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Veröffentlicht am 30.04.2024

Ein Pechvogel auf Abenteuerreise

Leif Wolffson - Total verpeilt im Eisbärenland
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Die Leseprobe um den tollpatschigen Wikingerjungen Leif Wolffson und auch das einladende Cover haben meinen Sohn und mich zunächst sehr angesprochen und wir starteten gespannt in das Abenteuer um Leif ...

Die Leseprobe um den tollpatschigen Wikingerjungen Leif Wolffson und auch das einladende Cover haben meinen Sohn und mich zunächst sehr angesprochen und wir starteten gespannt in das Abenteuer um Leif und seine tierischen Freunde, den Erpel Olaf, den Papageientaucher Toki und das Moschusrind Flora. Gut gefallen hat uns Leifs Glaube an sich selbst trotz seiner fortwährenden Missgeschicke und der Zusammenhalt der Truppe. Jeder Charakter ist auf seine Art speziell, hat seine Stärken und Schwächen, und gemeinsam sind sie ein richtig gutes Team. Die Geschichte wird auf gut 300 Seiten flott und wendungsreich erzählt und ist in 20 Kapitel unterteilt. Der Autor selbst hat das Buch mit schwarz-weißen Comiczeichnungen illustriert. Diese wirken zuweilen etwas schnell hingekritzelt und gefielen uns nicht besonders. Leifs Ungeschicklichkeit fanden wir zunächst sehr witzig und unterhaltsam, doch mit Fortschreiten der Handlung wiederholte sich das Schema zu offensichtlich und nervte zunehmend. Mein Sohn hat das Buch deswegen nur noch widerwillig zu Ende gelesen.
Positiv hervorheben möchte ich noch das Glossar am Ende des Buches, das Wissenswertes rund um die nordische Mythologie und die Wikinger vermittelt.
Insgesamt konnte uns die Geschichte um Leiff nicht begeistern, und wir werden die Reihe nicht weiter verfolgen.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Die Geschichte eines Verdingkindes und seiner Nachkommen

Martha und die Ihren
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In seinem autofiktionalen Roman schildert der Schweizer Autor Lukas Hartmann die Geschichte seiner Großmutter Martha und ihrer Nachkommen. Martha stammte aus ärmlichsten Verhältnissen und kam schon als ...

In seinem autofiktionalen Roman schildert der Schweizer Autor Lukas Hartmann die Geschichte seiner Großmutter Martha und ihrer Nachkommen. Martha stammte aus ärmlichsten Verhältnissen und kam schon als junges Mädchen nach dem frühen Tod ihres Vaters als sogenanntes Verdingkind zu einer Bauernfamilie, wo ihre Arbeitskraft zählte, sie als Mensch jedoch nie Liebe erfahren durfte. Das Gefühl der Fremdheit und der unbedingte Wunsch, finanziell abgesichert zu sein und nie wieder Not leiden zu müssen, blieben ein Leben lang in ihr, ebenso wie ihr unermüdlicher Arbeitsdrang, der ihre Unabhängigkeit sichern sollte. Das Buch zeigt eindrucksvoll, wie Marthas Erfahrungen auch die nachfolgenden Generationen prägen, und wie schwer es auch ihren Söhnen und Enkeln fällt, Nähe zuzulassen. Es hat mich zudem überrascht, wie sehr sich die familiären Konflikte und die Sprachlosigkeit zwischen den Generationen in der Nachkriegszeit in der Schweiz und Deutschland ähneln, obwohl die Schweiz im Zweiten Weltkrieg neutral geblieben war.
Leider konnte mich der Schreibstil nicht richtig fesseln. Er wirkte eher eintönig und uninspiriert, und eine echte Nähe zu den Figuren stellte sich bei mir nicht ein. Hierzu trugen auch die hin und wieder etwas abrupten Zeitsprünge bei. Als etwas unglücklich empfand ich auch die Kapitelüberschriften, die oft schon wesentliche Inhalte vorwegnahmen und so zusätzlich dazu beitrugen, dass keine richtige Spannung aufkam.
Insgesamt fand ich insbesondere Marthas Erlebnisse als Verdingkind sehr interessant und hätte speziell über diese Zeit gerne noch mehr erfahren.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Leider etwas enttäuschend

Ungeheuer lieb (Band 1)
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Die Kinderbuchautorin Sonja Kaiblinger hat mit „Ungeheuer lieb“ den Auftakt zu einer neuen Kinderbuchreihe ab 8 Jahren vorgelegt. Mein Sohn und ich waren gespannt auf die Abenteuer von Ludwig, seiner Schwester ...

Die Kinderbuchautorin Sonja Kaiblinger hat mit „Ungeheuer lieb“ den Auftakt zu einer neuen Kinderbuchreihe ab 8 Jahren vorgelegt. Mein Sohn und ich waren gespannt auf die Abenteuer von Ludwig, seiner Schwester Carla und dem geheimnisvollen Ungeheuer. Leider konnte uns beide die Geschichte nicht überzeugen. An vielen Stellen empfanden wir die Handlung als abstrus, die Charaktere als überzogen, uns fehlte der grundlegende Realitätsbezug und zuweilen auch die innere Logik, die auch in einer fantasievollen Geschichte gegeben sein sollte. Positiv war hingegen die Darstellung der Geschwisterbeziehung, denn Ludwig und Carla wurden im Laufe des Abenteuers ein eingespieltes Team, das fest zusammenhielt. Der comicartige Zeichenstil mit den übergroßen Kulleraugen traf auch nicht unseren Geschmack, zumal die Darstellungen manchmal nicht ganz zum Text passten, wie mein Sohn sofort bemerkte, und sich Bilder zum Teil wiederholen. Insgesamt wirkte das Buch etwas oberflächlich und lieblos gestrickt. Weniger gelungen fanden wir auch das allzu offene Ende – gerade ein Kinderbuch sollte meines Erachtens eine in sich abgeschlossene Kernhandlung besitzen. Dies ist hier nicht der Fall und zwingt dazu, auch den Folgeband zu kaufen. Wir werden diese Reihe dennoch nicht weiter verfolgen.

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Veröffentlicht am 26.04.2024

Volltreffer!

Nachspielzeiten
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Fans des launigen MML-Podcasts ist Lukas Vogelsang bestens bekannt, und mit „Nachspielzeiten“ liefert er nun die perfekte Einstimmung auf die bevorstehende Europameisterschaft. In sieben Kapiteln begibt ...

Fans des launigen MML-Podcasts ist Lukas Vogelsang bestens bekannt, und mit „Nachspielzeiten“ liefert er nun die perfekte Einstimmung auf die bevorstehende Europameisterschaft. In sieben Kapiteln begibt er sich auf einen bunten Streifzug durch die Geschichten, die der Fußball schreibt, sowohl auf dem Platz als auch – und vor allem – abseits davon. Er spürt den mal glänzenden, mal stillen und mal tragischen Helden von damals nach und blickt – teils mit ihnen gemeinsam – auf Schlüsselmomente zurück. Als Kind der 90er und 2000er haben mich besonders die Kapitel über Otto Rehagel, Mehmet Scholl und Paul Gascoigne angesprochen. Viele der Geschichten sind nicht neu und langjährigen Fußballfans gut bekannt, doch Lucas Vogelsang erzählt und verbindet die Anekdoten mit wunderbarem Wortwitz, sodass die Lektüre ein großes Vergnügen ist. Oftmals habe ich beim Lesen laut aufgelacht, weil Vogelsangs amüsante und messerscharfen Sprachbilder immer wieder den Nagel auf den Kopf treffen. Für Fußballfans ist dieses Buch ein absoluter Volltreffer!

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Veröffentlicht am 26.04.2024

Spannend und ergreifend zugleich!

Der Friedhofswärter
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Ron Rashs neuester Roman spielt im Jahr 1951 zur Zeit des Korea-Krieges in einem kleinen Städtchen in North Carolina. Jacob Hampton, ein junger Mann aus wohlhabendem Hause, hat gegen den elterlichen Willen ...

Ron Rashs neuester Roman spielt im Jahr 1951 zur Zeit des Korea-Krieges in einem kleinen Städtchen in North Carolina. Jacob Hampton, ein junger Mann aus wohlhabendem Hause, hat gegen den elterlichen Willen die mittellose Naomi geheiratet. Beide erwarten ein Kind, als Jacob seinen Einberufungsbefehl erhält. Da Jacobs Eltern jegliche Unterstützung verweigern, bittet Jacob seinen Jugendfreund Gant Blackburn, sich um Naomi und das Baby zu kümmern. Dieser ist durch die Folgen einer Polio-Erkrankung gezeichnet und arbeitet als Friedhofswärter – ein einsamer Beruf, der ihm jedoch den Umgang mit Menschen und deren unangenehme Blicke erspart. Als Jacob im Korea-Krieg schwer verwundet wird, nehmen die Ereignisse eine ungeahnte Wendung…

Mehr möchte ich zum Inhalt an dieser Stelle nicht verraten, nur so viel: Die Handlung verläuft in eine gänzlich andere Richtung, als ich anhand der Kurzbeschreibung erwartet hätte, und hat mich völlig überrascht! Ich konnte das Buch anschließend nicht mehr aus der Hand legen und habe es bis spät nachts in einem Rutsch verschlungen.

Ron Rashs Roman ist spannend wie ein Krimi und spiegelt die gesellschaftlichen Strukturen und Vorstellungen in den Südstaaten der 50er Jahre wider. Die soziale Kontrolle in der Kleinstadt ist groß, Klatsch und Tratsch blühen, und über Einfluss verfügt, wer Vermögen besitzt. Die Kinder haben ihr Leben nach den elterlichen Vorstellungen zu richten, individuelle Entfaltung und Selbstverwirklichung sind Fremdworte.

Die Handlung wird abwechselnd aus den Perspektiven von Jacob, Naomi und Blackburn erzählt, wobei Blackburns Anteil am größten ist. Dieser ist mir im Lauf der Geschichte durch seine ruhige, aufrichtige Art ganz besonders ans Herz gewachsen. Insbesondere im letzten Drittel hätte ich mir jedoch gewünscht, noch etwas mehr aus Jacobs Sicht zu erfahren. Er bleibt hier leider etwas blass, obwohl seine Entwicklung und inneren Konflikte besonders interessant gewesen wären.


Ron Rash gelingt es, eine unglaublich spannende Handlung mit einer sinnlichen, nahezu poetischen Schreibweise zu verbinden. Hierbei genügen ihm wenige Worte, um Stimmungen und Gefühle einzufangen, sein Stil ist präzise und frei von jeglichem Kitsch.

Mich hat dieses Buch wirklich begeistert, und ich würde sehr gerne noch mehr von Ron Rash lesen. Ich bin etwas erstaunt, dass bisher anscheinend keine weiteren Bücher von ihm in deutscher Übersetzung erschienen sind. Das ändert sich hoffentlich bald!


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