Profilbild von SimoneF

SimoneF

Lesejury Star
online

SimoneF ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SimoneF über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2023

Interessante Gedanken zur Schwerkraft im Leben

Schwerelos
0

"Schwerelos - wie das Leben leichter wird" ist das neue Buch von Samuel Koch. Der ehemalige passionierte Kunstturner verunglückte 2010 bei einer spektakulären Wette in "Wetten dass?" und ist seither halsabwärts ...

"Schwerelos - wie das Leben leichter wird" ist das neue Buch von Samuel Koch. Der ehemalige passionierte Kunstturner verunglückte 2010 bei einer spektakulären Wette in "Wetten dass?" und ist seither halsabwärts gelähmt. Trotz seiner schweren Erkrankung absolvierte er ein Schauspielstudium und ist heute Ensemblemitglied am Nationaltheater Mannheim.

In seinem aktuellen Buch reflektiert er über die Schwerkraft und verbindet physikalische Gesetzmäßigkeiten mit metaphysischen und psychologischen Gedanken. Auch religiöse Aspekte fließen immer wieder ein, da Samuel Koch bekennender Christ ist. Er spürt der Frage nach, woher die Schwere in unserem Leben kommt, wie wir die Schwerkraft im physikalischen und im übertragenen Sinne überwinden können und welchen Sinn die Schwere in unserem Leben hat. Neben persönlichen Erfahrungen und Gedanken streut Samuel Koch immer wieder Zitate bekannter Persönlichkeiten oder aus der Bibel ein. Auch Fachleute wie eine Therapeutin oder ein Ethikprofessor kommen zu Wort. Das Buch besteht aus 20 Kapiteln und ist dank vieler Illustrationen, Textboxen und einfarbiger Akzente in blau sehr übersichtlich gestaltet. Der Text ist locker und unterhaltsam geschrieben, mit der Samuel Koch eigenen Mischung aus Selbstironie und Humor. Einzelne illustrierte Seiten sind für Einträge des Lesers bzw. der Leserin bestimmt und laden zur Selbstreflexion anhand des Gelesenen ein.

Beim Lesen war ich beeindruckt davon, wie unbeirrbar Samuel Koch seine körperlichen Grenzen austestet und überwindet. Auch seine Lebensfreude und die mentale Stärke, die er vermittelt, sind inspirierend. Sicherlich waren mir einige Gedanken des Buches nicht neu und manches ist eher allgemein gehalten, dennoch konnte ich einige interessante Aspekte aus dem Buch für mich mitnehmen. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der Lust hat, sich auf einen abwechslungsreichen Ratgeber und gedankliche Parallelen zwischen Physik und Metaphysik einzulassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2023

Packender historischer Thriller

Fünf Winter
0

Joe McGrady, ein ehemaliger Armysoldat und Detective beim Police Departement auf Hawaii, wird 1941 zum Ort eines grausamen Verbrechens an einem jungen Mann gerufen. Die jahrelange unerbittliche Jagd nach ...

Joe McGrady, ein ehemaliger Armysoldat und Detective beim Police Departement auf Hawaii, wird 1941 zum Ort eines grausamen Verbrechens an einem jungen Mann gerufen. Die jahrelange unerbittliche Jagd nach dem Mörder bringt McGrady selbst in Lebensgefahr und führt ihn mitten in den Wirren des 2. Weltkrieges von Hawaii nach Hongkong und Japan.

Der Schreibstil ist fesselnd und packend von der ersten bis zu letzten Zeile, und ich konnte mir die Handlung, Schauplätze und Charaktere lebhaft vorstellen. Joe McGrady ist ein integrer und sympathischer Charakter, mit dem ich richtig mitfiebern konnte, und auch die weiteren Figuren sind eindrücklich und glaubhaft gezeichnet.

Während des Lesens wurde mir bewusst, wie wenig ich über den zweiten Weltkrieg im asiatisch-pazifischen Raum wusste, und ich habe mehrfach kurz unterbrochen und einige historische Zusammenhänge nachgelesen, um die Handlung in allen Details zu verstehen. Da ein großer Teil des Romans in Japan spielt, lernt man ganz nebenbei auch einiges über die japanische Kultur. Dieser ungewöhnliche geschichtliche und kulturelle Hintergrund verleiht diesem Thriller einen ganz besonderen Charakter und macht ihn für mich zu einem absoluten Highlight.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2023

Göttliches Lesevergnügen!

Loki - Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht)
0

Als ich über den Titel "Loki - wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht) stolperte und das witzige und farbenfrohe Cover sah, musste ich mir das Buch unbedingt genauer ...

Als ich über den Titel "Loki - wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht) stolperte und das witzige und farbenfrohe Cover sah, musste ich mir das Buch unbedingt genauer ansehen, da der Titel für ein Kinder- und Jugendbuch doch sehr ungewöhnlich ist und eine kreative Idee versprach.

Loki, eine nordische Gottheit und ein echter Luftikus, fällt bei Odin in Ungnade, da er einer anderen Göttin einen üblen Streich gespielt hat. Nun muss er zur Strafe für einen Monat in Gestalt eines elfjährigen Jungen auf die Erde und dort genügend Tugendpunkte sammeln, um wieder zu den Göttern zurückkehren zu dürfen. Als Aufpasser begleiten ihn Heimdall und Hyrrokkin als Eltern und Thor als sein Bruder. Seine Erlebnisse auf der Erde muss Loki in einem magischen Tagebuch niederschreiben, das eine Simulation Odins darstellt und Loki sofort korrigiert, wenn er es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt.

