen-Fantasy der SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack)
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...Eine Nachfahrin von Schneewittchen namens Rain White, soll zu ihrem achtzehnten Geburtstag, wie viele andere Nachfahrinnen der Märchenfamilien, den Prinzen, der seit vielen hundert Jahren schläft, durch ...

...Eine Nachfahrin von Schneewittchen namens Rain White, soll zu ihrem achtzehnten Geburtstag, wie viele andere Nachfahrinnen der Märchenfamilien, den Prinzen, der seit vielen hundert Jahren schläft, durch einen Kuss aufwecken. Die Legende sagt, dass auch die Magie wieder erwachen wird, wenn es gelingt, den Prinzen zu wecken. Doch Rain ist alles andere als glücklich und versucht zunächst, diesem Kuss zu entgehen. Allerdings muss sie sich letztendlich geschlagen geben und ausgerechnet bei ihr scheint der Prinz tatsächlich zurückzukehren. Die Magie, die nun erwacht, ist jedoch nicht das, was die Familien sich erhofft hatten und plötzlich muss Rain, gemeinsam mit Freunden alles daran setzen, sieben Prüfungen zu bestehen, damit die Welt, wie wir sie kennen, nicht untergeht.
Stella Tack konnte mich schon mit einigen ihrer Bücher begeistern und so war ich hier sofort Feuer und Flamme und wollte dieses Buch unbedingt lesen. Auch hier schafft es die Autorin mit ihrem lebendigen und flüssigen Schreibstil den Leser in ihren Bann zu ziehen. Mit genau der richtigen Mischung aus Details und Tempo entsteht ein Kopfkino vom Feinsten.
Ich bin ein großer Fan von Märchenadaptionen und diese hier hat es ganz schön in sich, da die Autorin auch nicht vor blutigeren Details zurückschreckt, Märchen sind halt doch ganz schön brutal.
Der Einstieg beginnt langsam und harmlos, man erhält einen Blick auf die temperamentvolle Rain und ihre Freunde und Familie. Doch kaum hat Rain beim Küssen des verstaubten Prinzen etwas magisches in Gang gebracht, gibt es mehr als genug Action und Tempo. Gemeinsam mit der Protagonistin wird man hier völlig überrascht und überrumpelt und muss so einige Abenteuer bestehen. Wer hat Angst vorm bösen Wolf ist eine durchaus berechtigte Frage.
Das Setting ist ausreichend beschrieben, das Hauptaugenmerk liegt aber hier auf der Handlung, die wirklich jede Menge Abwechslung bietet.
Rain, die Protagonistin, ist mir schnell ans Herz gewachsen und ich mag ihre ganze Art. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und ist clever, durch und durch loyal und mit den Ereignissen überfordert, was sie umso menschlicher macht. Seit ihrer Kindheit hat Rain ein Geheimnis, einen imaginären Freund im Spiegel. Doch wie imaginär er wirklich ist, verrate ich hier nicht.
Alle Nebencharaktere sind einfach toll gezeichnet und man liebt oder hasst sie, je nachdem, wie sie handeln.
Mit dem Ende lässt uns Stella Tack mit einem fiesen Cliffhanger zurück und ich wünschte, ich könnte gleich weiterlesen. Falls Rumpelstilzchen hier also mitliest, was möchtest du für die Fortsetzung?
Mein Fazit: actionreich, spannend, oft unvorhersehbar und auch manchmal zum Schmunzeln und zum Verlieben - mit dieser Geschichte konnte mich die Autorin absolut begeistern und fesseln. Ich sag nur: lies dieses Buch nicht, wenn du noch etwas anderes vorhaben solltest, denn man kann es nur schwer aus der Hand legen.

Veröffentlicht am 26.09.2023

Nette Nordic Fantasy

Snehild - Die Seherin von Midgard
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Himlinge, in einer stürmischen Winternacht kommt mit Hilfe der Riesin Hyrrokin und den Nornen die kleine Snehild zur Welt. Snehild ist gerade mal zwölf Jahre alt, als ihre Mutter, die Heilerin Asdis, bei ...

