Nach der Trennung von ihrem Mann Pete möchte Lori abschalten und lädt ihre Schwester Erin zu einem Urlaub auf den Fidschiinseln ein. Um ihr Ressort zu erreichen, müssen sie von der Hauptinsel mit einem kleinen Flugzeug gebracht werden. Doch bevor es soweit kommt, kommt es zu einem Streit zwischen den Schwestern und Lori sitzt am nächsten Morgen allein am Flughafen. Aber auch ihr Urlaubsziel soll Lori nie erreichen, denn die Maschine stürzt ab. Erin kann nicht glauben, dass Lori nicht mehr lebt und beginnt mit ihrer Suche, erfolglos, bis 2 Jahre später plötzlich neue Erkenntnisse auftauchen. Erin kehrt zurück nach Fidschi. Gleich zu Beginn möchte ich hervorheben, dass es sich bei The Castaways um eine Neuauflage des 2022 erschienen Romans Der Ozean unserer Erinnerung handelt. Ich liebe die Bücher der Autorin Lucy Clarke und dieser Roman versprach wieder einmal spannende Unterhaltung und genau diese gibt es in diesem Roman, der eine Mischung aus spannendem Thriller und einer Art „Familienroman“ ist. Lucy Clarke schreibt so mitreißend, dass ich mich sowohl umgehend mit Erin, deren Sicht wir in der Ich-Perspektive erleben, als auch in Lori, durch einen neutralen Erzähler dargestellt, sofort einfühlen konnte. Durch diese wechselnden Perspektiven und vor allem auch Erzählperspektiven erhält man nicht nur einen großartigen Einblick in Erins Gefühls- und Gedankenwelt, sondern erlebt auch bei beiden Schwestern die Verzweiflung tief in ihnen. Es geht hier, unter anderem, auch um Schuld, um Sehnsucht nach einem geliebten Menschen und um Einsamkeit. Erin und Lori sind allein, haben sonst keine Familie mehr und umso mehr sind die Schwestern füreinander da. Erin kann sich nicht verzeihen, Lori allein auf diesen letzten Flug geschickt zu haben. Außerdem weiß sie noch ein wenig mehr als andere, die nach dem Passagierflugzeug suchten und das macht es für sie noch viel schlimmer. Lori hingegen ist, mit einigen weiteren Überlebenden, auf einer unbewohnten Insel gestrandet und kämpft dort um ihr Überleben. Auch ihre Geschichte ging mir nah, denn das, was sie hier erlebt, ist fast schon Horror pur. Gefangen im Paradies trifft es wohl am besten. Das Setting ist einfach grandios gewählt, man spürt beim Lesen die drückende Hitze, die körperlichen, aber auch die seelischen Qualen, dabei sollte es doch hier eigentlich Spaß und Erholung geben. Ich habe wirklich das gesamte Ausmaß regelrecht mitempfunden, denn Lucy Clarke schafft es, dass man sich hier mitten ins Geschehen gesetzt fühlt. Mir haben diese kapitelweise, wechselnden Perspektiven unheimlich gut gefallen, zumal es an den Kapitelenden immer wieder zu Cliffhangern kommt. Das sorgt für eine ganz besondere Art von Tempo und ich habe das Buch regelrecht an einem Nachmittag verschlungen. Man kann einfach nicht aufhören zu lesen, weil man wissen muss, was wirklich passiert ist. Die beiden Protagonistinnen sind so unglaublich authentisch gezeichnet, dass man je mehr man liest, umso mehr das Gefühl hat, die Schwestern zu kennen. Beide sind loyale, von Grund auf ehrliche Charaktere und doch gibt es Kleinigkeiten, vor allem bei Lori, die sie einander verschweigen, was hier letzten Endes auch zum Streit führte. Ich mochte beide unheimlich gerne und hab so sehr mit ihnen mitgefiebert. Doch auch die wenigen Nebenfiguren der Geschichte wirken absolut authentisch und man fühlt schnell Zu- oder auch Abneigung. Mein Fazit: ein großartiges Buch voller Spannung, Emotionen und dabei so fesselnd geschrieben, dass es extrem schwerfällt, dass Buch aus der Hand zu legen. Grandioses Kopfkino gepaart mit authentischen Charakteren und einer Story, die den Leser mitfühlen und mitleiden lässt, sorgen für beste Unterhaltung. Ich kann dieses Buch absolut empfehlen.