Profilbild von SirGerryliest

SirGerryliest

Lesejury Profi
offline

SirGerryliest ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SirGerryliest über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2024

2 spannende Fälle zum Auftakt der neuen Ostsee-Krimireihe

Die Brandung – Moorengel
0

"Respekt und das Recht auf Unversehrtheit sind echte Wunderwaffen, von denen ich mir wünschen würde, sie kämen täglich großflächig zum Einsatz. " Nachwort von Karen Kliewe.

Nach dem Lesen dieses tollen ...

"Respekt und das Recht auf Unversehrtheit sind echte Wunderwaffen, von denen ich mir wünschen würde, sie kämen täglich großflächig zum Einsatz. " Nachwort von Karen Kliewe.

Nach dem Lesen dieses tollen Krimis sollte man hier unbedingt den ersten Absatz im Nachwort des Krimis lesen. Worte, die mich tief bewegt haben.

In dieser gelungenen Auftaktreihe zu einer neuen Ostsee-Krimireihe haben wir es mit zwei sehr sympathischen Protagonisten zu tun. Im Mittelpunkt stehen der Hauptkommissar Ohlsen Ohlsen von der Kripo Flensburg sowie Fria Svensson vom dänischem archäologischen Museum in Ørerup an der deutsch-dänischen Grenze. In ihrem ersten Zusammentreffen haben sie es gleich mit zwei Fällen zu tun. Fria erhält anonym einen skelettierten Finger zugespielt, zu dem sie keinen archäologischen Hintergrund vermutet, sondern eine Straftat und der Polizeistation in Norgaard übergibt. Bei Nachforschungen am Fundort entdeckt die Polizei auf dem Grund des Thorsbergers Moores sechs angepflockte Tote mit geritzten Symbolen auf den Körpern. Und zu allem Überfluss ist die siebenjährige Tilda seit Tagen verschwunden.

Ohlsen und Fria sind sehr unterschiedliche Personen. Beide mochte ich sehr. Während Ohlsen eher wortkarg ist, ist Fria als ehemalige Polizistin eher impulsiv. Sie lebt in einer WG mit Marten zusammen und hat einen liebevollen dreibeinigen Hund namens Bolle. Ohlsen lebt zwar allein, aber nur weil seine Freundin ständig im Ausland weilt. Diese schwierige Beziehung sowie die Entführung von Tilda hinterlassen Spuren bei Ohlsen.

Es gibt unendlich viele kleine Kapitel aus sehr unterschiedlichen Sichtweisen der Protagonisten, die zu einer Art Echtzeiterzählung beitragen, was mir sehr gut gefallen hat. Dazu trägt auch der sehr gute und detaillierte Schreibstil der Autorin bei, die bei mir echtes Kopfkino entstehen ließ. Je näher ich mich dem Ende des Buches näherte, um so spannender wurde es. Viele Verdächtige hatte ich gefunden, wurde jedoch völlig überrascht vom Ende. Das hatte ich so nicht sehen kommen.

Der Krimi dreht sich einmal um die akribisch fortgesetzte Ermittlungsarbeit, befasst sich dann später aber immer mehr mit dem Entführungsfall Tilda. Die Ermittlungen wurden in der Mitte des Buches ein wenig zäh, aber das Lesen machte dennoch viel Spaß. Während ich einen sehr guten Zugang zu Ohlsen und Fria bekam, blieben die weiteren Figuren teilweise blass mit Ausnahme von Marten und dem ehemaligen Kommilitonen von Fria, Lars-Emil.

Dieses Buch ist jedem Krimiliebhaber zu empfehlen und ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.

4,5 von 5 ⭐️

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.03.2024

True-Crime-Story toll in Buchform umgesetzt

Murder in the Family
0

Wer von Euch liebt True-Crime-Formate? Da gibt es ja nun schon seit geraumer Zeit einige Zeitschriften auf dem Markt und natürlich gibt es bei den zahlreichen Streamingdiensten jede Menge Serien dazu. ...

Wer von Euch liebt True-Crime-Formate? Da gibt es ja nun schon seit geraumer Zeit einige Zeitschriften auf dem Markt und natürlich gibt es bei den zahlreichen Streamingdiensten jede Menge Serien dazu. Und nun gibt es das auch in Buchform.

