Profilbild von Sioux

Sioux

Lesejury Star
offline

Sioux ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sioux über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2024

Einen Tick mehr Romance hätte ich mir gewünscht

The Story Between Us
0

Der Schreibstil:
Anfangs hat mir der Schreibstil ganz schön Probleme bereitet, weil er sehr stockend war und ich kein Gefühl für die Geschichte bekam. Die Erklärungen fehlten an den richtigen Stellen, ...

Der Schreibstil:
Anfangs hat mir der Schreibstil ganz schön Probleme bereitet, weil er sehr stockend war und ich kein Gefühl für die Geschichte bekam. Die Erklärungen fehlten an den richtigen Stellen, die Details waren nicht gegeben und ich hatte das Gefühl, dass einige Dinge immer wieder wiederholt haben. Das blieb dann auch über den gesamten Handlungsverlauf so. Statt dass es richtig voran ging, schien es schon vom Schreibstil her öfters mal auf der Stelle zu treten. Das war eher schade.
Letztlich konnte man die Geschichte aber dennoch einigermaßen flüssig mitverfolgen.

Zur Geschichte allgemein:
Das erste, was mir an Ella aufgefallen ist, war, dass sie teilweise sehr krass und albern agierte. Besonders zu Anfang hat mich das eher irritiert, bzw. abgestoßen, denn ich kannte sie noch gar nicht und konnte daher nicht nachvollziehen, was zu ihrer starken Reaktion führte. Im Verlauf der Geschichte ist das dann zum Glück etwas besser geworden. Ellas sozialer Hintergrund wurde gut aufgearbeitet und man begann sie langsam zu verstehen und richtig kennen zu lernen.
Darce ist das Gegenstück zu Ella. Da wo sie arm ist, ist er reich, wo er gebildet ist, hat sie keine Chance auf Bildung und da, wo er angesehen ist, ist sie dazu verdammt, für immer unter dem Radar zu erscheinen. Jedenfalls ist das das, was uns die Geschichte sehr deutlich und immer wieder vermitteln will. Dennoch ist da diese Freundschaft zwischen den beiden, die in der Kindheit entstanden ist und dann aus anfangs noch nicht näher erklärten Gründen zerbrochen ist. Die Aufklärung dieser Gründe nimmt dann tatsächlich viel Zeit in Anspruch. Es geht erst einmal um ein vorsichtiges Annähern, wobei beide in ihren Emotionen schon sehr stark sind. Ihre Vergangenheit beeinflusst sie und lässt einige Leerstellen für uns Leser:innen. Ich glaube, es wäre gut gewesen, wenn es da ein paar Rückblicke gegeben hätte, denn tatsächlich wissen wir lange Zeit nicht, was damals passiert ist. Wir können es nur erraten und müssen mit Ellas Reaktionen klar kommen. Darce dagegen scheint neben all dem noch andere Probleme zu haben, die ihn sehr belasten und die für mich lange Zeit ebenfalls zu kurz kamen.

Die Geschichte dreht sich um eine Freundschaft, die zu Liebe wurde und vielleicht noch ist. Dadurch, dass wir die Vergangenheit aber lange Zeit nicht kennen und die beiden in der Gegenwart nicht wirklich offen miteinander sprechen, sondern sich mühsam jedes Stück Vertrauen wieder erkämpfen, haben wir keine Chance, das Gefühl zwischen den beiden aufzufangen. Ich habe keine richtige Verliebtheit gespürt, keine Sehnsucht – stattdessen war es Arbeit. Ein langsames Herantasten. Ein: „du schuldest mir was, aber das weißt du ja“. So wird hier zwar sehr authentisch und in kleinen Schritten das Wiederauferstehen einer Freundschaft gezeigt, die richtige Lovestory zum Mitfiebern fehlte mir aber.

Dazu kam, dass Darce‘ Hintergrund tatsächlich sehr groß ist. Während Ella ihre Emotionen und Probleme vor sich her trägt, verschließt Darce sie in sich und spricht mit niemandem darüber. Deshalb bekommen auch wir lange Zeit nicht ganz mit, was ihn so sehr bedrückt. Erst ganz am Ende wird das ein wenig aufgeklärt, was der Geschichte nochmal sehr viel Tiefe gegeben hat, die mich dann an der Stelle auch überzeugen konnte.

