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Veröffentlicht am 26.03.2024

Zeitreise mit tollem Setting

A Spark of Time - Rendezvous auf der Titanic
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Als Antiquitätenhändler sind Mr deGray und seine Tochter Lilly überall bekannt, denn die beiden schaffen es immer wieder, Gegenstände, die vor langer Zeit verschollen sind, wieder zu beschaffen. Was niemand ...

Als Antiquitätenhändler sind Mr deGray und seine Tochter Lilly überall bekannt, denn die beiden schaffen es immer wieder, Gegenstände, die vor langer Zeit verschollen sind, wieder zu beschaffen. Was niemand weiß, ist, dass die beiden mit einem kleinen Zahnrad fähig sind, durch die Zeit zu reisen. Als Lillys Vater in Schwierigkeiten gerät und dadurch Geldsorgen hat, kommt ein neuer Auftrag eines Ehepaares herein. Sie sind auf der Suche nach einer Halskette und die letzten Spuren führen ausgerechnet auf die Titanic. Kurzerhand beschießt Lilly allein ins Jahr 1912 zu reisen und sich als Hausmädchen auf die Titanic zu schleichen. Doch die Halskette in einem unbemerkten Moment zu stehlen, entpuppt sich als äußerst kompliziert und da ist dann auch noch der sympathische und gutaussehende Ray, der Lilly mehr bedeutet als gut für sie beide ist.

Wow, wie schön kann denn bitte ein Cover sein? Dieses hier ist auf jeden Fall wirklich bezaubernd und verleitet umgehend dazu, den Klappentext lesen zu wollen. Auch dieser klingt spannend und gerade das Setting auf der Titanic hat mich sofort neugierig gemacht, denn die Geschichte ist tragisch und doch faszinierend.
Schon beim Einstieg begleitet man Lilly bei einem Auftrag und es wird spannend, dass macht es natürlich äußerst leicht, in die Geschichte zu kommen. Auch sonst schreibt Kira Licht einfach unheimlich flüssig und emotional und lässt schnell Bilder im Kopf des Lesers entstehen. Ich habe mich hier gleich mitten in die Geschichte versetzt gefühlt.
Die Geschichte selber braucht nach dem gelungenen Einstieg dann doch ein wenig Zeit, um mehr Tempo zu bekommen. Dafür lernen wir als Leser sowohl Lilly deGray als auch eine weitere Perspektive näher kennen. Sobald man sich an Bord der Titanic wiederfindet, bekommt auch die Geschichte immer mehr Tempo, bis hin zu einem regelrechten Showdown.
Das Setting – die Titanic – finde ich einfach großartig, die Geschichte um dieses riesige Schiff, so tragisch sie leider ist, ist doch auch irgendwie faszinierend. Ich konnte mir anhand der Beschreibungen der Autorin mir die Begebenheiten absolut lebendig vorstellen und wenn man dann auch noch den Film kennt, hat auch hier gleich wieder Kopfkino. Es gibt eine Szene, bei der der Schiffsbauer Thomas Andrews im Saal steht, kurz nach der Kollision mit dem dem Eisberg, die hier abgewandelt, aber doch auch vorkommt und auch sonst gab es kleinere Momente, die man sich sehr gut vorstellen konnte. Es hat mich auf jeden Fall sehr bewegt und absolut berührt.
In der Ich-Perspektive begleiten wir Protagonistin Lilly, die ich vom ersten Moment an mochte. Sie ist zielstrebig, gibt nicht auf, egal wie aussichtslos etwas scheint und hat das Herz am rechten Fleck. Aus einer zweiten Perspektive lernen wir Ray näher kennen und kann ihn und seine Handlungen absolut verstehen. Zu ihm möchte ich allerdings nicht zu viel verraten.
Neben den beiden gibt es eine Reihe Nebencharaktere, von denen mir das zweite Zimmermädchen Adele schnell ans Herz wuchs und auch meine Wut auf die Gräfin, Lillys Arbeitgeberin, stieg hier immer mehr. Die gesellschaftlichen Unterschiede sind auf jeden Fall sehr gut herausgearbeitet und passen. Was ist Etikette? Schicklich? Das zeichnet die Autorin hier absolut glaubwürdig und authentisch.
Mein Fazit: Hätte es nicht diesen Moment gegeben, der sich für ich ein wenig zu sehr zog, wäre es ein absolutes Highlight geworden. Nichtsdestotrotz liebe ich die Geschichte, die die Autorin hier erzählt. Sei es der Part um die Zeitreisen oder die Charaktere, es macht einfach Spaß, diese Geschichte zu lesen. Auch das Setting wurde lebendig beschrieben und zum Schluss gab es noch eine große Ladung Emotionen. Insgesamt ein Buch, das ich sehr mochte und sehr gerne empfehle.

