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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2018

Was für eine Atmosphäre

Der Kreidemann
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Dreißig Jahre ist es her, dass in dem eigentlich sehr beschaulichen Städtchen Alderbury, Südengland, Dinge geschahen, die das Leben einiger verändert hat. Vor allem Edie, der damals erst zwölf Jahre alt ...

Dreißig Jahre ist es her, dass in dem eigentlich sehr beschaulichen Städtchen Alderbury, Südengland, Dinge geschahen, die das Leben einiger verändert hat. Vor allem Edie, der damals erst zwölf Jahre alt war, denkt auch heute noch immer wieder an die Ereignisse zurück. Alles Begann mit einem tragischen Unfall auf der Kirmes, bei dem Eddie ihn kennenlernte, den Kreidemann. Dieser brachte ihn und seine Clique dazu, sich mit Kreide geheime Zeichen zukommen zu lassen. Bis eines Tages die geheimen Zeichen von einem Unbekannten gemalt wurden und diese Zeichen die Kinder zu einer Leiche führten. Doch damals wurde der Kreidemann gefunden, oder? Als sowohl Eddie als auch seine Freunde plötzlich eine Botschaft mit Kreide geschrieben erhalten, sind die Ereignisse von damals wieder lebendig.
Meine Meinung
Das Cover macht, trotz seiner Schlichtheit, sehr schnell neugierig auf den Inhalt und wenn man dann noch liest, was der Autor Lee Child zu dem Buch sagt, muss man es einfach lesen.
Der Einstieg gelang auch schon gleich mit dem Prolog spannend und schockierend und ab diesem Moment hatte mich die Autorin auch schon mit ihrer Geschichte eingefangen. C. J. Tudor schreibt sehr flüssig, sehr einnehmend, dabei aber auch lebendig und geradlinig und die Bilder, die beim Lesen entstehen, wurden hier absolut klar und deutlich. Seien es Beschreibungen der Personen oder der Umgebung, wie z. B. des Waltzers auf der Kirmes, die Autorin schafft es immer die passende Atmosphäre mit Worten lebendig werden zu lassen. Nun war der Prolog hier dann auch wirklich sehr erschreckend, aber keine Sorge, so geht das Buch nicht weiter, denn Der Kreidemann ist eine eher ruhige und nur ab und an blutige Geschichte. Vielmehr wird auch beim Plot eher das Hauptaugenmerk auf die Atmosphäre gelenkt, die teilweise schon recht unheimlich war. Rasant und temporeich ist es eher weniger, aber doch hat diese Geschichte einen ganz eigenen und kaum beschreiblichen Sog. Ich habe hier lange überlegt, wie ich es beschreiben soll, aber auch wenn man das Gefühl hat, das gar nicht viel passiert, ist man doch gebannt, zumindest ging es mir so. Die Autorin hat einfach die Gabe, ihre Kapitel mit dem berühmten Cliffhanger enden zu lassen und diese Cliffhanger baut sie immer ganz geschickt in den Text mit ein. Ich hatte dieses Buch an nur einem Tag verschlungen, so sehr war ich gefangen von dem Geschehen. Es bleibt auch komplett undurchschaubar, was damals wirklich geschah und als Leser kann man hier beinahe permanent miträtseln.
Das Ganze wird von Eddie in der Ich-Form erzählt, so dass der Leser hier hautnah am Geschehen dabei ist. Dabei befinden wir uns aktuell im Jahr 2016, doch durch die Botschaft, die Eddie erhält, werden die Erlebnisse von damals völlig präsent. Somit erfahren wir meist in abwechselnden Kapiteln, was damals wirklich geschah und wie sich all das überhaupt entwickeln konnte. Damals war das Jahr 1986, in dem Jahr war Eddie gerade einmal zwölf. Er lebte in einem kleinen Ort, die Sommerferien waren da und wirklich viel geschah hier nicht. Doch wenn man ganz genau hinschaute, dann spürte man, dass in diesem kleinen Ort so einiges mehr im Argen lag.
Die Charaktere in diesem Buch ließen mich manches Mal innehalten und nachdenken. Auf den ersten Blick meint man, hier typische Kinder eines Dorfes zu beobachten. Aus dem Leben als apätere Erwachsene erfährt man hier am meisten über Eddie. Aber auch die Schicksale der Anderen wird mit eingebunden. Doch Eddie ist und bleibt der Mittelpunkt und je mehr die Geschichte voran schreitet, desto mehr erfährt man auch über ihn. Wenn man Eddie 2016 betrachtet, dann ist er durch und durch ein Langeweiler, Lehrer in Cordhosen, lebt immer noch im Elternhaus und wirkt auch sonst im wahrsten Sinne des Wortes blass. Doch hinter Eddie steckt etwas, dass ich gar nicht in Worte fassen möchte, doch ich war mir bei ihm nie wirklich sicher, was er oder ob er überhaupt etwas verbirgt. Aber so gut wie alle Charaktere haben eine ganz eigene Dramatik und hinter den Fassaden verbirgt sich oft mehr als man vermutet.
Mein Fazit
Das Buch ist anders, als ich erwartet habe, denn das blutige, actionreiche Gemetzel ist hier nicht zu finden. Aber trotzdem hat diese Geschichte es in sich, denn hinter den Fassaden findet man so allerhand, man muss nur etwas genauer hinschauen. Die Atmosphäre, die die Autorin hier entstehen ließ, war wirklich großartig, teilweise sind es unheimliche Momente, teils reale Schrecken, die ihre Wirkung beim Lesen nicht verfehlen. Sie hat es geschafft, mich mit ihren Worten mitten ins Geschehen zu versetzen und dieses lebendig und auch glaubhaft werden zu lassen. Wer Bücher mit sehr viel Atmosphäre und vielen Geheimnissen mag, wird hier absolut auf seine Kosten kommen.

Veröffentlicht am 09.06.2018

Durchweg gelungener Einstieg in die Trilogie

Plötzlich verwandelt 1. Auf den ersten Blick verzaubert
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Die fünfzehnjährige Ophelia wächst gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester bei ihren drei Tanten, den Drillingen, auf. Das alleine klingt schon ein wenig ungewöhnlich, aber ihre Familie ist noch viel aussergewöhnlicher, ...

Die fünfzehnjährige Ophelia wächst gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester bei ihren drei Tanten, den Drillingen, auf. Das alleine klingt schon ein wenig ungewöhnlich, aber ihre Familie ist noch viel aussergewöhnlicher, als man auf den ersten Blick schon sieht. Denn in ihrer Familie können die meisten Mitglieder sich verwandeln, doch Ophelia ist froh, dass sie von dieser Gabe bisher verschont blieb. Aber wie so oft kommt es wieder anders, als erhofft und kurz vor ihrem Geburtstag passiert es auch ihr, dass sie ihre Gabe doch noch erhält. Na das hat ihr gerade noch gefehlt, dafür hat sie eigentlich gerade keine Zeit, denn sie ist doch vollauf damit beschäftigt, Mut zusammen zu kratzen, um ihren Schwarm Adrian zu ihrer Geburtagsfeier einzuladen.
Meine Meinung
Das Cover finde ich absolut bezaubernd und genau so fand ich auch die Geschichte dahinter: absolut bezaubernd. Sonja Kaiblinger erzählt ihre Geschichte ganz locker und leicht, jung und modern und spricht dadurch auch absolut die Zielgruppe, jüngere LeserInnen an. Was mir aber hier ganz besonderd gefallen hat, ist der Humor hinter dem Ganzen. Spritzige Dialoge, urkomische Situationen und immer wieder Momente bei denen man laut lachen musste ließen die Seiten dieses Buches nur so vorbei fliegen.
Man ist gleich vom ersten Augenblick an in der Geschichte drin und wird schnell neugierig gemacht, denn es passiert gleich zu Beginn schon etwas, worüber man mehr erfahren möchte. Auch ein paar Geheimnisse, eine gewisse Magie und die ein oder andere lustige Situation machen aus Auf den ersten Blick verzaubert eine durchweg charmante Geschichte, die auch einen erwachsenen Leser sehr gut unterhalten kann.
Das Setting in Schottland mochte ich sehr und ich hoffe, dass man in den nächsten Bänden der Trilogie noch einiges mehr von dieser Umgebung erfahren darf. Aber diese besondere Magie passt hier schon perfekt in die gewählte Umgebung.
Die Gabe, die Ophelias Familie zu eigen ist, nämlich die der Verwandlung ist zwar durchaus bekannt, aber auch dies bekommt hier seinen ganz eigenen Charakter. Vor allem was Ophelia angeht, die ihre Gabe noch keineswegs beherrscht und genau damit immer wieder in die Klemme gerät.
Ophelia erzählt ihre Erlebnisse aus ihrer Perspektive in der Ich-Form, dadurch kommen wir ihr schnell näher und ich mochte sie einfach unheimlich gern.
Ophelia ist eine durchweg sympathische Protagonistin. Sie steht immer ein wenig im Schatten ihrer Zwillingsschwester Lora, zumindest fühlt es sich für Ophelia immer so an, aber sie ist selber eine sehr liebenswerte Persönlichkeit. Gerade ihre Tollpatschigkeit, nicht nur beim Verwandeln, machen sie lebendig und vorstellbar.
Aber auch Sonja Kaiblingers weitere Charaktere erhalten sehr viel Leben und machen diese Geschichte noch charmanter. Richtig gut gefallen hat mir hier, dass Ophelia hier sehr gut lernt, auch einmal hinter die Fassade anderer Menschen zu schauen. Denn mit ihrer Aufgabe, den überaus beliebten Cliff, näher kennenzulernen, merkt sie schnell, dass dieser nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat. Auch Cliff war mir hier sehr sympathisch und ich hatte bei ihm den Eindruck, dass er noch das ein oder andere hinter seiner Fassade mit versteckt hält.
Daneben sorgen vor allem Ophelias Tanten für viel Wirbel und auch diese sind immer wieder für Überraschungen und auch Lacher gut.
Mein Fazit
Ein rundum gelungener Einstieg in eine Jugendbuch Trilogie, die einfach gute Unterhaltung bringt. Locker und humorvoll, aber auch ein wenig magisch und romantisch machte mich der erste Band der Reihe rund um Ophelia und ihrer Verwandlungsgabe sehr neugierig auf seine Fortsetzung. Es gibt aber auch den ein oder anderen Moment, der mich überraschen konnte und letzten Endes habe ich auch noch eine Reihe an offener Fragen. Ein tolles Jugendbuch, dass auch älteren Lesern humorvolle Unterhaltung bringt. Klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 06.06.2018

Gefühlvolle Geschichte

Written on my heart
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Bereits ein halbes Jahr ist es her, dass die junge Ashlyn vor ihrem grausamen Stiefvater flüchtete, nachdem dieser nicht nur ihr gesamtes Hab und Gut einfach verbrannte, sondern ihr auch eine Rippe brach. ...

Bereits ein halbes Jahr ist es her, dass die junge Ashlyn vor ihrem grausamen Stiefvater flüchtete, nachdem dieser nicht nur ihr gesamtes Hab und Gut einfach verbrannte, sondern ihr auch eine Rippe brach. Seitdem lebt sie von einem Job als Kellnerin und hat es mittlerweile auch geschafft, ein Zimmer in einer kleinen Wohnung zu mieten. Einzig Wehrmutstropfen ist ihre Mitbewohnerin, die eine Party nach der anderen schmeißt und der es egal ist, wie die Wohnung aussieht. Als ihre Kollegin Emily ein Tattoo auf Ashlyns Arm entdeckt, den Namen ihres Exfreundes, schleppt sie sie kurzerhand in ein Tattoostudio. Lane, der Tätowierer ist Ems Bruder, äußerst gut aussehend, aber auch auf eine gewisse Art bereits vergeben. Doch sowohl Ashlyn als auch Lane fühlen sich unweigerlich voneinander angezogen.
Meine Meinung
Nachdem ich doch so einige positive Stimmen zum Buch gehört hatte, machte es mich doch ganz schön neugierig, ob es wirklich so gut ist. Gleich vorweg, ich fand es wirklich wunderbar umgesetzt.
Gleich vom ersten Augenblick gelingt es der Autorin Cole Gibson, mich in ihre Geschichte zu ziehen. Der Schreibstil ist jung und modern und lässt sich locker und leicht lesen. Aber es verbirgt sich auch eine sehr einfühlsame Geschichte in diesem Buch, denn mit sehr viel Gefühl beschreibt die Autorin vom Leben, aber auch von den Gedanken ihrer Protagonisten.
Es hat mich doch überrascht, dass hier auch viel Tiefgang hinter der Geschichte steckt, denn anhand des Covers und auch der Bezeichnung Jugendbuch, hatte ich gar nicht mit so viel Herz und Emotionen gerechnet. Ich würde es auch eher in die Kategorie Young Adult einordnen, denn als Jugendbuch.
Cole Gibson schafft es, ihren Plot logisch aufzubauen und die Entwicklung der Geschichte und der Charaktere glaubhaft wiederzugeben. Gerade die Hintergrundgeschichten der beiden Hauptpersonen konnten mich überzeugen und fesseln. Zwar gab es im Großen und Ganzen keine allzu großen Überraschungen, aber trotzdem hat das Buch seine Wirkung nicht verfehlt.
Erzählt wird hier aus abwechselnden Perspektiven zwischen den Protagonisten Ashlyn und Lane, jeweils in der Ich-Form. Beide Charaktere lernen wir dadurch sehr schnell kennen und man spürt, dass beide auf ihre Art verletzlich sind. Sie müssen lernen, wieder anderen Menschen zu vertrauen.
Beide Protagonisten haben eine Vergangenheit, die es doch in sich hatte. Vor allem Ashlyn hatte es alles andere als leicht. Sie war mir sympathisch und auf weiten Teilen fand ich sie auch glaubhaft. Allerdings konnte sie mich gerade was ihre Beziehung zu Lane angeht, nicht ganz überzeugen, denn da widerspricht sie sich selbst ein wenig. Auf der einen Seite ist sie verletzlich auf der anderen Seite hintergeht sie mehr oder weniger indirekt eine andere Person, bzw. stellt hier etwas nicht in Frage. Gerade von jemanden mit ihrer Vergangenheit hätte ich hier ein wenig mehr Einfühlgsvermögen erwartet. Lane wirkt am Anfang wie der typische Bad Boy eines Young Adult Romans, doch auch bei ihm wird schnell klar, dass die harte Schale einen weichen Kern enthält. Das sich zwischen ihm und Ashlyn mehr entwickelt, war ja schon allein durch den Klappentext klar. Auch wenn es hier kleinere Momente gab, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte, war es trotzdem mit viel Gefühl versehen. Nebencharaktere gibt es hier gar nicht so viele, wichtig für die Handlung sind hier hauptsächlich Emily, Ashlyns Kollegin und Lanes Schwester und auch Harper. Emily ist lebendig und lebhaft und mir gleich sympathisch. Aber auch sie bleibt hier deutlich hinter den Protagonisten zurück. Über Harper verrate ich an dieser Stelle erstmal nichts.
Mein Fazit
Auch wenn ich an manch einer Stelle natürlich wusste, wohin die Reise geht, ist das Buch trotzdem eine sehr gefühlvolle und emotionale Geschichte und sorgte für einen schönen Lesenachmittag. Die Charaktere waren auf weiten Teilen glaubhaft und hatten so ihre Päckchen zu tragen. Besonders gefallen hat mir der Schreibstil der Autorin, von der ich hoffe, dass wir noch einiges von ihr lesen dürfen. Wer Young Adult Geschichten mag, der sollte hier unbedingt einmal hineinlesen.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Voller Bosheiten

Dein Leben gegen meins
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Daphne Parrish hat alles, wovon Amber träumt, ein großes Haus, Angestellte, zwei tolle Kinder, viel Geld und vor allem den überaus attraktiven Jackson Parrish als Ehemann. Aber Amber hat etwas beschlossen, ...

Daphne Parrish hat alles, wovon Amber träumt, ein großes Haus, Angestellte, zwei tolle Kinder, viel Geld und vor allem den überaus attraktiven Jackson Parrish als Ehemann. Aber Amber hat etwas beschlossen, sie wird die neue Mrs Jackson Parrish und dafür sind ihr alle Mittel recht. Als graue, unscheinbare Maus gelingt es Amber, nach und nach Daphnes Vertrauen zu erschleichen, denn diese ahnt nichts von dem falschen Spiel ihrer angeblichen Freundin. Doch wie so oft im Leben gilt auch hier: sei immer vorsichtig mit dem, was du dir wünschst.
Meine Meinung
Auch wenn diese Cover unscheinbar wirkt, so erreichte es doch sehr schnell meine Aufmerksamkeit und machte mich neugierig und auch der Klappentext versprach einen spannenden Thriller. Auch der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht, denn die beiden Autorinnen, die sich hinter dem Namen Liv Constantine verbergen, verfügen über einen sehr angenehmen und leichten Schreibstil. Genau diesem ist es auch zu verdanken, dass ich hier am Ball blieb, denn das in drei Teile unterteilte Buch zog sich vor allem im ersten Part sehr. Der Thrill, den ich mir erhofft hatte, blieb hier eher sekundär, dafür allerdings waren die geschickten Psychospielchen durchaus interessant zu verfolgen. Wie so oft im wahren Leben trügt hier so manches Mal der schöne Schein und nicht nur Amber, die sich für äußerst clever hält, hat hier etwas zu verbergen.
Genau darum geht es hier auch zu einem großen Teil, der Schein, der so manchen trügt, aber dazu möchte ich gar nicht allzu viel verraten, denn es gibt hier durchaus noch die ein oder andere Überraschung für den Leser. Schade, dass hier der Klappentext ein wenig zu viel verrät, denn dadurch hatte ich schon ein Ahnung, wohin die Reise wirklich ging.
Nichts desto trotz haben die Autorinnen vor allem in der Zeichnung ihrer Charaktere hier wahre Glanzleistungen vollzogen. Während der Leser im ersten Teil des Buches durch einen personellen Erzähler in der dritten Person noch mitverfolgt, welche perfiden Spielchen Amber treibt, erfahren wir aus der Ich-Perspektive im zweiten Teil mehr von Daphne. Der dritte Teil wird dann aus wechselnden Perspektiven beider Protagonistinnen wiedergegeben. So das man einen wunderbaren Rundumblick erhält.
Amber, die vor allem im ersten Part als Protagonistin, falls hier nicht schon fast Antagonistin passen könnte, fungiert, ist seit langem die unsympathischste Person, die mir in einer Geschichte begegnet ist. Eine solche Person voller Neid und Missgunst und voller Boshaftigkeit begegnet dem Leser nur selten in Geschichten. Ich konnte mich einfach kein bisschen in sie hineinfühlen, umso angewiderter war ich von ihrem Verhalten. Aber manchmal erhält man dann doch, was man verdient und ja, Schadenfreude ist manchmal sehr schön. Aber auch dazu möchte ich erst einmal nicht mehr verraten. Daphne erscheint hier wie das leicht hohlköpfige, hübsche Frauchen des reichen Mannes, die vor allem eines kann: sein Geld ausgeben. Auch die Kinder der Parrishs, zumindest Bella, war mir nicht sympathisch, verwöhnt, verzogen, eingebildet und das über ein so kleines Mädchen zu schreiben, fällt mir gar nicht leicht. Die ältere Tochter der Parrishs, Tallulah, war mir halbwegs sympathisch, einen richtigen Lichtblick aber erhielt ich erst in Daphnes Mutter Ruth, die hier allerdings nur sehr nebensächlich bleibt. Schade, hier hätte ich mir eine interessante Konfrontation vorstellen können. Verbleibt noch Jackson Parrish, der sich wie der selbstsichere Multimillionär gibt und ebenfalls nicht dafür sorgte, dass er mir ans Herz wuchs.
Mein Fazit
Ein Buch, dessen erster Part mir einfach zu langatmig war, gerade weil es hier keine Personen gab, mit denen ich mitfühlen oder in die ich mich hätte hineinversetzen können. Das machten dann der zweite und dritte Teil wieder wett, denn wie schon erwähnt, hatte ich hier zumindest ganz viel Schadenfreude. Als richtigen Thriller würde ich es nicht einordnen, vielmehr ein Buch rund um Psychospielchen, um Betrug auf vielen Ebenen und Neid und Missgunst. Mit den Zeichnungen der Charaktere jedoch machten die Autorinnen manch eine Länge wett, wenn ich auch keine richtigen Sympathieträger entdecken konnte. Wer perfide Spiele auf verschiedenen Ebenen in Büchern mag, wird hier durchaus auf seine Kosten kommen.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Sehr unterhaltsam, zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken

Wenn’s weiter nichts ist
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Kate Reddy, beinahe fünfzig, Hausfrau, Mutter, Ehefrau und einstige Karrierefrau ist gerade ein wenig an dem Punkt angekommen, an dem sie sich fragt, was aus ihrem Leben geworden ist. Während ihre Kinder ...

Kate Reddy, beinahe fünfzig, Hausfrau, Mutter, Ehefrau und einstige Karrierefrau ist gerade ein wenig an dem Punkt angekommen, an dem sie sich fragt, was aus ihrem Leben geworden ist. Während ihre Kinder typische Teenager im Zeitalter der Elektronik und der sozialen Medien geworden sind und ihr Mann einfach mal so beschlossen hat, seinen Job zu kündigen, um eine neue Ausbildung zum Lebensberater zu machen, die nebenbei unmengen Geld schluckt, muss Kate sich einen neuen Job suchen. Doch mit fast fünfzig entpuppt sich dieses als sehr schwierig. Als eine Stelle in ihrer alten Firma frei wird, beschließt sie kurzerhand, sich ein wenig jünger zu machen und bekommt die Stelle auch tatsächlich. Allerdings ist der Spagat zwischen Familie, Job und das Kümmern um die eigene Mutter und die Schwiegereltern alles andere als leicht. Und dann taucht auch noch eine Email von Jack auf, der Mann, der die Liebe ihres Lebens war. Na ja, wenn’s weiter nichts ist…
Meine Meinung
Wenn’s weiter nichts ist, ist die Fortsetzung des Romans Working Mum, der 2004 erschien. Beide Bücher lassen sich allerdings problemlos getrennt voneinander lesen, denn die Autorin Allison Pearson hat sich gefragt, was aus der Working Mum Kate einige Jahre später geworden ist.
Der Roman lässt sich locker und leicht lesen und ich war hier gleich vom ersten Moment an mitten in der Story. Mit sehr viel Wortwitz, urkomischen Situationen und ganz viel Selbstironie erzählt sie Kates Geschichte und ich musste mehr als einmal laut lachen. Ganz oft habe ich überlegt, wie es wohl in Working Mum zur Sache gegangen ist, denn ich habe hier den Eindruck, dass eines Tages ich so eine Kate sein werde, denn die Working Mum bin ich zur Zeit. Auch wenn es ein etwas dickerer Wälzer von knapp über 600 Seiten ist, flogen die Seiten dank des unheimlich flüssigen Schreibstils nur so an mir vorbei und ich fühlte mich durchweg bestens unterhalten.
Im Prinzip schildert uns die Autorin hier das alltägliche Leben ihrer Protagonistin Kate, ihre Mutter ruft sie mitten in einem Bewerbungsgespräch an, weil sie sich nicht für eine Teppichfarbe entscheiden kann. Ihre Tochter weckt sie in Tränen aufgelöst mitten in der Nacht wegen eines Belfies (wer nicht weiß, was das ist, es handelt sich um ein Foto der blanken Rückseite), ihr Mann versucht auf Tofu, Radlerhosen und rasierte Beine umzusteigen und ihr Sohn findet alles einfach nur urkomisch. Ja, ich hatte hier durchaus Mitgefühl mit Kate und irgendwo konnte ich mir gut vorstellen, was da gerade bei ihr so los ist, auch wenn meine Kinder zehn Jahre jünger sind.
Kate ist es auch, die hier aus der Ich-Perspektive ihr Leben, oder das was sie glaubt, was davon übrig ist, schildert. Dadurch wird sie auch dem Leser ganz schnell sehr nahe gebracht und man betrachtet das Geschehen mit ihren Augen und schlägt gemeinsam mit Kate so manches Mal die Hände über den Kopf zusammen.
Kate ist toll, auch wenn sie noch nicht so richtig in unserem Zeitalter der sozialen Medien angekommen zu sein scheint, ist sie trotzdem eine recht moderne Frau. Ich mochte sie auf jeden Fall sehr und fand es absolut amüsant, ihr zuzusehen. Mit ganz viel Sarkasmus und auch Selbstironie beschreibt Kate, was da alles bei ihr so los ist und das ist wirklich so einige.
Ihren Mann Richard hätte ich so manches Mal gerne geschüttelt, denn auch wenn es hier ein wenig klingt, als stünde Kate vor einer Midlife Crisis, ist es doch beinahe schon Richard, der hier versucht, sein Leben umzustricken. Besonder gut weg kommt er hier allerdings nicht und ich fand ihn absolut egozentrisch und nervig.
Emily ist eine tolle, junge Frau und hat zur Zeit ebenfalls eine kleine Lebenskrise. Ganz typisch Teenager, wobei es hier durchaus noch genauer hinzuschauen gilt. Aber das gelingt selbst Kate nicht. Auch Ben ist der typische Teenager, aber durchweg der männliche Teenie und bleibt hier ein wenig im Hintergrund, ganz so, wie er auch zu sein scheint.
Mein Fazit
Humorvoll, aber doch auch mit einer Portion des wahren Lebens hatte ich hier den Eindruck, einer realen Familie beim Alltag zuzuschauen. Komische Situationen, nachdenklich stimmende Momente, aber Augenblicke zum Lachen wechseln sich hier ab und lassen mich wohl einen kleinen Blick darauf werfen, wie mein Leben in der Zukunft aussehen könnte. Eine sympathische und sehr selbstironische Protagonistin und lebendige Nebencharaktere runden das gelungene Gesamtbild ab. Tolle Unterhaltung für die erwachsene Leserin, Leseempfehlung!