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Veröffentlicht am 22.09.2023

Interessante Thematik, aber mit Schwächen

Die Formel der Hoffnung
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Da ich vor einer Weile den Film "Solange ich atme" gesehen hatte, der die Lebensgeschichte des an Polio erkrankten Robin Cavendish erzählt, hat mich das Thema interessiert, und ich wollte in "Eine Formel ...

Da ich vor einer Weile den Film "Solange ich atme" gesehen hatte, der die Lebensgeschichte des an Polio erkrankten Robin Cavendish erzählt, hat mich das Thema interessiert, und ich wollte in "Eine Formel der Hoffnung" mehr über die Entwicklung der Polioimpfung erfahren.

Das Buch zeigt, wie aufwendig und schwierig die Suche nach einem wirksamen und zugleich sicheren Impfstoff gegen Polio war. Mir war bisher nicht bekannt, wie massiv und verheerend die endemischen Polioausbrüche weltweit bis in die 1960er Jahre waren, und welche Ansätze verfolgt wurden, um die Infektionswege zu identifizieren. Ein Verdienst des Buches ist es, die Wissenschaftlerin Dorothy Horstmann, die maßgeblich an der Erforschung des Polio-Virus beteiligt war und deren Forschung entscheidend zur Entwicklung eines Impfstoffs beitrug, zu würdigen. Während Jonas Salk und Albert Sabin weltweit berühmt sind, ist Dorothy Horstmanns Name in der Öffentlichkeit nicht bekannt.

Über die medizinischen Hintergründe, die damalige Behandlung von Poliopatienten (insbesondere die Eiserne Lunge) und die wissenschaftliche Forschungsarbeit von Horstmann, Sabin, Salk, Brodie und Co. hätte ich in diesem Buch gerne mehr erfahren. Dass ein Roman keine wissenschaftliche Abhandlung ist, versteht sich, aber die Autorin bleibt so sehr an der Oberfläche, dass selbst die grundlegende Methodik der Forschergruppen im Dunkeln bleibt. Hier hätte sie den Leserinnen durchaus mehr zutrauen dürfen. Dies wäre auch den beschriebenen Tagungen und Forschertreffen zugute gekommen, da die laienhaften Dialoge der Wissenschaftler untereinander recht unglaubwürdig sind. Das ist schade, da so im Roman nicht einmal klar wird, worin genau die Schwierigkeiten beim Nachweis des Polio-Virus im Blut bestanden und warum die Entwicklung der verschiedenen Polio-Impfungen (Lebend- und Totimpfstoffe) so viel komplizierter war als die anderer Impfstoffe.

Stattdessen spricht der Roman eher die Gefühlsebene an und bedient auch einige Klischees. Die weiblichen Wissenschaftlerinnen sind mitfühlende Teamworkerinnen, denen es ums große Ganze und die Linderung des Leids geht, während die männlichen Kollegen als skrupellose, selbstverliebte, von Ehrgeiz und Konkurrenzkampf getriebene Egomanen dargestellt werden. Dass Streben nach Ruhm und Konkurrenzdenken im Wissenschaftsbetrieb weit verbreitet sind, ist sicher richtig, doch auch Frauen sind davon nicht ausgenommen, und auch männlichen Wissenschaftlern möchte ich nicht absprechen, dass ihnen das Schicksal tausender gelähmter Kinder nahegeht. Die Figuren sind hier doch recht stereotyp geraten. Die fiktive Liebesgeschichte zwischen Dorothy Horstmann und Arne Holm sowie das angebliche "Knistern" zwischen Horstmann und Sabin nehmen für mich zu viel Raum ein, und auch der Schreibstil driftet hier zuweilen ins Kitschige ab ("Ihr Herz, dieser blumengleiche Muskel, begann, seine Blütenblätter zusammenzufalten.").

Wie Lynn Cullen im Nachwort betont, handelt es sich bei diesem Buch um einen Roman und keine Biographie. Die Eckdaten aus Dorothy Horstmanns Leben und dem ihrer Kolleg
innen dienen als Grundlage für eine fiktive Geschichte, bei der sich die Autorin einige Freiheiten nimmt und viel Gewicht auf emotionale Zuschreibungen und eine Lovestory legt.
FAZIT:
Insgesamt ein unterhaltsamer und interessanter Roman über die in Deutschland weitgehend unbekannte, aber an der Erforschung des Polio-Virus entscheidend beteiligte Dorothy Horstmann. Leider geht die Autorin nur sehr vage auf die wissenschaftliche Arbeit ein und legt den Focus mehr auf Emotionen und eine fiktive Liebesgeschichte.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Hatte mir mehr erwartet

Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?
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​In meiner Jugend war "Sofies Welt" eines der beliebtesten Jugendbücher, und so war ich nun sehr gespannt auf Jostrin Gaarders "Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?", das eine Art Lebensphilisophie ...

