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Sioux

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Veröffentlicht am 02.12.2020

Konnte mich leider nicht überzeugen. Die Tiefe fehlte

Someone to Stay
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Schreibstil:
Ich finde, dass Laura sehr schön ruhig, fast bedächtig und flüssig schreibt. Man fühlt sich mit den Worten, die sie nutzt, sofort wohl. Ihre Protagonisten gestaltet sie sehr liebevoll und ...

Schreibstil:
Ich finde, dass Laura sehr schön ruhig, fast bedächtig und flüssig schreibt. Man fühlt sich mit den Worten, die sie nutzt, sofort wohl. Ihre Protagonisten gestaltet sie sehr liebevoll und es ist schön zu sehen, wie sie versucht, wichtige Themen in ihre Story zu integrieren. Der Schreibstil ist jetzt aber auch nicht außergewöhnlich oder irgendwie herausstechend. Es fließt viel mehr einfach so dahin, ohne besondere Höhen und Tiefen.

Ich hatte es nicht geplant, nicht mal erwartet, dass es passierte, aber ich hatte mich in Lucien verliebt. Still und heimlich hatte er sich in mein Leben und mein Herz geschlichen, und meine Wünsche und Träume für die Zukunft hatten bereitwillig Platz für ihn gemacht, denn sie wollten, dass er Teil dieser Zukunft wurde.

SOMEONE TO STAY – LAURA KNEIDL (KAPITEL 26)
Meine Meinung:
Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut. Ich kannte Aliza und Lucien ja schon und habe mich einfach gefreut, mehr über sie erfahren zu dürfen. Besonders interessant an den beiden ist, dass sie beide sehr viel zu tun haben. Ich glaube, ich habe noch nie eine Lovestory gelesen, in der beide Protagonisten vielbeschäftigt waren. Meist hat ja einer mehr Zeit und der andere weniger und dann ergibt sich eine Situation, in der die Probleme durch das Ungleichgewicht entstehen. Das ist hier nicht so. Sie haben Verständnis für den anderen und nehmen es keinem übel, wenn man mal keine Zeit hat. Zudem hocken sie dadurch natürlich nicht andauernd aufeinander. Für mich eine total spannende Perspektive, weil ich denke, dass es mittlerweile vielen so geht.
So ist es verständlich und logisch, dass große Teile der Geschichte von den vor allem Alizas Arbeit eingenommen wird. Das war ziemlich interessant, weil sie fortschrittliche Gedanken hat und kreativ ihre Ziele verfolgt, es hat aber manchmal auch zu Längen geführt, die für mich den Lesefluss ein wenig behindert haben.
Teilweise habe ich zudem gedacht, dass das Buch vielleicht etwas zu viel will, denn es geht außerdem sehr multikulturell zu. Dadurch, dass dies recht intensiv behandelt wird und Aliza sich so zu großen Teilen definiert, nimmt auch dies natürlich einen großen Teil der Geschichte ein.
Ich fand es als Thema aber einfach super interessant und schön gesetzt. Vielleicht hätte es der Geschichte gut getan, wenn sie einfach noch ein bisschen mehr Platz gehabt hätte, um alles unter einen Hut zu kriegne.

Schön fand ich, wie die beiden ganz vertrauensvoll und offen von vorneherein in die Beziehung starten. Lucien ist einfach total süß und charmant. Man kann gut nachvollziehen, warum er so vorsichtig und teilweise etwas unsicher ist. Er ist zudem aber auch verantwortungsvoll, sexy, authentisch und super sympathisch. Es war für mich leicht zu verstehen, warum Aliza sich in ihn verliebt.
In Bezug auf die Kommunikation zu mir als Leser hätte ich mir nur vielleicht gewünscht, dass man ein wenig mehr über seine Gefühle erfährt. Ja, er hat sich auch in Aliza verliebt, aber wie tief geht diese Liebe?
Beispielsweise sagt er selbst, sie würde immer nur seine Nummer zwei bleiben. Nummer eins ist seine Schwester, die er erzieht. Bei mir kam durch dies und so einige andere Situationen dadurch der Eindruck, dass mit Aliza wäre für ihn eher etwas auf kurze Zeit. Etwas, was er noch irgendwo zwischen seine Termine schieben kann und auch gerne will. Aber mehr auch nicht. Das Ende macht diesen Eindruck zu einem großen Teil wieder gut und auch schon der Wendepunkt macht deutlich, worum es Lucien wirklich geht. Aber mich hat dieser Gedanke eine ganze Zeit durch die Geschichte begleitet.

Dieses Nicht-drüber-Nachdenken zieht sich auch bei Aliza ein wenig durch die Geschichte. Sie denkt einfach nie über ihre Beziehung nach. Man kann jetzt argumentieren, dass sie eben wenig Zeit hat und ihre Prioritäten setzt und das will ich auch gerne so annehmen, aber die Tiefe der Gefühle wurde für mich auch bei ihr so gar nicht deutlich.
Klar wurde mir dies vor allem an der Stelle, an denen die beiden möglicherweise miteinander schlafen. Ich hatte einfach überhaupt keine Ahnung, ob sie es jetzt wirklich machen, oder eben nicht. Mir fehlte das Gefühl für die beiden und das lag definitiv darin, dass die Geschichte recht oberflächlich blieb und viele Begründungen für Emotionen nicht lieferte. So war auch der recht schöne, und überaus weitreichende, Epilog für mich etwas leer, weil ich zwar die Zusammenhänge nachvollziehen konnte, ich aber keine Emotionen dahinter sehen konnte.

Aliza an sich hat mir dabei sehr gut gefallen. Sowieso fand ich die Protagonisten einzeln toll. Aliza arbeitet für das, was sie liebt, worin ihre Leidenschaft steckt und ja, sie überarbeitet sich manchmal vielleicht und will zu viel unter einen Hut bekommen, aber das ist nur menschlich. Die Themen Kochen (zudem u.a. gesund, vegetarisch, kulturell und nachhaltig), Multikulturalität (durch ihre Herkunft) und Feminismus fand ich toll und passten auch sehr gut zu ihr. Mir fehlte letztlich bloß auch hier die tiefere Ebene. Die Begründung für die Motivation hat ein wenig gefehlt. Ja, sie ist eine Frau, ja sie kommt aus einer anderen Kultur, ja sie ist eine Bloggerin – aber nicht jede Person, auf die dies zutrifft, setzt sich auch gleich so stark und lebensaufopfernd für diese Sache ein. Das war einfach mein Eindruck.

Vom Handlungsverlauf kann ich dann nur sagen, dass sich die Geschichte relativ gut lesen ließ und das man irgendwie auch mit fiebert, weil man ja darauf hofft, dass endlich etwas passiert, letztlich aber in der Lovestory recht wenig passiert und man dadurch auch leicht enttäuscht wird.
Ich denke, dass dieses Buch sich vielleicht als Roman ganz gut machen würde. Dann kann man den Fokus auch noch mehr auf Alizas Einsatz legen und vielleicht auch Lucien mehr berücksichtigen. Denn ich fand, dass er in diesem Buch, in dem es eben mit darum geht, Geschlechterrollen nicht zu stereotypisieren, als männlicher, heterosexueller Make-Up-Artist viel zu wenig Beachtung bekommen hat. Natürlich könnte man auch an dieser Stelle wieder einwenden, dass es bereits die Annahme seiner Persönlichkeit als Stereotyp bedinge, allerdings fände ich es durch die Schwerpunktlegung dieses Buches gerechtfertigt.

Fazit:
Letztlich muss ich feststellen, dass mich auch diesen Buch nicht gänzlich von sich überzeugen konnte. Ich hatte ein gutes Gefühl nach dem Lesen und es hat mich auch echt gefreut, Alizas und Luciens Geschichte zu erfahren, allerdings hat das Buch bei genauerer Betrachtung für mich doch ein paar Schwachstellen, die die Geschichte für mich nicht rund machen. Gerade in der Tiefe haperts und auch die Lovestory ist nicht so mitreißend, wie man es von einem New Adult-Buch kennt.
Loben muss ich aber die Auswahl der Themen, die in dieses Buch eingebettet wurden sowie die interessante Situation der beiden Protagonisten, die beide viel arbeiten und so etwas anders planen, als andere Studenten in diesem Genre.

Von mir gibt es leider wieder nur 3 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 02.12.2020

Gelungener Romance-Thriller, der keine Langeweile aufkommen lässt.

Die Farbe deiner Lügen
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Der Schreibstil:

Ich lese sonst eher weniger Romance-Thriller. Eher reine Liebesromane oder Fantasy. Deshalb fand ich es total interessant, dass ich gleich nach den ersten Sätzen wusste, dass es sich ...


Der Schreibstil:

Ich lese sonst eher weniger Romance-Thriller. Eher reine Liebesromane oder Fantasy. Deshalb fand ich es total interessant, dass ich gleich nach den ersten Sätzen wusste, dass es sich hier um was anderes handelt. Der Ton war eher der eines Krimis, oder eben eines Romance-Thrillers. Er trug mich wunderbar durch die Geschichte und war trotz vieler Details nie langweilig. Man spürte den roten Faden und das Ziel, dass die Autorin verfolgte. Ich war wirklich überrascht, wie über siebenhundert Seiten mal eben so dahinfliegen, ohne das ich es als zu lang empfand. Im Gegenteil: Ich hatte endlich mal das Gefühl, dass die Geschichte genug Platz bekommen hat, um sich in ihrer ganzen Raffinesse zusammenzufügen.
Cool gemacht fand ich auch, wie sich hier die Perspektiven zwischen Pepe und Drace abwechseln. Die Reihenfolge ist dabei unregelmäßig, sodass man immer gerade bei der Person über die Schulter sieht, die gerade interessant für den Leser ist. Zudem fügen sich die Perspektiven sehr geschickt aneinander. Mal überlappen sie sich dabei, mal sind sie fein getrennt. Das schafft eine Dynamik, die Geschichte gerade in den Kapitelübergängen immer wieder sehr spannend macht.
Was hier hingehört oder vielleicht auch nicht, ist außerdem die Zeitstruktur. Obwohl es viele Seiten sind, liest man hier nur von schätzungsweise zwei Wochen. Dennoch hat man nicht das Gefühl, die Geschichte käme nicht voran, denn die Thrillerelemente geschehen immer sehr fix und zwischendurch sind da eben noch die Beziehungen und Emotionen zwischen den Protagonisten, die viel Raum brauchen.
Für mich war es ideal so:)

Meine Meinung:

Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut. Es ist gleich von Anfang an dramatisch, bedrohlich und interessant. Pepe als Protagonistin nimmt einen sofort mit. Sie war mir gleich sympathisch und ich konnte mich gut in sie einfühlen. Zu ihr kriegt man anfangs die meisten Informationen, die ihre Lage damit sehr begreifbar machen. Zudem hat sie schon einiges über Drace zusammengetragen, was sie mit dem Leser teilt. Somit ist die Anfangssituation schnell klar. Richtig cool fand ich an ihr vor allem, dass sie trotz ihrer Vorgeschichte eine recht starke Meinung zu ihrem Ex hat und auch in Bezug auf Drace nicht naiv durch die Gegend stiefelt. Stattdessen ist sie erstaunlich taff und wehrhaft. Sie zieht ihr eigenes Ding durch. Ob nun mit ihren Handlungen oder mit ihrem Kleidungsstil. Pepe ist einfach Pepe und lässt sich da nicht reinreden. Das zieht sich durch die gesamte Story und machte sie für mich zu einer überaus gelungenen Protagonistin.
Gleichzeitig wäre es wohl etwas unrealistisch, wenn sie ihre Vergangenheit einfach loslassen könnte. Deshalb tut sie es auch nicht. Gerade Anfangs in Bezug auf Drace merkt man deutlich, was Pepe die letzten Jahre über gelernt hat, von einem Mann zu erwarten. Dieses Trauma begleitet sie die ganze Geschichte hinweg und sorgt für ein paar dramatische Momente, die ich ebenfalls sehr gelungen fand. Sie war damit nicht nur authentisch, sondern vor allem eine starke Handlungsquelle für die Geschichte.
Gegen Ende hin wurde zum Beispiel nochmal mit ihrem Vertrauen in sich selbst und ihre Handlungen gespielt, was der Story einen zusätzlichen Kick verpasst hat.
Man darf bei ihr einfach nicht vergessen, was sie erlebt hat und das sie noch längst nicht die Chance hatte, alles hinter sich zu lassen. Und das bringt das Buch sehr schön zur Geltung.

Drace fand ich ebenso genial und klug gestaltet. Ihm hat das Leben so mitgespielt, dass er überhaupt nicht mehr weiß, wer er ist und zu was er fähig ist. Das versetzt ihn verständlicherweise in Angst und Schrecken. Durch seine Perspektive erleben wir mit, wie er in einem inneren Widerstreit mit sich steht, wie er sich in Pepe verliebt, es aber nicht einsehen will und oft genug das Gegenteil von dem tut, was er eigentlich tun will, weil er von sich denkt, er sei ein Monster. Diese Unsicherheit nicht zu wissen, was passiert ist, schließlich kann er sich an nichts erinnern, zieht eben viele Konsequenzen und Beeinflussungen mit sich und die spürt man die ganze Story über. Das fand ich wirklich gut gemacht und so bleiben in Bezug auf die Beziehung zu Pepe auch die vielleicht nervigen Momente aus, in denen die Protagonisten etwas nicht tun, weil sie meinen, sie dürften es nicht. Bei Drace steckt viel mehr dahinter, sodass es verständlich wird. Meine persönlichen Highlights bei ihm waren die Momente, in denen er merkte, dass nicht alle den Glauben in ihn verloren haben und es noch Menschen gibt, die hinter ihm stehen. Er hat stets mit Freude, aber auch Unglaube darauf reagiert und versucht, sich dem baldmöglichst zu entziehen. Man sah dort aber bereits sein gutes Herz hervorblicken, sodass ich als Leser wohl gemeinsam mit Pepe angefangen habe, nicht mehr daran zu glauben, dass er ein Möder sein könnte. Es kommt aber natürlich immer wieder etwas dazwischen, was diesen Glauben zum Bröckeln bringen könnte…
Im Laufe der Geschichte kommt hinzu, dass auch Drace selbst nicht mehr so ganz an das Monster in sich glaubt. Anfangs habe ich mich noch ein wenig gefragt, warum er nicht einfach mit seiner Wahrheit herausrückt. Warum er sich so vehement dagegen wehrt, zurückzublicken. Dies geschieht nur häppchenweise im Handlungsverlauf. Umso besser man ihn und seine Gedanken jedoch kennt, umso nachvollziehbarer wird es.
Wenn ich fest an den Weihnachtsmann glaube, gucke ich auch nicht so genau hin, ob er nicht vielleicht die Schuhe meines Papas trägt…

Was ich bei diesem Buch neben allen anderen wundervollen Dingen besonders hervorheben will, sind die Nebenprotagonisten. Pepe kommt in die Fabrik und ist sogleich von wunderbaren Menschen umgeben. Und das merkt nicht nur sie, sondern auch ich als Leserin habe es gemerkt. Sie haben einfach alle so besondere Charaktere und bekommen viel Platz in der Geschichte, um ihren Charakter auch zu zeigen. Für Pepe und Drace bedeuten sie Familie und so kommt es schon mal vor, dass neben allem, was sonst noch so passiert, sie nicht außer Acht gelassen werden. Dazu die vielen wundervollen, witzigen und herzerwärmenden Monologe.
Da ist Neoma, die Künstlerin mit den blauen Augen und dem Tourette-Syndrom, die trotz dessen, dass sie nur ein zierliches Persönchen ist, die sich eigentlich nicht aufregen sollte, für die Frauen in der Gesellschaft kämpft und gleichzeitig vor ihren Gefühlen zu Chris davonrennt. Dann Chris, der herzensgute Beschützer und Aufpasser der Fabrik, der alles dafür hergibt und sich um alles kümmert und zudem nie von Neomas Seite weicht. Er ist auch derjenige, der sich schützend neben Pepe stellt, wenn Drace mal wieder ausrastet und gleichzeitig unerschütterlich an das Gute in Drace glaubt.
Ajax, der jüngste der Truppe, der halb verrückt, halb fresssüchtig und halb kindisch durch die Gegend schlurrt, trotz allem aber wahnsinnig froh um seine Künstlerfamilie ist. Die herzensgute Hannah, der Belgier, der mit seiner klaren Meinung und seinem guten Herz Pepe immer unterstützt und Zack, der Neue, der unglaubliches schauspielerisches Talent beweist und ohne nachzufragen einfach mitmacht.
Ihr müsst die Truppe einfach kennenlernen:)

