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Veröffentlicht am 29.10.2017

Pageturner mit besonderem SOG

SOG
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In Reykjavik wird eine Zeitkapsel gehoben, in der vor 10 Jahren Schüler auf Zettel schreiben mussten, wie sie sich Island im Jahre 2016 vorstellen würden. Doch ein Zettel lässt den Findern eine Gänsehaut ...

In Reykjavik wird eine Zeitkapsel gehoben, in der vor 10 Jahren Schüler auf Zettel schreiben mussten, wie sie sich Island im Jahre 2016 vorstellen würden. Doch ein Zettel lässt den Findern eine Gänsehaut entstehen, denn dieser enthält Initialen von Menschen, die der Schreiber im Jahre 2016 töten möchte. Dann tauchen in einem Hot Tub zwei abgetrennte Hände auf, dicht gefolgt von zwei Mordopfern, die schnell hintereinander getötet wurden. Schnell wird den Ermittlern klar, dass der Zettel ernst zu nehmen ist. Die Spuren führen zu einem Fall, der zwölf Jahre zurückliegt. Damals wurde die achtjährige Vaka missbraucht und anschließend getötet, ihr Mörder: ein Familienvater, dessen Tochter mit Vaka in eine Klasse ging. Und der Schreiber des Zettels aus der Zeitkapsel ist niemand geringeres, als deren älterer Bruder. Hängen die neuen Verbrechen wirklich mit der Vergangenheit zusammen?
Meine Meinung:
Mit Sog erscheint nach DNA der zweite Fall für den etwas eigenwilligen Ermittler Huldar und der Kinderpsychologin Freya und auch diese Geschichte ist wieder sehr spannend. Die Fälle an für sich sind innerhalb des Buches abgeschlossen, auf Grund der privaten Entwicklungen der Ermittler wäre es ein Vorteil, den Vorgänger zu kennen, ist aber nicht zwingend erforderlich und man dürfte auch ohne Vorkenntnisse gut mit dem Inhalt zurecht kommen.
Yrsa Sigurdardottir verfügt einfach über einen sehr schnell einnehmenden Schreibstil und sie fesselt den Leser vom ersten Moment an an die Geschichte. Sprachlich bleibt sie gut verständlich und schnörkellos und eins versteht sie, wie kaum ein anderer Thrillerautor: sie schafft es immer wieder, ihre Kapitel mit einem Cliffhanger zu beenden. Dieser ist dann nicht nur einfach spannend, sondern meist noch ein richtiger Schocker, der es dem Leser unmöglich macht, das Buch zur Seite zu legen.
Gerade dieser Fall, wie alle Fälle, in denen es in irgendeiner Weise um Kindesmissbrauch geht, ist ganz schön hartet Tobak und auch was die Tatbeschreibung oder die Opfer angeht ist die Autorin nur wenig zimperlich. Also nicht unbedingt ein Thriller für zartbesaitete Leser, aber das allein dürfte schon durch den Klappentext sich herauskristallisieren.
Spannend ist es schon im Prolog, bei dem man einen kleinen Einblick auf den Ursprung des aktuellen Falls in der Gegenwart bekommt. Innerhalb der Kapitel gibt es immer wieder Momente, in denen die Autorin den Leser zunächst zur Ruhe und Beobachtung kommen lässt, nur um kurz darauf wieder an der Spannungsschraube zu drehen. Immer wieder lenkt sie den Verdacht in andere Richtungen, bringt mit Kleinigkeiten Wendungen in die Handlung, die man nicht erahnen kann und wer glaubt, dass er weiß, wohin die Autorin den Leser führt, dürfte sich dann doch wieder auf dem Holzweg befinden. Mich konnte Yrsa Sigurdardottir hier immer wieder auf flasche Fährten locken und das hält dann wiederum die Spannung insgesamt hoch. Am Ende gibt es dann auch wieder ein Showdown für den Leser, der das Adrenalin ansteigen lässt.
Durch den personellen Erzähler in der dritten Person verfolgt man hier die Handlungen. Man erhält zum einen eine gute Draufsicht auf Ermittlungen und Charaktere, zum anderen hat man dadurch auch genügend Gelegenheiten, seine eigenen Vermutungen zu stellen.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, sind facettenreich und glaubwürdig. Hier gibt es keine Ermittler, die etwas ganz besonderes sind, sondern Personen mit Ecken und Kanten. Gerade Huldar ist mir nicht immer sympathisch, aber genau so scheint er auch gewollt zu sein. Daneben gibt es die Kinderpsychologin Freya, die mir dann durchaus sympathischer erscheint, was aber wahrscheinlich allein schon ihr Beruf mit sich bringt. Schon im ersten Band gibt es zwischen Huldar und Freya Differenzen, aber auch ein Knistern, allerdings ist hier die Beziehung der Beiden doch reichlich angeknackst. Aber auch wenn Yrsa Sigurdardottir privates mit in ihren Thriller einbaut, liegt doch der Fokus deutlich auf dem Fall und den Ermittlungen.
Auch die Nebencharaktere, die sie hier beschreibt, haben immer die richtige Wirkung auf den Leser. Man kann mit manchen mitfühlen, hasst andere regelrecht und schüttelt bei dem ein oder anderen den Kopf. Alles in allem wirken sie aber hier absolut glaubwürdig und finden ihren Platz im Gesamtbild.
Mein Fazit:
Yrsa Sigurdadottir steht für spannende Thriller, die aber auch schonungslos und so manches Mal detailreich sind. Sie geht hier nicht zimperlich um mit ihren Lesern und genau das mag ich an ihren Erzählungen. Der Fall ist spannend und bereitet teilweise eine Gänsehaut, insgesamt wird hier auch der Sog, den die Geschichte ausübt, immer größer. Ein Pageturner, der spannende Lesestunden bringt. Die gesamte Entwicklung konnte mich überraschen und auch mit dem Ende hätte ich so nicht gerechnet. Aber alles in allem bleibt es glaubwürdig und sehr intensiv. Klare Leseempfehlung und wer Band 1 nicht kennt, sollte diesen unbedingt zuvor noch lesen.

