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Veröffentlicht am 27.07.2023

Tierisch gut!

Kater Chaos – Au Backe, ein Hamster!
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In "Kater Chaos - Au Backe, ein Hamster" von Katja Reidle erzählt der aufgeweckte Kater Pommes vom Leben mit seiner Menschenfamilie, die aus den Eltern Julia und Moritz und den Kindern Pauline und Jonah ...

In "Kater Chaos - Au Backe, ein Hamster" von Katja Reidle erzählt der aufgeweckte Kater Pommes vom Leben mit seiner Menschenfamilie, die aus den Eltern Julia und Moritz und den Kindern Pauline und Jonah besteht. Eines Tages bekommt die Familie Zuwachs: Der Hamster Mimi zieht ein und Pommes ist davon alles andere als begeistert. Doch er und Mimi werden schnell Freunde, und wenn es um darum geht, "ihren" Menschen zur Seite zu stehen,  halten die beiden fest zusammen. Ob ein Besuch von Paulines verwöhnter Freundin, Papas Männerabend, Jonas vergeigter Mathetest, ein drohender Streit oder Jonahs Gruselparty - die beiden sind immer für eine Überraschung gut.

Das Buch enthält viele schöne, durchgehend farbige Illustrationen von Alexandra Helm, die den Text auflockern und auch kleine Lesemuffel bei der Stange halten. Auch die Einteilung in 10 jeweils abgeschlossene Kapitel ist für Leseanfänger ab der zweiten Klasse ideal. Für jüngere Kinder ab ca. 4 Jahren eignet sich das Buch wunderbar zum Vorlesen.

Wer Lust auf ein kurzweiliges Buch über zwei sympathische und gewitzte Haustiere hat, das nette und unterhaltsame Geschichten aus dem Familienalltag bietet, ist hier genau richtig!

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Sehr konstruierter Fall

Mord auf der Insel Gokumon
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Mit "Mord auf der Insel Gokumon" erscheint nach "Die rätselhaften Honjin-Morde" der zweite Band um den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi des japanischen Autors Seishi Yokomizo erstmals auf Deutsch. Yokomizo ...

Mit "Mord auf der Insel Gokumon" erscheint nach "Die rätselhaften Honjin-Morde" der zweite Band um den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi des japanischen Autors Seishi Yokomizo erstmals auf Deutsch. Yokomizo verstarb bereits 1981, und die japanische Erstausgabe des Bandes erschien 1971.

Ich kenne den ersten Band nicht, doch da die Fälle in sich abgeschlossen sind, ist es problemlos möglich,  mit Band 2 einzusteigen.

Die leicht altertümliche Erzählweise und der aufwendig konstruierte Fall erinnern mich etwas an Agatha Christie und Arthur Conan Doyle. Doch während bei Poirot und Sherlock Holmes meist ein Ich-Erzähler zu Wort kommt und sich die Geschichten sehr vergnüglich lesen, verwendet Yokomizo eine auktoriale Perspektive. Zusammen mit seinem recht spröden Sprachstil bewirkte dies, dass ich zu allen Charakteren auf Distanz blieb und auch mit Konsuke Kindaichi nicht richtig warm wurde. Die meisten Figuren waren mir sehr unsympathisch, so dass ich nicht mit ihnen mitfühlen und tief in die Geschichte eintauchen konnte. Die Lösung des Falles erschien mir sehr abstrus und weit hergeholt, und es bleiben bei näherer Betrachtung Ungereimtheiten. Dass mir die Motive sehr abwegig erscheinen, liegt möglicherweise auch daran, dass ich mit der japanischen Kultur nicht vertraut bin.

Hilfreich war diesbezüglich der Anhang, in dem die wichtigsten japanischen Begriffe erläutert wurden. Leider wurden diese im Text des Ebooks nicht mit Links hinterlegt, was das Nachschlagen deutlich erleichtert hätte. Mir ist nicht klar, warum nach wie vor viele Verlage diese technische Möglichkeit nicht nutzen.

Wer sich das Buch lieber vorlesen lassen möchte, kann zum Hörbuch greifen, das vom Schauspieler und Sprecher Dennis Moschito mit sehr angenehmer Stimme eingelesen wurde.

Insgesamt fand ich es interessant, Einblicke in japanische Bräuche und gesellschaftliche Konventionen Ende der 1940er Jahre zu erhalten. Der Kriminalfall und der etwas umständliche Erzählstil mit vielen Wiederholungen konnten mich jedoch nicht überzeugen, und ich werde diese Reihe nicht weiter verfolgen.

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Inventur in der Lebensmitte

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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Doris Knecht hat mich mit "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" sehr berührt. Wie der Titel bereits anklingen lässt, liest sich der Roman wie eine Bestandsaufnahme der ersten Lebenshälfte, ...

Doris Knecht hat mich mit "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" sehr berührt. Wie der Titel bereits anklingen lässt, liest sich der Roman wie eine Bestandsaufnahme der ersten Lebenshälfte, die so differenziert beobachtet, vielschichtig und klug erzählt ist, dass ich das Buch wirklich verschlungen habe. Mit klarem Blick und wunderbar feinem österreichischen Humor stellt sich die Protagonistin mit Mitte 50 den Veränderungen, die mit dem Auszug der Kinder anstehen, und lässt ihre Lebensentscheidungen im  Lichte eigener Hoffnungen und Träume, elterlicher  Erwartungen und im Vergleich mit den Lebensentwürfen der Schwestern Revue passieren. Hierbei ist sie sich dessen bewusst, wie trügerisch  Erinnerungen sein können, und auch, dass in dieser Unschärfe gleichzeitig eine Chance liegt.