Ansonsten betrifft die Arbeit an der Freundschaft und der Liebe auch das Trope „Poor vs. Rich“. Es wird sehr anschaulich, was die Unterschiede bedeuten – vor allem im Denken des jeweils anderen. Das fand ich gut gemacht, denn man merkte deutlich, wie unsensibel sie beide anfangs eigentlich miteinander umgehen, weil sie die Lebenswirklichkeit des anderen nicht richtig verstehen können. Etwas negativ ist mir dabei nur aufgefallen, dass der Fokus sehr lange auf Ella liegt und ihre Probleme deutlich als „schlimmer“ dargestellt wurden. Das waren sie vielleicht auch, aber letztlich war der Stolz bei ihr ein großes Ding und ohne den hätte die Geschichte wohl schon viel früher geendet.

Der Handlungsverlauf war mir also im Großen und Ganzen zu langgezogen, was vor allem die Fortschritte, die die beiden eigentlich zwischendurch machen, schmälerte, denn wir Leser:innen haben sie gar nicht richtig mitbekommen.

Fazit:
Ich bin mit der Geschichte leider nicht so richtig warm geworden. Es plätschert lange ziemlich dahin und zieht sich über den Handlungsverlauf sehr lange. Dazu kommt, dass mir lange die Puzzlestücke zur Spannung fehlten. Man wusste einfach zu lange nicht, was es genau werden sollte und konnte das Meiste nur vage fassen. Zudem blieb mir Darce‘ Geschichte zu schwach und die Gefühle zwischen den beiden glichen eher denen einer Freundschaft. Und das ist dann auch das, was ich hier positiv betonen möchte. Es ist ein sehr schönes Buch über Freundschaft und über den Unterschied zwischen Arm und Reich. In langsamen Schritten wird hier die Annäherung der beiden zueinander erzählt – die Annäherung zweier, deren Vertrauen zerbrochen scheint, obwohl es mal so stark war. Dieser Aspekt des Buches hat mir gefallen. Es war dadurch aber keine klassische Liebesgeschichte.

3 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.07.2024

Konnte mich nicht ganz überzeugen

Corrupt – Dunkle Versuchung
0

Zum Schreibstil:

Dies ist jetzt mein zweites Buch der Autorin und ich war mir beim ersten noch nicht ganz sicher, ob es nun die Übersetzung ist oder der Schreibstil an sich. Jetzt bin ich mir jedoch einigermaßen ...

Zum Schreibstil:

Dies ist jetzt mein zweites Buch der Autorin und ich war mir beim ersten noch nicht ganz sicher, ob es nun die Übersetzung ist oder der Schreibstil an sich. Jetzt bin ich mir jedoch einigermaßen sicher. Also: Ich finde, dass die Autorin relativ einfach schreibt. Die Sprache ist nicht sehr verdichtet, es wird oft das Offensichtliche erwähnt, als würde uns nicht zugetraut, dass wir es uns vorstellen könnten. Gleichzeitig wird etwas beschrieben, was gar nicht handlungstragend ist. Also vielleicht etwas unausgewogen und einfach, aber dennoch hat der Schreibstil in Verbindung mit dem Genre seinen Reiz. Durch die Einfachheit der Worte wird das Rohe der Dark Romance meiner Meinung nach noch betont. Große literarische Kunst bekommen wir hier aber natürlich trotzdem nicht gezeigt.

Zur Geschichte allgemein:
Das Besondere an diesem Buch: Es gibt gleich drei POVs. Einmal Erika, dann Michael und dann noch die Vergangenheit, die ungefähr bis zur Hälfte des Buches abwechselnd Kapitel bildet.
Fangen wir bei Erika an: Ehrlich gesagt habe ich etwas Zeit gebraucht, um sie so richtig zu durchschauen. Wie sagt man heute? Sie hat einen Crush auf Michael. Und zwar einen ziemlich heftigen seit der Kindheit. Deshalb konzentriert sie sich in ihren Gedanken tatsächlich oft sehr stark auf ihn und richtet ihr Leben und ihr Tun teilweise auf ihn aus. Anfangs besteht dies vor allem daraus, dass sie eben nichts mit ihm zu tun haben möchte. Für uns Leser:innen ein rätselhaftes Verhalten, denn was ist denn da nun zwischen den beiden?

Michael verrät leider auch nicht mehr. In seiner POV geht es hauptsächlich um düstere Themen. Es geht darum, Rache an Erika zu nehmen und um seine Freunde glücklich zu stimmen. Ihm scheint alles andere egal zu sein. Seine Gefühle bezüglich Erika? Anfangs noch unergründlich. Er bringt also sogleich diese Dark Romance Atmosphäre in die Geschichte und die darf auch etwas verwirrend sein. Ich weiß, dass einige hier schon argumentieren werden, dass Michaels Handlungen und sein Denken nicht logisch scheinen. Er wirkt kalt und herzlos, beinahe unmenschlich und seine Motive bleiben im Dunklen. Aber genau das ist so ungefähr die Definition von Dark Romance. Er macht also quasi alles richtig und erzeugt natürlich Spannung, denn wir wollen wissen: Was ist sein Problem? Wie findet er Erika? Was ist der große Plan? Und so weiter.

Etwas anstrengend geradezu war dann, dass die Gegenwart immer wieder von der Vergangenheit ausgebremst wurde, aus der wir gelesen haben. Das Thema dort: die Devil’s Night. Eine Nacht, in der Micheal und seine Freunde machen, worauf auch immer sie Lust haben, ohne die Gesetze zu achten. Und anscheinend gab es eine Nacht, in der Erika mit von der Partie war…. Diese wird über mehrere Kapitel hinweg erzählt. Es ist also ein extrem zeitdehnendes Erzählen, dass zwar vieles erklärt, was wir für die Gegenwart brauchen, gleichzeitig aber auch so einen kleinen Ausschnitt fokussiert, dass uns einiges entgeht. Das fiel mir vor allem gegen Ende der Geschichte auf, wo die Nacht immer wichtiger wird und es um verletzte Gefühle usw. geht. Diese Gefühle haben wir Leser:innen aber gar nicht richtig spüren können. Das fand ich dann ein wenig schade.

Ansonsten aber war diese Nacht eine tolle Idee und ich mochte es erzähltechnisch, dass sie so ausgedehnt wurde, denn natürlich wollte man wissen, wie es weitergeht und zu welchem Ende sie letztlich kommt. Denn dieses Ende ist schließlich entscheidend für das, was in der Gegenwart zwischen allen steht. Also Spannung pur, die man deutlich an meinem Lesetempo merken konnte.
In der Gegenwart passiert dagegen eher klassischer Kram. Denkt man, denn Michael und seine Freunde mischen sich sehr schnell in Erikas Leben ein. Natürlich rätselt man dann mit, woher das plötzliche Interesse kommt und was ihr Ziel ist. Und man zittert auch mit Erika, denn einerseits will sie nur weg von ihnen und andererseits wird sie von ihnen angezogen wie die Motten vom Licht (wie man so schön sagt). Es ist also fast ein Tauziehen, das dort stattfindet.

Mir hat die Handlung so bis zu Dreiviertel des Buches ganz gut gefallen. Es war spannend, hatte Dark Romance-Elemente und hat uns immer wieder mit Fragezeichen dastehen lassen. Etwas, was dieses Genre auch sehr gut kann und was für mich ein wenig der Reiz daran ist. Das letzte Viertel des Buches war dann für mich allerdings etwas langgezogen und mir fehlte da die Raffinesse, auch das Bildgewandte (man merkte doch nochmal, dass der Schreibstil es hier nicht leisten konnte) und die Nachvollziehbarkeit. Denn auch zum Ende hin fällt nochmal auf, dass ein wenig Vergangenheit fehlt, um die Geschichte und ihre Protagonist:innen so richtig zu verstehen. Das war etwas schade.

Genauso schade fand ich die Lovestory. Denn entgegen meiner sonstigen Dark Romance-Erfahrungen, waren Erika und Michael zwar verliebt und hatten einen großen Besitzanspruch, aber mir fehlte das „Darke“ in ihrer Beziehung ein wenig. Stattdessen wurde wenig galant immer wieder darauf hingewiesen, dass Erika lernen müsse, sie zu wehren und Michael ihr es beibränge. Das geschah aber immer mit Vorankündigung und so offensiv, dass es wenig authentisch wirkte und ihrer Geschichte irgendwie den Love Flow nahm. Schade, denn eigentlich hätte es durchaus was werden können, denn am Ende nimmt die Autorin sogar explizit nochmal Bezug darauf und vervollständigt den Kreis. Die Handlungsstränge kommen also alle zusammen. Allerdings nicht alle ausführlich und erklärend genug, wie ich fand. Auch auf Michael bezogen blieb da einiges einfach gehalten. Das hätte noch besser gemacht werden können.