Veröffentlicht am 27.10.2017

Düster, spannend, mitreißend

Opfermond - Ein Fantasy-Thriller
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Im Sha-Quai, dem ärmlichen Viertel, in dem die Bürger Ghor-el-Chras ihren Vergnügen oder eher Lastern, wie Glücksspiel und Freuden aller Art nachgehen, verschwinden immer wieder Menschen, deren Leichen ...

Im Sha-Quai, dem ärmlichen Viertel, in dem die Bürger Ghor-el-Chras ihren Vergnügen oder eher Lastern, wie Glücksspiel und Freuden aller Art nachgehen, verschwinden immer wieder Menschen, deren Leichen ausgeweidet wieder aufgefunden werden. Das interessiert allerdings niemanden, bis der Sohn des reichen Alchemisten Rashach ermordet wird. Rashach setzt den Unbestechlichen Varek darauf an, herauszufinden, warum sein Sohn sterben musste. Doch die einzige Zeugin des Verbrechens ist das Freudenmädchen Idra und diese verfolgt ihre eigenen Pläne, nämlich dem Sha-Quai zu entkommen. Varek muss mit ihr ein Bündnis eingehen, um den Mord an dem Alchemistensohn aufzuklären. Dabei stoßen sie auf einen Kult und dieser verlangt viel mehr, als man sich vorstellen kann.
Meine Meinung:
Dieses Buch punktet gleich schon mit seinem geheimnisvollen Äußeren, das mich umgehend in seinen Bann schlagen konnte und auch der Klappentext versprach so einiges. Tatsächlich wurde ich dann sogar mehr als positiv überrascht, denn diese Geschichte entwickelt in kürzester Zeit einen Sog auf ihren Leser. Elea Brandt schreibt direkt und sehr flüssig und man befindet sich innerhalb kürzester Zeit mitten in ihrer Welt. Dabei bleibt sie sprachlich modern, klar und auch schonungslos, denn ein teilweise blutiges Kopfkino gibt es hier dazu. Absolut gelungen fand ich auch, dass sie ihren Charakteren die passende Sprache mitgibt, hier wirkt nichts künstlich oder aufgesetzt.
Das Worldbuilding ist etwas besonderes, denn die Welt um Ghor-el-Chras ist sehr lebendig und glaubwürdig, dabei durchaus ungewöhnlich. Zum einen, weil alles ein wenig orientalisch angehaucht wird, zum anderen auch der Aufbau der Umgebung. Man spürt, an welcher Stelle man sich gerade in Ghor-el-Chras befindet, dabei hilft auch die äußerst gelungene Karte zu Beginn des Buches. Aber auch sonst spürt man die unterschiedliche Atmosphäre, die sich immer den gerade beschriebenen Handlungsschauplätzen anpasst. Man hat eine Gänsehaut, betritt man mit den Charakteren die alte Stadt, die absolut geheimnisvoll ist, während man im Sha-Quai förmlich den Schmutz riechen kann. Das alles bekommt der Leser ohne große Ausschweifungen oder detaillierten Beschreibungen geliefert, so dass man sich diese Welt in Gedanken selbst aufbauen kann.
