Super schön dark!
Beloved Villain – You can't run from meSchreibstil:
Den Schreibstil fand ich okay. Er konnte gut mit der Geschichte mithalten, hat sich an den richtigen Stellen kurz gehalten und die Szenen gut wiedergegeben. Manchmal hatte ich nur das Gefühl, ...
Schreibstil:
Den Schreibstil fand ich okay. Er konnte gut mit der Geschichte mithalten, hat sich an den richtigen Stellen kurz gehalten und die Szenen gut wiedergegeben. Manchmal hatte ich nur das Gefühl, dass er etwas stockte. Dass ein paar Wörter oder Satzteile zu viel auf der Seite standen. Gerade Szenen, in denen etwas in schneller Abfolge passierte, konnte ich deshalb nicht ganz so gut mitverfolgen.
Es war aber dennoch alles flüssig lesbar und der Vibe hat mir sehr gefallen.
Zur Geschichte allgemein:
Ich muss schon zugeben, dass der Anfang mir ein klein wenig zu abgedroschen war. Ich konnte nicht sofort eine Verbindung zu Nuria aufbauen und habe mich schwer damit getan, die Situation zu verstehen. Denn man wird sofort vor vollendete Tatsachen gesetzt: Nuria hat einen Stalker und sich anscheinend schon mit der Situation abgefunden. Alles andere folgt erst viel später als Erklärung und so muss man erstmal mit der befremdlichen Situation klarkommen, dass sie anscheinend nichts dagegen tut und auch nur bedingt Angst hat.
Ich denke, dass ist auch einer der größten Kritikpunkte, die ich an der Geschichte habe: der Anfang war mir ein klein wenig zu zusammenhangslos, da direkt in die Geschichte katapultiert, und Nurias Situation war mir nicht fühlbar schaurig genug. Das merkte man auch noch im weiteren Verlauf der Handlung: Obwohl sie sich gegen ihren Stalker wehrt und ihm zu entkommen versucht, spürt man ihre Angst nicht richtig. Die eigentlich beklemmende Situation wird uns Leser:innen nicht richtig deutlich. Klar, das ist auch kein schönes Gefühl, aber im Hinblick auf das Genre hätte ein wenig mehr kribbelnde Angst hier bestimmt noch mehr Spannung in die Geschichte gebracht.
Das ist aber auch das Einzige, was ich so richtig kritisieren möchte. Den Rest der Story fand ich tatsächlich super spannend und vor allem richtig schön dark.
Demon erzählt teilweise aus seiner Perspektive und hat viele Geheimnisse, die er vor uns und auch Nuria versteckt. Das macht ihn nicht nur geheimnisvoll, sondern nimmt der Geschichte auch oft den Realitätsanspruch. Dadurch kann man die schon recht heftige Handlung oft besser akzeptieren. Jedenfalls ging es mir so.
Ich fand es zudem spannend, dass Nuria eigentlich nichts über ihn weiß, so wie auch wir nichts über Nuria wissen. Die beiden leben wirklich im Moment und dieser hat viel zu bieten.
Das Storytrope „Au-pair“ fand ich hier tatsächlich super umgesetzt. Nuria kümmert sich um die Kinder, muss sich mit ihrem Stalker auseinandersetzen und gleichzeitig lernt sie die Familie immer weiter kennen. Was euch am Ende sicher genauso wie mich beeindrucken wird, ist, dass in ihr eigentlich „normales“ Leben (also fernab von dem, was mit Demon passiert), super viele Hinweise eingestreut sind, die am Ende ein großes Ganzes ergeben. Das war super gemacht und hat der Geschichte Tiefe gegeben.
Wie auf vielen weiteren Ebenen. Denn Demons eigentlicher Auftrag ist es, verschwundene Mädchen zu finden. Und auch dieser Erzählstrang wird aufrecht erhalten. Wir lernen seine Angestellten/Brüder/besten Freunde kennen und versuchen hinter das Geheimnis um seine Person zu kommen. Man sammelt hier wirklich Puzzleteile und versucht sie zusammenzusetzen. Ich muss ehrlich zugeben, dass mir dies erst mit dem Ende zusammen gelang und wir die meisten Antworten wohl auch erst im zweiten Band bekommen. Das fand ich aber super, denn es ist ein großes, spannendes Rätselraten und keine Figur, die in dieser Geschichte vorkommt, ist einfach gestrickt. Alle verbergen etwas oder halten es konkret zurück, inklusive der Hauptprotagonistin Nuria.
Ein weiterer großer Part dieser Geschichte: die sinnlichen Szenen. Und tatsächlich sind diese in der „Beziehung“ zwischen Nuria und Demon zahlreich gesät. Was einen bei diesem Genre aber nicht verwundern und vor allem nicht stören sollte. Es geht um Macht, Unterdrückung, aber auch Lust und Begierde. Ich fand es wirklich gut, wie die Autorin die einzelnen Szenen in den Gesamtzusammenhang der Storyline gestellt hat und sie gleichzeitig so dark waren (seid bitte nicht überrascht, wenn es über Blümchensex hinausgeht), dass man den Vibe dieses Genres definitiv auf jeder Seite spüren konnte. Es war dabei nie zu drüber für meinen Geschmack. Nichts, was ich für zu übertrieben oder der Geschichte nicht entsprechend empfand. Es passte einfach.
Was kann ich noch sagen? Das Ende habe ich nicht kommen sehen. Auf einmal war das Buch zu Ende und ich gerade erst so richtig aufgewärmt. Ich bin unheimlich gespannt auf den nächsten Band, denn wie es sein soll, floss am Ende alles zusammen und gleichzeitig wurde die ganze Welt auf den Kopf gestellt. Was mir aber besonders gefallen hat: Obwohl Nurias Situation mehr als ungewöhnlich ist und Demon kein gewöhnlicher Typ ist, erhält sie sich ihren Verstand. Sie driftet nicht ab in irgendwelche Traumwelten, läuft blind einem Typen hinterher und/oder hinterfragt die Situation nicht. Nein, sie macht genau das Gegenteil und beweist somit, dass diese ganze Story wirklich wild ist, der Realitätsbezug aber erhalten bleiben soll. Liked it!
Fazit:
Mich hat diese Geschichte wirklich total überrascht, weil ich nach den ersten Kapiteln gar nicht mal so begeistert war. Es war mir alles zu wirr, zu schnell und zu emotionslos. Letzteres möchte ich immer noch als kleinen Kritikpunkt anführen, aber ansonsten konnte die Geschichte mich schnell gänzlich abholen. Sie war spannend, überraschend vielschichtig und super schön dark. Wenn ihr mit dem Genre nicht vertraut seid, dann ruft euch die Merkmale des Genres nochmal in Erinnerung. Mir gefiel der Vibe, die Spannung, die Sinnlichkeit der Szenen zwischen den Figuren und ich bin unheimlich gespannt auf Band 2!
4 von 5 Sterne von mir.