Fazit:
Erstaunlicherweise hätte ich mir hier mehr Dark Romance gewünscht. Zwar ist hier definitiv was vorhanden und einige von euch werden es schon zu viel finden, aber ich fand es an einigen Stellen einfach etwas unauthentisch und dadurch zählte es dort einfach nicht für mich. Die Handlung war bis fast zum Ende spannend, irgendwann wurde es etwas lang und das Ende dann recht schnell abgehandelt. Die Idee mit der Devil’s Night fand ich super und auch ansonsten gab es viele schöne Momente. Die Lovestory war süß, die Tiefe fehlte eher in den Nebensträngen, was man positiv wie auch negativ werten kann. Einzig der Schreibstil konnte mich hier nicht so ganz überzeugen.

3,5 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2024

Tolle Fortführung mit Powercouple

Coldhart - Deep & Shallow
0

Meine Meinung:
Dank Lena Kiefers flüssigem Schreibstil ist man schnell wieder in der Geschichte drin und verfolgt die Protagonisten jeweils aus (fast immer) abwechselnden POVs. Nach dem Cut aus Band 1 ...

Meine Meinung:
Dank Lena Kiefers flüssigem Schreibstil ist man schnell wieder in der Geschichte drin und verfolgt die Protagonisten jeweils aus (fast immer) abwechselnden POVs. Nach dem Cut aus Band 1 ist Eli zu Anfang dieses Buches gar nicht in New York und arbeitet stattdessen als eine Art Detektiv – an seinem eigenen Verbrechen. Und da geht es tatsächlich Schlag auf Schlag. Er verfolgt Spuren, lässt uns gebannt miterleben, wie er jemanden verfolgt usw. Schon hier kann man also sehen, welch kriminalistischen Einschlag das Buch und generell die ganze Reihe hat. Im Vergleich zu WestWell (wenn man diesen denn ziehen möchte) wissen wir hier aber schon, wer der Übeltäter ist und das eröffnet ganz neue Möglichkeiten.

Felicity dagegen bleibt nichts anderes übrig, als ihr Leben einfach weiterzuleben. Auch, wenn ihr sämtliche Lebensfreude abhandengekommen scheint. Das Tolle aber an ihr ist, dass sie nicht mit Gram an Elijah denkt, sondern nach einer vernünftigen Erklärung sucht. So verrennt sie sich nicht in irgendwas und kann noch bedingt logisch denken. Das hat die Geschichte immer wieder sehr gut vorangebracht und ihr letztlich auch die Schärfe genommen, die wir bei einem Paar wie Felicity und Eli gar nicht brauchen. Denn eins sollte in Band 1 deutlich geworden sein: Die beiden lieben sich. Und dann braucht es schon mehr, als ein paar Lügen, um dies zu durchbrechen. Auf künstliche Dramatik wird hier also verzichtet, was ich immer sehr gutheiße.

Der Spannungverlauf ist trotz dessen zu Anfang etwas schwach. Ich habe circa ein Drittel des Buches gebraucht, um sagen zu können: jetzt zieht es richtig. Das lag wohl am meisten mit daran, dass die beiden ziemlich lange getrennt voneinander agieren. Sobald dann das erste richtige Gespräch wieder stattfindet, ist auch die Spannung sofort da und ich habe richtig mitgefiebert.

Obwohl die Grundidee die von Romeo und Julia ist, wird darauf nicht so lange rumgeritten. Die beiden sind sehr daran interessiert, ihren „Fall“ aufzuklären und die Ereignisse kommen Schlag auf Schlag. So geschieht das Annähern beinahe nebenbei und in winzig kleinen Schritten, was ich super fand. Die große Unsicherheit in dem allen ist wohl Felicity, denn sie wurde verletzt und muss nun entscheiden: Kann sie ihm verzeihen? Hättet ihr das Buch jetzt schon gelesen, wüsstet ihr, dass meine Frage nicht ganz unschuldig ist. So aber kann ich euch sagen, dass die beiden in alle Richtungen argumentieren, Verständnis füreinander aufbringen, Eli es keineswegs auf die leichte Schulter nimmt und Felicity sich von allen Seiten viel anhören muss, sie sich aber letztlich für ihren Weg entscheiden. Dafür, was sie fühlen und wie sie sich damit fühlen. Das ist so typisch Eli und Felicity, dass ich es nur loben kann. Ich fand es super, dass sie ihren eigenen Charakter bekommen haben und die Antwort auf einige Fragen einfach lautet: solange es ein Wir gibt. Und nein, von blauäugig kann hier keine Rede sein. Seid unbesorgt!