Dass da draußen zudem ein Mörder rumrennt, ist einem irgendwie von Anfang an bewusst, denn es gibt in Abständen immer mal wieder ein Notizenkapitel, in dem er sich äußert. Es ist aber anfangs nur eine recht vage Ahnung. Es könnte Drace sein, jeder andere. Bei mir hat es echt gedauert, bis ich so ungefähr wusste, von wem er da schreibt. Wer es sein sollte, wusste ich immer noch nicht. Das kam später. Man rätselte bei dieser Geschichte auf jeden fall sehr schön mit. Nicht nur wegen der Notizen, sondern auch und vor allem wegen Pepe. Sie glaubt an eine andere Wahrheit, als sie bisher veröffentlicht wurde und stiftet auch die anderen dazu an, sich Gedanken zu machen. Selbst Drace kann sich dem nicht entziehen. Und es scheint irgendwann auch so klar. Die Truppe hat einen genauen Plan und verfolgt ihn mit allem, was ihnen zur Verfügung steht. Und dennoch kommt alles ganz anders.
Ich fand es echt gut gemacht, wie alle irgendwo immer nur auf die selben Informationen gekommen sind. Dadurch, dass Drace sich aber zum Beispiel daraus hielt, waren sie eben auch nicht alle auf dem gleichen Stand. Die Figuren haben hier alle ihre Geheimnisse und das macht es sehr schwierig an die Wahrheit zu kommen. Wem sollen sie schließlich vertrauen?

Irgendwann hatte ich bei einer Figur so eine Ahnung und war auch etwas überrascht, dass Pepe dies so gar nicht wahrnahm. Aber sie hatte sich eben auf jemand anderen eingeschossen. Wie sagt man so schön: man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Allerdings muss ich sagen, dass mir auch erst hinterher aufgefallen ist (zusammen mit den Protagonisten), wie auffällig sich diese Person eigentlich verhalten hat. Es ergab letztendlich auf jeden Fall eine dramatisch, hoch spannende und logische Auflösung, die auch der Lovestory zwischen Drace und Pepe die Krone aufgesetzt hat.

Was das angeht, möchte ich gerne noch erwähnen, dass auch die Lovestory hier genug Platz bekam. Allerdings war sie sehr dynamisch:) Drace ist eben keine leichte Person. Ich fand es aber toll, wie Pepe da stark und fast unerschütterlich blieb und die beiden trotz allem nie ihre Gefühle verleugnet haben. Nicht alles lief glatt, weshalb man hier nicht liest: sie mögen sich nicht, sie mögen sich, sie schlafen miteinander, alles tutti. So ist es nicht und begleitet wird es zudem damit, dass Pepe etwas mit sich trägt. Allerdings fand ich das noch sehr im Rahmen. Im Laufe der Geschichte haben sich einfach andere Wege ergeben, sodass ihr Geheimnis nicht mehr das ist, was es am Anfang war. Ich fand die beiden zusammen einfach schön. Punkt. Übereugt euch selbst:)

Fazit:
Eine sehr spannende Geschichte, die viele Highlights bietet. Die Thrillerelemente sind da und lassen Spannung aufkommen sowie den interessanten Part des Miträtselns. Es bietet sich aber auch viel Platz für Nebenprotagonisten, Gefühle, Liebe und Freundschaft und alles zusammen hat für mich die perfekte Mischung ergeben. Selbst die Stellen, an denen ich zunächst skeptisch war, wurden im Laufe der Geschichte logisch aufgeklärt. Ich fand es einfach toll, wie hier mit der Unsicherheit und dem Vertrauen der Protagonisten in sich selbst gespielt wurde und wie trotz allem die Lebensfreude nicht verloren ging.
Die siebenhundert Seiten ließen sich einfach super easy lesen und waren es echt wert! Meine Empfehlung!

5 von 5 Sterne gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 24.11.2020

Eine gute Mischung!

Unvergesslich
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Schreibstil:
Roni Loren schreibt super chillig. Besser kann ich es nicht zusammenfassen. Der Schreibstil ist ruhig, bedächtig und spart nicht mit Wörtern, dennoch ließ es sich sehr gut lesen, weil stets ...

Schreibstil:
Roni Loren schreibt super chillig. Besser kann ich es nicht zusammenfassen. Der Schreibstil ist ruhig, bedächtig und spart nicht mit Wörtern, dennoch ließ es sich sehr gut lesen, weil stets nur das erzählt wird, was für uns Leser auch von Interesse ist. Die Autorin hat einfach eine Art, ihre Geschichte hier ein wenig zu kürzen, da ein wenig zu überspringen und schon ist man durchgehend gut unterhalten, weil es stets spannend bleibt.

Meine Meinung:
Ehrlich gesagt war ich im ersten Moment von Liv total frustriert. Sie wurde in der ersten Szene so klein und kaputt, streng und uninteressant beschrieben, dass ich gar nicht so recht wusste, was ich mit ihr anfangen sollte. Und dann kam auch schon Finn und es wurde schnell ziemlich klar, in was für einer Situation die beiden sich befinden.
Die Story hat diesen Einstieg gebraucht, denn ab dann entwickelt sich Liv weiter und weiter. Ebenso wie Finn. Sie sind anfangs so am Boden, dass sie kaum noch Lebensfreude empfinden.
Statt dies nun weit auszuführen und alles umso elendiger zu machen, sorgt die Autorin sogleich für einen tollen Umschwung. Es ist ziemlich klar, was nun passieren wird, gleichzeitig ging es aber auch so flott und unkompliziert vonstatten, dass meine Erwartungen einfach zurückgelassen wurden. Das ist ein wirklich großer Pluspunkt der Geschichte: Die Protagonisten machen oft genug etwas, was man so NOCH nicht erwartet hätte.