Himlinge, in einer stürmischen Winternacht kommt mit Hilfe der Riesin Hyrrokin und den Nornen die kleine Snehild zur Welt. Snehild ist gerade mal zwölf Jahre alt, als ihre Mutter, die Heilerin Asdis, bei ihr feststellt, dass sie eine göttliche Gabe hat. Sie ist eine Seherin. Das wiederum passt der Priesterin des Ortes, Ragnfried, überhaupt, zumal auch Asdis sich mit dem Berater des Königs sehr gut versteht. Vor lauter Eifersucht schmiedet Ragnfried einen grausamen Plan und Snehild muss fliehen.
Ich bin ein großer Fan der nordischen Mythologie, alles rund um den Göttervater Odin, Valhalla oder Ragnarök zieht mich magisch an. Deshalb war ganz klar, dass ich Snehild, die Seherin von Midgard lesen wollte. Das Cover find ich großartig und auch der Klappentext macht neugierig.
Allerdings fiel es mir nicht ganz so leicht, bei der Vielzahl und Charakteren einen Überblick zu bekommen. Denn es sind nicht nur unheimlich viele, für die Handlung wichtige Personen, sondern auch Erzählstränge. Mal erlebt man Snehild, mal die Mutter Asdis, mal Priesterin Ragnfired usw. Beinahe kapitelweise ändert sich die Perspektive. Also es steht hier nicht eine Person im Vordergrund, sondern ein großes Gesamtbild aus vielen kleinen Puzzleteilen. Außerdem liegt zwar dem Erzählten die nordische Göttersage zu Grunde, doch es spielt hier auch ganz viel Fantasy mit ein, sprich ein Nordic Fantasy Roman.
Der Erzählstil klingt auf eine gewisse Weise nach einer alten Erzählung und lässt die Geschichte dadurch auch wirken, als wäre sie aus der Zeit. Dieses melodische, teilweise sehr bildhafte Erzählen hat mir wiederum sehr gut gefallen und es ließ sich flüssig lesen.
Das Setting fand ich sowieso großartig, gerne hätte ich noch mehr Eindrücke über die Welt erhalten. Nichtsdestotrotz wurde Hemlinge und seine Umgebung soweit gut gezeichnet, dass man ein Bild im Kopf davon hatte.
Kommen wir zu den Charakteren, wie bereits erwähnt, sind es wirklich einige Charaktere, dazu kommen dann noch Sagengestalten und Fantasyfiguren. Dadurch erreicht keiner wirklich Tiefgang und insgesamt fiebert man halt mit niemanden so richtig mit. Selbst Snehild, um die es laut Buchtitel ja hier geht, bleibt für mich weit hinter dem, was man daraus hätte machen können.
Mein Fazit: Insgesamt ein guter Nordic Fantasyroman, dessen Setting mir unheimlich gut gefallen hat. Aufgrund von viel zu vielen Handlungssträngen allerdings, ist es teilweise eher zäh, der Handlung komplett zu folgen. Wer dabei Aufmerksamkeit komplett behält, wird hier trotzdem gut unterhalten. Mir hat das Buch gute Unterhaltung geboten, allerdings würde ich jedem raten, einfach erstmal eine Leseprobe zu lesen, ob das Buch inhaltlich überhaupt zusagen könnte.

Veröffentlicht am 25.09.2023

Konnte mich über weite Teile nicht erreichen

Und wir tanzen, und wir fallen
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Schon seit ihrer Kindheit sind Ash und Edi unzertrennlich, BFF forever. Ash kann sich nicht vorstellen, jemals ohne Edi zu sein, doch dann erkrankt Edi an Krebs. Ash ist fest an Edis Seite, aber es gibt ...