Diese Tagebucheinträge Lokis bilden das Buch und werden durch Odins Berichtigungen ergänzt, die in umstrichelten Textboxen in den Text eingefügt sind. Daneben ergänzen immer wieder kleine comicartige Zeichnungen die Geschichte. Das Setting und der humorvolle Schreibstil haben meinen Sohn und mich auf Anhieb begeistert. Lokis Einträge und Erlebnisse sind einfach herrlich komisch. Er muss sich nicht nur mit irdischen Dingen des 21. Jahrhunderts auseinandersetzen (Smartphone, Auto,...), sondern auch mit den Strapazen des Schülerlebens, und gerät dabei regelmäßig von einem Schlamassel ins nächste, sehr zum Nachteil seines Tugendscores.

Der Autorin ist ein sprachlich und inhaltlich abwechslungsreiches, intelligentes und gewitztes Buch gelungen, an dem ich auch als Erwachsene großen Spaß hatte. Wir konnten das Buch nicht mehr weglegen und haben es in einem Rutsch durchgelesen. Eine absolute Leseempfehlung - wirklich göttlich!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.02.2023

Hervorragend illustriertes Jugendbuch

KoboldKroniken 1. Sie sind unter uns!
2

Die Koboldchroniken unterscheiden sich in ihrer Aufmachung deutlich von allen Jugendbüchern, die ich bisher kenne. Sie sind angelegt als Skizzenbuch des Protagonisten Dario und bestehen somit aus einem ...

Die Koboldchroniken unterscheiden sich in ihrer Aufmachung deutlich von allen Jugendbüchern, die ich bisher kenne. Sie sind angelegt als Skizzenbuch des Protagonisten Dario und bestehen somit aus einem Mix an Zeichnungen, Comicelementen, Fotografien, aufwändigen Illustrationen und "eingeklebten" Dingen. Diese grafische Gestaltung ist absolut einzigartig in ihrer Kreativität, Originalität und Liebe zum Detail und unglaublich gut gemacht. Der Text der Geschichte ist teils kreuz und quer zwischen die Illustrationen eingefügt, mal comicartig mit Sprechblasen, mal erläuternd integriert in die Grafik, und mal als längere Textpassage.

Sprachlich bedient sich die Geschichte der aktuellen Jugendsprache, was insbesondere zu Anfang stark ausgereizt wird und etwas bemüht und gekünstelt wirkt. Im Laufe des Buches bessert sich dies jedoch. Die Charaktere, insbesondere der Umpf, sind liebenswert und originell.

Im Buch spielt immer wieder eine App eine Rolle, und entsprechend existiert auch eine echte ergänzende App zum Buch. Das Buch eignet sich meines Erachtens besonders für Leser*innen, die sich für Augmented Reality, Apps und Social Media begeistern können und hier aktuelle Trends verfolgen. Die Altersempfehlung empfinde ich daher mit 9 Jahren auch als etwas zu niedrig, insbesondere, da der Protagonist bereits die 7. Klasse besucht. Mein Sohn (9) konnte mit dem Buch daher noch nicht so viel anfangen, da er zu Social Media etc. keinen Bezug hat und diese auch bei uns zuhause keine Rolle spielen. Auch die zahlreichen eingebauten Filmzitate sind ihm noch fremd. In ein paar Jahren hätte er sicher mehr davon.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.02.2023

Herausragend, aber schonungslos

Young Mungo
0

Young Mungo ist ein sehr düsterer, schmerzhafter und schonungsloser Roman, der unter die Haut geht und den ich sicher lange nicht vergessen werde.

Douglas Stuart erzählt in zwei zeitlich versetzten Handlungssträngen. ...

Young Mungo ist ein sehr düsterer, schmerzhafter und schonungsloser Roman, der unter die Haut geht und den ich sicher lange nicht vergessen werde.

Douglas Stuart erzählt in zwei zeitlich versetzten Handlungssträngen. Der zweite spielt wenige Monate vor dem ersten und läuft auf den Anfang des ersten zu, so dass sich während des Lesens immer mehr Puzzleteile ineinander fügen.

Der Slang Glasgows wird im Deutschen durch eine  norddeutsch geprägte Umgangssprache wiedergegeben. Hier eine passende Übersetzung zu finden, ist sicher nicht einfach, und ich finde sie bis auf das Wort "lütte", das stets wie ein Fremdkörper wirkt, durchaus gelungen.

Der Schreibstil ist eindringlich, oft bildhaft, mit einem genauen Blick für Details und so berührend, dass ich Mungo und alle anderen Charaktere, seine Lebensumstände und das Wohnumfeld lebhaft und eindrücklich vor Augen hatte. Das Buch wechselt von zarten, sanften Momenten, die wie Inseln der Wärme und des Trosts in Mungos von Gewalt, toxischer Männlichkeit und Einsamkeit geprägter Welt wirken, zu Schilderungen kaum vorstellbarer grausamer Ereignisse. Auch wenn diese oft nur angedeutet werden, war das beim Lesen für mich stellenweise schwer auszuhalten. Das Ende kam unerwartet schnell, für mich zu schnell.

Mungos Leben wirkte auf mich unendlich weit entfernt, und ich musste mir immer wieder fassungslos vergegenwärtigen, dass wir ungefähr gleich alt sind und ich zur selben Zeit wie der Protagonist aufgewachsen bin, in einer völlig anderen Welt, aber doch beide mitten in Europa.

Das Buch hat mich sehr berührt und wird sicher zu denen gehören, die mir heuer ganz besonders im Gedächtnis bleiben. Es ist großartig geschrieben und ein außergewöhnlich intensiver Roman. Ich empfehle das Buch unbedingt weiter, jeder Leserin sollte aber darauf gefasst sein, dass Gewalt zwischen Jugendbanden, häusliche Gewalt, Vergewaltigungen und durch Homophobie motivierte Gewalt thematisiert werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere