Schöne „aus Freundschaft wird Liebe“ Geschichte
Never Too CloseKlappentext:
Seit sie gemeinsam in einem Aufzug eingeschlossen waren, sind Loan und Violette beste Freunde. Das zwischen ihnen ist vollkommen platonisch – zumindest bis jetzt. Denn als Violette beschließt, ...
Klappentext:
Seit sie gemeinsam in einem Aufzug eingeschlossen waren, sind Loan und Violette beste Freunde. Das zwischen ihnen ist vollkommen platonisch – zumindest bis jetzt. Denn als Violette beschließt, dass sie nicht länger Jungfrau sein will, ist es Loan, den sie bittet, ihr auszuhelfen. Schließlich vertraut sie niemandem so sehr wie ihrem besten Freund. Loan ist von der Idee zunächst alles andere als begeistert, doch schließlich willigt er ein. Es ist ja nur dieses eine Mal … oder?
Zum Cover:
Ich finde es wunderschön. Das leichte türkis ist mal was anderes, gleichzeitig in modernem pastell gehalten. Titel und Autorenname wirken sehr stimmig und beruhigend, die „Wolke“ dahinter lockert es auf.
Zum Schreibstil:
Ich war zunächst sehr skeptisch, ob die Autorin mich abholen können würde. Gerade erst habe ich in „Everything I didn´t Say“ gemerkt, was passiert, wenn Vergangenheit und Gegenwart nicht die richtige Symbiose eingehen. Zum Glück hat in „Never too Close“ alles harmoniert. Die Autorin erzählt in Vergangenheit und Gegenwart aus zwei verschiedenen Perspektiven. Dennoch konnte ich mich immer gut orientieren und fand jeden Abschnitt sehr spannend und ergiebig für die Geschichte. Der anachronistische Verlauf sorgt für Spannung und füllt die Geschichte der beiden nach und nach auf. Unterstützt wird alles durch den flüssigen Schreibstil, der mich gut fesseln konnte. Anfangs war ich vielleicht etwas irritiert, wie viel die Protagonisten über die Ausdrücke des anderen wissen, wie viel sie interpretieren können und somit dem Leser diese Aufgabe abnehmen. Letztlich passte es aber zu der engen Beziehung der beiden. Bei einer anderen Geschichte hätte ich es wahrscheinlich nicht so gut gefunden.
Die Charaktere:
Bei beiden Charakteren muss man sich damit abfinden, dass sie natürlich nicht mitkriegen, dass der andere etwas für sie fühlt. Jedenfalls zunächst nicht. Das möchte ich einfach einmal vorwegnehmen, weil ich weiß, dass einige Leser sich von so etwas schnell genervt fühlen. Für mich passte es allerdings, weil da tatsächlich immer eine Ahnung bei beiden ist und sie ihre Zuneigung auch irgendwo zeigen, auch wenn sie es nicht genau benennen. Das machte es für mich sehr viel authentischer und letztlich auch nicht so naiv.
Jetzt zu den einzelnen Protagonisten.
Violette ist mir irgendwie sofort ans Herz gewachsen. Sie ist tollpatschig, liebt Schokolade und hat einen komischen Humor. Es ist toll, es aus ihrer Perspektive zu erleben, da sie alles so herrlich unkompliziert und irgendwie doch verquer sieht. Ihre ehrliche Art macht sie dazu super sympathisch und es hat mir sehr gefallen, dass sie Fehler eingestehen und verzeihen kann. Ebenso wie Loan. Das hat die Geschichte an mehr als einer Stelle gerettet.
Natürlich ist sie auch etwas naiv. Ich denke bei dieser Ausgangssituation muss es fast so ein. Schließlich hat man nicht einfach so mit dem besten Freund Sex und nichts verändert sich, aber sie ist auch noch jung und darf Fehler und Dummheiten machen meiner Meinung nach. Loan ist da der passende Gegenpart, der die Vernunft bewahrt und sich für sie beide Gedanken macht.