Veröffentlicht am 21.03.2024

Spannende Unterhaltung

Trial of the Sun Queen
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Schon seit ihrer Kindheit, genau genommen seit zwölf Jahren, sind Lor und ihre Geschwister Gefangene des Aurora Königs. Unter schwersten Bedingungen leben sie in seinem Gefängnis und müssen sich dort täglich ...

Schon seit ihrer Kindheit, genau genommen seit zwölf Jahren, sind Lor und ihre Geschwister Gefangene des Aurora Königs. Unter schwersten Bedingungen leben sie in seinem Gefängnis und müssen sich dort täglich behaupten. Doch dann geschieht etwas unerklärliches und Lor landet am Hofe des Fae Sonnenkönigs Atlas. Hier soll sie als Tribut gegen neun weitere junge Frauen um den Platz an Atlas Seite als Sonnenkönigin kämpfen. Für Lor gibt es nur eine Chance, sich an den Grausamkeiten des Aurora Königs zu rächen und ihre Geschwister zu befreien: sie muss die vier Wettkämpfe gewinnen.

Dieses traumhaft schöne Cover verlockt geradezu, das Buch in die Hand zu nehmen und die Mischung zwischen High Fantasy und Wettkämpfen versprach gleich viel Spannung, die es hier auch gab. Schon beim Einstieg wurde ich von dieser Geschichte gefesselt, denn die Autorin Nisha J. Tuli schafft es nicht nur unheimlich fesselnd und flüssig zu erzählen, sondern auch die passenden Bilder im Kopf zu erzeugen.

Von der Welt in der sich Lor befindet, erfährt man noch nicht allzu viel, es gibt auf jeden Fall einige Reiche, die jeweils von einem Fae König oder Königin regiert wird. Das Ganze bleibt noch ein wenig außen vor, wobei ich mir erhoffe, in den folgenden Bänden noch mehr zu erfahren. Die Karte vorne im Buch macht aber zumindest schonmal die Welt, in der wir uns befinden, übersichtlich.

Die Geschichte beginnt bereits sehr spannend und auch sonst hält sich das Spannungslevel recht hoch, zwar gibt es auch recht viele Begegnungen zwischen Lor und Atlas, aber es gibt natürlich auch die Wettkämpfe der Tribute, die sich als äußerst spannend erweisen. Vergleichen mit den Tributen von Panem kann ich es aber nicht, denn das Einzige was da wirklich gleich ist, ist das Wort Tribut. Für mich war es eher ein etwas blutigeres Selection, was jetzt aber durchaus positiv gemeint ist, denn unterhalten wurde ich auf jeden Fall sehr gut. Was für mich besonders zur Spannung beigetragen hat, sind die Geheimnisse, von denen noch genügend offen sind. Vor allem das Geheimnis um Lor, denn hinter ihr, oder besser hinter ihrer Abstammung muss etwas stecken. Dieses Rätseln um ihre Herkunft fand ich auf jeden Fall sehr gelungen.

Erzählt wird das Geschehen aus zwei Perspektiven, zum einen in der Ich-Perspektive der Protagonistin Lor, mit der man ganz nah am Geschehen ist und die man dadurch wirklich gut kennenlernen kann. Zum anderen erleben wir Nadir, den Sohn des Aurorakönigs, dessen Perspektive aber durch einen personellen Erzähler dargestellt ist und durch den man ein wenig neugieriger noch gemacht wird, was hinter Lor stecken könnte.