Die Autorin Cara Hunter hat mit Murder in the Family ein solches Thema auf 476 Seiten wunderbar umgesetzt. Der Thriller ist bei dtv erschienen. In 2003 wird Luke Ryder erschlagen im Garten seines Familienhauses in London gefunden. Ein Täter wird gefasst und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. 20 Jahre später sollen die wahren Hintergründe in der True-Crime-Show Infamous erforscht werden, waren doch damals die Kinder der Witwe im Haus.

Schon von der ersten Seite an hatte mich das Buch mit seinem besonderen Aufbau und Stil gepackt. Es werden sechs Experten aus dem Bereich der Polizei, Staatsanwaltschaft und Presse sowie eine Psychologin engagiert, die miteinander diskutieren und neue Ermittlungsansätze finden und neue Fragen zum Fall stellen. Sie werden zu Beginn durch Steckbriefe gut vorgestellt. Die Kamera schwenkt auf diese Experten. Dabei können wir ihren Diskussionen sehr gut folgen. Und immer wieder werden diese Szenen durch Exkursionen unterbrochen, wenn einige Teammitglieder an anderen Orten und Länder ihren Recherchen nachgehen und Personen interviewen. Hintergrundberichte, Zeitungsartikel werden immer wieder eingestreut. Ich war so immer gefühlt vor dem TV und konnte die Serie sehr gut mitverfolgen.

All das ist wirklich sehr unterhaltsam geschrieben. Die Spannung steigt hier bei jedem der größeren Kapitel, die hier durch Drehtage dargestellt werden. Ich wurde sehr oft auf falsche Fährten geschickt, da es nicht nur überraschende Informationen während der Gesprächsrunden gibt, sondern auch viele nicht erwartete Wendungen. Dachte ich, es sei offensichtlich wohin die Reise geht, wurde ich einige Seiten später eines Besseren belehrt.
Ich wusste überhaupt nicht mehr am Schluss, was eigentlich damals genau geschehen war und wer als Mörder in Betracht kam. Die Auflösung war gut, es hatte alles letztlich seinen Sinn.

Ein wirklich klasse Thriller, der für mich ganz zum Schluss ein ganz wenig zu lang wurde. Dennoch empfehle ich es mit 4,5 von 5 Sternen. Das Buch sollte man unbedingt gelesen haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2024

Spannend - Kein Verbrechen bleibt ungesühnt!

Dunkelhaus
0

Bereits das düster wirkende Cover des Thrillers Dunkelhaus von Jan-Erik Fell hatte mich sofort gepackt. An einem kleinen Weiher in einem Wald befindet sich eine unheimlich wirkende Waldhütte, in der sich ...

Bereits das düster wirkende Cover des Thrillers Dunkelhaus von Jan-Erik Fell hatte mich sofort gepackt. An einem kleinen Weiher in einem Wald befindet sich eine unheimlich wirkende Waldhütte, in der sich 1991 ein schrecklicher Mord ereignete. Die damals 17jährige Malin wurde dort blutüberströmt tot aufgefunden. Espen Skaar wurde überführt und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, beteuerte jedoch stets seine Unschuld. Nach dessen Freilassung kommt der damalige, mittlerweile pensionierte Ermittler Harald Uteng bei einem Bootsunfall ums Leben. Er war seinerzeit massgeblich beteiligt, zusammen mit dem damaligen Grünschnabel Anton Brekke. Nun ist Anton Brekke ein erfahrener Polizeibeamter, an seiner Seite der junge Polizist Magnus Torp.

Dieser Thriller ist sehr vielschichtig, jedoch nicht übermäßig komplex. Es gibt viele Handlungstränge, die scheinbar nichts miteinder zu tun haben. Am Ende lösen sich diese Stränge sehr gut auf. Der Aufbau ist aus meiner Sicht etwas zu lang geraten, aber das führt natürlich dazu, dass man einen sehr guten Eindruck von Land und Leute erhält. Anton Brekke ist erst nicht so daran interessiert, was es mit dem Bootsunfall auf sich hat. Als er aber erfährt, dass Uteng an einem Podcast mitwirkte, der den Fall Malin aufgreift, steigt das Interesse Antons an dem Bootsunfall sowie an dem einstmals scheinbar gelösten Mordfall. Ab hier nimmt der Thriller so richtig Fahrt auf, es gibt einige wichtige Rückblenden ins Jahr 1991, die die Zusammenhänge von damals mit den beteiligten Personen näher bringen, die auch heute noch in dem verschlafenen Dorf Aremark leben. Der Autor präsentiert hier verschiedene Tatvarianten und Täterprofile, so dass ich mehrmals fest überzeugt war, die frühe Lösung des Falles erkannt zu haben. Pustekuchen. Überraschende Wendungen und neue Ereignisse brachten meine Theorien mehrmals zum Einsturz. Dabei ist alles in sich logisch und nachvollziehbar.