Schon seit ihrer Kindheit sind Ash und Edi unzertrennlich, BFF forever. Ash kann sich nicht vorstellen, jemals ohne Edi zu sein, doch dann erkrankt Edi an Krebs. Ash ist fest an Edis Seite, aber es gibt keine Heilung mehr für Edi und als das Krankenhaus ihnen rät, ein Hospiz aufzusuchen und in der Umgebung nichts mehr frei ist, nimmt Ash Edi mit in ein Hospiz ihrer Heimat, um in ihrer Nähe zu sein.
Ich glaube, selten ist es mir eine Rezension zu einer Geschichte so schwer gefallen wie bei dieser. Im Klappentext hatte ich gelesen, dass es sich um eine Geschichte über die Freundschaft der beiden Frauen handelt und da ich wusste, dass die Autorin auch, leider, ihre eigenen Erfahrungen mit eingebracht hat, hatte ich mich auf ein sehr emotionales Buch eingestellt, für das ich tonnenweise Taschentücher benötigen würde. Zunächst fiel mir der Einstieg auch sehr leicht, wir erleben das Gespräch des Krankenhauses mit Ash und Jude, Edis Ehemann und da kam die erste Gänsehaut. Zu hören das ein geliebter Mensch nicht mehr lange da sein wird, bricht das Herz, wenn es das Herz nicht sogar zerreißt.
Allerdings nahm der Inhalt dann eine Wendung, die ich nicht erahnt hatte, denn die Geschichte wird in erster Linie von Ash erzählt. Aus der Ich-Perspektive erleben wir sehr viel über ihre Handlungen in der Gegenwart, aber auch über Erlebnisse in der Vergangenheit, die allerdings nicht immer etwas mit Edi zu tun haben müssen. Mit einem wirklich sehr einfachen Schreibstil erzählt die Autorin, wie Ash in ihrem Alltag klar kommt, aber auch wie es ihr gelingt, Edi im Hospiz beizustehen. Hin und wieder gab es Metaphern, die mich zum Stirn runzeln brachte, aber auch einige sehr ironische Sätze, die mir wiederum gut gefielen und auch mir in solchen Situationen durchaus einfallen könnten.
Ab dem Moment im Hospiz beginnen auch meine Schwierigkeiten mit der Geschichte, denn ich hatte eine Geschichte über die Freundschaft der beiden erwartet, etwas mehr darüber, warum sie so eng miteinander verbunden waren. Vielleicht in der Zeit, in der es im Hospiz noch möglich war, intensive Gespräche, doch wenn diese aufkamen, dann nur nebensächlich.
Vielmehr steht Ash im Mittelpunkt, was ich nicht weiter schlimm empfunden hätte, aber ihre Handlungen waren für mich teilweise so selbstzerstörerisch und nicht nachzuvollziehen, dass ich mich nicht mit ihr identifizieren konnte. Natürlich habe ich verstanden, dass es einen selbst innerlich zerstört, einen geliebten Menschen beim Sterben zu begleiten und jeder Mensch reagiert anders auf Extremsituationen, aber manches erschien mir pietätlos. Für mich kamen hier keinerlei Emotionen auf und Ash ging mir, wenn ich ehrlich bin, auf die Nerven. Das tut mir unheimlich leid, denn ich weiß ja, was sie durchmacht, aber erst auf den letzten 80 Seiten wurde die Geschichte für mich emotionaler und konnte mich eher berühren. Viele Wahrheiten rund um Ash kamen heraus und brachten mir zumindest für das ein oder andere Verständnis und Ashs Wandlung fand ich gut und plausibel.
Ich glaube, meine Gefühle gegenüber der Protagonistin habe ich genügend kundgetan. Kommen wir zu Edi, von der ich, was Gefühle, Gedanken und Wünsche angeht, viel zu wenig erfahren habe. Was die beiden Freundinnen so intensiv verbindet, blieb mir fern.
Ansonsten gibt es hier einige Nebencharaktere, die aber deutlich blasser bleiben. Ashs Nochehemann Honey, Jude, Jules und Jonah, bei denen ich immer nachdenken musste, wer das nun war, was ich erst zum Ende wirklich raus hatte und noch viele mehr. Besonders Belle, Ashs jüngere Tochter, fand ich großartig gezeichnet und über weite Teile eine Stütze für Ash.
Mein Fazit: meine Erwartungen an die Geschichte waren in erster Linie einfach ganz andere. Ich dachte an etwas wie bei Rabbit Hayes damals, aber durch Ashs Art, mit der ich mich einfach gar nicht identifizieren konnte, fiel mir das Buch über weite Teile unheimlich schwer. Da es aber darum geht, wie man als Betroffene mit der Situation der Sterbebegleitung umgeht, hätte ich mich einfach mehr in die Protagonistin einfühlen müssen, was mir leider nicht gelang. Dafür sind wir zu verschieden und Ash blieb mir fremd. Erst die letzten Seiten brachten für mich eine Veränderung, bei der auch ich mitfühlen konnte. Ich glaube, diese Geschichte polarisiert, entweder kann man vom Beginn an mitfühlen oder es bleibt einem fern. Ich gehöre leider mehr zu letzteren.

Veröffentlicht am 22.09.2023

Spannend, emotional und immer wieder überraschend

The Castaways
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Nach der Trennung von ihrem Mann Pete möchte Lori abschalten und lädt ihre Schwester Erin zu einem Urlaub auf den Fidschiinseln ein. Um ihr Ressort zu erreichen, müssen sie von der Hauptinsel mit einem ...