Ich habe mich der Protagonistin sehr nahe gefühlt, und an vielen Stellen hat sie mir einfach aus der Seele gesprochen. Ich kann das Buch nur nachdrücklich weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Krimi mit realem Hintergrund

Weißtannenhöhe
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"Weißtannenhöhe" von Christof Weiglein ist ein Kriminalroman, der durch einen realen Fall aus dem Jahr 1928 inspiriert ist, bei dem zwei Frauen auf der Weißtannenhöhe ermordet wurden. Der echte Fall wurde ...

"Weißtannenhöhe" von Christof Weiglein ist ein Kriminalroman, der durch einen realen Fall aus dem Jahr 1928 inspiriert ist, bei dem zwei Frauen auf der Weißtannenhöhe ermordet wurden. Der echte Fall wurde nie aufgeklärt. Ausgehend von den öffentlich zugänglichen Akten inklusive Vernehmungsprotokollen etc. entwirft Weiglein eine fiktive Geschichte, die hoch spannend ist und auch ein Bild der damaligen gesellschaftlichen und politischen Situation zeigt. Die Niederlage im 1. Weltkrieg ist noch präsent, die Weimarer Republik steht auf wackeligen Füßen, nationalistische Kräfte erstarken und nähren die Dolchstoßlegende, Antisemitismus breitet sich immer weiter aus. Die angespannte, von drohendem Unheil kündende Atmosphäre wird im Buch sehr gut deutlich. Auch die damaligen Ermittlungsmethoden sind interessant und rufen aus heutiger Sicht teilweise Kopfschütteln hervor, so wurden doch damals tatsächlich auch Hellseherinnen zu Rate gezogen! DNA-Abgleiche waren noch in weiter Ferne und die moderne Kriminalistik steckte noch in den Kinderschuhen. Auch das heute undenkbare Lehrerinnenzölibat wird thematisiert. Wie diese zeitgeschichtlichen Aspekte aufgegriffen wurden, fand ich besonders gelungen. Ich konnte richtig in die damalige Zeit eintauchen. Die Charaktere der Ermittler sind interessant, wenn auch bisweilen etwas eindimensional. Die Geschichte bleibt bis zum Schluß spannend und sehr unterhaltsam.

Besonders gut gefiel gefiel mir, dass Weiglein im Nachwort ausführlich auf seine Recherche eingeht und darlegt, welche Anteile des Romans der Realität entsprechen. Sehr praktisch ist, dass im Text des Ebooks die Namen der Figuren mit Links zum Personenregister hinterlegt wurden, so dass man unkompliziert nachschlagen und wieder an die richtige Textstelle zurückspringen kann. Das finde ich besonders lobenswert, da von dieser Möglichkeit noch viel zu wenig Verlage Gebrauch machen.

Insgesamt ein wirklich spannender, sehr kurzweiliger Krimi, der die Weimarer Reublik in Baden lebendig werden lässt. Ich kannte den Autor bisher nicht und werde definitiv noch weitere Bücher von ihm lesen.

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Umfassend modernisierte Lyriksammlung

Der ewige Brunnen
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Da ich mich seit meiner Schulzeit für Lyrik interessiere, war ich sehr gespannt auf die Neuausgabe von "Der ewige Brunnen". Die erste Ausgabe erschien 1955, und nach einer ersten Überarbeitung 2005 erfolgte ...

Da ich mich seit meiner Schulzeit für Lyrik interessiere, war ich sehr gespannt auf die Neuausgabe von "Der ewige Brunnen". Die erste Ausgabe erschien 1955, und nach einer ersten Überarbeitung 2005 erfolgte nun durch Dirk von Petersdorff eine grundlegende Neubearbeitung, infolge derer auch einzelne moderne Songtexte und deutlich mehr Gedichte von Frauen aufgenommen wurden.

Mit über 1200 Seiten ist ein stattliches Buch entstanden, das eine einzigartige Sammlung an Lyrik enthält. Die Gedichte sind thematisch geordnet. Im Anhang befinden sich eine alphabetische Liste der Gedichttitel und -anfänge sowie eine Autorinnenliste, sodass ein bestimmtes Gedicht oder alle enthaltenen Gedichte eines Dichters bzw. einer Dichterin schnell gefunden werden können. Das finde ich besonders praktisch. Die Idee, auch einige neuere Liedtexte mit aufzunehmen, etwa von Herbert Grönemeyer, Tocotronic oder Wir sind Helden, gefällt mir sehr gut, denn letztendlich ist der Übergang zur Dichtung fließend, und auch Bob Dylan erhielt vor wenigen Jahren den Nobelpreis für Literatur. Von Petersdorff hat einige weniger bekannte Werke großer Dichterinnen mit aufgenommen, dafür fehlen mir leider manche meiner Lieblingsgedichte wie "Blauer Abend in Berlin" von Loerke, "Fragen eines lesenden Arbeiters" und "Mein Bruder war ein Flieger" von Brecht, "Gorm Grymme" von Theodor Fontane und "Ein grünes Blatt" von Theodor Storm. Aber jeder Sammlung kann nur eine Auswahl sein, und die Neuausgabe von "Der ewige Brunnen" ist eine sehr schöne Lyriksammlung, die in der Gegenwart angekommen ist und in keinem Bücherregal fehlen sollte.

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