Lor als Protagonistin hat mir auf jeden Fall unheimlich gut gefallen, durch ihre Zeit im Gefängnis weiß sie zu kämpfen und auch ihr schnelles Mundwerk ließ mich immer wieder schmunzeln, denn schlagfertig ist sie durchaus. Das sie so begeistert von Atlas war, fand ich ein kleines bisschen fragwürdig und passte nur bedingt für mich. Zumal mir Atlas alles andere als sympathisch war. Insgesamt war es hier eh schwierig auszumachen, welchem der Nebencharaktere man wirklich vertrauen konnte. Am spannendsten fand ich hier noch Prinz Nadir und bin schon neugierig, was da noch kommen mag.

Mein Fazit: Protagonistin, Spannung und die gesamte Idee haben mir sehr gut gefallen und ich habe mich durchweg gut unterhalten gefühlt. Die Geschichte ist auf jeden Fall sehr gut durchdacht und macht neugierig auf mehr. Über die Welt würde ich gerne noch mehr erfahren. Wie stehen die Fae zueinander an den verschiedenen Höfen etc. Da dies hier aber der Einstieg ist, hoffe ich auf mehr in den Folgebänden. Eine spannende Geschichte, die ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 17.03.2024

Willkommen in Avataris

Eternity Online
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Als Rob zu sich kommt, ist er von Magiern umringt und er hat weder eine Ahnung, wo er sich befindet, noch was zuvor geschehen ist. Doch die Magier weihen Rob ein: er ist ein Held, der gestorben sei und ...

Als Rob zu sich kommt, ist er von Magiern umringt und er hat weder eine Ahnung, wo er sich befindet, noch was zuvor geschehen ist. Doch die Magier weihen Rob ein: er ist ein Held, der gestorben sei und nun wieder auferweckt wurde. Er befindet sich in Avataris und kämpft für Aeya gegen die Schergen Garricks. WIe viele andere vor Rob und viele andere nach Rob, muss er Aufgaben bewältigen, um in seinem Ansehen als Held zu steigen. Dafür erhält Rob ein Auftragsbuch, das ihn zuerst in eine Schenke führt, in der er gegen Monsterratten kämpfen muss. Soweit, so gut, doch je mehr Rob von der Welt sieht, desto mehr Zweifel überkommen ihn und auch die Menschen, denen er begegnet, halten ihn für merkwürdig und nich azugehörend. Immer mehr gerät Rob in Schwierigkeiten, bis er sogar von der silbernen Garde verhaftet und einer Scharfrichterin vorgeführt wird, die ihn mit der Todesstrafe belegt. Wird es Rob gelingen, auch dieser scheinbar endgütligen Aufgabe zu entkommen?