Nach der Trennung von ihrem Mann Pete möchte Lori abschalten und lädt ihre Schwester Erin zu einem Urlaub auf den Fidschiinseln ein. Um ihr Ressort zu erreichen, müssen sie von der Hauptinsel mit einem kleinen Flugzeug gebracht werden. Doch bevor es soweit kommt, kommt es zu einem Streit zwischen den Schwestern und Lori sitzt am nächsten Morgen allein am Flughafen. Aber auch ihr Urlaubsziel soll Lori nie erreichen, denn die Maschine stürzt ab. Erin kann nicht glauben, dass Lori nicht mehr lebt und beginnt mit ihrer Suche, erfolglos, bis 2 Jahre später plötzlich neue Erkenntnisse auftauchen. Erin kehrt zurück nach Fidschi. Gleich zu Beginn möchte ich hervorheben, dass es sich bei The Castaways um eine Neuauflage des 2022 erschienen Romans Der Ozean unserer Erinnerung handelt. Ich liebe die Bücher der Autorin Lucy Clarke und dieser Roman versprach wieder einmal spannende Unterhaltung und genau diese gibt es in diesem Roman, der eine Mischung aus spannendem Thriller und einer Art „Familienroman“ ist. Lucy Clarke schreibt so mitreißend, dass ich mich sowohl umgehend mit Erin, deren Sicht wir in der Ich-Perspektive erleben, als auch in Lori, durch einen neutralen Erzähler dargestellt, sofort einfühlen konnte. Durch diese wechselnden Perspektiven und vor allem auch Erzählperspektiven erhält man nicht nur einen großartigen Einblick in Erins Gefühls- und Gedankenwelt, sondern erlebt auch bei beiden Schwestern die Verzweiflung tief in ihnen. Es geht hier, unter anderem, auch um Schuld, um Sehnsucht nach einem geliebten Menschen und um Einsamkeit. Erin und Lori sind allein, haben sonst keine Familie mehr und umso mehr sind die Schwestern füreinander da. Erin kann sich nicht verzeihen, Lori allein auf diesen letzten Flug geschickt zu haben. Außerdem weiß sie noch ein wenig mehr als andere, die nach dem Passagierflugzeug suchten und das macht es für sie noch viel schlimmer. Lori hingegen ist, mit einigen weiteren Überlebenden, auf einer unbewohnten Insel gestrandet und kämpft dort um ihr Überleben. Auch ihre Geschichte ging mir nah, denn das, was sie hier erlebt, ist fast schon Horror pur. Gefangen im Paradies trifft es wohl am besten. Das Setting ist einfach grandios gewählt, man spürt beim Lesen die drückende Hitze, die körperlichen, aber auch die seelischen Qualen, dabei sollte es doch hier eigentlich Spaß und Erholung geben. Ich habe wirklich das gesamte Ausmaß regelrecht mitempfunden, denn Lucy Clarke schafft es, dass man sich hier mitten ins Geschehen gesetzt fühlt. Mir haben diese kapitelweise, wechselnden Perspektiven unheimlich gut gefallen, zumal es an den Kapitelenden immer wieder zu Cliffhangern kommt. Das sorgt für eine ganz besondere Art von Tempo und ich habe das Buch regelrecht an einem Nachmittag verschlungen. Man kann einfach nicht aufhören zu lesen, weil man wissen muss, was wirklich passiert ist. Die beiden Protagonistinnen sind so unglaublich authentisch gezeichnet, dass man je mehr man liest, umso mehr das Gefühl hat, die Schwestern zu kennen. Beide sind loyale, von Grund auf ehrliche Charaktere und doch gibt es Kleinigkeiten, vor allem bei Lori, die sie einander verschweigen, was hier letzten Endes auch zum Streit führte. Ich mochte beide unheimlich gerne und hab so sehr mit ihnen mitgefiebert. Doch auch die wenigen Nebenfiguren der Geschichte wirken absolut authentisch und man fühlt schnell Zu- oder auch Abneigung. Mein Fazit: ein großartiges Buch voller Spannung, Emotionen und dabei so fesselnd geschrieben, dass es extrem schwerfällt, dass Buch aus der Hand zu legen. Grandioses Kopfkino gepaart mit authentischen Charakteren und einer Story, die den Leser mitfühlen und mitleiden lässt, sorgen für beste Unterhaltung. Ich kann dieses Buch absolut empfehlen.