Bei all dem bleibt aber auch die Tiefe nicht zurück. Ich fand es echt schön gemacht, wie die beiden recht viel nachdenken, um alles realistisch zu halten und nicht in irgendeine Traumwelt abzugleichen, gleichzeitig aber auch spontan sind und man als Leser somit nicht frustriert Seite um Seite zähneknirschend liest. Zudem war es auch für mich als Leser eine gute Stütze. Man schwelgt ja gerne mal in dem traumhaften Leben der Protagonisten und möchte am liebsten gar nicht, dass das Paar sich mit ernsten oder nicht so schönen Themen beschäftigt. Es ist dann allerdings alles andere als authentisch und zielführend für ein Ende, bei dem man sich wünscht, man verabschiedet ein paar, das in einer Welt bestehen kann.

Als alles erst so richtig in Gang kam, mochte ich beide Protagonisten sehr gerne. Liv ist sehr viel aufregender, als es am Anfang den Eindruck macht. Man lernt sie während des Handlungsverlaufs auf zweierlei Arten kennen: einmal die junge Liv, die aufmüpfig und mutig war und dann die ältere Liv, die im Kern immer noch etwas davon hat und es jetzt wieder hervorholt, eigentlich aber viel ruhiger geworden ist.
Die Story wird anfangs durch etwas angeschoben, dass Liv praktisch dazu zwingt, sich zu ändern. Es hätte also sehr langweilig vorhersehbar ablaufen können, tut es aber nicht. Liv findet ihren eigenen Weg und geht dabei sehr diskret vor, sodass man als Leser plötzlich da steht und denkt: da ist die alte Liv ja wieder!

Finn dagegen war schwächer. Man merkt, dass sie aus einer Feder stammen: beide machen sich viele Gedanken und geben leicht nach, sind ehrlich. Leider ist es aber auch so, dass man sehr wenig über Finns Gefühle erfährt. Seine Gedanken drehen sich anfangs sehr darum, dass er quasi einem Trauma unterlegen ist. Dies wird aber später überhaupt nicht mehr richtig aufgegriffen und auch nicht problematisiert wird. Dabei hätte es durchaus Auswirkungen auf den Handlungsverlauf gehabt.

In ihrer Beziehung war es mir dann zudem vielleicht ein bisschen zu viel Sex oder vielmehr die Beschreibung davon. Ich hätte es schöner gefunden, wenn man da eher noch etwas mehr über die beiden erfahren hätte. Das wäre aber ein Bonus gewesen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Protagonisten zu leer blieben oder ähnliches. Positiv möchte ich zudem betonen, dass ich es super fand, dass die Protagonisten sich in ihren Gefühlen so sicher waren und auch über die Jahre hinweg nichts geleugnet oder ignoriert haben. Es ist immer schön, wenn man von einer unkomplizierten, ehrlichen, vertrauensvollen Liebe lesen kann.

Letztlich ist die Thematik dieses Buches wieder keine leichte. Finn und Liv haben etwas in der Vergangenheit durchgemacht, dass über die einfachen Teenieprobleme hinausgeht. Es hat sie bis in die Gegenwart geprägt und lange ihr Leben beeinflusst. Die Geschichte zeigt deshalb sehr schön, was letztlich wichtig im Leben ist und wie Zeit einfach verstreichen kann, ohne sie wirklich zu nutzen. Dazu passte der Stil der Geschichte mit den vielen Gedanken und dennoch spontanen Handlungen sehr gut.

Sehr gespannt bin ich nun auf die nächsten Bände der Reihe, denn die anderen drei vorgestellten Frauen wirkten alle sehr cool und interessant. Ich würde gerne noch erfahren, was ihre Geschichten sind, denn auch sie müssen wie Liv ihre Vergangenheit mit ihrer Gegenwart zusammenbringen. Nicht jeder hat einen Finn, der irgendwie immer zu einem hält.

Fazit:
Eine schöne Geschichte, die sich super gut lesen lässt und sich ziemlich realistisch mit dem Leben auseinandersetzt. Die Protagonisten mochte ich mit ihrer spontanen und doch überlegten Art recht gerne. Zudem war der Verlauf der Story nicht ganz so voraussehbar, wie man es vielleicht denken würde und gerade auf den letzten Drücker noch ein super Kniff in die Geschichte kommt. Mir hat das Buch im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Ich habe nur Finns Gefühle bzw. seine Problematik ein wenig als Leerstelle gesehen, was zu meiner Bewertung führt.

Von mir gibt es 4 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Ein vielschichtiger Roman, der Aufmerksamkeit verdient!

Bad At Love
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Schreibstil:
Die Auffälligkeiten am Schreibstil sind tatsächlich etwas, was ich mir aufschreiben muss, um es nicht zu vergessen. Einfach, weil man sich meist an einen Schreibstil gewöhnt und einige Merkmale ...

Schreibstil:
Die Auffälligkeiten am Schreibstil sind tatsächlich etwas, was ich mir aufschreiben muss, um es nicht zu vergessen. Einfach, weil man sich meist an einen Schreibstil gewöhnt und einige Merkmale letztlich nicht mehr auffallend sind. Es gibt hier jetzt also einen Einstiegs- und einen Ausstiegseindruck:)
Zuerst zu letzterem: Ich mochte den Schreibstil der Autorin echt gerne. Wie ich es schon aus „Never too Late“ kenne, schreibt die Autorin recht detailliert, aber auch frisch und direkt. Viele Sätze stehen nicht so da, wie man sie erwarten würde. Ich kann es nicht besser beschreiben. Aber vielleicht kennt ihr diese Geschichten, in die ihr reingezogen werdet, weil die Sätze ineinander- und dahinfließen, wie ihr es von zahlreichen anderen Geschichten gewöhnt seit. Morgane Moncomble schreibt nicht so. Mir persönlich gefällt dies total, weil es irgendwie aufregender ist. Weiter kann ich die Autorin auf jeden Fall im Hinblick auf das Niederschreiben von Emotionen loben. Es hat mir sehr gefallen, wie sie die Gefühle recht unterschwellig, aber dennoch anwesend beschreibt und dem Leser somit die Möglichkeit gibt, selbst ein wenig über die Charaktere nachzudenken.
Zum Einstiegseindruck möchte ich aber auch gerne etwas sagen. Und zwar hatte ich am Anfang den Eindruck, als wäre der Fließtext ziemlich vollgepackt mit verschiedensten Informationen, die Logik erschien mir etwas verquer und die Szenenübergänge waren mir zunächst etwas zu schnell. Dies ist mir aber später nicht mehr negativ aufgefallen. Entweder, weil es nicht mehr Tatsache war oder es zu meinem positiven Eindruck beigetragen hat:)
Kurzum: der Schreibstil war toll!

Meine Meinung:
Man lernt anfangs Azalée kennen und denkt ein wenig, man würde sie schon kennen. Hätte irgendwo schonmal die Geschichte einer solchen Person gelesen. Und vielleicht ist das auch der Fall. Azalée ist jedoch keineswegs eine klischeebesetzte Protagonistin. Sie vereint jede Menge Schmerz in sich, sie ist aber auch eine Alleinkämpferin, eine starke und mutige Frau und jemand, der unheimlich gerne an das Gute glauben möchte, aber nicht immer die Kraft dafür hat. Ich mochte ihre taffe Art sehr gerne, es wurde jedoch auch schnell klar, dass da noch viel mehr, vor allem Zerbrochenes in ihr schlummert. Nach außen hin lässt sie dies aber nicht durchblicken. Stattdessen lernen wir Leser von ihr unheimlich viel über Frauenrechte, Gleichberechtigung, faire Bedingungen und die Stärke, die in jeder Frau, oder wer sich diesem Geschlecht zuordnet, schlummert.
Das Ganze hat die Autorin als einen Podcast gestaltet, der Azalées Kapitel vorangeht und den ich liebend gerne täglich hören würde. Azalée macht dort auf eigentlich ganz normale Dinge aufmerksam, die aber zeigen und aufmerksam darauf machten, dass Gleichberechtigung noch ein Prozess ist.
Die Krönung dieses eingebauten Themas ist, dass es auch in der eigentlichen Geschichte seinen Platz findet. Azalée achtet auch im Alltag auf das, was sie in ihrem Podcast predigt. Dann kriegt Eden schonmal einen drauf oder klein Faith lernt, was Feminismus bedeutet^^

im Laufe der Geschichte entzieht sich Azalée mehr und mehr den Lesern und den anderen Protagonisten. Ihre Entwicklung kommt nicht aus dem Nirgendwo, ist bedingt durch die äußeren Umstände. Sie führt dazu, dass wir sie besser kennenlernen und ist gleichzeitig einzig logisch. So fand ich es gut gemacht und sehr sehr authentisch.

Eden hat es auch nicht leicht, ist aber gleichzeitig vielleicht das passende Gegenteil zu Azalée. Die erste Szene, in denen die beiden aufeinander treffen, ist wirklich göttlich sage ich euch! Und so geht es dann auch irgendwie weiter. Eden ist direkt, selbstbewusst, sehr verantwortungsvoll und zudem aufmerksam, was Azalée zu Gute kommt. Ich fand es toll, wie er sie immer wieder herausgefordert hat, gleichzeitig aber auch immer für sie da war und die beiden nicht viele Worte brauchten, um sich zu verstehen. Dass er eine kleine Tochter hat, hat ihn irgendwie noch feiner gemacht. Er hat da etwas in seinem Leben, dass er beschützt und um das er kämpft und dennoch setzt er sich auch für Azalée ein. Auf jeden Fall ein Protagonist, der zum Book-Boyfriend taugt und der sich in diesem Buch sehr schön gemacht hat.

Die Nebencharaktere in diesem Buch sind recht eng gefasst, denn sie alle nehmen einen relativ großen Teil der Geschichte ein. Ich fand es erst einmal cool, dass alle sehr verschieden waren, dass sie unterschiedliche Geschichten mit Azalée und Eden verbanden und dass sie auch immer mal die Geschichte beeinflussen, indem sie beispielsweise Fehler machen, dennoch aber alle guten Herzens sind. (Sieht man jetzt mal von dem „Bösen“ der Geschichte ab, den ich in diese Ausführungen nicht mit einbeziehe.)
Eine besondere Rolle nimmt hier Azalées Ex-Freund ein, der ebenfalls nicht die Klischees bedient. Ich fand es toll, wie vernünftig die beiden noch miteinander reden und letztlich auch noch gefühlstechnisch verbunden sind. (Was eben so ist, wenn man mal mit jemandem zusammen war.) Er ist zudem ein zusätzlicher Faktor, der die Geschichte spannend macht.

Zur Geschichte allgemein kann ich sagen, dass ich anfangs, vielleicht sogar bis zur Hälfte, das Gefühl hatte, es wird mehr und mehr aus einer Überraschungstüte gezogen. Es kam einfach so viel zusammen. Die Situation ist schon nicht die, die man erwarten würde, dann haben beide Protagonisten viele Geheimnisse und versteckte Gefühle und dann sind sogar noch die Nebenprotagonisten in alles verwickelt. Zum Glück beruhigt sich das aber wieder. Es machte bei mir den Eindruck, als müsste die Autorin erst einmal nach und nach alles auspacken, was sie gerne behandeln möchte und dann geht es erst so richtig los. Dreiviertel des Buches habe ich somit sehr sehr schnell gelesen. Die Beziehung zwischen Eden und Azalée ist aufregend, prickelnd und frisch, es gibt viele Momente zum schmunzeln, noch viel mehr Momente, in denen einen die Gefühle überwältigen und ich fand auch, dass es in einem guten Zeitrahmen voranging. Azalée braucht etwas länger als Eden, um völlig aufzutauen, aber sie hat eben auch Schwereres zu verarbeiten.
Mich hat gefreut, dass jedes Detail verwendet und somit nichts auf der Strecke geblieben ist und ich war sehr verzaubert davon, wie Azalée, die eigentlich keine Kinder haben möchte, mit der kleinen Faith umgeht. Erst noch etwas unsicher und überfordert, letztlich aber super liebevoll. Generell hatte man bei den dreien einfach durchweg das Gefühl, dass da gerade etwas echt Gutes entsteht und zusammenwächst.

Was die Geschichte aber gleichzeitig tragisch macht und ihr wohl das bisschen mehr gibt, was es zu einem sehr guten Buch macht, ist die Problematik, die Azalées Vergangenheit mit sich bringt. Ich darf hier einmal eine Triggerwarnung aussprechen! Ihr könnt euch also vielleicht ungefähr vorstellen, um was es hier geht. Aber das ist nicht alles. Azalée war jahrelang einer unheimlichen psychischen Belastung ausgesetzt, die beim Lesen wirklich ein beklemmendes Gefühl bei mir auslöste. Man muss an dieser Stelle einfach einmal sagen, dass es wirklich wirklich wirklich böse Menschen auf Erden gibt. Und damit meine ich hier nicht die offensichtlich „bösen“ Menschen, die vielleicht auch wissen, was sie tun, sondern vielmehr diejenigen, die nicht daran denken, was sie jemand anderem gerade mit ihren Aussagen und Taten antun.
Der Handlungsverlauf kommt irgendwann an einen Punkt, an dem die Geschichte nicht mehr so zieht. Es plätschert ein wenig, wird vielleicht uninteressant. Erst war ich deshalb total irritiert, bis ich verstanden habe, was da gerade vor sich ging. Die Autorin hat es einfach gut verpackt und uns genauso ahnungslos dastehen lassen wie die anderen Protagonisten. Chapeau!

Das Ende hat mir dann entsprechend sehr gut gefallen. Es ist eine sehr vielschichtige Auflösung, die der Geschichte absolut gerecht wird und mir als Leser definitiv alles geboten hat.

Fazit:
Lasst euch bei diesem Buch nicht von dem Klappentext verwirren. Erwartet nicht etwa eine klischeebehaftete Romanze, die ein paar tragische Momente zu ihrem Inhalt zählt, um der Geschichte Tiefe zu verleihen. Erwartet vielmehr eine vielschichtige Story, die sehr ernste Themen behandelt, eine gehörige Portion Mut und Disziplin vermittelt und von zwei Protagonisten erzählt, die authentisch in all diesem Wirrwarr stehen und die guten Seiten des Lebens zu schätzen wissen. Mit Witz, Charme und Einfühlungsvermögen und Ernsthaftigkeit hat Eden Azalées Herz erobert und so wird die Geschichte auch eures erobern!

5 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 09.11.2020

Tiefgreifend, süß, zart und authentisch

Never Doubt
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Klappentext:
Seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hat, ist Bonnie, die Kontrabassistin der Band After Hours, in ihren Bandkollegen Jasper verliebt. Eine gefühlte Ewigkeit ist das nun her, viele Jahre, in ...

Klappentext:
Seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hat, ist Bonnie, die Kontrabassistin der Band After Hours, in ihren Bandkollegen Jasper verliebt. Eine gefühlte Ewigkeit ist das nun her, viele Jahre, in denen sie ihre Gefühle für sich behielt, sich für ihre Liebe schämte. Denn Jasper war mit Bonnies bester Freundin verheiratet, bis diese an Krebs starb. Der junge Witwer ahnt nichts von den Gefühlen seiner Bandkollegin, und als alleinerziehender Vater zweier Kinder bleibt ihm kaum Zeit für seine eigenen Bedürfnisse. Doch immer öfter schleichen sich ungewohnte Gedanken in Jaspers Alltag, unterdrückte Sehnsüchte melden sich zurück. Und er merkt, dass er bereit ist. Bereit für eine neue Liebe. Stünde da nicht dieser eine Moment zwischen Bonnie und Jasper, der die Chance auf eine gemeinsame Zukunft zu zerstören droht.

Schreibstil:
Mir gefällt Kathinka Engels Schreibstil sehr gut. Sie schreibt einfach unheimlich flüssig und locker, weiß ihre Protagonisten zu beleben und Emotionen gut darzustellen. Ich konnte das Buch einfach so weglesen. Das ist schon viel wert.

Auch die Aufteilung des Buches fand ich sehr gelungen. Es wird hier aus der Perspektive von Bonnie und aus der von Jasper erzählt. Zudem aber auch in verschiedenen Zeitebenen. Bei sowas bin ich manchmal skeptisch, weil ich es lieber mag, wenn ich die gegenwärtige Geschichte in seiner Gänze erlebe und nicht dauernd in der Vergangenheit festhänge. Ich habe dann immer das Gefühl, es ginge nicht voran. Und manchmal ist das auch so. Nicht so in diesem Buch. Die Kapitel aus der Vergangenheit erzählen ebenfalls aus den Perspektiven beider Protagonisten und sind relativ kurz gehalten. Zudem sind sie nicht chronologisch geordnet, sondern durcheinander. Das belebt auch die Rückblenden ein wenig und trägt dazu bei, dass sie noch effektiver und keineswegs langweilig die Gegenwart bereichern. Ich glaube diese Perspektiv- und Zeitwechsel sind für mich ein kleines Highlight innerhalb dieser Geschichte gewesen, weil ich sie selten so gut gesetzt vorgefunden habe. Jedenfalls nicht in Liebesromanen.

Meine Meinung:
Wer Bonnie kennenlernt, wird erst etwas verwirrt sein. Bei Bonnie ist nämlich alles, was irgendwie geht, unterdrückt. Sie versteckt sich, hält sich zurück, schweigt über ihre Gefühle und ist fast den ganzen Tag damit beschäftigt, sich gut zuzureden. Es ist irgendwie ungewohnt, von so vielen aufgestauten Gefühlen zu lesen. Und es entschleunigt die Handlung auch ein wenig. Es ist nämlich natürlich nicht so, dass Bonnie von einem Moment auf den anderen denkt: Ich breche jetzt einfach mal nach dreizehn Jahren mein Schweigen und vergesse all die Gründe, weshalb ich es zuvor nicht aussprechen konnte. So ist es nicht. Und darauf muss man sich ein wenig einstellen.
Mir hat das aber keine Probleme bereitet. Durch die Vergangenheitskapitel, ließen sich ihre Gründe und Gefühle sehr gut nachvollziehen und man war auch nicht so in der anfangs recht ereignislosen Gegenwart gefangen.
Im ersten Moment denkt man vielleicht, dass Bonnie die Schwäche des Buches ist, weil sie relativ unaufregend ist. Was sie aber auch ist, ist selbst aufopfernd, taff, treu und wirklich wirklich cool. Sie hat nur eben mit viel zu kämpfen. Ich konnte sie unheimlich gut verstehen und war gleichzeitig traurig, dass es sie so getroffen hat. Man muss mit ihr einfach etwas Geduld haben, bis man entdeckt, dass alles bei ihr zusammenläuft und sie die emotionalste Person der Geschichte ist.

Jasper ist ein ganz anderes Kaliber. Als Vater von zwei Kindern ist er schon etwas erwachsener. Er kennt große Verantwortung und hat schon so viel erlebt, dass er sich nicht mehr damit begnügt, herumzudrucksen. So ist er sehr direkt und hartnäckig, wenn es drauf ankommt. Im Laufe der Geschichte gibt es mehrere Szenen, aus denen andere Protagonisten ohne irgendeinen Mehrwert auseinander gegangen wären. Jasper lässt es nicht dazu kommen. Er spricht das aus, was der Leser sich denkt, stellt Fragen, ist aufmerksam und lässt sich nicht abschütteln. Dadurch fordert er die verschlossene Bonnie immer wieder heraus und baut ihre Mauen Stein für Stein ab. Zudem ist er jemand, der bewusst das Gespräch sucht. Wenn er an irgendeiner Stelle nicht weiterkommt/weiterweiß oder etwas ungeklärt im Raum steht, geht er hin und spricht es an. Das fand ich super und relativ ungewohnt. Endlich muss man sich mal nicht aufregen oder genervt den Kopf schütteln. Jasper macht das schon und nur deshalb funktionieren er und Bonnie so gut miteinander.

Präsent in Vergangenheit und Gegenwart waren auch die Nebenprotagonisten. Ich fand es echt schön, wie sie die Band zusammenhält, niemanden verurteilt und auch, wie Jaspers Familie mehr und mehr wächst durch Menschen, die er liebevoll kritisch aufnimmt. Hugo, sein Großvater, war eine ganz besondere Nummer. Er hat regelmäßig frischen Wind in die Geschichte gebracht. Weston und Maya (Jaspers Kinder) dagegen, waren für den Zuckerfaktor verantwortlich. Die Szenen mit ihnen sind wirklich zuckersüß.
Wer zudem Band 1 gelesen hat, wird sich freuen, dass Franzi und Link hier auch wieder Platz finden und es bahnt sich da auch schon wieder was Neues an, auf das man gespannt sein darf:)

Vom Handlungsverlauf her, muss ich sagen, dass es eben nicht ganz flott vorangeht. Manchmal hatte man das Gefühl, es liegen doch noch zu viele Schritte vor Bonnie und Jasper und dass sie es wohl in diesem Buch nicht mehr schaffen. Das legt sich aber. Als Bonnie sich mehr und mehr öffnet, die beiden zueinanderfinden, nimmt auch die Geschichte ein wenig an Ereignissen zu. Man darf hier bloß kein Feuerwerk der Emotionen, Action und Spannung erwarten.

Dafür aber viel Tiefe. Viele Seiten hinweg versinken wir in Bonnies Gedanken, die über Dinge nachdenkt, die einem Außenstehenden wirklich unwichtig erscheinen. Es zeigt sich aber letztlich, dass genau das nicht der Fall ist. Sie ist einfach nur recht genau und lässt kein Schlupfloch übrig. Zum Ende hin erzeugt das den Eindruck, dass die beiden sich da etwas für die Ewigkeit schaffen, was ich sehr cool fand. Es wirkt auf mich authentisch, wenn es am Ende nicht abgedreht kitschig, sondern realistisch und überlegt seinen Weg findet.

Fazit:
Eine Liebesgeschichte, die unheimlich frustrierend ist, beim Lesen aber zum Glück nicht so wirkt. Das Buch lässt sich locker leicht lesen, auch wenn es etwas ereignislos beginnt, und ist mit den eingeschobenen Rückblicken sehr interessant gestaltet. Für mich war es mal eine andere Perspektive auf eine Liebesgeschichte, die ich sehr schön fand. Es geht tief und setzt sich einfach mit der Realität auseinander. Zwischendurch finden sich zudem super süße Momente, die mich dahinschmelzen ließen und ich muss Jasper loben: Lange habe ich keinen solch taffen Kerl mehr erlebt, der nicht in die üblichen Fallen von Liebesgeschichten tappt.

Von mir gibt es 5 von 5 Sterne.

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