Konnte mich leider nicht überzeugen. Die Tiefe fehlte
Someone to StaySchreibstil:
Ich finde, dass Laura sehr schön ruhig, fast bedächtig und flüssig schreibt. Man fühlt sich mit den Worten, die sie nutzt, sofort wohl. Ihre Protagonisten gestaltet sie sehr liebevoll und ...
Schreibstil:
Ich finde, dass Laura sehr schön ruhig, fast bedächtig und flüssig schreibt. Man fühlt sich mit den Worten, die sie nutzt, sofort wohl. Ihre Protagonisten gestaltet sie sehr liebevoll und es ist schön zu sehen, wie sie versucht, wichtige Themen in ihre Story zu integrieren. Der Schreibstil ist jetzt aber auch nicht außergewöhnlich oder irgendwie herausstechend. Es fließt viel mehr einfach so dahin, ohne besondere Höhen und Tiefen.
Ich hatte es nicht geplant, nicht mal erwartet, dass es passierte, aber ich hatte mich in Lucien verliebt. Still und heimlich hatte er sich in mein Leben und mein Herz geschlichen, und meine Wünsche und Träume für die Zukunft hatten bereitwillig Platz für ihn gemacht, denn sie wollten, dass er Teil dieser Zukunft wurde.
SOMEONE TO STAY – LAURA KNEIDL (KAPITEL 26)
Meine Meinung:
Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut. Ich kannte Aliza und Lucien ja schon und habe mich einfach gefreut, mehr über sie erfahren zu dürfen. Besonders interessant an den beiden ist, dass sie beide sehr viel zu tun haben. Ich glaube, ich habe noch nie eine Lovestory gelesen, in der beide Protagonisten vielbeschäftigt waren. Meist hat ja einer mehr Zeit und der andere weniger und dann ergibt sich eine Situation, in der die Probleme durch das Ungleichgewicht entstehen. Das ist hier nicht so. Sie haben Verständnis für den anderen und nehmen es keinem übel, wenn man mal keine Zeit hat. Zudem hocken sie dadurch natürlich nicht andauernd aufeinander. Für mich eine total spannende Perspektive, weil ich denke, dass es mittlerweile vielen so geht.
So ist es verständlich und logisch, dass große Teile der Geschichte von den vor allem Alizas Arbeit eingenommen wird. Das war ziemlich interessant, weil sie fortschrittliche Gedanken hat und kreativ ihre Ziele verfolgt, es hat aber manchmal auch zu Längen geführt, die für mich den Lesefluss ein wenig behindert haben.
Teilweise habe ich zudem gedacht, dass das Buch vielleicht etwas zu viel will, denn es geht außerdem sehr multikulturell zu. Dadurch, dass dies recht intensiv behandelt wird und Aliza sich so zu großen Teilen definiert, nimmt auch dies natürlich einen großen Teil der Geschichte ein.
Ich fand es als Thema aber einfach super interessant und schön gesetzt. Vielleicht hätte es der Geschichte gut getan, wenn sie einfach noch ein bisschen mehr Platz gehabt hätte, um alles unter einen Hut zu kriegne.
Schön fand ich, wie die beiden ganz vertrauensvoll und offen von vorneherein in die Beziehung starten. Lucien ist einfach total süß und charmant. Man kann gut nachvollziehen, warum er so vorsichtig und teilweise etwas unsicher ist. Er ist zudem aber auch verantwortungsvoll, sexy, authentisch und super sympathisch. Es war für mich leicht zu verstehen, warum Aliza sich in ihn verliebt.
In Bezug auf die Kommunikation zu mir als Leser hätte ich mir nur vielleicht gewünscht, dass man ein wenig mehr über seine Gefühle erfährt. Ja, er hat sich auch in Aliza verliebt, aber wie tief geht diese Liebe?
Beispielsweise sagt er selbst, sie würde immer nur seine Nummer zwei bleiben. Nummer eins ist seine Schwester, die er erzieht. Bei mir kam durch dies und so einige andere Situationen dadurch der Eindruck, dass mit Aliza wäre für ihn eher etwas auf kurze Zeit. Etwas, was er noch irgendwo zwischen seine Termine schieben kann und auch gerne will. Aber mehr auch nicht. Das Ende macht diesen Eindruck zu einem großen Teil wieder gut und auch schon der Wendepunkt macht deutlich, worum es Lucien wirklich geht. Aber mich hat dieser Gedanke eine ganze Zeit durch die Geschichte begleitet.
