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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2023

Wunderbares Hörvergnügen

Loki 1: Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht)
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Loki, eine nordische Gottheit und ein echter Luftikus, fällt bei Odin in Ungnade, da er einer anderen Göttin einen üblen Streich gespielt hat. Nun muss er zur Strafe für einen Monat in Gestalt eines elfjährigen ...

Loki, eine nordische Gottheit und ein echter Luftikus, fällt bei Odin in Ungnade, da er einer anderen Göttin einen üblen Streich gespielt hat. Nun muss er zur Strafe für einen Monat in Gestalt eines elfjährigen Jungen auf die Erde und dort genügend Tugendpunkte sammeln, um wieder zu den Göttern zurückkehren zu dürfen. Als Aufpasser begleiten ihn Heimdall und Hyrrokkin als Eltern und Thor als sein Bruder. Seine Erlebnisse auf der Erde muss Loki in einem magischen Tagebuch niederschreiben, das eine Simulation Odins darstellt und Loki sofort korrigiert, wenn er es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt.

Das Setting und der humorvolle Erzählstil haben meinen Sohn und mich auf Anhieb begeistert. Lokis Einträge und Erlebnisse sind einfach herrlich komisch. Er muss sich nicht nur mit irdischen Dingen des 21. Jahrhunderts auseinandersetzen (Smartphone, Bowling...), sondern auch mit den Strapazen des Schülerlebens, und gerät dabei regelmäßig von einem Schlamassel ins nächste, sehr zum Nachteil seines Tugendscores.

Nachdem wir bereits das Buch "Loki - wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht)" absolut genial fanden, waren wir nun sehr gespannt auf die Umsetzung als Hörbuch, insbesondere, da der Text im Buch immer wieder durch comicartige Zeichnungen ergänzt wird.
Das Ergebnis hat uns absolut begeistert! Die Comics werden im Hörbuch perfekt als textlich Umschreibung in die Geschichte eingebunden, und der Sprecher Stefan Kaminski liest die einzelnen Figuren so  nuanciert und voller Spielfreude, dass man eher das Gefühl hat, einem Hörspiel als einem Hörbuch zu lauschen. Er verleiht jedem Charakter eine unverwechselbare Note und macht das Hörbuch zu einem
göttlichen Vergnügen! Eine absolute Hörempfehlung!

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Veröffentlicht am 23.03.2023

Wahrheit und Fiktion

Melody
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Leider kann ich die Begeisterung über diesen Roman nicht teilen.

Der Schreibstil ist eingängig und leicht zu lesen, aber konventionell. Stotz in seiner selbstgefälligen Altherrenart und dekadenten Lebensweise ...

Leider kann ich die Begeisterung über diesen Roman nicht teilen.

Der Schreibstil ist eingängig und leicht zu lesen, aber konventionell. Stotz in seiner selbstgefälligen Altherrenart und dekadenten Lebensweise blieb mir fremd und unsympathisch und es gelang mir nicht, mit ihm mitzufühlen, so dass mich die Geschichte nicht bewegen konnte. Tom und Laura bleiben blasse und schwache Charaktere, ihre Liebesgeschichte wirkt vorhersehbar und klischeehaft. Die ausufernde Erwähnung diverser Mahlzeiten und Alkoholika empfand ich als ermüdend und den ständigen Alkoholkonsum als äußerst befremdlich.

Nachdem die ersten beiden Drittel des Romans eher vor sich hin plätscherten, nahm die Geschichte im letzten Drittel an Fahrt auf und bot einige überraschende Wendungen, die aber leider etwas routiniert heruntererzählt wirkten.

Die Grundgedanken des Romans über Wahrheit und Fiktion, und die Frage, welches Bild nach dem Tod eines Menschen bleibt und wie dieses gezielt beeinflusst wird, sind durchaus interessant. Da sich unsere Identität über unsere Erfahrungen und Beziehungen und damit letzlich unsere Erinnerungen definiert, lässt sie sich auch durch die Fiktion von Erinnerungen beeinflussen, wenn wir diese selbst verinnerlichen. Die Fiktion verändert so nicht nur die Außendarstellung, sondern auch die Selbstwahrnehmung.

Insgesamt ein unterhaltsamer, aber etwas konstruiert wirkender Roman mit einer interessanten Grundidee, der meine hohen Erwartungen leider nicht erfüllt hat.

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Veröffentlicht am 22.03.2023

Angst verstehen

Vom Sinn der Angst
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Das Buch "Vom Sinn der Angst" von Verena Kast, der bekannten Schweizer Psychoanalytikerin und ehemaligen Professorin für Psychologie an der Universität Zürich, wurde neu aufgelegt.

Darin erläutert die ...

Das Buch "Vom Sinn der Angst" von Verena Kast, der bekannten Schweizer Psychoanalytikerin und ehemaligen Professorin für Psychologie an der Universität Zürich, wurde neu aufgelegt.

