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Veröffentlicht am 20.04.2023

Sehr anschaulich und hervorragend geschrieben

Diesseits der Mauer
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Das Sachbuch "Diesseits der Mauer" von Katja Hoyer verspricht "eine neue Geschichte der DDR 1949 - 1990", und holt hierzu etwas weiter aus: Das ersten beiden Kapitel beginnen bereits mit dem Zeitraum 1918 ...

Das Sachbuch "Diesseits der Mauer" von Katja Hoyer verspricht "eine neue Geschichte der DDR 1949 - 1990", und holt hierzu etwas weiter aus: Das ersten beiden Kapitel beginnen bereits mit dem Zeitraum 1918 - 1945 bzw. 1945 - 1949, um wichtige Zusammenhänge und Voraussetzungen zu erfassen.

Konzeptionell geht die Autorin, die selbst in der DDR aufgewachsen ist, ganz neue Wege, da sie die meisten der chronologisch angeordneten Kapitel mit den Erlebnissen von Zeitzeugen beginnt bzw. durchsetzt. Bei diesen handelt es sich vor allem um gewöhnliche DDR-Bürger, Arbeiterinnen, Soldaten, Lehrerinnen etc., doch auch bekannte Persönlichkeiten kommen zu Wort. Katja Hoyer stützt sich hierzu laut Vorwort auf Interviews, Briefe und Aufzeichnungen.

Diese Vorgehensweise macht für mich den besonderen Reiz und die große Stärke dieses Buches aus. Sie stellt den Menschen in den Mittelpunkt, anstatt die Geschichte der DDR nur anhand trockener politischer und ökonomischer Details abzuhandeln und sich auf Mauer und Stasi zu fokussieren. Vielmehr nehmen die Lebensumstände und der Alltag der DDR-Bürger*innen einen zentralen Platz ein und das politische und wirtschaftliche Geschehen wird durch die Zeitzeugenberichte unmittelbar greifbar. Der Schreibstil ist so wunderbar flüssig und eingängig, dass sich das Buch sehr anschaulich und abwechslungsreich liest und ich stellenweise wie in einen Roman eintauchen konnte.

Ich bin mit Anfang 40 zu jung, um die DDR als Westdeutsche noch bewußt wahrgenommen zu haben und zu alt, um in der Schule in Geschichte eine ausführliche Auseinandersetzung mit der DDR erfahren zu haben. Durch Katja Hoyers Buch habe ich einiges hinzugelernt und konnte mir eine bessere Vorstellung vom Leben in der DDR machen. Genau diese Bücher braucht es, um in Deutschland sachlich, fundiert und gründlich recherchiert ein ganzheitliches Verständnis der DDR zu entwickeln und zur Verständigung zwischen Ost und West auf Augenhöhe beizutragen.

Ein wichtiges und rundum empfehlenswertes Buch!

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Veröffentlicht am 20.04.2023

Sehr lesenswertes Buch über die Auswirkungen plötzlichen Reichtums

In unseren Kreisen
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Der Schriftsteller Nikolai und die Museumskuratorin Tatjana leben mit ihrer 10jährigen Tochter Marie in einer sanierten 60qm Altbauwohnung in einem gentrifizierten und angesagten Viertel. Das Geld reicht ...

Der Schriftsteller Nikolai und die Museumskuratorin Tatjana leben mit ihrer 10jährigen Tochter Marie in einer sanierten 60qm Altbauwohnung in einem gentrifizierten und angesagten Viertel. Das Geld reicht gerade so, um ein angenehmes Leben zu führen, als sie die Nachricht vom Tod von Tatjanas Tante erhalten. Diese vererbt Tatjana eine Villa nebst großzügigem Barvermögen, und der plötzliche Reichtum verändert alles...

Messerscharf seziert Oswald das Leben der gutsituierten Großstadthipster. Die Gehälter reichen nicht, um sich wie die Elterngeneration den Traum vom Eigenheim zu erfüllen, aber sie ermöglichen einen akademisch-aufgeklärten, bewussten Lebensstil, der auch ein gesellschaftliches Statement ist: Man kauft lokal und fair, lebt möglichst vegan und nachhaltig, ohne dabei die eigene Komfortzone zu verlassen, und fühlt sich moralisch überlegen, da Geld nicht alles ist.

Die plötzliche Erbschaft öffnet nun das Tor in eine neue Welt mit eigenen Codes und Möglichkeiten, und insbesondere Tatjana lernt schnell, diese einzusetzen. Der unerwartete Reichtum verändert unaufhaltsam und tiefgreifend Leben, Umfeld und Verhalten von Nikolai und Tatjana. Die Milieustudie des Reichenviertels ist wunderbar pointiert, Schein und Sein driften auseinander, und auch Tatjana und Nikolai biegen sich die Wahrheit komfortabel zurecht, belügen sich selbst und kommen immer mehr in ihrer neuen Welt an.

Oswald Blick für Details und der mitunter scharfzüngige Schreibstil sind einfach herrlich hintergründig und wunderbar zu lesen. Oswald trifft den Nagel auf den Kopf, blickt hinter scheinheilige Fassaden und hält auch dem Leser den Spiegel vor, der sich fragen muss, wie er sich in einer entsprechenden Situation verhalten würde.

Ein wirklich lesenswertes Buch, das zum Nachdenken anregt!

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Krimi mit schwieriger Protagonistin

30 Tage Dunkelheit
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Hannah ist Schriftstellerin mit hohem literarischen Anspruch, überschaubarem Leserkreis und aktueller Schreibblockade und blickt auf den erfolgreichen Bestsellerautor Jörn und dessen leichte Krimikost ...

Hannah ist Schriftstellerin mit hohem literarischen Anspruch, überschaubarem Leserkreis und aktueller Schreibblockade und blickt auf den erfolgreichen Bestsellerautor Jörn und dessen leichte Krimikost herab. Auf einer Buchmesse kommt es vor Publikum zum Eklat zwischen den beiden und Hannah behauptet vollmundig, innerhalb eines Monats einen besseren Krimi als Jörn zu schreiben. Nun muss sie zu ihrer unüberlegten Aussage stehen und binnen 30 Tagen liefern. Hierzu schickt sie ihr Lektor in ein abgeschiedenes Dorf nach Island. Kaum ist sie dort angekommen, kommt ein junger Mann ums Leben, und sie befindet sich mitten in einem echten Mordfall....

Der Schreibstil ist flüssig und schnörkellos, und das Buch hat mich zunächst durch einige trocken-humorvolle Passagen für sich eingenommen.

Die Protagonistin Hannah ist herablassend, egozentrisch, eingebildet, gefühlskalt und stößt ihre Mitmenschen ständig vor den Kopf. An einer Stelle im Buch heißt es "Niemand mag eine sympathische Hauptfigur in einem Krimi.", und diesem Ratschlag scheint die Autorin überaus konsequent gefolgt zu sein. Leider gelingt es mir dadurch nur schwer, mit Hannah mitzufühlen und mich in sie hineinzuversetzen. Auch viele weitere Personen, denen Hannah in Island begegnet, sind wenig einnehmend und erreichen mich emotional nicht, so dass mich das Buch seltsam kalt lässt. Da die meisten Dorfbewohnerinnen als verschlossen und ruppig dargestellt werden und Hannahs mangelnde Sozialkompetenz ihr den Zugang zu den Menschen zusätzlich erschwert, stößt sie bei ihren Nachforschungen auf eine Mauer des Schweigens und tritt lange auf der Stelle.

Der Roman an sich ist spannend und wendungsreich geschrieben und die Auflösung sehr überraschend, so dass man wirklich bis zum Schluß miträtseln kann.

Insgesamt konnte der Krimi meine hohen Erwartungen leider nicht erfüllen und ich blieb mit der Geschichte und den Protagonist
innen auf Distanz.

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Wunderbar!

Das Café ohne Namen
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Robert Simon ist Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt in Wien. Er pachtet eine leerstehende Gastwirtschaft gegenüber dem Markt und eröffnet dort sein eigenes Café, bei dem es sich eher um eine ...

Robert Simon ist Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt in Wien. Er pachtet eine leerstehende Gastwirtschaft gegenüber dem Markt und eröffnet dort sein eigenes Café, bei dem es sich eher um eine Kneipe handelt. Die Gäste sind einfache Leute aus dem Viertel, Arbeiterinnen aus der Textilfabrik, Bauarbeiter, Marktleute, ältere Damen, junge Leute, Obdachlose und Künstler. Sie streiten sich, betrinken sich, spielen Karten, plaudern miteinander und hängen ihren Träumen nach.

Robert Seethaler erschafft mit seiner schnörkellosen, beinahe nüchternen Schreibweise eine präzise Miliestudie der einfachen Leute des recht armen Viertels um den Karmelitermarkt in den 60er und 70er Jahren. Mt wenigen Worten und einem zauberhaften Blick fürs Detail werden die Figuren und die Atmosphäre des Aufbruchs lebendig und das Existenzielle zeigt sich mitunter ganz beiläufig. Besonders angetan haben es mir die Kapitel, in denen die Gespräche der beiden älteren Damen wiedergegeben sind.

Ein leiser, berührender Roman und unbedingt lesenswert!

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Packender Psychothriller

Erinnere dich!
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"Erinnere Dich!" von Max Reiter ist ein richtig packender Thriller mit interessanten psychologischen Aspekten: Wie verlässlich sind unsere Erinnerungen und wodurch werden sie beeinflusst? Inwieweit dürfen ...

"Erinnere Dich!" von Max Reiter ist ein richtig packender Thriller mit interessanten psychologischen Aspekten: Wie verlässlich sind unsere Erinnerungen und wodurch werden sie beeinflusst? Inwieweit dürfen wir unserer Erinnerung trauen?

Der Schreibstil ist direkt, schnörkellos und sehr angenehm zu lesen. In den Hauptcharakter Arno Seitz konnte ich mich von Anfang an gut einfühlen, und die Entwicklung, die er im Buch durchmacht, war sehr gut nachvollziehbar. Besonders positiv fand ich, dass der Thriller ganz ohne blutrünstige Momente und Gewaltexzesse auskommt und sehr realistisch wirkte. Ich hatte bis zum Schluß das Gefühl, dass eine derartige Geschichte tatsächlich so ähnlich passieren könnte. Das Buch war von der ersten bis zur letzten Seite hochspannend und ich habe bis zum Schluß mitgerätselt.

Sehr gut gefielen mir die wiederkehrenden Bezüge zu "Das verrräterische Herz" von Edgar Alan Poe, dem Meister des Unterbewussten, der sich in seinen Werken ebenfalls mit der Frage von Schuld und Unschuld und deren psychischen Auswirkungen befasste.

Fazit: Ein toller und intelligenter Psychothriller, den ich allen empfehlen kann, die Lust auf Hochspannung ohne Blut und Gewalt haben.

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