​In meiner Jugend war "Sofies Welt" eines der beliebtesten Jugendbücher, und so war ich nun sehr gespannt auf Jostrin Gaarders "Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?", das eine Art Lebensphilisophie in Form eines offenen Briefes an seine Enkelkinder verspricht.


Gaarder mischt Anekdoten aus seinem eigenen Leben mit grundsätzlichen Gedanken zur Parapsychologie, Astronomie und Klimawandel. Das wirkt mitunter etwas unstrukturiert, insbesondere der Sinn der Kapitel zur Parapsychologie und Übernatürlichem ist mir nicht ganz klar, abgesehen davon, dass ich persönlich damit nichts anfangen kann.

Insgesamt fehlt mir in diesem Buch ein wenig die intellektuelle Tiefe und gedankliche Stringenz, auch für ein Jugendbuch. Die meisten Gedanken darin sind vielen von uns vermutlich auch schon in ähnlicher Weise durch den Kopf gegangen, was die Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen betrifft, unsere Beziehung zur Natur und dem Universum oder die Wahrscheinlichkeit intelligenten Lebens im Weltraum. Wirklich Neues habe ich durch das Buch nicht erfahren und auch keine gedanklichen Impulse erhalten, und ich bin mir auch nicht sicher, wie viel Jugendliche mit Gaarders Ausführungen anfangen können. Hier habe ich mir etwas mehr erwartet.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Inhaltlich und stilistisch gewöhnungsbedürftig

Die Wahrheiten meiner Mutter
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​Wie viele Bücher in letzter Zeit widmet sich auch "Die Wahrheiten meiner Mutter" von Vigdis Hjorth den Konflikten einer Mutter-Tochter-Beziehung.


Johanna ist vor über 30 Jahren Hals über Kopf mit dem ...

​Wie viele Bücher in letzter Zeit widmet sich auch "Die Wahrheiten meiner Mutter" von Vigdis Hjorth den Konflikten einer Mutter-Tochter-Beziehung.


Johanna ist vor über 30 Jahren Hals über Kopf mit dem Lehrer ihres Malkurses nach Amerika durchgebrannt und Künstlerin geworden, Ehe, Jura-Studium, Familie und Norwegen hinter sich lassend. Dies führte zum Bruch mit ihrer Familie, zumal sie Jahre später auch nicht zur Beerdigung ihres Vaters anreiste. Inzwischen ist Johanna eine anerkannte Malerin, die anlässlich einer Retrospektive nach Norwegen zurückkehrt und versucht, Kontakt mit ihrer Mutter aufzunehmen, die allerdings jegliche Versuche abblockt.

Bereits auf den ersten Seiten merkte ich, dass es mir sehr schwer fiel, in das Buch zu finden, da mir der Schreibstil leider überhaupt nicht liegt. Johanna lässt einen als Ich-Erzählerin an ihren Gedanken teilhaben, die sich immer wieder im Kreis drehen und sich ständig wiederholen. Hierdurch empfand ich die Erzählweise als äußerst langatmig und ermüdend. Hinzu kommt, dass mir die Protagonistin immer unsympathischer wurde und sie mich zunehmend nervte. Sie wirkt extrem egoistisch, und ich konnte an manchen Stellen mehr Verständnis für ihre Familie als für sie aufbringen. Ihre Mutter wird für Johanna zu einer regelrechten Obsession, und sie stellt seitenlange Mutmaßungen über die möglichen Gedanken und Beweggründe ihrer Mutter an und dreht sich dabei im Kreis. Vielleicht bin ich auch einfach zu pragmatisch veranlagt, um dies nachvollziehen zu können.

Obwohl mich die Thematik sehr interessiert, hat mich dieses Buch leider weder inhaltlich noch stilistisch überzeugt. 

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Bewährte Thematik mit modernen Elementen

Mucks Maus und Missjö Katz. Es kann nur einen geben!
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"Mucks Maus und Missjö Katz" von Isabel Abedi hat mich vom Cover sofort angesprochen. Die Grundthematik - zwei von Natur aus verfeindete Tiere treffen in einem Haushalt zusammen und müssen sich arrangieren ...