Ein wesentlicher Unterschied zu WestWell (sorry, ich muss das hier jetzt erwähnen, weil es einige von euch überzeugen wird) ist, dass die beiden schneller ehrlich zueinander sind. Ich habe echt den ersten Teil des Buches die Luft angehalten und gebetet, dass es jetzt nicht ewig so weiter geht. Geht es zum Glück nicht. Und auch die anderen Protagonisten (Helena und Jess, Trish und Logan, Elis Freunde usw.) bekommen ihren Platz in der Handlung. Das Universum „Coldwell“ ist mittlerweile so groß und sie alle sind hier präsent und zeigen uns ihre Beteiligung an dem Leben der anderen. Ihr könnt euch sicher denken, dass ich das großartig fand und nur begrüßen kann.

Und dann sind wir jetzt auch schon am Ende angelangt, denn wenn ich noch mehr schreibe, spoilere ich euch letztlich noch. Also: Das Ende kommt unerwartet. So viel kann ich sagen. Kein riesiger Cliffhänger, aber auch keine easy Regenbogensituation. Der Übergang zu Band 3 wird aller Voraussicht nach flüssig sein und ich bin schon sehr gespannt. Denn ähnlich wie bei Actionenfilmen, in denen der Verbrecher bekannt ist, sieht man manchmal anfangs nicht alles, was hinter diesem steht bzw. was er noch in petto hat. Also wird da wahrscheinlich noch so einiges kommen und auch Eli und Felicity haben noch viel aufzuräumen. Can’t wait!

Fazit:
Eine gelungene Fortsetzung, die zwar etwas brauchte, um mich wieder vollkommen in ihren Bann zu reißen, dann aber wieder mit seinen Protagonisten und der kriminalistisch angehauchten Story punkten konnte. Ich fand es super, dass es nicht ganz so viel hin und her ging und man als Leser:in dadurch fix an ein Vorankommen gelang und nicht so viel auf der Stelle trat. Loved it!

4 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2024

Der Reihe die Krone aufgesetzt

Dark Sigils – Wen das Schicksal betrügt
0

Zum Schreibstil:
Was Anna Benning einfach unheimlich gut kann, ist, uns bildhaft in eine Welt einzuführen und mitzunehmen, die sie komplett erfunden hat. Ja, es spielt irgendwie auch in London, aber hauptsächlich ...

Zum Schreibstil:
Was Anna Benning einfach unheimlich gut kann, ist, uns bildhaft in eine Welt einzuführen und mitzunehmen, die sie komplett erfunden hat. Ja, es spielt irgendwie auch in London, aber hauptsächlich geht es hier um die fiktive Welt des Mirrors und die hat ihre eigenen Gesetze. Ihre eigene Magie, ihre eigenen Magic Places, ihre eigenen Bewohner. Und an keiner Stelle ist es, als würde ich durch eine imaginäre Welt stapfen, sondern zu jeder Zeit habe ich ein genaues Bild davon vor Augen, wo ich mich gerade mit wem und was in der Hand befinde. Das ist außerordentlich, wie ich finde, denn die Welt, die sie hier schafft, ist mehr als komplex. Ganz nebenbei lässt sich ihr Schreibstil auch noch unheimlich gut lesen und transportiert super viele Inhalte einfach erklärt. Es ist jedes Mal ein Fest, eines ihrer Bücher zu lesen.

Zur Geschichte allgemein:
Jedes Mal, wenn ich einen neuen Band begonnen habe, brauchte ich immer ein paar Seiten, um wieder völlig einzusteigen. Einfach, weil die Welt so unheimlich komplex ist und auch, weil die Figuren ebenso brauchen, um mit den Cliffhängern der vorangegangenen Bände klarzukommen. So ist es auch hier. Rayne ist Mirrorlady, Adam hat noch nicht einmal mehr Kräfte und Adams Mutter ist vollkommen durchgeknallt und so gefährlich wie noch nie. (Wen ich hier jetzt spoilere, der liest die Rezension zum falschen Band.) Ähnlich wie wir Leser:innen jedoch dann fix wieder in die Geschichte finden, besinnt sich auch Rayne hier, denn es geht um alles. So stehen gleich wieder wichtige Entscheidungen an, die den ganzen Verlauf der Handlung bestimmen.
Vieles in diesem Band folgt einem Plan. Denn das ist es, was Rayne und ihre Freunde tun müssen: Sie müssen einen Plan schmieden, der für alle die Rettung verspricht, denn sie sind nicht nur für sich selbst verantwortlich, sondern für den kompletten Mirror und Prime gleich mit. Diese Verantwortung spürte man deutlich auf Raynes Schultern und dennoch lässt sie sich davon nicht unterkriegen. Sie bleibt wie gewohnt resolut, trotzdem unheimlich menschlich und zugänglich durch ihre Unsicherheiten und ihre Empathie. Das mochte ich schon immer an ihr und das zeigt sie auch hier wieder.

