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Veröffentlicht am 13.09.2023

Hatte mir mehr erwartet

Groll
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Die Kurzbeschreibung von "Groll" und der Werdegang des Autors Gianrico Carofiglio als ehemaliger Staatsanwalt und Richter machten mich sehr neugierig.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von ...

Die Kurzbeschreibung von "Groll" und der Werdegang des Autors Gianrico Carofiglio als ehemaliger Staatsanwalt und Richter machten mich sehr neugierig.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Penelope Spada erzählt, einer früheren Staatsanwältin, die aufgrund eines zunächst im Dunkeln liegenden Vorfalls vor einigen Jahren ihr Amt niederlegen musste und sich nun mehr oder weniger illegal als private Ermittlerin betätigt. Ihre aktuelle Mandantin bittet sie, den bereits zwei Jahre zurückliegenden Tod ihres Vaters, eines einflussreichen Arztes und Politikers, zu untersuchen, da sie die wesentlich jüngere zweite Ehefrau ihres Vaters in Verdacht hat, hierbei nachgeholfen zu haben. Auch wenn das Ansinnen nach dieser langen Zeit aussichtslos erscheint und keine stichhaltigen Verdachtsmomente vorliegen, sagt Spada zu, und muss sich bei ihren Nachforschungen auch ihren eigenen Dämonen aus der Vergangenheit stellen.

Die Geschichte verfolgt mehrere Erzählstränge. Neben den aktuellen Ermittlungen zum Tod des Arztes erfährt der Leser im Laufe der Geschichte mehr über den Vorfall vor fünf Jahren, der dazu führte, dass Spada ihr Amt als Staatsanwältin verlor. Zum Dritten nimmt die sich anbahnende Bekanntschaft mit einem Mann relativ viel Raum im Roman ein, wobei es sich hier um keine Romanze, sondern eine schrittweise Annäherung über zunehmend privatere Gespräche handelt.

Ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, aber mir blieb Penelope Spada bis zum Schluß fremd. Auch die Geschichte konnte mich nicht packen, sie plätscherte recht langatmig vor sich hin, und in keinem der drei Erzählstränge kam für mich Spannung auf, insbesondere der zweite verlief ernüchternd, so dass ich mich insgesamt am Schluß fragte: Und das war jetzt alles? Für einen Krimi war mir die Handlung nicht spannend genug, für einen psychologischen Roman blieben die Ausführungen zu oberflächlich, es erinnerte eher an "Küchenpsychologie". Auch die Übersetzung empfand ich stellenweise als unglücklich. So ist etwa der Ausdruck "jemanden für schuldig verurteilen" im Deutschen nicht korrekt, und die Wendung "Ich musste kichern wie ein Backfisch" klingt bei einer heute 45-jährigen Frau sehr unglaubwürdig, da dieser altertümliche Begriff seit wohl 70 Jahren nicht mehr verwendet wird. Leider blieb hier insgesamt viel Luft nach oben, sodass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Ein typischer Poirot

A Haunting in Venice
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Mit "A Haunting in Venice" legt der Atlantik Verlag passend zum Kinostart des neuen Agatha-Christie-Films die Romanvorlage "Die Halloween-Party" neu auf, mit einem ausführlichen Vorwort des Drehbuchautors ...

Mit "A Haunting in Venice" legt der Atlantik Verlag passend zum Kinostart des neuen Agatha-Christie-Films die Romanvorlage "Die Halloween-Party" neu auf, mit einem ausführlichen Vorwort des Drehbuchautors Michael Green. Das Cover ist für einen Christie-Roman außergewöhnlich gruselig und sticht definitiv ins Auge. Allerdings passt es nicht so ganz zum Inhalt des Buches, der eine recht gediegene Halloween-Party für Kinder mit Apfelschnappen und ähnlichen harmlosen Spielchen als Ausgangspunkt hat. Möglicherweise ist der Gruselfaktor des wohl recht frei mit der literarischen Vorlage hantierenden Films höher und passt besser zum makabren Titelbild.

Obwohl ich ein großer Fan von Agatha Christie bin, kannte ich diesen späten Hercule-Poirot-Fall aus dem Jahr 1969 noch nicht. Im Roman trifft man als Leser*in schnell auf alte Bekannte wie Poirots Äpfel liebende und Krimis schreibende Freundin Ariadne Oliver, und auch Superintendent Sage spielte bei einem früheren Band bereits eine Rolle. Der Fall ist wie üblich äußerst verzwickt und es macht großen Spaß, bis zum Schluß mitzurätseln, auch wenn er mich nicht ganz so sehr begeistern konnte wie andere Poirot-Romane, da er gelegentlich etwas bemüht und künstlich wirkt. Insgesamt ein lesenswerter und unterhaltsamer Poirot-Fall, aber nicht sein bester.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Ein absolutes Lieblingsbuch!

Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit
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"Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit" von G. Z. Schmidt Ist eines der schönsten Kinder- und Jugendbücher, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.

Geschickt verwebt die Autorin zwei Handlungsstränge ...

"Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit" von G. Z. Schmidt Ist eines der schönsten Kinder- und Jugendbücher, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.

Geschickt verwebt die Autorin zwei Handlungsstränge und verschiedene Zeitebenen miteinander zu einem spannenden, anrührenden und magischen Zeitreiseabenteuer. Dabei erzählt sie so lebendig, dass ich vom ersten Moment an richtig eintauchen und mit dem zwölfjährigen Adam mitfühlen konnte. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto klarer wird, wie die Geschehnisse, die Adam bei seinen einzelnen Zeitreisen in die Vergangenheit erlebt, miteinander zusammenhängen, bis sich zuletzt ein wunderbar rundes Ende ergibt.

