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Veröffentlicht am 17.03.2023

Immer noch aktuell

Das Ausgleichskind
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"Das Ausgleichskind" von Kirsten Boie erschien 1990 erstmalig und wurde nun neu aufgelegt. Ich war gespannt, ob ein Jugendbuch, das familiäre und klimapolitische Probleme thematisiert und sich ursprünglich ...

"Das Ausgleichskind" von Kirsten Boie erschien 1990 erstmalig und wurde nun neu aufgelegt. Ich war gespannt, ob ein Jugendbuch, das familiäre und klimapolitische Probleme thematisiert und sich ursprünglich eher an meine Generation richtete, nach über 30 Jahren noch funktioniert. Und ich war erstaunt, diese Frage nach der Lektüre mit klarem Ja beantworten zu können.

Margaret muss sich gegen eine Mutter behaupten, die ihre eigenen, nicht verwirklichten Wünsche auf ihre Tochter projiziert, sich gegenüber ihren Mitschüler*innen und dem Gruppenzwang innerhalb der Klasse emanzipieren und sich mit der Frage auseinandersetzen, was sie eigentlich selbst möchte. Diese Probleme des Erwachsenwerdens sind zeitlos und heute ebenso aktuell wie in meiner Jugend, auch wenn die äußeren Parameter sich inzwischen geändert haben und in einem moderneren Werk vermutlich Smartphones und soziale Medien eine Rolle spielen würden. Sehr interessant fand ich die Umweltschutzthematik im Buch. Es wird deutlich, dass auch damals die Jugend der Motor der Bewegung war und daß vieles, für das in den 80er und 90er Jahren gekämpft werden musste, heute bereits selbstverständlich ist - das macht Mut und Hoffnung, dass auch die aktuellen Proteste zu Änderungen führen werden. Allerdings zeigt es auch, dass bereits vor über 30 Jahren bekannt war, dass tiefgreifende Veränderungen nötig sind, um die Erde zu erhalten, und dass dennoch in den letzten Jahrzehnten viel zu wenig passiert ist, um dieses Ziel zu erreichen.

Die Zielgruppe des Buches würde ich aufgrund der etwas geschraubten Sprache von Akki, der 14jährigen Protagonistin und der Gesamtthematik bei ca. 12-13 Jahren aufwärts ansetzen. Das Buch ist aber auch ganz besonders für uns Eltern interessant, das es uns - auch in Erinnerung an die eigene Kindheit - Fallstricke in der Erziehung vor Augen führt. Wir wollen alle "nur das Beste" für unsere Kinder - aber wissen wir wirklich so genau, was das ist?

Fazit: Eine interessante, zeitlose Geschichte über das Heranwachsen und die Emanzipation gegenüber Ansprüchen von Außen. Lesenswert nicht nur für Jugendliche, sondern auch und gerade für Eltern!

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Veröffentlicht am 16.03.2023

Magisch und unterhaltsam

Die Geschichtenwandler − Magische Tinte
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Die 12jährige Enna beobachtet in der Buchhandlung ihrer Mutter einen Mann, der mit grüner Tinte etwas in eine teure Erstausgabe von "Große Erwartungen" von Dickens schreibt. Kurz darauf fallen ihr Veränderungen ...

Die 12jährige Enna beobachtet in der Buchhandlung ihrer Mutter einen Mann, der mit grüner Tinte etwas in eine teure Erstausgabe von "Große Erwartungen" von Dickens schreibt. Kurz darauf fallen ihr Veränderungen in London auf - so sind etwa plötzlich alle Taxis rot und Statuen verändern sich. Seltsamerweise scheint das niemandem außer ihr und ihrer Großmutter Grams aufzufallen, die einen immer verwirrteren Eindruck macht. Enna beginnt, der Sache nachzugehen und stößt dabei auf die geheime Emerald Ink Gesellschaft und den mysteriösen Quillon Fable...

Der direkte und lebendige Schreibstil des Buches gefiel mir auf Anhieb, und auch die skurrile Grams und die intelligente, natürliche und mutige Enna waren mir sehr sympathisch. Die Geschichte ist spannend und wendungsreich bis zum überraschenden Schluß und Enna lernt im Laufe der Geschichte viel dazu - über Freundschaft, Vertrauen, Macht, Magie und auch über sich selbst.

Die Altersempfehlung ab 11 Jahren würde ich keinesfalls unterschreiten, da die Zitate von Burns, Shakespeare u.a. sowie die Gesamtthematik mir für jüngere Kinder zu komplex erscheinen.

Abgesehen von ein paar logischen Ungereimtheiten v.a. in der Szene in der British Library eine runde, sehr unterhaltsame magische Geschichte und ein gelungener Auftakt zur Trilogie!

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Veröffentlicht am 16.03.2023

Urkomisch und sehr unterhaltsam

Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren
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"Sie haben ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren" ist der erste Roman von Sybille Bullatschek, der fiktiven schwäbischen Pflegekraft, hinter der die  Comedienne Ramona Schukraft steckt. Ich kannte sie bereits ...

"Sie haben ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren" ist der erste Roman von Sybille Bullatschek, der fiktiven schwäbischen Pflegekraft, hinter der die  Comedienne Ramona Schukraft steckt. Ich kannte sie bereits aus der Sendung "Ladies Night" und war sehr gespannt auf das Buch.

Darin beschreibt Sybille Bullatschek pointiert und mit sehr viel Humor ihren Alltag im Haus Sonnenuntergang - und da ist einiges los! Angefangen beim neuen Chef, der das Heim als Business Company im Health Care Sektor aufstellen möchte, über die verschiedensten Typen an Kolleginnen, die man als Leser*in auch gleich so oder so ähnlich aus dem eigenen Berufsleben kennt (unabhängig vom Berufsfeld), und natürlich die Senioren, die alle ganz schön auf Trab halten. Hierbei gelingt es der Autorin, auf komödiantische Art auch auf die Missstände im Pflegesystem hinzuweisen, wie Profitorientierung und Personalnotstand. Im gesamten Buch spürt man große Zuneigung zum Pflegeberuf und Respekt gegenüber der Leistung der Pflegekräfte.

Mich hat das Buch ganz hervorragend unterhalten, und ich habe sehr viel gelacht, weil die Situationen einfach herrlich komisch und teilweise skurril waren. Ich mochte den schwäbisch durchsetzten Schreibstil sehr und konnte mir Sybille und ihren Alltag lebhaft bildlich vorstellen.

Ein kurzweiliges, abwechslungsreiches Lesevergnügen mit viel Witz und Tempo und sicher auch ein sehr schönes Geschenk für jeden, der in der Pflege tätig ist!

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Berührend, schockierend und herausragend geschrieben

Unsichtbar
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"Unsichtbar" ist ein sehr erschütternder Roman über einen namenlosen Jungen, der in der Schule gemobbt wird. Er zieht sich immer weiter zurück, flüchtet sich in seine Welt der Comics und Superhelden. Je ...

"Unsichtbar" ist ein sehr erschütternder Roman über einen namenlosen Jungen, der in der Schule gemobbt wird. Er zieht sich immer weiter zurück, flüchtet sich in seine Welt der Comics und Superhelden. Je länger die Schikanen durch den Mitschüler anhalten, desto hilfloser, verzweifelter und einsamer wird er.

Der Roman macht deutlich, dass nicht allein der Mobber sich schuldig macht, sondern im selben Maße alle, die wegsehen und nichts unternehmen. Und dass dieses Wegsehen für den Gemobbten ebenso schmerzhaft sein kann wie das Mobbing selbst.

Die einzelnen Kapitel des Buches bestehen aus vielen kleinen Unterabschnitten, in denen die Perspektive immer wieder zwischen dem namenlosen gemobbten Jungen als Ich-Erzähler und einem auktorialen Erzähler wechselt, der den Fokus abwechselnd auf eine der Figuren legt, etwa den gemobbten Jungen, seine Freunde, den Mobber oder eine Lehrerin. Diese häufigen Perspektivwechsel und ein ungewöhnlicher, aber äußerst interessanter Schreibstil machen für mich den besonderen Reiz des Buches aus. Moreno findet sehr eindringliche und berührende Worte, und es gab Passagen, bei denen ich während des Lesens Tränen in den Augen hatte, und das passiert mir eigentlich nie. Da ich in der Grundschulzeit selbst Mobbing erlebt habe, konnte ich mich sehr gut in den Jungen einfühlen und weiß, dass lebenslang Narben zurückbleiben.

Das Buch hat mich sehr bewegt und es ist wirklich großartig geschrieben. Sollten weitere Bücher von Eloy Moreno auf Deutsch erscheinen, werde ich sie mit Sicherheit lesen, da mich der Stil des Autors begeistert hat.

Ich möchte jedem empfehlen, dieses ergreifende Buch zu lesen, und ich könnte mir "Unsichtbar" sehr gut auch als Klassenlektüre ab der 9. Klasse vorstellen.

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Veröffentlicht am 13.03.2023

Herrlich komisch und zugleich tiefgründig

Frankie
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"Frankie" ist das neueste Buch des erfolgreichen Autorenduos Maxim Leo und Jochen Gutsch ("Es ist nur eine Phase, Hase"). Der streunende Kater Frankie trifft darin zufällig auf Richard Gold, der gerade ...

"Frankie" ist das neueste Buch des erfolgreichen Autorenduos Maxim Leo und Jochen Gutsch ("Es ist nur eine Phase, Hase"). Der streunende Kater Frankie trifft darin zufällig auf Richard Gold, der gerade dabei ist, sich das Leben zu nehmen, als Frankie in sein Leben tritt und sich bei ihm einquartiert. Mit dem depressiven Gold, dessen Vorgeschichte im Laufe des Buchs anklingt, verbindet ihn bald eine außergewöhnliche Freundschaft, in der beide füreinander Verantwortung übernehmen - oder wie Frankie feststellt: "So ein Mensch macht Arbeit!"

Mal vorwitzig-frech, mal nachdenklich und melancholisch, zeigt uns der Kater seine Sicht auf die Welt und die seltsamen Angewohnheiten der Menschen. Trotz des lockeren Schreibstils, Frankies unbekümmerter Art und vieler urkomischer Passagen gibt der Roman ganz selbstverständlich auch ernsten Themen wie Tod, Trauer und Depressionen Raum, die ebenso zum Leben gehören wie Freundschaft, Liebe, Freude und Glücksmomente.

So wunderbar die Geschichte bereits an sich ist, zeigt sie ihre volle Stärke in der Hörbuchversion. Matthias Matschke spricht die einzelnen Figuren so facettenreich, nuanciert und mit so viel Kreativität und Spielfreude, dass es ein reines Vergnügen ist, dem Hörbuch zu lauschen. Die einzelnen Charaktere werden dadurch richtig lebendig, und neben dem herrlich liebenswert-forschen Frankie sind allein schon der muskulöse Eichkater und die Tierärztin Anna Kumerowa so genial vertont, dass man an diesem Hörbuch eigentlich nicht vorbeikommt. Ein wirklich großes Hörvergnügen!

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