Wo wir schon dabei sind: Loan. Er ist der Typ zurückhaltend, beschützend, gutmütig, aber auch in sich gekehrt und kämpferisch. Ich habe es sehr genossen, ihn kennenzulernen. Die Sache mit seiner Ex-Freundin lässt ihn immer wieder in Gedanken versinken und so habe ich bei ihm bildlich den Grund dafür gesehen, dass er Violette erst so spät als seine „wahre Liebe“ wahrnimmt. Er trägt viel mit sich rum und hat jede Menge Schutzmechanismen um sich herum aufgebaut. Ich finde ihn einfach toll. (Nur im Epilog war ich etwas über seine Entwicklung überrascht.)
Zur Geschichte allgemein:
Das Buch beginnt in der Vergangenheit mit dem Kennenlernen. In der Gegenwart wird man dann als Leser vor vollendete Tatsachen gestellt. Ehrlich gesagt war ich ziemlich überrumpelt, dafür aber auch umso gespannter darauf, wie es bis dahin gekommen ist.
Durch die Perspektivwechsel ist alles sehr persönlich und gut nachvollziehbar.
Die eigentliche Situation der „besten Freunde“ fand ich überraschend gut gelöst. Die beiden zeigen ihre Zuneigung zueinander von Anfang an. Die Grenze ist hauchdünn. Kein plötzliches „oh seine Berührung fühlt sich an wie ein Blitzschlag“, sondern: “ ich fühle mich wohl, sie in meinen Armen zu halten“. Das und die Entwicklung dieser Situation hat mir im Laufe der Geschichte mehr und mehr gefallen.
Etwas merkwürdig fand ich es, dass es viele dramatische Dramen gab, diese sich aber immer relativ schnell verliefen oder klärten. Einerseits fand ich das erfrischend und hat die Geschichte locker gehalten – und natürlich für Spannung gesorgt – andererseits kam es mir dann aber auch oft so vor, als hätte man sie nur eingebaut, um die Beziehung enger werden zu lassen. Ein paar Punkte auf einer Skala bis zum vollständigen Vertrauen. So wird Loans Familiengeschichte zum Beispiel noch schneller abgehandelt als Violettes, obwohl seine ihn wesentlich mehr beeinflusst hat.
Dann war da natürlich diese Situation mit dem einem Mal Sex. Ehrlich? Jeder von uns weiß sofort, wie so etwas ausgeht. Mich störte es aber ehrlich gesagt gar nicht so. Wie ich oben bereits erwähnte, habe ich es mit Violettes Naivität vereinbaren können. Loan hat sich entsprechende Gedanken gemacht und schon war es für mich etwas, dass einen Anfang bedeutete. Und so war es dann auch. Dass Violette zu dieser Zeit einen Freund hat, fand ich dann auch irgendwie ganz passend. Es war dieses typische Hin und Her zwischen: ich darf nicht und ich muss und ich will. Ihre Art, die Grenze aufrecht zu erhalten und sich und Loan zu schützen. Denn letztlich ist das Ungewisse das, was uns am meisten Angst macht.
Die Geschichte ließ sich für mich super gut lesen und war am Ende wirklich sehr schön gefühlvoll. Es ging nicht zu schnell, ließ aber auch nicht zu lange auf sich warten
Den Epilog fand ich etwas übertrieben, aber er hat letztlich seinen Zweck erfüllt und uns eine Zukunftsaussicht präsentiert.
Fazit:
Eine schöne Geschichte für Zwischendurch, die die Situation „beste Freunde verlieben sich“ sehr schön umgesetzt hat. Sie ließ sich super lesen, hielt viele Gefühle und wunderbare Szenen bereit. Ein solch vertrautes Paar habe ich schon lange nicht mehr erlebt.
Zwischendurch war mir das Drama ein wenig zu unausgefeilt, aber das ist auch mein einziger Kritikpunkt.
4 von 5 Sterne von mir.