Darin erläutert die Autorin ausführlich und gut verständlich die Hintergründe der Entstehung von Angst, ihre Auslöser und Erscheinungsformen, Formen der Angstbewältigung und unterschiedliche Angststörungen. Es kann dabei helfen, die eigenen Ängste und deren Mechanismen zu verstehen und so Ansätze zu finden, das eigene Verhalten zu hinterfragen und Veränderungen anzustoßen. Es ist allerdings kein Ratgeber, der konkrete ausführliche Bewältigungsstrategien an die Hand gibt, sondern eher eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Angstthematik.

In manchen Kapiteln, insbesondere denen,  die sich Beziehungen widmen, merkt man dem Buch seine 25 Jahre an, da sich hier in den letzten Jahren hinsichtlich Rollenmustern doch einiges verändert hat, und auch die zitierten Quellen aus den 50er bis 80er Jahren wirken etwas antiquiert. Umgekehrt finden dementsprechend auch Themen wie Veränderungen in der Arbeitswelt, der Familienstruktur und den Sozialen Medien und deren Einfluss auf Ängste keine Berücksichtigung.

Fazit: Insgesamt ein empfehlenswertes, fundiertes und umfassendes Buch zum Thema Angst, ihrer Entstehung und ihren Ausprägungen.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Ein echter Sträter

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
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"Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen" beinhaltet einen bunten Mix an Texten von Torsten Sträter aus den Jahren 2019 bis 2021. In seiner gewohnten unnachahmlichen Art sinniert der Wortakrobat ...

"Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen" beinhaltet einen bunten Mix an Texten von Torsten Sträter aus den Jahren 2019 bis 2021. In seiner gewohnten unnachahmlichen Art sinniert der Wortakrobat über die Corona-Pandemie, Versicherungen, Fitnesstudios  Jahrmärkte und vieles mehr, und auch einige seiner Beiträge aus den Sendungen "Extra 3", "7 Tage, 7 Köpfe" und "Sträter" sind enthalten, etwa aus den Kultrubriken "Kammanommakucken", "Ansprachen ans Volk" oder die "Akte Wichs".

Nachdem mich die ersten Geschichten nicht so richtig abholen konnten, da sie mir zu abstrus waren, nimmt das Buch danach deutlich mehr an Fahrt auf und enthält einige wirklich zündende und witzige Texte. Auch auf das Thema Depressionen geht Torsten Sträter an zwei Stellen ein, einmal sehr persönlich, ein zweites Mal sehr pointiert und treffend. Ich kannte den Text bereits aus der Sträter-Folge mit Kurt Krömer und habe mich gefreut, ihn hier nochmals nachlesen zu können.

Insgesamt ein gelungenes Buch für alle Sträter-Fans und eine sehr kurzweilige Lektüre!

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Sehr berührend

Morgen und für immer
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"Morgen und für immer" von Ermal Meta erzählt die  Geschichte des fiktiven Pianisten Kajan Dervishi, dessen Kindheit und Jugend in Albanien geprägt wird von den Wirren des Zweiten Weltkrieges und des totalitären ...

"Morgen und für immer" von Ermal Meta erzählt die  Geschichte des fiktiven Pianisten Kajan Dervishi, dessen Kindheit und Jugend in Albanien geprägt wird von den Wirren des Zweiten Weltkrieges und des totalitären kommunistischen Regimes nach 1945. Sein Lebensweg führt ihn auf abenteuerlichen Pfaden von einem albanischen Bergdorf nach Tirana, Ostberlin, Westberlin und bis in die USA.

Mit berührenden, teils sehr poetischen Worten zeichnet Ermal Meta ein lebendiges und sehr erschütterndes Bild von Kajans Leben und den Repressionen und Grausamkeiten der kommunistischen Diktatur in Albanien zwischen 1945 und 1991. Da ich mich mit der albanischen Geschichte zuvor noch nie auseinandergesetzt hatte, hat mich das Buch auch dazu gebracht, hierzu einiges nachzulesen.

Das Buch ist bis zur letzten Seite sehr spannend und wendungsreich geschrieben und hat mich so gefesselt, dass ich es trotz des Umfangs an einem Tag ausgelesen habe. Momente des Glücks und der Hoffnung wechseln sich mit unvorstellbar tragischen und qualvollen Ereignissen ab. Für jedes Glück zahlt Kajan einen hohen Preis, und dies erklärt auch das zunächst seltsam anmutende Cover: Auch die süßen Früchte der Brombeeren sind nicht ohne Verletzungen durch die Dornen zu erreichen. Die Entwicklung von Kajan und seine innere Zerrissenheit sind eindrücklich und gefühlvoll beschrieben, und am Beispiel seiner Mutter Sadie wird offenbar, wozu blinder Glaube an eine Ideologie führen kann.

Für mich war dieses Buch eine echte Überraschung und ein sehr intensives Leseerlebnis, und ich möchte das Buch unbedingt weiterempfehlen!



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