Spannend ist es dann auch gleich von Beginn an, manches wird nur angedeutet und man wird regelrecht dazu gezwungen weiterzulesen, da man einfach wissen möchte, was da nun wirklich geschieht. Momente voller Action, aber auch Momente, bei denen man die Charaktere kennenlernt, wechseln sich ab. Dabei bleibt es allerdings bis zum Schluss wirklich geheimnisvoll und recht undurchschaubar.
Der Leser verfolgt das Geschehen in erster Linie durch die beiden, recht aussergewöhnlichen Protagonisten, Varek und Idra. Ab und an bekommt man auch noch kleinere Einblicke auf andere Charaktere, die das Ganze noch einmal mehr geheimnisvoll werden lassen. Durch den Erzähler in der dritten Person hat man dabei einen guten Überblick über die Handlung und verfolgt ein fantasievolles, manchmal auch grausames Kopfkino. Doch immer ist es passend und glaubwürdig.
Die Charaktere, allen voran die Protagonisten Varek und Idra, sind einmal mehr anders. Varek ist ein Unbestechlicher, ein Assassine, der im Auftrag Menschen tötet. Doch trotzdem ist er ein Mann der Ehre, innerlich gebrochen, äußerlich hart, aber doch auf seine Art fair. Man muss ihn einfach erleben, denn ich möchte auch gar nicht zu viel über ihn verraten. Genau so geht es mir mit Idra, das, um es nett auszudrücken, Freudenmädchen. Sie ist arm, sie ist vorlaut, sie ist frech, dreist, aber auch absolut clever und mutig. Sprachlich und auch in ihrem Gehabe unterscheiden die Beiden sich wie Tag und Nacht, was hier aber sehr glaubwürdig rüberkommt. Sie wirken dadurch sehr authentisch und in keinster Weise beschönigt.
Neben den Beiden gibt es zwar einige Nebencharaktere, die aber ebenfalls sehr gut gezeichnet sind und ihre Rollen glaubwürdig spielen. Sie stiften Verwirrung, wirken geheimnisvoll, man hasst sie, man beobachtet sie, weil man einfach nicht einschätzen kann, wem man vertrauen sollte.
Mein Fazit:
Ein Fantasy-Thriller voller Spannung und mysteriös wirkender Geheimnisse, teilweise sehr blutig und grausam, dadurch aber noch glaubwürdiger, denn diese Welt, in der ich mich befand, wird hier nicht verschönigt. Man lernt die Charaktere mit all ihren Facetten kennen und ja, auch lieben oder hassen und manches mal musste ich doch meine Meinung, zumindest teilweise, revidieren. Dabei bleibt die Handlung undurchschaubar und man wird einfach durch die Seiten getrieben, damit man erfährt, was hier wirklich los ist. Für alle Dark Fantasy Fans eine Leseempfehlung. Elea Brandt, ich hoffe, noch so einiges dieser Art von dir lesen zu dürfen!

Veröffentlicht am 18.10.2017

Absolut fesselnd

Crimson Lake
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Einst war Ted Conkaffey ein erfolgreicher Ermittler im Drogendezernat und auch privat lief es sehr gut, verliebt, verheiratet und eine kleine Tochter. Doch dann veränderten nur ein paar Minuten sein komplettes ...

Einst war Ted Conkaffey ein erfolgreicher Ermittler im Drogendezernat und auch privat lief es sehr gut, verliebt, verheiratet und eine kleine Tochter. Doch dann veränderten nur ein paar Minuten sein komplettes Leben, denn er gerät in Verdacht, ein kleines Mädchen entführt und missbraucht zu haben. Doch die Beweise schienen nicht ganz zu reichen und so kam er nach acht Monaten Haft wieder auf freiem Fuß. Allerdings ist sein Leben zerstört, denn seine Frau hat sich von ihm abgewandt, Kollegen wollen nichts mit ihm zu tun haben und auch auf der Straße begegnet er nur Verurteilungen. Er beschließt sich in der kleinen Gemeinde Crimson Lake zu verstecken. Dort gibt ihm sein Anwalt einen Tipp, er solle sich bei Amanda Pharell melden. Amanda ist eine Privatdetektivin und auch wenn es im ersten Moment nicht so wirkt, hat Ted mehr mit ihr mehr gemein, als man glaubt.
Meine Meinung:
Von Candice Fox erschien erst vor kurzen eine Trilogie, die Hades Trilogie, von der ich schon einiges gehört hatte. Deshalb war ich auch äußerst gespannt auf diesen neuen Thriller der Autorin und ich wurde nicht enttäuscht. Der Einstieg in den Thriller gelingt problemlos, auch wenn man im ersten Moment noch recht ahnungslos ist. Doch dann klärt sich schnell, worum es hier geht und wer die beiden Protagonisten sind und auch ihr erster gemeinsamer Fall hält den Leser in Atem.

Candice Fox Schreibstil ist sehr mitreißend und fesselnd und während des Lesens merkt man kaum, wie die Zeit vergeht. Dabei bleibt sie sprachlich gut verständlich und modern und gerade durch ihre aussergewöhnlichen Hauptfiguren wird das Buch ein Lesevergnügen, denn vor allem Amanda sorgt mit ihrer Art hier immer mal wieder für ein Schmunzeln.
Recht schnell beginnt sich hier auch die Spannung zu steigern und je mehr man in die Geschichte eindringt, desto mehr möchte man hier wissen. Das Tempor des Thrillers ist recht hoch und man wird an die Seite gebunden. Man will mehr von den Protagonisten erfahren, aber auch mehr von dem Fall und so befindet man sich in einem regelrechten Sog, der den Leser erst loslässt, wenn er ans Ende gelangt.
Das Setting ist hier sehr interessant und, für mich auf jeden Fall, auch aussergewöhnlich, denn dieser Thriller spielt in Australien. Dabei wird die Umgebung durch viele kleine Details, die die Autorin einstreut, absolut lebendig und ich hatte beim Lesen den Schauplatz permanent präsent. Ich sah förmlich dieses Sumpfgebiet mit den Alligatoren vor mir und auch der Ort Crimson Lake war schnell vorstellbar.
Als Erzähler hat die Autorin hier die Ich-Erzählung gewählt, das Geschehen wird hier aus der Sicht Ted Conkaffeys wiedergegeben. Dadurch fühlt man sich ihm recht nahe und verbunden und ich konnte hier durchaus mit ihm mitfühlen, auch wenn ich an manch einer Stelle überlegen musste, ob er wirklich der ist, der er zu sein scheint. Perfekt inszeniert!
Ted Conkaffey und Amanda Pharell sind sehr aussergewöhnliche Protagonisten. Beide wurden wegen etwas verurteilt, bei dem nicht wirklich klar wird, ob sie diese Verbrechen auch wirklich begangen haben. Ted tat mir hier doch schon in so einigen Situationen sehr Leid und eigentlich habe ich ihm vertraut, aber ab und an kamen leise Zweifel, die dann doch kurz darauf wieder verschwanden. Dadurch spielt die Autorin nicht nur mit den Emotionen des Protagonisten, sondern durchaus auch mit denen des Lesers. Trotzdem ist er ein sehr sympathischer Mann, der allerdings wirklich sehr traumatisiert wirkt, was bei seinem Erlebnis auch absolut verständlich scheint.
Amanda hingegen konnte ich so gar nicht richtig einschätzen. Was hinter dieser Person steckt, bleibt sehr undurchschaubar und inwieweit man ihr Vertrauen schenken kann, bleibt fraglich. Sie ist eine impulsive Person, die im ersten Moment schon einen sehr gestörten Eindruck macht. Doch je mehr man sie kennenlernt, desto mehr spürt man, dass sie sehr intelligent ist und man sie leicht unterschätzen kann.
Neben diesen Beiden gibt es noch einige geschickt eingesetzte Nebencharaktere, die hier in den passenden Momenten agieren und reagieren und somit immer wieder für unvorhersehbare Momente sorgten.
Mein Fazit:
Ein ungewöhnlicher Thriller mit noch ungewöhnlicheren Ermittlern, die mir sehr gut gefallen haben. Aber auch Erzählstil, Tempo und Setting dieses Buches waren hier eine perfekte Mischung, die dafür sorgte, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und wollte. Dieser Thriller kommt auch ohne detaillierte, blutige Details aus und bleibt trotzdem spannend und fesselnd. Auch dieser Thriller erhält eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.10.2017

Gelungener Krimi

Alte Sünden
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Endlich ist es soweit, der große Tag für Jule und Fernando steht an: die kirchliche Trauung. Die gesamte Familie Fernandos ist extra angereist und auch die Kollegen aus dem Dezernat stehen geschniegelt ...

Endlich ist es soweit, der große Tag für Jule und Fernando steht an: die kirchliche Trauung. Die gesamte Familie Fernandos ist extra angereist und auch die Kollegen aus dem Dezernat stehen geschniegelt und gestriegelt bereit, einzig und allein der Pfarrer fehlt. Als man ihn suchen geht, wird er leblos in seiner Wohnung aufgefunden. Sehr mysteriös, denn kurz vor seinem Tod hat er noch einmal den im Sterben liegenden Häftling Oliver Simonsen besucht und mit ihm über seine Tat gesprochen. Dabei muss Simonsen erzählt haben, dass er gar nicht der Mörder der damals fünfzehnjährigen Kristina Brandt sei und er die letzten dreizehn Jahre unschuldig in Haft saß. Völxen lässt der Gedanke einfach nicht los und so setzt er Jule, die eigentlich Innendienst schieben soll, auf den Fall an.
Meine Meinung:
Ein neuer, bzw. ein alter und ein neuer Fall für die Ermittler aus Hannover, der gleich sehr spannend beginnt. Der Prolog ist bereits so mitreißend, dass man einfach weiterlesen muss, um zu erfahren, was damals wirklich geschah. Dabei schreibt Susanne Mischke flüssig, fesselnd und mir sehr klarer Sprache. Womit die Autorin aber noch zusätzlich punkten kann, ist mit dem lockeren Schreibstil, den trotz eines Krimis humorvollen Passagen und einigen Dialogen, die mich schmunzeln ließen.
Ich bin ein großer Fan von Geschichten, in denen alte Fälle wieder ans Tageslicht kommen und dieser hier hat mich, als Mama einer Tochter, doch schon sehr berührt. Das Mädchen, das vor dreizehn Jahren verschwand und von dem bis heute auch keine Leiche gefunden wurde. Ich kann mich hier sehr gut in die Mutter hineinfühlen, die hier ab und an einen Auftritt bekam und diese Szenen hat die Autorin sehr glaubwürdig und authentisch wiedergespiegelt. Auch sonst fand ich die Spannungskurve des Krimis gelungen, während man bei dem Fall um des plötzlichen Todes des Pfarrers noch im Dunklen tappt, erhält man durchaus schon früh Hinweise, was damals mit Kristina geschah, bzw. wer dafür verantwortlich war. Trotzdem hat man hier genügend Möglichkeiten, mitzurätseln und zu versuchen, eine Verbindung zwischen damals und heute herzustellen.
In diesem Krimi gibt es einen personellen Erzähler in der dritten Person, der hier für die passende Draufsicht auf das Geschehen liefert. Durch häufig wechselnde Perspektiven zwischen den unterschiedlichen Personen bleibt die Geschichte auch dynamisch und sorgt für gute Unterhaltung. Man hat hier nicht nur mit der klassischen Arbeit eines Ermittlers zu tun, sondern erhält auch immer wieder kleinere Einblicke in die privaten Ereignisse der Charaktere.
Die Charaktere haben mir durchweg sehr gut gefallen, sie sind absolut natürlich gezeichnet und wirken dadurch einfach lebendig und authentisch. Allein das Team rund um Völxen gefällt mir sehr gut, allen voran Jule. Diese ist eine sehr clevere Ermittlerin, die für die Fälle das passende Gespür hat und hier schnell Dinge entdeckt, die einst übersehen wurden. Sie handelt dabei durchaus auch schonmal eigenmächtig und genau das machte sie mir auch überaus sympathisch.
Aber auch die anderen Ermittler des Teams sind facettenreich und so gut dargestellt, dass ich mir ein Gesamtbild vor Augen rufen konnte. Zwar sind hier auch so ein paar typische Zänkeleien untereinander vorhanden, aber genau diese bringen noch einmal mehr Dynamik ins Spiel.
Neben den Ermittler gibt es dann natürlich auch noch diverse Nebencharaktere, die, selbst wenn sie nur ein kurzes Gastspiel hatten, absolut lebendig wirkten. Gerade die Nachbarn des verstorbenen Pfarrers brachten mich mehr als einmal zum Schmunzeln.
Mein Fazit:
Ein spannender, aber auch sehr lockerer Krimi, der ohne blutige Details, dafür aber mit lebendigen und authentischen Charakteren daher kommt. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und brachte mir ein paar unterhaltsame Lesestunden. Wer Krimis mit viel Charme, vor allen bei den Charakteren, mag und dabei eine leicht verständliche und doch stilvolle Sprache mag, der sollte hier einmal einen Blick riskieren. Zwar gibt es schon einige Vorbände zu Alte Sünden, doch wenn es um den reinen Fall und dessen Aufklärung geht, so kann man diesen hier auch ohne Vorkenntnisse lesen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle Krimifans.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Grandios