Das Ende hat mich in mehrfacher Weise überrascht. Anton Brekke ist ein guter Ermittler, der auch Grauzonen rechtlichen Dürfens durchaus nutzt, um vorwärts zu kommen.

Und auch wenn er dabei keine Gesetze verletzt, scheint ihm das zukünftig auf die Füsse zu fallen. Magnus Torp hingegen hält sich strikt an die Gesetze und wirkt korrigierend auf Anton ein. Beide Protagonisten sind mir sehr sympathisch. Und auch wer den Mord begangen hat, hat mich völlig kalt erwischt. Klasse. Und schließlich haben wir wohl noch, ohne dass ich den tatsächlichen Ausgang kenne, das Motto Auge um Auge, Zahn um Zahn. Beim letzen Satz fiel mir noch ein - Alpha und Omega. Das Buch beginnt und endet so.

Ich kann dieses Buch absolut empfehlen und gebe 4,5 von 5 ⭐️

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.01.2024

Kaltherz - Erneut gelungener Thriller von Henri Faber

Kaltherz
0

Nach 𝗔𝘂𝘀𝘄𝗲𝗴𝗹𝗼𝘀 hat Henri Faber nun seinen 2.Thriller geschrieben, der beim dtv Verlag erschienen ist. Auch dieser konnte mich wieder überzeugen.

Dieser Thriller hat die Entführung der 5jährigen Marie ...

Nach 𝗔𝘂𝘀𝘄𝗲𝗴𝗹𝗼𝘀 hat Henri Faber nun seinen 2.Thriller geschrieben, der beim dtv Verlag erschienen ist. Auch dieser konnte mich wieder überzeugen.

Dieser Thriller hat die Entführung der 5jährigen Marie als Ausgangspunkt und kommt mit gerade mal mit vier Protagonisten aus, denen jeweils abwechselnd eigene, recht kurze Kapitel gewidmet sind. Die entführte 5jährige Marie, Jakob (der Vater), Clara (die Mutter) und Lansky (die Kommissarin). In jedem Kapitel agieren die Personen aus der Ich-Perspektive. Dadurch ist man direkt im Geschehen und sieht den Entführtenfall aus ganz unterschiedlichen Sichtweisen. Dabei ist es Faber wirklich sehr überzeugend gelungen, die Emotionen und die Gefühlswelt aller Personen eindrucksvoll widerzugeben. Marie, die nicht ganz versteht, was geschehen ist, Jakob, der weiterhin die Firma an erster Stelle sieht, Clara, die nicht überwinden kann, Marie durch ihre Unachtsamkeit verloren zu haben sowie Lansky, die unerbittlich versucht, eine Spur zu Marie zu finden und dabei Grenzen polizeilichen Tuns dabei mehr als einmal überschreitet. Während Marie mir ein wenig zu blass blieb, die Charaktere von Jakob und Clara hingegen ausgewogen erscheinen, hat mir Lansky unheimlich gut gefallen. Sie will mit allen legalen und illegalen Mitteln diesen Entführungsfall lösen. Doch ihre innere, nicht verarbeitete Wut, deren Wurzeln in der Vergangenheit liegen, hindern und stoppen sie mehr als einmal. Mir hat diese Figur der Lansky so gut gefallen, dass ich mir eine eigene Thrillerreihe mit ihr vorstellen könnte. Sie ist stark, taff und doch zerbrechlich.

Auch der staccatoartige Schreibstil mit vielen kurzen Sätzen und Satzteilen hat mir gut gefallen. Man hat das Gefühl, mitten in Action zu sein.

Die nicht vorhersehbare Auflösung, das Setzen falscher Fährten und der Epilog sind aus meiner Sicht überzeugend gelungen. Lediglich der Spannungsbogen hätte ein wenig höher sein können.