Dieses Nicht-drüber-Nachdenken zieht sich auch bei Aliza ein wenig durch die Geschichte. Sie denkt einfach nie über ihre Beziehung nach. Man kann jetzt argumentieren, dass sie eben wenig Zeit hat und ihre Prioritäten setzt und das will ich auch gerne so annehmen, aber die Tiefe der Gefühle wurde für mich auch bei ihr so gar nicht deutlich.
Klar wurde mir dies vor allem an der Stelle, an denen die beiden möglicherweise miteinander schlafen. Ich hatte einfach überhaupt keine Ahnung, ob sie es jetzt wirklich machen, oder eben nicht. Mir fehlte das Gefühl für die beiden und das lag definitiv darin, dass die Geschichte recht oberflächlich blieb und viele Begründungen für Emotionen nicht lieferte. So war auch der recht schöne, und überaus weitreichende, Epilog für mich etwas leer, weil ich zwar die Zusammenhänge nachvollziehen konnte, ich aber keine Emotionen dahinter sehen konnte.
Aliza an sich hat mir dabei sehr gut gefallen. Sowieso fand ich die Protagonisten einzeln toll. Aliza arbeitet für das, was sie liebt, worin ihre Leidenschaft steckt und ja, sie überarbeitet sich manchmal vielleicht und will zu viel unter einen Hut bekommen, aber das ist nur menschlich. Die Themen Kochen (zudem u.a. gesund, vegetarisch, kulturell und nachhaltig), Multikulturalität (durch ihre Herkunft) und Feminismus fand ich toll und passten auch sehr gut zu ihr. Mir fehlte letztlich bloß auch hier die tiefere Ebene. Die Begründung für die Motivation hat ein wenig gefehlt. Ja, sie ist eine Frau, ja sie kommt aus einer anderen Kultur, ja sie ist eine Bloggerin – aber nicht jede Person, auf die dies zutrifft, setzt sich auch gleich so stark und lebensaufopfernd für diese Sache ein. Das war einfach mein Eindruck.
Vom Handlungsverlauf kann ich dann nur sagen, dass sich die Geschichte relativ gut lesen ließ und das man irgendwie auch mit fiebert, weil man ja darauf hofft, dass endlich etwas passiert, letztlich aber in der Lovestory recht wenig passiert und man dadurch auch leicht enttäuscht wird.
Ich denke, dass dieses Buch sich vielleicht als Roman ganz gut machen würde. Dann kann man den Fokus auch noch mehr auf Alizas Einsatz legen und vielleicht auch Lucien mehr berücksichtigen. Denn ich fand, dass er in diesem Buch, in dem es eben mit darum geht, Geschlechterrollen nicht zu stereotypisieren, als männlicher, heterosexueller Make-Up-Artist viel zu wenig Beachtung bekommen hat. Natürlich könnte man auch an dieser Stelle wieder einwenden, dass es bereits die Annahme seiner Persönlichkeit als Stereotyp bedinge, allerdings fände ich es durch die Schwerpunktlegung dieses Buches gerechtfertigt.
Fazit:
Letztlich muss ich feststellen, dass mich auch diesen Buch nicht gänzlich von sich überzeugen konnte. Ich hatte ein gutes Gefühl nach dem Lesen und es hat mich auch echt gefreut, Alizas und Luciens Geschichte zu erfahren, allerdings hat das Buch bei genauerer Betrachtung für mich doch ein paar Schwachstellen, die die Geschichte für mich nicht rund machen. Gerade in der Tiefe haperts und auch die Lovestory ist nicht so mitreißend, wie man es von einem New Adult-Buch kennt.
Loben muss ich aber die Auswahl der Themen, die in dieses Buch eingebettet wurden sowie die interessante Situation der beiden Protagonisten, die beide viel arbeiten und so etwas anders planen, als andere Studenten in diesem Genre.
Von mir gibt es leider wieder nur 3 von 5 Sterne.