Scythe – Die Hüter des Todes
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In einer fernen Zukunft hat die Menschheit es endlich geschafft, nämlich ihr Ziel des ewigen Lebens zu erreichen. Lediglich ein Feuer könnte den Menschen noch zu einem Verhängnis werden, doch dies geschieht ...


In einer fernen Zukunft hat die Menschheit es endlich geschafft, nämlich ihr Ziel des ewigen Lebens zu erreichen. Lediglich ein Feuer könnte den Menschen noch zu einem Verhängnis werden, doch dies geschieht kaum noch. Spürt man Wehwehchen des Alters, kann man sich auf ein jüngeres Alter resetten lassen, nur zum Teenager kann man nicht werden. Verletzungen werden durch im Körper eingepflanzte Naniten schnell behoben und man ist wie neu. Das einzige Problem der Welt? Die Überbevölkerung. Aus diesem Grund wurden die Scythe ins Leben gerufen, deren Beruf es ist, Personen nach einer bestimmten Auswahl nachzulesen und zu töten. Die beiden Teenager Citra und Rowan, beide sechzehn Jahre alt, werden von Scythe Faraday dazu berufen, bei ihm in die Lehre zu gehen und die Kunst des Tötens zu erlernen. Doch nur einer wird nach der Lehre zum Scythe berufen und seine erste Aufgabe wird es sein, seinen Gegner nachzulesen.
Meine Meinung:
Wow, was für eine Geschichte und was für ein gelungener Einstieg in eine neue Trilogie. Gleich vorweg, Neal Shusterman hat hier etwas erschaffen, dass mich mit einer Mischung aus Faszination und Nachdenklichkeit zurückgelassen hat. Eine Geschichte, die durchaus erst einmal sacken muss.
Der Beginn ist gleich sehr spannend und man begegnet schon im ersten Moment einem Scythe. Schon von diesem Moment an baut Shusterman eine ganz eigene Atmosphäre auf, die den Leser schnell gefangen nimmt. Dabei ist sein Schreibstil sehr flüssig, sehr fesselnd und doch auch der Stimmung des Buches angepasst. Denn hier gibt es einen gewissen Aspekt zu beachten: auf den ersten Blick klingt das ewige Leben doch perfekt, kein Krieg, kein Leid, kein Hungern. Allerdings fängt Shusterman hier sehr gekonnt die Kehrseite des Ganzen auf, denn es entsteht nicht nur der Zwang, dass es Menschen gibt, die andere Menschen töten müssen, damit die Erde nicht noch mehr überbevölkert wird, sondern auch ein wenig die Frage nach dem Sinn des Lebens. Menschen gehen zwar noch Berufen nach, aber wirklich etwas Neues gibt es nicht mehr zu erforschen. Im Großen und Ganzen herrscht eine Leere, man lebt halt so vor sich hin, aber Gefühle kommen gar nicht mehr richtig zu Stande. Genau diesen Aspekt bringt Shusterman allein in seiner Sprache so gekonnt rüber, dass ich schon nach den ersten Seiten einen Moment innehalten musste.
Die Spannung der Geschichte steigert sich zunächst recht langsam, jedoch kontinuierlich. Als Leser hat man hier gute Gelegenheit, erst einmal die Welt zu erforschen, sich auf das Geschehen einzulassen und die Handlungen der Scythe zu beobachten. Die Scythe sollen unabhängig vom Thunderhead, der großen künstlichen Intelligenz, die die Menschheit leitet, agieren. Sie sollen die Menschen auswählen, die nachgelesen werden sollen. Dabei sollen sie unparteiisch sein, nach gewissen moralischen Grundsätzen handeln und haben nur ein gewisses Maß, nachdem sie auswählen. Das macht sie allerdings zu einem gewissen Teil zu einer Art Übermensch und wohin das einzelne Personen führen kann, ist fast schon vorauszuahnen.
Aus wechselnden Perspektiven schildern hier die Teenager Citra und Rowan die Handlungen. Sie werden von Scythe Faraday als Lehrlinge berufen und eigentlich würden sie lieber verzichten, doch der Beruf des Scythe gewährt der eigenen Familie Immunität, sprich sie können nicht nachgelesen werden. Um die Familie zu retten, lässt man sich doch dann auf diesen makabren Beruf ein.
Allein das sagt schon etwas über diese beiden Teenager aus, aber auch sonst sind sie hier sehr gut dargestellt. Auf der einen Seite ist Citra, die sich so schnell nicht einschüchtern lässt und auch, im gegebenen Fall, einem Scythe die Stirn bietet, wenn es um etwas geht, das ihr am Herzen liegt. Auf der anderen Seite steht Rowan, auf eine Art ist er Citra ähnlich, nämlich indem er sich für andere einsetzt. Doch eigentlich ist er der Typ, der nur ungern im Mittelpunkt steht und Aufmerksamkeit gerne von sich wegleitet. Die Entwicklung der Beiden zu beobachten, war hier sehr interessant, gerade ab einem bestimmten Punkt, über den ich leider nichts verraten kann, werden beide Charaktere immer intensiver und ich fand sie sehr gut ausgearbeitet.
Neben den Beiden gibt es noch ein paar weitere, sehr interessante Charaktere, wie z. B. Scythe Faraday, der mich mit seiner Art schon irgendwie beeindruckt hat und doch behielt ich Abstand zu ihm. Ein Charakter, auf den man sich nicht so leicht einlassen kann und der doch wirkt.
Was ich noch gut gelungen fand, waren die Einblicke in die Tagebücher der Scythe, die zwischen den Kapiteln eingeblendet werden. Diese geben noch einmal mehr einen Einblick in die Tätigkeit, aber auch in die Gefühlswelt der Scythe.
Mein Fazit:
Ein Buch, bei dem ich gerade selbst den Eindruck habe, nicht genug darüber erzählt zu haben und doch möchte ich einfach auch nicht zu viel verraten. Ein absolut denkwürdiges und doch real wirkendes Zukunftsszenario wird hier vom Autor entwickelt. Doch ob ich in so einer Welt leben wollte? Schwer vorstellbar. Ein Buch, das ganz besonders durch die Atmosphäre und dem dazu passenden Schreibstil lebt und noch lange nachdenklich stimmt. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung und gebe eine Leseempfehlung!