"Mucks Maus und Missjö Katz" von Isabel Abedi hat mich vom Cover sofort angesprochen. Die Grundthematik - zwei von Natur aus verfeindete Tiere treffen in einem Haushalt zusammen und müssen sich arrangieren - ist nicht neu, doch Isabel Abedi greift den Konflikt mit viel Kreativität und modernen Elementen auf. So ist die Menschenfamilie queer und multikulturell, was ganz selbstverständlich in die Geschichte integriert wird. Gerade diese Natürlichkeit im Umgang damit hat mir ausgesprochen gut gefallen. Etwas gezwungen fand ich hingegen, dass auch noch Veganer, Flexitarier, Pescetarier und Vegetarier vorkamen, das wirkte dann schon etwas arg didaktisch. Die beiden Kinder wachsen mit zwei Vätern auf, das Mädchen Minou hat eine französische Mutter, die Mutter des Jungen Rajo ist bereits verstorben, und einer der Väter hat persische Wurzeln. Neben Mucks Maus und Missjö Katz spielt auch die Kopflaus Stanis Laus eine wichtige Rolle, die die Geschichte mit Zitaten und Weisheiten berühmter Köpfe bereichert. Ganz nebenbei setzt sich das Buch auch mit Diskriminierung auseinander, etwa wenn einzelne Katzengeschwister wegen ihrer Optik vor die Tür gesetzt werden, oder Mucks sich darüber beschwert, dass eine neue Katze gerne in die Familie integriert wird, während eine seit Generationen im Haus lebende Maus vertrieben werden soll - oder Schlimmeres.

Die Altersempfehlung ist mit 8 Jahren angegeben, doch ich könnte mir vorstellen, dass es sich auch sehr gut zum Vorlesen ab ca. 6 Jahren eignet, wobei jüngeren Kindern sicher einige Fremdwörter erklärt werden müssen. Mein Sohn ist neun, und ihm ist das Buch bereits zu kindlich, er orientiert sich schon Richtung Jugendliteratur.

Die Geschichte wurde von Ina Hattenhauer sehr reichhaltig, ausdruckstark und lebendig illustriert. Auf jeder Buchseite befinden sich große,  durchgehend farbige Zeichnungen, die das Gelesene wunderbar unterstreichen und auch kleine Lesemuffel bei der Stange halten.

Insgesamt ein modernes, sehr gut gelungenes und unterhaltsames Kinderbuch mit wichtigen Botschaften und sehr ansprechenden Illustrationen. Lesenswert!

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Veröffentlicht am 21.09.2023

Spannender und düsterer dritter Teil

Tintenwelt 3. Tintentod
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"Tintentod" ist der dritte Band der Tintenwelt-Reihe, und es geht von Anfang an hochspannend weiter. Seit "Tintenherz" begeistert mich Cornelia Funkes lebendiger und phantasievoller Schreibstil, und auch ...

"Tintentod" ist der dritte Band der Tintenwelt-Reihe, und es geht von Anfang an hochspannend weiter. Seit "Tintenherz" begeistert mich Cornelia Funkes lebendiger und phantasievoller Schreibstil, und auch der dritte Band hält wieder viele überraschende Wendungen, Magie und kreative Einfälle parat. Besonders gut gefällt mir, dass die Figuren nun teilweise komplexer und ambivalenter werden und mehr Tiefe bekommen. In "Tintentod" spielt Meggies geliebter Vater Mo eine zentrale Rolle, die auch zu familiären Spannungen führt, da Mo hin- und hergerissen ist zwischen seiner besonderen Verantwortung gegenüber der Tintenwelt einerseits und seiner Familie andererseits, die wieder in die reale Welt zurückkehren möchte.


Nachdem Tintenblut schon deutlich heftiger als Tintenherz war, setzt sich diese Entwicklung in Tintentod fort, und ich hatte den Eindruck, dass die Reihe, die mit einem Kinder- und Jugendbuch startete, nun erwachsen wird. Die Handlung ist deutlich gewalttätiger, es gibt grausame Todesfälle, und die Grundstimmung ist generell sehr düster. Ich würde daher das Buch erst ab dem Teenager-Alter empfehlen.
Jeder Band hat mich auf seine Weise gepackt. Während im ersten der Zauber der Bücher und das Herauslesen von Charakteren im Vordergrund stand, habe ich im zweiten Teil die Tintenwelt näher kennenlernen dürfen, in die sich Meggie und Co. hineingelesen haben. Der dritte Teil war für mich der abenteuerlichste, komplexeste und spannendste. Ich bin nun sehr gespannt, wie Cornelia Funke die Reihe mit "Die Farbe der Rache" fortsetzen wird und freue mich schon sehr auf den neuen Band im Oktober!

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