Während alle also einem großen Plan folgen, den Rayne verspricht, muss Rayne diesen mit ihren Freunden entwerfen. Und umwerfen. Und neu überdenken. Und an die Geschehnisse anpassen. Es geht ums Ganze, um das große Finale und das merkt man hier auf jeder Seite. Spannend daran ist wohl, dass natürlich nicht alles nach Plan funktioniert, sondern immer wieder etwas dazwischenkommt, was keiner vorhergesehen hat. Es tun sich Verräter auf, die Protagonisten lernen ihre eigene Welt noch besser kennen und die böse Widersacherin Leanora rückt immer näher.

Erstmals kommt Rayne dabei auch ihrem Vater immer näher. Das fand ich super, weil man nochmal viel mehr über die Vergangenheit erfuhr und begriff, wie weitreichend Geschehnisse, die hier zum Tragen kommen, schon angesiedelt sind. Nur ein weiterer Beweis für die großartige Komplexität, die Anna Benning in ihrer Welt geschaffen hat.

Und wieder, wie es meiner Meinung nach zu einem guten Fantasybuch gehört, gehört auch Schmerz zu dieser Geschichte. Ich glaube, ich habe in keinem der Bände bisher so gelitten wie hier. Und das, obwohl die Beziehung zwischen Adam und Rayne hier gar nicht mehr so viel Grund dazu gibt. Der Handlungsverlauf pulsiert einfach vor Lebendigkeit und spannenden Wendungen, die man nicht kommen sieht. Ich dachte wirklich, ich hätte mittlerweile alles verstanden, was die Welt so hergibt. Aber hier schmeißt sie alles nochmal um. Stellt die komplette Struktur der Sigils in Frage, stellt die Existenz des Mirrors in der Frage und geht geradezu im epischen Maße an ihre Welt heran, sodass man fast von Dekonstruktion reden kann.
Ich bin einfach nur staunend durch die Geschichte geflogen und war mehr als impressed, als am Ende alles zusammenpasst. Jeder Erzählstrang bündelt sich hier in einem Finale, das keine Fragen offenlässt und mich erstaunlich happy zurücklässt. Denn die Autorin hat für alles eine Lösung gefunden – ob gut oder schlecht, wir bekommen sie und können nur den Hut davor ziehen, wie grandios sie alles zusammenbringt, ohne, dass die Geschichte an Authentizität verliert.

Fazit:
Ein grandioser Abschluss für eine wirklich tolle Reihe. Die Autorin setzt ihrem World-Building, ihren authentischen Charakteren und ihrer spannend, lebendigen und komplexen Erzählung hier nochmal die Krone auf und lässt uns mit einem beinahe epischen Finale zurück. Ich habe nichts auszusetzen und kann nur sagen: Lest diese Reihe!

5 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2024

Bully Romance meets Gossip Girl

Kings of Cypress Pointe - Sweet Revenge
0

Schreibstil:
Jedes Mal wenn ich lese, dass es sich um ein Autorenduo handelt, denke ich, dass ich irgendwo merken müsste, wann wer schreibt. Aber so wie fast immer, ist es auch hier unmöglich zu erkennen. ...

Schreibstil:
Jedes Mal wenn ich lese, dass es sich um ein Autorenduo handelt, denke ich, dass ich irgendwo merken müsste, wann wer schreibt. Aber so wie fast immer, ist es auch hier unmöglich zu erkennen. Stattdessen kann ich sagen, dass der Schreibstil super flüssig und bildlich ist und man der Handlung sehr leicht folgen kann. Dazu kommt, dass es zwar Spice gibt, es damit aber auch nicht übertrieben wird und man trotz der offensichtlichen Anziehung die tieferen Gefühle spürt.

Zur Geschichte allgemein:
Erst einmal muss glaube ich bei dieser Geschichte dazusagen, dass es sich um Bully Romance handelt. Das heißt, dass wir es hier mit Hass, Rache und Mobbing zu tun haben, was nicht unbedingt für jeden was ist, bzw. auf jeden Fall einer Triggerwarnung bedarf. Ich persönlich wusste, worauf ich mich einlasse, weshalb es dann letztlich einfach meinen Erwartungen entsprach.