Als absoluter Coverlover wurde ich auf dieses wunderschön gestaltete Buch auf den ersten Blick aufmerksam und auch der Klappentext verspricht eine sehr spannende Geschichte, die man auch mit diesem Buch erhält. Allerdings finde ich, dass hier der Klappentext fast schon ein wenig zu viel preisgibt. Denn nur durch diesen ahnte ich, was hier geschieht.
Der Einstieg fällt sehr leicht, denn Mikkel Robrahn gelingt es sehr schnell, den Leser in die Story zu ziehen. Dabei schreibt er flüssig und vor allem sehr bildhaft, so dass ich, ganz zu dem Genre passend, irgenwie ständig eine Online Gaming Welt vor Augen hatte.
Die gesamte Darstellung der Welt ist wirklich gut gelungen, unser Protagonist Rob muss Quests bestehen und erhält dafür Stärkungstränke und Ansehen. Während Rob noch nicht die geringste Ahnung hat, was hier vorgeht, weiß der Leser durchaus, in welch einer Welt Rob gelandet ist und auch ein kleines bisschen darüber, warum er dort gelandet ist. Ich bin mir an dieser Stelle etwas unsicher, ob es nicht einfach noch geheimnisvoller gewirkt hätte, wenn man da als Leser genau so unwissend gewesen wäre, wie der Protagonist, vielleicht wäre das ganze jedoch auch verwirrender gewesen. Ich selber bin zwar kein Gamer, aber mein Mann und mein Sohn lieben beide RPG und dementsprechend fand ich mich auf jeden Fall sehr gut zurecht und fühlte mich auch selbst wie in einem Game.
Die gesamte Story ist sehr spannend, die Quests zu Beginn wirken nahezu harmlos zu denen, die auf Rob zukommen werden. Zu Beginn ahnt man noch nicht, dass man hier nur wenigen trauen kann und was wirklich Robs Aufgabe in der Welt von Avataris ist. Erst als er auf seine Gefährten trifft, bekommt man immer mehr hinweise. Gemeinsam mit den Gefährten muss Rob viele Abenteuer bestehen und Kämpfe ausführen und eins ist gewiss: Langeweile kommt hier keine auf.
Die gesamte Idee hinter dem LitRPG hat mir gut gefallen, denn in Avataris haben viele Charaktere eins gemeinsam, sie lebten eins in unserer Welt und dürfen nun ein endloses Leben online weiterführen. Dieses ist allerdings mit so einigen Bedingungen verknüpft, die mir aber alle schlüssig und glaubhaft vorkamen.
Protagonist Rob, den wir hier von Beginn an begleiten und aus dessen Sicht wir das Abenteuer erleben, war mir soweit sehr sympathisch. Man lernt ihn erst nach und nach kennen und erst die Nebencharaktere, die Rob scheinbar schon zuvor kannten, machen hier vieles was ihn betrifft durchsichtiger. Je mehr man von Rob erlebt, desto sympathischer wird er auf jeden Fall und ich habe gerne mit ihm mitgefiebert.
Was mir aber richtig oder besser noch besonders gut gefallen hat, sind die aussergewöhnlichen Nebencharaktere, die aus einem Gront, ein starker großer Bär, einem Squan, einem Meerschweinchen in für seine Art Übergröße und eine Eollyan, einer Art Wesen wie ein Baum und einem Menschen bestehen. Sie sind einfach mal anders und so voller neuer Ideen, die richtig Spaß machen. Die Bilder am Ende des Buches lassen die unterschiedlichen Gestalten noch einmal mehr lebendig werden.

Mein Fazit: Mit Eternity Online hat Autor Mikkel Robrahn ein tolles LitRPG Abenteuer zu seinem besten gegeben. Viel Action, ungewöhnliche Charaktere und eine Welt, die direkt aus der Playstation entnommen zu sein scheint, machen dieses Buch spannend und gerade auch Gamer werden hier ihre Freude dran haben. Aber auch mir als Fantasy Leser hat die Geschichte sehr viel Spaß gemacht und das Ende lässt mich darauf hoffen, dass wir Rob und seine Freunde auf weiteren Abenteuern begleiten dürfen. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.03.2024

Wie ein Actionfilm für den Kopf

Der Stich
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Florida, Key West, gemeinsam mit einigen anderen ist es der jungen Inez gelungen, in einem kleinen Boot, das mit Styropor zusammengehalten wurde, aus Kuba zu flüchten. Doch das Glück ist ihr nicht hold, ...

Florida, Key West, gemeinsam mit einigen anderen ist es der jungen Inez gelungen, in einem kleinen Boot, das mit Styropor zusammengehalten wurde, aus Kuba zu flüchten. Doch das Glück ist ihr nicht hold, denn die USA lehnen den Asylantrag ab und Inez und die anderen sollen abgeschoben werden. Zur gleichen Zeit befindet sich der Biologiestudent Quito Mantezza vor Gericht, weil er auf eigene Verantwortung in einem Forschungsunternehmen einen Feldversuch sabotiert hat. Aber noch während der Verhandlung kommt es zu unvorhergesehenen Wendungen, ein Anwalt stirbt, die Richterin wird schwer verletzt und niemand weiß genau, was geschehen ist. In Panik verlassen alle das Gerichtsgebäude und mitten in diesen Pulk gerät Inez und trifft auf Quito. Die beiden schließen sich spontan zusammen und schon kurz darauf stecken sie mitten in Ereignissen, die sie niemals hätten vorausahnen können.

Das Cover ist auffällig und der Klappentext macht neugierig und da ich von Thilo Winters erstem Buch recht viele positive Stimmen gehört hatte, wollte ich diesen Thriller unbedingt lesen.

Der Einstieg gelingt mühelos und schnell wird es actionreich, dabei schreibt der Autor wirklich sehr einnehmend und erzeugt dazu ein passendes Kopfkino, ohne sprachlich zu sehr aus-/bzw. abzuschweifen.

Über weite Teile ist der Thriller auch recht temporeich, immer wieder bekommt der Leser neue Überraschungen geliefert und Action gibt es genug. Beim Lesen erhält der Leser durch häufige Perspektivwechsel nicht nur einen guten Überblick, sondern auch immer Mal etwas mehr Einblicke als die handelnden Charaktere. Ich fühlte mich hier wie in einem Actionfilm, den Wissenschaftsthriller fühlte ich aber eher weniger. Trotzdem konnte mich Thilo Winter hier gut unterhalten und langweilig wurde es auch nicht.

Das Setting, die Keys vor der Küste Floridas, sind ein spannendes Setting, man hat ein bisschen dieses Gefühl der Hitze beim Lesen nachempfinden können. Auch die nervigen Mücken betrachte ich nun ein wenig anders, denn so richtig unvorstellbar sind die Ereignisse hier nicht.

Auch die Charaktere boten eine ganze Menge Abwechslung. Wobei Quito Mantezza, der Biologiestudent und Inez, die geflüchtete Kubanerin ein wenig das Zentrum der Geschichte waren. Quito war mir unheimlich sympathisch, er ist stur, aber auch mutig und lässt sich nicht unterkriegen. Als Sohn des stellvertretenden Polizeichefs der Keys hat er ein sehr selbstbewusstes Auftreten, biegt sich auch schonmal zurecht, was Recht und Ordnung betrifft und als ihm Inez begegnet, zögert er nicht, ihr zu helfen. Auch Inez ist in ihren Eigenschaften Quito recht ähnlich und gemeinsam sind sie doch ein spannendes Team.

Neben diesen beiden Protagonisten gibt es eine ganze Menge Nebenfiguren, die hier unheimlich wichtig für die Handlung sind. Wir begegnen Quitos sympathische Eltern, korrupten Polizeibeamten, Professoren, leitende Mitarbeiter der Firma DNArts, die für das Geschehen auf den Keys verantwortlich sind oder weitere kubanische Flüchtlinge, jeder einzelne nimmt auf seine Weise Einfluss auf die Handlung und macht das Buch noch ein wenig mehr tempo- und spannungsreich.

Mein Fazit: wer hier einen hoch wissenschaftlichen Thriller mit jeder Menge biologischer Erklärungen und Fakten erwartet, wird wohl eher enttäuscht werden. Mir hat das Buch aus der Feder des Autors Thilo Winter aber gut gefallen und es konnte mich durchweg spannend unterhalten. Für mich war dieser Thriller wie ein Actionfilm – Popkornkino für den Kopf!

Veröffentlicht am 06.03.2024

Spiegelbild für die Buchbranche

Yellowface
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Schon seit ihrer Kindheit träumt June Hayward davon, eine große Schriftstellerin zu werden. Deshalb studierte sie auch Literaturwissenschaften in Yale. Hier lernte sie auch Athena Liu kennen, doch während ...

Schon seit ihrer Kindheit träumt June Hayward davon, eine große Schriftstellerin zu werden. Deshalb studierte sie auch Literaturwissenschaften in Yale. Hier lernte sie auch Athena Liu kennen, doch während Junes Debütroman floppt, wird Athenas Debüt gleich ein Riesenerfolg. Nun soll eines ihrer Bücher sogar verfilmt werden und um das zu feiern, lädt Athen June ein. June verkneift sich allen Neid und begleitet Athena später sogar mit nach Hause. Doch hier geschieht ein Unfall, bei dem Athena stirbt. Trotz ihrer Panik bemerkt June allerdings eins, nämlich Athenas neues, noch unveröffentlichtes Manuskript. June nimmt dieses an sich, überarbeitet es und gibt es als ihr eigenes aus.
Mit The Poppy Wars hat sich Autorin Rebecca F. Kuang damals tief in mein Herz geschrieben und auch wenn Babel nicht ganz meine Geschichte war, so war ich nach all dem Hype rund um Yellowface doch wieder neugierig auf die Geschichte. Ohne Frage, Kuang kann erzählen und mit Worten umgehen und sie schafft es hier mal klar und direkt ihre Kritiken hervorzubringen, mal ein wenig versteckt, doch tatsächlich fühlte ich mich mit ihrer Erzählung mitten in die aktuelle Situation der Buchszene im Social Media versetzt.
Es geht darum, wer was sagen bzw schreiben darf, z. B. darf eine weiße Heterofrau eine Geschichte wie die letzte Front, die ursprünglich ja von Athena geschrieben wurde, überhaupt erzählen? Denn die letzte Front handelt von chinesischen Arbeitern und deren Taten im ersten Weltkrieg und Athena war chinesisch-amerikanisch. Da ist dann kein own Voice mehr vorhanden, wenn jemand wie June diese Geschichte erzählt. Zum Glück heißt June aber mit vollem Namen Juniper Song Hayward, da kann man wunderbar Juniper Song draus machen und schon klingt es nicht mehr nach einer weißen Frau. Auch sonst spricht sie hier Themen an, die mir selber immer häufiger auffallen, nämlich wer darf wann was schreiben? Das fand ich wirklich großartig gelungen, denn damit trifft Kuang den Nagel auf den Kopf. Viele Kommentare aus Social Media, die sie anspricht oder allgemeine Reaktionen fühlten sich nicht nur wie aus dem Leben gegriffen an, sondern waren es auch. Respekt und Höflichkeit, sich gegenseitig akzeptieren und auch mal zuhören, all das würde ein Zusammenleben so viel leichter machen. Mir schwirren auf jeden Fall tausende Gedanken dazu durch den Kopf. Ob Verlagswesen, Rezensenten, Blogger, Social Media etc., so ziemlich jeder und alles bekommt hier sein Fett weg.
Mein Manko an dem Ganzen, bzw. sind es gleich zwei Dinge, die mir nicht so gefallen haben, sind die eher etwas langatmige Erzählung über das alles. Es war auf der einen Seite absolut interessant, hoch aktuell und wirklich völlig authentisch, auf der anderen Seite zog es sich aber und ich habe häufig Pausen eingelegt beim Lesen, weil es mir einfach alles zu viel wurde. Klar, in all dem stecken jetzt nicht unzählige Möglichkeiten für mehr Tempo und es hat mich jetzt auch nicht gelangweilt, aber es war einfach wirklich viel, auch zum Nachdenken.
Der zweite Part ist die Protagonistin June, denn diese war mir in keinster Weise sympathisch. Zu Beginn von Neid zerfressen, im Grunde nur mit Schuldgefühlen behaftet, wenn sie kurz vorm Auffliegen stand und einfach furchtbar egoistisch. Mit ihr verbunden fühlte ich mich nicht, aber trotzdem fand ich, dass es Kuang hier wirklich grandios gelungen ist, diese unsympathische Figur zu zeichnen, denn auch das muss man einfach beherrschen. Trotz meiner Abneigung June gegenüber hat die Autorin aber doch eines wieder geschafft, nämlich das sehr realistische Darstellen, wie sehr eine Person in der Öffentlichkeit unter Druck steht.
Übrigens, auch das, was man hier von der verstorbenen Autorin und Nicht-Freundin Athene erfährt, macht auch diese nicht unbedingt sympathisch, so dass ich auch nicht so richtig Mitleid aufbringen konnte. Aber auch das war, meiner Meinung nach, absolut gewollt von der Autorin.
Mein Fazit: Im Grunde genommen hat Rebecca F. Kuang hier ein von der Umsetzung her gigantisches Buch geschrieben, bei dem sie mit ganz viel Ironie und Sarkasmus aufzeigt, was hier in der Buchbranche doch alles verkehrt läuft. Von Plagiaten über Diskussionen rund um Own Voices, sensual Reading, öffentlichen Vorwürfen, Rassismus etc. Kuang hat hier einfach an alles gedacht und ich kann nur sagen: hier bekommen wir selber einen Spiegel vorgehalten und ja, dieser zeigt, dass wohl einfach jeder aus dem Buchbereich mal anfangen sollte, nicht nur immer sich und seine Meinung in den Vordergrund zu stellen, sondern auch einmal anderen Verständnis entgegenzubringen. Regt zum Nachdenken an und wird lange im Kopf nachhallen.