Dennoch ein weiterer Thriller von Henri Faber, den ich jedem Thrillerfan uneingeschränkt empfehlen kann.

Ich gebe hier 4,5 von 5 ⭐

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.12.2023

gelungener historischer London-Krimi mit Portion Spiritismus

Die geheime Gesellschaft
0

𝘿𝙞𝙚 𝙂𝙚𝙝𝙚𝙞𝙢𝙚 𝙂𝙚𝙨𝙚𝙡𝙡𝙨𝙘𝙝𝙖𝙛𝙩 - 𝙎𝙖𝙧𝙖𝙝 𝙋𝙚𝙣𝙣𝙚𝙧

Dɪᴇ Gᴇɪsᴛᴇʀ, ᴅɪᴇ ɪᴄʜ ʀɪᴇғ.......

Was für ein toller Roman, der bei HarperCollins am 21.11.2023 erschienen ist.

Es geht um die Aufklärung zweier Morde im historischen ...

𝘿𝙞𝙚 𝙂𝙚𝙝𝙚𝙞𝙢𝙚 𝙂𝙚𝙨𝙚𝙡𝙡𝙨𝙘𝙝𝙖𝙛𝙩 - 𝙎𝙖𝙧𝙖𝙝 𝙋𝙚𝙣𝙣𝙚𝙧

Dɪᴇ Gᴇɪsᴛᴇʀ, ᴅɪᴇ ɪᴄʜ ʀɪᴇғ.......

Was für ein toller Roman, der bei HarperCollins am 21.11.2023 erschienen ist.

Es geht um die Aufklärung zweier Morde im historischen London 1873, in deren Mittelpunkt zwei sehr starke Frauen sowie der Vizepräsident des sehr elitären Herrenclubs Séance Society stehen. Und dazu eine gehörige Portion Spiritismus und Geisterbeschwörung.

Diese Elemente ergeben eine mitreißende Geschichte, die mich in ihren Bann gezogen hat. Vaudeline D'Allaire leitet Séancen, in denen sie Kontakt zu den Geistern von ermordeten Personen aufnimmt, um deren Mörder zu entlarven. Lenna Wickes hat vor kurzen ihre Schwester Evie verloren, auch ermordet. Daher sucht sie Vaudeline auf, um von ihr zu lernen. Dr. Morley, Vizepäsident der Séance Society in London wendet sich ebenfalls an sie, da der Präsident der Society, Dr. Volckman, ebenfalls ermordert wurde. Vaudeline und Lenna starten die Ermittlungen und decken nach und nach dunkle Geheimnisse auf, die ihr Leben gefährden könnten...

Sarah Penner hat mich verzaubert, durch ihren unaufgeregten und doch so einnehmenden Schreibstil habe ich Seite für Seite dieses Romans in kurzer Zeit verschlungen. Die Spannung steigt langsam, aber kontinuierlich an. Ich wollte endlich wissen, wer der oder die Mörder waren und ob und wie dabei Geister behilflich sein sollten. Ich wurde mehrfach überrascht. Dazu beigetragen hatte auch der ungewöhnliche Aufbau des Buchs. Die Kapitel tragen entweder die Überschrift Lenna oder Dr. Morley. Alle Kapitel zeigen auch die aktuelle Timeline an. Die Lenna-Kapitel beschreiben die Ermittlungen und Erkenntnisse von Vaudeline und Lenna aus der Sicht eines allwissenden Dritten, während in den Kapiteln zu Dr. Morley dieser die Geschehnisse aus der Ich-Perpektive erzählt. Und das mit gutem Grund wie ich später erfahren habe.

Die Story ist wirklich überzeugend und hat mir einige sehr interessante Dinge aus dem London von 1873 erzählt, nicht nur Technisches, sondern auch Gebräuche, gesellschaftliche Normen und Verhaltensweisen. Diese stehen im krassen Widerspruch zu Vaudeline und Lenna, zwischen denen beiden sich etwas anzubahnen scheint und die aus den konventionellen Zwängen herauszubrechen versuchen. Beide Frauen sind auf ihre Weise stark und selbstbewußt, so ganz anders wie das seinerzeit vorherrschende Frauenbild es vermittelt.

Insgesamt hat mir dieser Roman sehr gut gefallen und mit 4,5/5 ⭐ kann ich das Buch jedem empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere