Liebe Daffy,
huch, hast du das gesehen? Da lief Ophelia aufs Schulklo...aber, was war das? Ist ihr etwa ein Bart gewachsen? Was ist da los? Ich laufe schnell hinterher und belausche, was sie mit ihrer Schwester Lora bespricht.
Du fragst dich sicher, wie ich darauf komme, in einer schottischen Schule zu stehen und jemanden ins Bad renne zu sehen. Ich verbringe meine Zeit in Sonja Kaiblingers Auf den ersten Blick verzaubert, das 2018 bei Dressler erschien.
Nachdem ich die Verliebt in Serie Trilogie von der Autorin begeistert gelesen habe, habe ich geschaut, was ich Neues von ihr lesen könnte. Da stolperte ich über diese Bücher – bisher sind zwei Teile erschienen.
Inhaltsangabe
Im ersten Teil geht es um die 15jährige Ophelia, die ihren Schwarm Adrian unbedingt zu ihrem Geburtstag einladen möchte. Während sie versucht die Einladung in seine Sporttasche zu schmuggeln, wird sie vom Sportlehrer überrascht und damit nimmt das Unglück seinen Lauf. In Ophelias Familie ist es nämlich ganz normal, dass Zwillinge die Gabe der Verwandlung haben. Wie es der Zufall will, hat unsere Protagonistin eine Zwillingsschwester und somit die Gabe, die bisher jedoch noch nicht aufgetreten ist. Bis zu eben jener Begegnung in der Sporthalle; Ophelia wächst ein Bart. Nun muss sie möglichst schnell verschwinden, damit es niemand mitbekommt. Doch sie kann sich nicht ihr Leben lang auf dem Mädchenklo verstecken. Es wird Zeit, dass Ophelia lernt mit ihren Verwandlungen zurecht zu kommen. Das ist einfacher gesagt als getan.
Charaktere
Wir verfolgen die Geschichte aus der Sicht der schüchternen Ophelia. Mitten ins Geschehen geworfen, sind wir ganz nah an der Figur dran und fiebern gleich zu Beginn mit, ob sie Adrian die Partyeinladung untergeschoben bekommt. So schafft es Sonja Kaiblinger, dass ich direkt mit der Protagonistin fühle und unbedingt wissen möchte wie es weiter geht. Als Ophelia dann von ihrer Gabe erfährt und lernen muss, ihre Verwandlungen zu kontrollieren, wollte ich ihr am liebsten helfen, doch ich war genauso überfordert wie sie und habe nach jedem Strohhalm gegriffen, der sich finden ließ.
Der Autorin gelingt es auch in diesem Buch, eine sympathische Hauptfigur zu schaffen, mit der ich mich trotz unseres großen Altersunterschieds identifizieren kann. Ophelia ist schüchtern und unsicher, trotzdem stellt sie sich mutig ihren Herausforderungen und sucht nach Lösungen. Das gefällt mir ausgesprochen gut. Sie fällt nicht in eine passive Haltung und lässt andere für sich handeln. Sie ist verliebt, lässt sich aber nicht retten, sondern kämpft trotz anderer Probleme dafür, sich selbst zu überreden, mit ihrem Schwarm zu sprechen und wartet nicht darauf, dass er alles macht.
Die Nebenfiguren runden das Bild ab. Jede Figur bekommt ihre Eigenheiten, was sie unverwechselbar macht und die Geschichte vorantreibt. Hier arbeitet Sonja Kaiblinger ganz tolle Charaktereigenschaften heraus, die sich erst im Laufe des Buches zeigen und dieses Buch vor allem für jüngere LeserInnen wenig vorhersehbar machen.
Kann die Geschichte mit Verliebt in Serie mithalten?
Das Buch endet mit einem Cliffhanger, dessen Phänomen wir ja schon aus der Verliebt in Serie Trilogie kennen. Sonja Kaiblinger hat das Talent lustige Jugendbücher zu schreiben, die tolle Ideen zur Grundlage haben, jedoch nicht allzu abgedreht sind. Es wirkt auf mich stets durchdacht und gut herausgearbeitet. Es gefällt mir, wenn Autoren wissen, wohin ihre Geschichte führen soll und genau dieses Gefühl habe ich bei ihren Büchern.
Ich bin ganz sicher nicht die Zielgruppe; die würde ich bei 11-15 Jahren einstufen. Nichtsdestotrotz habe ich unheimlich viel Spaß mit den Büchern und kann sie selten aus der Hand legen, bis ich durch bin. Auch hier sitze ich auf glühenden Kohlen, mir den zweiten Band zu kaufen.
Lust auf die Bücher machen sicher auch die Cover, die einfach nur wunderschön im Regal aussehen. Obwohl die Reihen nicht einmal im gleichen Verlag erschienen, passen sie hervorragend zusammen mit ihren pastelligen Hintergründen und den vielen kleinen Motiven. Sie sind gebunden und auch unter dem Schutzumschlag eine Freude; ich muss es einfach erwähnen, weil mir gebundene Bücher ein ganz besonderes Leseerlebnis bescheren.
Ich habe diese Reihe nun noch nicht beendet, doch ich merke schon, dass sicher die Frage aufkommt, welche Reihe man von Sonja Kaiblinger zuerst lesen sollte. Da kann ich guten Gewissens sagen: Lies beide Reihen! Lies es wie dich die Klappentexte ansprechen: Wenn du Lust auf eine Serie im Buch hast, greif zuerst zur Verliebt in Serie Trilogie, wenn dir nach witzigen Verwandlungen ist, ist diese Reihe dein erster Anlaufpunkt. Empfehlen würde ich beide guten Gewissens.
Ein kleines bisschen kann man Sonja Kaiblinger sicher mit Kerstin Gier vergleichen und du weißt, dass sie unser beider Liebling ist.
Lass dich verzaubern,
deine Daisy