Auf seiner Reise durch die Zeit begegnet Adam nicht nur außergewöhnlichen Menschen, sondern spürt ganz nebenbei existenziellen Fragen nach: Wer hätte sich nicht schon einmal gewünscht, Vergangenes ändern, in der Gegenwart seinen Willen durchzusetzen oder in die Zukunft sehen zu können? Doch welche Folgen würde das mit sich bringen und welche Bürden würden daraus entstehen? Und was bedeutet es, ganz im Hier und Jetzt zu leben? Auf wunderbar kluge und anschaulicher Weise hält das Buch nicht nur für Adam, sondern auch für die Leser und Leserinnen eine wichtige Erkenntnis bereit, ohne dabei jemals belehrend zu wirken.

Ein rundum lesenswertes, zauberhaft geschriebenes und virtuos konstruiertes Buch, das ich von ganzem Herzen weiterempfehlen möchte.





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Veröffentlicht am 09.09.2023

Beginnt stark, lässt dann aber deutlich nach

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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​"Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" von Sina Scherzant lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Das aus drei Teilen bestehende Buch beginnt zunächst sehr vielversprechend. Teil ...

​"Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" von Sina Scherzant lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Das aus drei Teilen bestehende Buch beginnt zunächst sehr vielversprechend. Teil 1 spielt im Jahr 2003, die Protagonistin und Ich-Erzählerin Katharina ist 14 Jahre alt und nach der Scheidung ihrer Eltern mit ihrer kleinen Schwester Nadine uns ihrer Mutter nach Dortmund gezogen. Katha ist ein angepasstes Mädchen, das versucht, alle in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen, Fehler anderer zu kompensieren und möglichst nicht aufzufallen. Sie bezeichnet sich selbst als "Lebenshandwerkerin". Ich konnte mich von Anfang an sehr gut in Kathas Gefühlswelt hineinversetzen, und wurde öfter an meine eigene Jugend erinnert. Auch der flüssige, direkte und moderne Schreibstil gefiel mir gut. Als etwas zu offensichtlich empfand ich allerdings den feministischen Tenor des Buches, der es sich zu leicht macht. Ob Zickenkrieg, der Wunsch, als Frau anderen zu gefallen oder die Angewohnheit, die Schuld an allem bei sich selbst zu suchen - die Wurzel allen Übels ist angeblich stets das Patriarchat. Alle Männer im Buch sich schwache egoistische Figuren, verantwortungslos und lächerlich. Das ist mir doch zu einfach und einseitig, und entspricht auch nicht meiner eigenen Wahrnehmung in meiner Generation, die nur wenig älter als Katha ist. Als etwas nervig empfand ich zudem, dass Kathas Prinzip der Lebenshandwerkerin immer und immer wieder betont wurde - da wäre weniger mehr gewesen.


Das Ende des ersten Teils stellt für mich einen Bruch dar, ab dem die Geschichte dann deutlich schwächer wurde. Mit dem zweiten Teil, der eine Mischung aus Tagträumen, Realitätsfluchten und Erlebtem darstellt, konnte ich so gar nichts anfangen, und das Buch zog sich hier für mich sehr in die Länge.  Teil 3, der 14 Jahre später spielt, las sich zwar wieder angenehmer, konnte mich aber inhaltlich nicht mehr greifen.

Insgesamt hatte ich mir nach einem starken Beginn deutlich mehr von diesem Buch erwartet. Es zog sich ab dem zweiten Teil zusehends in die Länge, und ich war letztlich froh, als ich durch war. Die grundsätzlich interessanten Gedanken zur Sozialisation junger Frauen und Rollenmustern wurden mir zudem zu einseitig und plakativ dargestellt. 

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Veröffentlicht am 05.09.2023

Hervorragende Hörspiel-Inszenierung

Momo - Das Hörspiel
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Zum 50. Geburtstag des Kinder- und Jugendbuchklassikers Momo von Michael Ende erscheint bei Hörbuch Hamburg/Silberfisch ein neu inszeniertes Hörspiel unter der Regie von Robert Schoen. Die Laufzeit beträgt ...

Zum 50. Geburtstag des Kinder- und Jugendbuchklassikers Momo von Michael Ende erscheint bei Hörbuch Hamburg/Silberfisch ein neu inszeniertes Hörspiel unter der Regie von Robert Schoen. Die Laufzeit beträgt 3 Stunden und 43 Minuten.

Da ich Michael Endes Bücher seit meiner Kindheit liebe, war ich richtig gespannt auf die Hörspielversion - und bin begeistert! Das Ensemble erweckt die Figuren gekonnt zum Leben und ich konnte sofort richtig in die Geschichte abtauchen. Vor allem die Stimme des Erzählers Friedhelm Ptok passt ganz hervorragend. Das Herzstück des Hörspiels ist für mich die liebevolle und differenzierte musikalische Gestaltung durch Tobias Unterberg, die das Geschehen wunderbar unterstreicht und eine ganz besondere Atmosphäre erzeugt. Man spürt, mit wie viel Liebe zum Detail, Qualität und Sorgfalt hier produziert wurde.

Mir hat dieses Hörspiel wirklich gut gefallen und ich kann es rundum weiterempfehlen.

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