Jetzt aber richtig zur Geschichte. Sie beginnt mit einem Prolog, der ein paar Monate vor den aktuellen Geschehnissen passiert. Die erste Begegnung der Hauptfiguren und der Moment, in dem alles noch so easy ist und hätte sein können. Das ist ein typisches Motiv, das man immer wieder bei solchen Büchern findet und deshalb nichts besonderes. Hier hat es dafür gesorgt, dass man mehr an das Gute glauben konnte, was manchmal ganz gut war.
Ebenfalls vorneweg kommt dann aber auch der Grund für alle Missgunst in dieser Geschichte und auch da eine Vorwarnung, denn die ganze Story basiert auf einem Missverständnis. Ich persönlich tue mich mit sowas immer sehr schwer, weil wir doch mittlerweile alle Fans von offener Kommunikation und der daraus entstehenden Tiefe sind. Ich glaube aber, Bully Romance fragt manchmal nicht nach gesundem Menschenverstand, sondern nach Spannungen, die sich eben nicht so schnell auflösen lassen. So war dieses Missverständnis letztlich ein sehr guter Grund für all die kommenden Geschehnisse und schloss sich zum Ende hin als Motiv auch nochmal, sodass es nicht in Vergangenheit geriet. Das fand ich ganz gut, zumal es irgendwo auch für eine gewisse Spannung führte. Denn mit dem Missverständnis kommt ein riesiges Geheimnis zutage, dass sich nicht erklären lässt, so sehr wir und West es sich auch wünschen.

"Ich werde nicht zulassen, dass West Golden gewinnt. Jedenfalls nicht kampflos." – KINGS OF CYPRESS POINTE – SWEET REVENGE

Die Handlung nimmt dann erst richtig ihren Anfang. Hauptsächlich wird aus Blues Perspektive erzählt, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und deshalb schon früh Verantwortung übernehmen musste. Dazu ist sie aber auch unheimlich taff, selbstbewusst und schlagfertig, was die Handlung immer wieder zu ungeahnten Wendungen führt. Sie prallt nämlich ziemlich schnell auf den King of Cypress – den König der High School und seinen Brüdern. Und von Anfang an ist das eine explosive Paarung. Ich habe es wirklich geliebt, wie die beiden aufeinander losgehen, wie sie sich in Spielchen verwickeln, die , mal mehr mal weniger fair, entschieden werden und sich dabei auch nicht voneinander fernhalten können. Dabei blieb es sehr abwechslungsreich und auch unterschiedlich motiviert. Denn obwohl es West eigentlich darum geht, Blue das Leben schwer zu machen und Blue darum, sich zu wehren, ist es eigentlich ein Wettkampf. Es geht darum, wer dem anderen länger widerstehen kann. Und das merkt man auch in der Entwicklung dieser Spielchen, denn auch wenn keiner es richtig einsehen will, ändern sich die Methoden, werden sie seichter, überlegter und weniger ernst.
Ich mochte dieses Hin und Her zwischen den beiden überraschend gerne. Es wurde nie langweilig, weil man neugierig darauf war, wie weit sie jeweils bereit sind zu gehen und wann sie kneifen. Denn das tun sie irgendwann. Denn da sind Gefühle. Und die kann keiner von ihnen leugnen. So ist es ein Wettkampf, der in alle Richtungen pure Versuchung versprüht. Zwischen ihnen ist eine Spannung, die mich als Leserin an die Seiten gefesselt und auf einen guten Ausgang hat hoffen lassen.



"Er entzieht mir die Taubheit, das mentale Novocain, das mir geholfen hat, den ganzen Schmerz und das Elend durchzustehen. Er bringt mich dazu, allem ins Gesicht zusehen. Alles zu fühlen." – KINGS OF CYPRESS POINTE – SWEET REVENGE



Was ich auch ganz cool fand, war, wie diese Entwicklung sich auch auf den Background der beiden auswirkte. West schafft es mehr und mehr in Blues Leben zu finden. Wir lernen ihr Leben mit ihrem Vater und ihrer Schwester kennen, tauchen in ihre Vergangenheit ein und lernen einiges über ihre Motivation und ihre Hoffnung auf die Zukunft. Wests Verhalten scheint im Vergleich dazu geradezu albern und das war für mich irgendwie ein Knackpunkt der Geschichte. Denn klar, Wests Verhalten ist albern. Wenn er ein Problem hat, dann soll er es aussprechen usw. Aber wir wissen ja, Bully Romance und es wird auch begründet, warum es nicht so einfach ist. Gleichzeitig nimmt die Ernsthaftigkeit, die mehr und mehr durch das nähere Kennenlernen der Figuren Einzug nimmt, der Handlung etwas der Albernheit. Denn West merkt zum Glück, wann es zu viel ist. Wann er über Grenzen geht und wo vor allem die von Blue liegen. Deshalb ist es am Ende immer irgendwo noch in einem Rahmen, den man irgendwie vertreten kann und das fand ich sehr gut.

So erreicht diese Geschichte trotz des Settings eine erstaunliche Tiefe. Ich muss ehrlich zugeben, dass mich das High School Thema erstmal komplett abgeschreckt hat und ich erst im zweiten Moment auf das Buch angesprungen bin. Einfach, weil in der High School so viele Dinge wichtig sind, die mir nicht wichtig sind, bzw. auch niemals waren. Sowohl Blue als auch West wirken aber älter als das Setting es eigentlich vermuten lässt. Sie haben beide aufgrund ihrer familiären Situation mit ungewöhnlichen Situationen zu kämpfen und beweisen so im Laufe der Handlung mehr und mehr, dass sie über die kindischen Aspekte der High School schon hinausgewachsen sind. Wäre mein Empfinden in diesem Punkt nicht so, hätte ich es glaube ich nicht ertragen.

Was ich auch gut fand war, dass wir hauptsächlich aus Blues Perspektive lesen und West nur ergänzt. So blieb er stets geheimnisvoll und ein Stück weit unerreichbar – gleich einem König, wie er ja auch dargestellt wird.
Zudem mochte ich, wie die sexuelle Beziehung zwischen den beiden funktioniert. Was das betrifft, spielen sie nämlich nicht miteinander. Sie sind ehrlich, wenn auch auf komplizierte Art und Weise. So gibt es keine Lügen, was das betrifft, und auch keine unnötigen Eskapaden mit anderen Figuren. Stattdessen merkt man als Leser:in schnell, wie ein zartes Band zwischen ihnen entsteht, dass sich mehr und mehr festig. Weil zu erkennen ist, dass West nicht aus seiner eigenen Motivation heraus grausam ist, sondern eigentlich ein gutes Herz hat. Und weil Blue eigentlich an dieses Gute glaubt, ohne naiv zu sein.

Wenn ihr dieses Buch lest, werdet ihr euch übrigens nicht nur in West, sondern auch in seine Brüder verlieben. Ich war plötzlich auf den letzten Seiten und erst noch fest davon überzeugt, dass ich im nächsten Buch endlich erfahre, wie es mit dem PrettyBoy weitergeht. Stattdessen wurde mir bewusst, dass die Geschichte von West und Blue noch nicht zu Ende ist. Ich glaube, da kommt noch einiges auf uns zu, denn die Basis für etwas sehr Großes ist jetzt gelegt. Und doch ist da ein Cliffhänger, der plötzlich alles wieder in Frage stellt und die Beziehung der beiden sehr gut spiegelt. Am Ende bleibt wohl nur die Frage, wem West letztlich am meisten Vertrauen schenkt. Sehr spannend!
Und dann ist da auch noch ein Handlungsstrang in Blues Welt, der sich gerade zum Ende hin sehr öffnet und noch einige Spannungen verspricht. Ich habe schon ein paar Ideen, möchte aber nicht spoilern, also lest selbst:)

Ein kleines Highlight des Buches noch am Ende: Ähnlich wie bei Gossip Girl gibt es auch an der Cypress Pointe eine Queen of Gossip. Qween Pandora verbreitet zu jedem Kapitelanfang den neuesten Tratsch an die Schülerhaft der Cypress und alle anderen gleich mit. Das sorgt für eine ganz andere Dynamik zwischen den Figuren, weil Geheimnisse schnell herauskommen und weil auch Blues Exfreund beispielsweise mitbekommt, was an der Schule passiert. Eine coole Idee, um mehr Abwechslung zu schaffen und auch andere Figuren in dieses feste Konstrukt der High School zu integrieren.

Fazit:
Für mich eine Geschichte mit ordentlich Spannung. Sowohl sexuell als auch für meine Nerven, denn die beiden meinen es wirklich ernst mit ihrem Spiel. Bully Romance wie man sie kennt und doch so spannend und irgendwie auch tiefgreifend und gefühlvoll, dass man nicht aufhören möchte, zu lesen. Das Ende zerreißt einen und macht neugierig auf den nächsten Teil. Ich hoffe nur das Beste für die beiden, denn ich habe sie echt lieb gewonnen!

5 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere